HARTWIG FISCHER: Galoppierender Zynismus

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HARTWIG FISCHER: Galoppierender Zynismus
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Auf der Seite des Online-Magazins RATIONALGALERIE habe ich den nachfolgenden vom Herausgeber und Redakteur Ulrich Gellermann am 25. Februar 2013 verfassten Beitrag gefunden und darf ihn hier mit seiner freundlichen Genehmigung vollumfänglich vorstellen:

 




HARTWIG FISCHER

Galoppierender Zynismus: Pferd für Arme


Autor: U. Gellermann


Endlich, nach 25 Jahren lautloser parlamentarischer Arbeit, nimmt man von ihm Notiz. Für die Bildzeitung darf er sogar ein Demo-Video-Essen zelebrieren: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hartwig Fischer isst Pferdefleisch. "Mmmh, lecker", schmatzt er, "die Konsistenz ist sehr gut", stelzt er sich durch die Lasagne, um dann gequält zu bestätigen "Wie beim normalen Essen." So tapfer ist Fischer, der jüngst empfohlen hatte, man solle doch den 1,5 Millionen Menschen in Deutschland, die jetzt schon von der "Deutschen Tafel" mit alten Lebensmitteln versorgt werden, die falsch deklarierten Pferdefleisch-Produkte auf den Teller legen. Unter dem Mantel der Mildtätigkeit lugt die Verachtung hervor: Lass doch die Verlierer das Müllfleisch essen, meint der dicke Mann, solange mein Rehbraten vom Reh ist, bleibt alles in Ordnung.

Hartwig Fischer ist der deutsche Normal-Politiker. Darin liegt all sein Schrecken, die Banalität des Blöden: Aus Verden an der Aller kommt der Mann ursprünglich, den sie aus der Jungen Union haben rauswerfen müssen, als er die Altersgrenze von 35 Jahren erreicht hatte. Und weil er unbedingt populär sein will, ist er Mitglied in den Schützenvereinen von Geismar bei Göttingen, von Holtensen bei Göttingen und von Grone bei Göttingen. Dort sitzt man gern bei Bier und Korn, bis man von der Bank fällt. Bei der "Jägerschaft Göttingen e.V." hat unser aller Hartwig schon 1965 die Jägerprüfung abgelegt, ein Verein, der auf seiner Website verkündet: "Kriminelle Jagdgegner müssen bestraft werden." Richtig so, das Gesocks über Kimme und Korn anvisieren, mal sehen wie schnell die laufen können!

Heia Safari treibt den Abgeordneten auch bei der "Deutschen Afrika Stiftung" um, dort ist der Mann aus Südniedersachsen Präsident und somit Herausgeber der "afrikapost", der ältesten deutschen Zeitschrift, die schon 1888 deutsche Kolonialpolitik propagierte und auch heute sicher weiß: "Mali-Mission der Bundeswehr: Terrorismus nicht dulden!" Da ist sie wieder, die Mission der Deutschen, auch wenn Lettow-Vorbeck mit der deutschen "Schutztruppe" in Afrika letztlich gescheitert ist, die Bundeswehr wird sich im Kampf gegen den Terror schon bewähren und den Afrikanern das bisschen Demokratie beibringen, das dort nötig ist.

"Viele seine Wegbegleiter", lässt Hartwig Fischer über sich selbst auf seiner Website texten, "sind angetan, wenn sie über Fischers unermüdlichen Einsatz, seine Spontaneität, seine ehrliche Art, sich den Menschen zuzuwenden und seine Zuverlässigkeit sprechen." Es ist diese Zuverlässigkeit, die auch von der Firma Carl Zeiss in Göttingen geschätzt wird: Er, Fischer, sei ein aktives Bindeglied zwischen Politik und Wirtschaft, er lege Grundsteine, lässt das Unternehmen über den Lobbyisten verlauten. Ob damit die Zeiss-Zielfernrohre für deutsche Kampfpanzer oder die Zeiss-Sehrohre für deutsche U-Boote als Bindeglieder deutscher Außenpolitik gemeint sind ist ungewiss.

Mag der CDU-Politiker auch noch so grauenhaft der Normalität des deutschen Politikers entsprechen, in einem ragt er eindeutig heraus: Während seine Koalition der Öffentlichkeit immer noch einen ungeschminkten Armutsbericht verweigert, benennt er die öffentliche Schande, dass in einem reichen Land 1,5 Millionen Menschen trotz der Hartz-Vier-Almosen nicht satt werden und auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Auch wenn ihm diese Information, zynisch und geltungssüchtig, eher entglitten ist: Man sollte ihn, in Geismar, Holtensen und Grone, zum Schützenkönig küren. Hat der Präsident des "Deutschen Jagdschutzverbandes" Hartwig Fischer doch fraglos den Vogel dieses Monats abgeschossen.

Waidmanns Dank!

 



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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Biedermann und Menschenfreund: Hartwig Fischer

 

Ein Hinterbänkler rückt sich ins rechte Licht

 

Da hat sich mal wieder einer von ihnen geoutet, jenen Biedermännern mit dem Herz am rechten Fleck, die sich in Undeloh wohlfühlen würden. Es paßt alles zusammen: CDU-Bundestagsabgeordneter, engagiertes Mitglied in verschiedenen Schützen- und Angelvereinen, Oberjäger und Befürworter einer offensiven Bundeswehr. Mit anderen Worten: Ein Kämpfer fürs Soziale und das Nationale. Damit sind sämtliche Einstellungskriterien für eine gewisse Gesinnung mit viel Tradition gegeben. Da schimmert durch, was sich hinter der Normalität des deutschen Alltags für ein enormes Potenzial verbirgt ...


Hartwig Fischer MdB hatte vorgeschlagen, aus den Regalen genommenen falsch ausgezeichnete und mit Pferdefleisch konterminierte Fertigprodukte "nicht voreilig zu vernichten". Er empfahl statt dessen, die Produkte, die nicht gesundheitsgefährdend seien, umzuettikettieren  und Hilfsorganisationen zur Verfügung zu stellen. In die gleiche Kerbe haute Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), der seiner altruistischen Ader freien Lauf ließ und seinem Koalitionskollegen Schützenhilfe gab, indem er meinte: "Über 800 Millionen Menschen weltweit hungern. Und auch in Deutschland gibt es leider Menschen, bei denen es finanziell eng ist, selbst für Lebensmittel. Ich finde, da können wir hier in Deutschland nicht gute Nahrungsmittel einfach wegwerfen. Soweit das Mitglied der Armutsberichtfälscher-Partei FDP. Ein weiterer wackerer Mitstreiter hat sich von der Gutmenschenseite der Evangelischen Kirche zu Wort gemeldet, ein Prälat Bernhard Felmberg, der mitleidsvoll tönte: "Lebensmittel zu vernichten, die ohne Risiko genießbar wären, ist ähnlich schlimm wie Etikettenschwindel."


Was bin ich doch froh, in einem Land wie Deutschland zu leben, in dem sich die Politik und die Kirche derartig aktiv für die Belange der Benachteiligten einsetzt! Statt sich für eine Abschaffung der industriellen Landwirtschaft und eine rigorose Reglementierung der Nahrungsmittelindustrie stark zu machen, empfehlen die opferbereiten Wohltäter lieber eine großzügige Verteilung des von der Profit- und Konsumgesellschaft geschaffenen Mülls an den von ihr hervorgebrachten menschlichen Abfall. Das paßt zusammen wie Topf und Deckel!


Peter A. Weber

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