Der Erfolglose

3 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers Gerd Weghorn
Gerd Weghorn
Offline
Verbunden: 28.01.2013 - 09:52
Der Erfolglose
DruckversionPDF version


Der Erfolglose


Erfolg ist die Droge des “Erfolgsmenschen”, also jener Persönlichkeit, die Erfolg haben MUSS, will sie nicht an ihrem TauschWERT und/oder SelbstWERT persönlich (ver)zweifeln. Erfolg ist auch die Belohnung des “Leistungsfähigen”, also jener Persönlichkeit, die einen wirklichen Erfolg haben WILL und haben KANN, der sich durch wirklich-denken-koennen ideell und/oder materiell persönlich erleben lässt.

Worin besteht beispielsweise der Erfolg eines Bloggers (m/w) ganz allgemein: in der Anzahl der Zugriffe auf seinen BLOG pro Minute/Tag/Woche/Monat/Jahr – und/oder darin, seine Zielgruppe angesprochen/erreicht zu haben (Tauschwert) bzw. überhaupt das veröffentlicht zu haben, was er unbedingt veröffentlicht haben WOLLTE (Selbstwert)?!

Ich habe wenig Zugriffe auf meinen BLOG, dafür aber ein pazifistische Überzeugung und bin deshalb  – trotz Zugriffs-”Erfolglosigkeit” – nicht wenig stolz darauf, in den vergangenen Jahren eine gewichtige Anzahl jener Opportunisten professionell kritisiert zu haben, die sich aus meiner Sicht als Informelle Mitarbeiter des Zionismus und/oder des Bellizismus in Deutschland publizistisch hervorgetan haben, darunter die Mitglieder des SPD-Bundesvorstands , den Bundesinnenminister  sowie die Publizisten Josef Joffe, Kurt Kister  im Verein mit Willi Winkler, Stefan Kornelius, Paul-Anton Krüger, Sonja Zekri, Giovanni di Lorenzo/Helmut Schmidt, Andreas Zielcke, Thomas Steinfeld, Reymer Klüver, Constanze Stelzenmüller, Peter Münch, Daniel Brössler, das Zentrum für Antisemitismusforschung (TUB), Dieter Graumann (ZdJ), Moshe Zuckermann und last but not least das zionistische enfant terrible in Deutschland: Henryk M. Broder

Was mich nun allerdings verwundert – und was man als “Misserfolg” bzw. Erfolglosigkeit  bewerten könnte – das ist die Tatsache, dass keiner (m/w) der von mir hier Kritisierten diese meine Herausforderung angenommen und zumindest den Versuch unternommen hat, meine Kritik an ihm/ihr zu widerlegen, ihr zu widerstehen! Kein einziger, obwohl jeder der Kritisierten den Artikel mit der Bitte um WIDERSPRUCH zugesandt bekommen hat!

Daher also der – selbstredend – herausfordernde, selbstironische Titel dieses Essays: Weghorn – Der Erfolglose!

Kultürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, warum ich auf meine 96 Beiträge in www.kampfkompetenz.de bis heute so gut wie keinen einzigen ernst zu nehmenden, sprich: gewinnbringenden Kommentar zurück erhalten habe, auch und gerade von den unmittelbar Betroffenen, den Kritisierten, nicht!

Ich habe mich gefragt:

  • Liegt das Schweigen der Kritisierten vielleicht daran, dass sie Kritik nicht als das begreifen/empfinden können, was sie zumindest bei mir ist: als ein Geschenk an den Kritisierten? Und an die Leser der Kritik!
  • Liegt es vielleicht daran, dass die Kritisierten Kritik mit Nörgelei gleichsetzen, also als Kränkung empfinden (müssen)?
  • Liegt es vielleicht daran, dass die Kritisierten die Kritik nicht verstehen, oder dass sie generell an Kritik desinteressiert sind?
  • Und / oder liegt es daran, dass die Kritisierten die Kritik nur zu gut verstehen, dass sie deren Wahrheitsgehalt sehr wohl erkennen, dass sie ihn jedoch nicht übernehmen können, ohne ihre Geschäftsinteressen - darunter nicht zuletzt auch ihren Status – zu gefährden: Zurückhaltung aus Existenzangst?!
  • Könnte das Ausschweigen damit zusammenhängen, dass meine Kritik nicht an der Veränderung von kriminellen Denkweisen (und Strukturen), sondern am Besiegen von Zeitgenossen wie Henryk M. Broder oder Willi Winkler interessiert (gewesen) sei?!

Die erste und die letzte Vermutung: sie wären die beiden Hypothesen, die Sie selbst durch das Studium meiner Essays überprüfen könnten, doch ich gehe bis zum Nachweis des Gegenteils davon aus, den Kritisierten und Ihnen, dem Leser, eine Geschenk gemacht zu haben und biete stattdessen diese Erklärung für das Ausschweigen der Innenseiter an:

Die Furcht der Doktrinäre vor dem Tabubruch

Das Ausschweigen der von mir kritisierten Propagandisten der Antisemitismus-Lüge erscheint mir dann plausibel erklärt, wenn man, wie ich es tue, von der Theorie ausgeht, dass – wie jeder andere “….ismus” auch – sowohl Antisemitismus wie auch Zionismus Geschäftsideen sind.

Antisemitismus: die Nazis hatten Geschäftsinteressen gehabt, deren Umsetzung sie dazu veranlasste, die Juden durch Strategien des Vergrämens, des Entrechtens und des Terrors aus ihrem “Großdeutschen Reich” zu vertreiben und ab 1939 die in Europa verbliebenen Juden ihrer spezifischen Doktrin von “Endlösung” zu überantworten.

Antisemitismus-Vorwurf: die Zionisten haben ein Geschäftsinteresse, dessen Realisierung sie dazu veranlasst, die in Ost-Jerusalem und im Westjordanland verbliebenen Palästinenser  durch Strategien des Vergrämens, des Entrechtens und des Terrors von dort zu vertreiben, wobei sie die Kritiker der damit einhergehenden völkerrechtswidrigen Besiedlung von Besatzungsgebiet eben auch mit dem Antisemitismus-Vorwurf delegitimieren:

Beispiel für “Delegitimation” und “Dämonisierung” eines “Israel-Kritikers” auf ZEIT-Online:



Bekanntlich ist der Vergleich von Zionismus und Antisemitismus absolut (!) tabuisiert – und wer ihn dennoch vollzieht, der erhält – weithin sichtbar – massenmedial das Kainsmal des „Antisemiten“ bzw. des Außenseiters auf die Stirn gestempelt. Sollte man denken, doch mit mir, dem einzigen Tabubrecher, der diesen Tabubruch auch begründen kann, passiert nichts dergleichen. Oder vielleicht gerade deswegen!?

Ich denke, was den Profiteuren der Antisemitismus-Lüge auch mir gegenüber als bewährte Alternative erscheint, das ist die – eingangs dokumentierte – Nicht-Beachtung meiner Veröffentlichungen, gemäß der Doktrin, die Herbert Marcuse einstens als Strategie der repressiven Toleranz entdeckt hatte, hier: durch das Ausspielen der Machtkarte derer, die über die massenmedialen Produktions- und Distributionsmittel gebieten können, gegenüber dem Außenseiter! Totschweigen ist effektiver als bekämpfen – das habe ich schon im Oktober 2010 in meiner Kritik am Verschwörungstheorie-Vorwurf gesagt und begründet.

Was daraus für mich folgt?! Weiterhin die eigene publizistische Kampfkompetenz zu professionalisieren und: fortzufahren mit Aufklärungsarbeit!

Wir Utopisten unter den Materialisten haben eben keine andere Wahl als die, uns nicht entmutigen zu lassen, doch es wird die Zeit kommen, da Persönlichkeiten, die wirklich denken und wirklich überzeugen können, echt gebraucht werden. Wir müssen dabei auch nicht die große Zahl an Zugriffen , sondern wir müssen einzig das erfolgsverdiente Glück haben,  diejenigen Machthaber pazifistisch überzeugen zu können, die bis auf den heutigen Tag mit Bellizismus und Antisemitismus-Lüge ihr Geld verdient haben: ihre Tage sind nämlich – spätestens mit dem nächsten Angriffskrieg - gezählt!

Gerd Weghorn, Bonn
 



Quelle:  dieses Essay habe ich erstmals am 1.03.2013 auf meinem Blog "wirklich-denken.können" veröffentlicht > Artikel
 

Bild des Benutzers Wolfgang Blaschka
Wolfgang Blaschka
Offline
Verbunden: 09.11.2010 - 02:16
Kritik kann Zugewinn oder Zumutung sein


Kritik kann Zugewinn oder Zumutung sein, ganz nach Interessenslage des Bedachten  

Ein Geschenk ist Kritik allemal



Lieber erfolgloser kritischer Außenseiter, werter Gerd Weghorn,

Du hast es mit dem Hinweis auf Georg Seeßlens Artikel bereits erkannt: Kritik ist ein Geschenk. Sie ist Spiegel, Echo oder Windhauch, die die Umwelt bereithält, um einen zu versichern, dass man ist. "Cogito ergo sum" ist also nur die halbe Wahrheit. "Videor, auditur, senseor – ergo sum" wäre zumindest näher dran. Die Voraussetzung, durch Umweltreaktion zur Überprüfung des eigenen Standpunkts zu gelangen, ja sich selbst überhaupt reflektiert zu sehen, zu hören, zu fühlen.

Ein Dialog ohne Erwiderung, eine Diskussion ohne Widerspruch ist keine/r. Nicht einmal ein stilles Gebet gäbe dem Betenden Beruhigung, wenn er es nicht als Zwiesprache mit seinem (imaginierten) Adressaten auffassen könnte, und im besten Fall einer wie auch immer vorgestellten "Antwort" teilhaftig würde. Kein inwendiger Gedanke, kein Grübeln, kein Sinnen brächte Erleichterung oder Vergewisserung, würde nicht eine "innere Stimme" antworten, eine Instanz, eine Autorität, vielleicht die verstorbene Tante oder eine verflossene Liebe oder ein geschätzter Kollege, also anerkanntes "Gegenüber". Selbst wenn man es sich selbst zurechtlegt, weil es in einem bereits durchaus vorhanden ist: Eine tiefere Einsicht, ein Trost, oder auch eine Schelte, für die man ein Medium braucht, also den "Inneren Dialog". Jeder "Monolog", jede Erwägung und Abwägung, jeder essayistische Streifzug oder gedankliche Spaziergang ist ein Dialog. Die geläufigsten Selbstvergewisserungen sind: "Was würden die Freunde oder die Nachbarn dazu sagen?" Oder: "N.N. hätte gesagt: ..." oder schlimmerenfalls: "Mein Mann / meine Frau sagt immer: ...". Noch schlimmer: "Der Pfarrer / der Papst sagt: ...". Die Berufung auf eine aus Erfahrung gelernte oder zum Vorurteil zementierte Sichtweise anderer (moralischer, politischer oder philosophischer Instanz) als der eigenen Position lässt uns an dieser reiben und abarbeiten, bis man sich "korrigiert", also "zusammengerichtet" hat. Was tut man nicht alles "für andere", für dies und das, sei es den Weltfrieden oder die Zufriedenheit der Eltern. Immer ist ein Adressat im Spiel, und meistens ein kritischer. Ohne den hätten manche gar keinen Antrieb. Sie nennen es "Verantwortung für jemanden", ich nenne es: Antwort auf sich selbst. Nicht im egoistischen Sinne, sondern als menschliches, d.h. soziales Wesen, das nur in Gemeinschaft gedeiht – sprachlich, künstlerisch, politisch, auch ökonomisch. Man kann weder mit sich selbst "handeln", indem man sich etwas "verkauft" oder "abkauft" noch überhaupt ausschließlich für sich selbst handeln, weil es immer Auswirkungen hat auf die Mitmenschen. Was immer ich von mir gebe, tangiert es andere: Jeder kleine Furz und jede große Weisheit.

Statt egoistischen Altruismus (etwa bei übergriffigem Helfersyndrom) bevorzuge ich den altruistischen Egoismus, aus der Einsicht des Kantschen Kategorischen Imperativs heraus. Nicht was mir guttut, ist automatisch auch für andere gut, sondern was für alle gut ist (oder doch zumindest für die allermeisten), sollte auch mir nicht schaden. Indem ich mich für gesellschaftliche Dinge engagiere, nutze ich auch mir, selbst wenn es kurzfristig sogar Nachteile mit sich brächte, und der Erfolg auf sich warten lässt. Mit mir allein kann ich nicht kommunizieren, und gegen alle anderen auch nicht. Also geht es nur mit und in Gesellschaft. Dazu muss ich mich verständlich machen, auch um irgendetwas überhaupt selbst verstehen zu könnrn. Mit Eigengebrabbel in Gagasprache wäre niemandem gedient, am wenigsten mir selbst. Ich gäbe nur Laute von mir, hätte kaum eine Vorstellung von Begriffen, schon gar nicht von Zusammenhängen. Ich wäre geistig ein Kaspar Hauser, psychisch wohl auch, körperlich dann bald ebenso. Selbst wenn ich mich mimisch und gestisch bemerkbar machen könnte, bliebe das sehr rudimentär.

Noch deutlicher träte der Mangel zutage beim artikuliert gesprochenen Wort, beim geschriebenen Text, bei überhaupt jeglicher Lebensäußerung: Wäre da niemand, der es hören, lesen oder wahrnehmen wollte, wäre man über kurz oder lang in einer autistischen Zurückgeworfenheit auf sich selbst befangen, ohne die geringste Chance mit dem Umfeld zu kommunizieren. Man könnte mit Bäumen sprechen, ebenso wie an Wände hin, wenn sie nicht "antworten", einem nichts "geben", wenn da nichts zurückkommt, und sei es ein Echo oder das Rascheln der Blätter, wäre alle Liebesmüh vergebens, in Kontakt mit sich selbst und der Natur, deren Teil mensch ist, zu kommen. Man hörte sich reden, und hätte nur seine Stimmbänder trainiert. Man hätte getanzt, und niemanden beeindruckt, nicht einmal sich selbst – ohne Spiegel. Nun ist jede Art von Antwort nicht nur ein Feedback, sondern auf verschiedenste Weise auch eine Art von Kritik. An der Reaktion des oder der Anderen bemerke ich erst, was ich gesagt habe, ob ich ihm oder ihnen zu nahe getreten bin oder "recht" habe oder vielleicht daneben liege mit einer Vermutung, einer Unterstellung, einem Ansinnen.

Kritik macht das Unerhörte hörbar, auf dass es endlich erhört werde, macht das Unbesehene sichtbar, auf dass es einsichtig werde, macht das nur vage gefühlte Unbegreifliche greifbar und konkret, auf dass es begriffen werden kann. Selbst nur angedeutet wirkt sie wie ein Korrektiv. Was für die aufrechte Körperhaltung der Gleichgewichtssinn, könnte die Kritik für die Ausgewogenheit des Denkens sein: Die Gedanken ins Lot rücken, um sich mental zu erden, die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen, die überschäumend ausufernde Phantasie kanalisierend nutzbar und ihre Blüten mitteilbar machen im Spiegel des Anderen. Du erzählst einen Witz und merkst an der Reaktion des Gegenübers, dass er nicht für jeden so lustig ist wie für Dich, und Du entdeckst an einer marginalen Begebenheit, von der Du beiläufig berichtest, dass da eine Menge problematisches Potenzial drin steckt, das Du so für Dich nie erahnt hättest. Kommt einem Kritik ausdrücklich und absichtsvoll freundschaftlich, kollegial oder solidarisch entgegen, darf man sich der Wertschätzung des Kritikers erfreuen. Nie würden wir Dingen auf den Grund gehen ohne kritische Nachfragen. Und wenn der Zweifel aus uns selbst kommt, ward er von der eigenen Instanz der Selbstkritikfähigkeit gesät. Als würde man sich inwendig ins Wort gefallen sein: Moment mal, so einfach kann das ja wieder nicht sein. Dabei kann man sich auch skrupulös im Wege gestanden und dreimal um sich selbst gedreht haben. Aber immerhin hat man gedacht, sich oder etwas kritisch hinterfragt. Aha-Erlebnisse gehören zu den schönsten.

Doch geht es Dir natürlich nicht um den Wert der Kritik an sich und im Allgemeinen, sondern um konkrete politische Kritik, die Du ausdrücklich formulierst, weil Du gehört werden willst, da Du sie für notwendig erachtest nicht nur um Deinetwillen, sondern auch fürs "große Ganze". Wenn Du siehst, dass die Welt in einem Irrtum befangen auf einen Abgrund zurennt, wenn Du schreiendes Unrecht beobachtest und empfindest, dann schreist Du laut, und notfalls auch erfolglos wie ein Mahner in der Wüste oder ein "Prophet im eigenen Land". Wenn Du merkst, dass der Fahrer in Sekundenschlaf zu fallen droht, weckst Du ihn oder greifst selbst ins Steuer. So ähnlich magst Du Dich fühlen angesichts der "eisernen Front" großer Teile der Intelligenz und des politischen Establishments, wenn es darum geht, dass mit dem Verweis auf die deutsche Geschichte Maulkörbe verpasst werden an alle, die Israel kritisieren, nur weil die offizielle Politik nicht offensiv umgehen kann und will mit den Nazis in Deutschland und mit der faschistischen Vergangenheit.

Gäbe es tatsächlich einen staatlichen Antifaschismus (der müsste gar nicht "verordnet" werden), dann ginge man wesentlich unbefangener mit dem Vorwurf des "Antisemitismus" um, dann könnte man entspannt sagen: Genau weil wir aus der Geschichte gelernt haben und mit dem Faschismus ehrlich aufgeräumt haben oder dabei sind gründlich aufzuräumen, kritisieren wir Israels Kriegspolitik – als Freunde, die die Wahrheit sagen: Die Verbrechen des deutschen Faschismus dürfen nicht die Bewohner Palästinas ausbaden müssen, die dafür nun wirklich nichts können. So aber kann man nicht die Wahrheit sagen, denn dann setzte man sich berechtigten Vorwürfen aus, wieso der deutsche Staat denn immer noch Nazi-Aufmärsche dulde, perfiderweise unter Verweis auf die Demokratie. Dann doch lieber betroffen schweigen und nicht daran rühren. Kritisieren "wir" nicht Israel, kritisiert Israel nicht Deutschland, so geht das verlogene Schweigekartell seit Adenauers Zeiten. Und jetzt kommen Du und ich und die vielen anderen und immer mehr Menschen mit offenen Augen und Ohren daher und sagen: Wir sprengen dieses verlogene Schweigen zum Unrecht, wir brechen dieses Tabu. Dann entgegnen die falschen Freunde Israels: Welches Tabu? Du unterstellst uns bzw. Israel oder der Judenheit insgesamt, dass wir die Wahrheit unterdrücken? Pfui! Für diese bösartige Unterstellung nennen wir Dich einen Antisemiten, weil es ein Tabu nämlich gar nicht gibt. Wie kommt ihr nur darauf, es gäbe ein Tabu? Darauf können doch wohl nur offene oder verkappte Antisemiten kommen, wie?!

Selbstredend gibt es das Tabu offiziell nicht, aber de facto eben schon. Ganz Grass wurde es zelebriert an der Person des Literaturnobelpreisträgers: Einreiseverbot nach Israel, Aufforderung zur Rückgabe des Nobelpreises und massiver Shitstorm in den Medien. Naturgemäß wird ein Tabubruch bestraft, sonst wäre es tatsächlich kein Tabu, könnte man es ungestraft brechen. Das ist, als wolltest Du annehmen, dass ein "Geheimnisverrat" oder das Überwinden der Omertà straflos hingenommen würde. Man redet "darüber" nicht, allenfalls hinter vorgehaltener Hand. Tabus gelten als so geheim, dass man sie gar nicht so nennen sollte, will man nicht riskieren abgestraft zu werden. Freilich gibt es tatsächlich Antisemiten in Deutschland, und nicht zu knapp. Und nicht nur Nazis. Genau das ist das Problem, über das nicht offen verhandelt, an das nicht gerührt werden soll. Denn das träfe nicht nur den äußersten rechten Rand, sondern die Mitte der Gesellschaft, die konservativen Eliten ebenso wie manche Kirchenvertreter, auch einige Sozialdemokraten, vielleicht sogar einzelne Linke (auf letztere nähme man freilich die wenigste Rücksicht). Es würde die Grundfesten der deutschen Gesellschaft und ihres verdrucksten Umgangs mit dem Faschismus und dessen Gedankengut erschüttern. Es würde das dünne Mäntelchen des bemühten Philosemitismus peinlich lüften.

Wie lächerlich der Vorwurf des "Antisemitismus" als Keule und Totschlagargument ist, lässt sich an der UNO ablesen: Sind denn (fast) alle Staaten und Nationen dieser Welt, deren VertreterInnen Resolutionen verabschiedet haben, welche Israel kategorisch auffordern, die besetzten Gebiete freizugeben und den Palästinensern ihr Recht zuzugestehen, von blankem Antisemitismus zerfressen? Ist berechtigte Kritik an einem völkerrechtlich unhaltbaren Zustand, an Kriegsverbrechen, verkappter Nazismus? Nach dieser Zählweise käme man in der Tat auf die Idee, dass man nur noch Amok laufen könnte, weil "alle" sich verschworen hätten. So etwas nennt die Psychologie: Paranoia. In diesen Zustand gerät, wer sich ausschließlich von Feinden und böswilligen Mächten umgeben wähnt, weil er noch so wohlmeinende Kritik nicht zulassen kann, ohne sich grundlegend korrigieren und umorientieren zu müssen. Je stärker er sich darin verfängt und verstrickt, desto dünner wird seine Haut, desto vehementer werden die Tritte nach unten und das Gestrampel rundum. Und umso größer wird die Anzahl vermeintlicher oder echter Feinde und Bedrohungen.

Grundsätzlich in Frage stellen lässt sich kaum jemand gern, vor allem, wenn er gerade verbissen sein Ziel verfolgt, und er sich kurz vor dem Erreichen dieses Ziels behindert, gebremst, angefeindet, quasi ertappt sieht. Je näher am Ziel desto unangenehmer fühlt sich das an. Umso ungenierter und rücksichtsloser wird zurückgekeilt. Aber es ist beinahe wie ein Naturgesetz: Je höher jemand die Sprossen der Leiter erklimmt, desto sichbarer werden von unten die Schmutzflecken seiner Unterhose, die man unter dem Mantel des Erfolgs hervorlugen sehen kann. Also müssen mögliche Kritiker auf Abstand gehalten werden, mit einer Art Bannstrahl wie zur Errichtung einer Bannmeile, die sie möglichst weit wegkatapultiert, soweit, dass die sich bald ins "Aus" gestellt sehen. Dadurch verstummen sie dann, so die Hoffnung, von selber irgendwann. Man hört sie nur noch von Ferne unartikuliert krakeelen, wenn überhaupt. Und wer sich mit ihnen einlässt, wird ebenfalls vom Spielfeld gedrängt. Die solches nicht erdulden wollen, scharen sich umso näher um das Podest, die Leiter, den Denkmalsockel. Sie bewundern des Kaisers neue Kleider, um nicht selber der Verdammnis anheimzufallen oder um sich im Ruhm des Emporkömmlings zu sonnen. Sie sehen wohl die Blöße, doch ziehen sie es vor das Unrühmliche zu rühmen, solange es ihrer Interessenslage dient und nützt. Das ist das Entscheidende, nicht die Psychologie. Mit psychischer Logik hat die selbstverordnete Betriebsblindheit weit weniger zu tun als mit dem knallharten Kalkül, nicht selbst an den Pranger gestellt zu werden. Loyalitäten entstehen jedoch nicht in erster Linie aus Angst, sondern aus der Hoffnung auf einen Vorteil. Selbst erzwungene Gefolgschaft kann nicht lange durchgehalten werden ohne Aussicht auf Lohn oder Gewinn. Und sei es nur, nicht bei den Verlierern, den Erfolglosen, den Ausgemusterten und "Opfern" zu stehen.

In der Israel-Palästina-Frage geht es um weit mehr als um persönlichen Vorteil. Da geht es nicht um Bauchgrummeln angesichts des Unrechts, um Skrupel beim Betrachten des Elends. Da geht es um Weltpolitik. Um Bündnis-Zugehörigkeit, transatlantische Allianz und die Vormachtstellung des Westens in der Welt. Also praktisch um Alles. Da wird gehobelt und geklotzt, nicht gefeilt und laubgesägt. Für Verzierungen und Einzelheiten ist da kein Platz, für Fehlerdiskussionen oder Qualitätskontrolle schon gar nicht. Da heißt es: Bist du dabei beim Weltbeherrschen, beim Globalisieren, beim Absatzmärkte erobern oder nicht?! Bist du für uns oder gegen uns? Wir sind die Sieger der Geschichte, und du kannst dabei sein, auch wenn du den Krieg verloren hast. Willst du unser Freund sein oder unser Feind? Da hebt natürlich jeder "pflicht"-bewusste Sozialdemokrat die Hand zur Mandatserteilung für einen Bundeswehr-Auslandseinsatz, weil ein "vaterlandsloser Geselle" will er niemals wieder sein, und das aus tiefstem Herzen, ebenso wie ein Jude "nie wieder Opfer" sein will. Überhaupt will Deutschland nie wieder faschistisch sein, Kriege (wenn möglich) vermeiden und dafür lieber Rüstungsgüter exportieren, dabei als Friedensmacht anerkannt werden und seine Schulden zurückbezahlt bekommen von Griechenland, ist ja wohl klar. Alles im Brustton der Überzeugung, weil es das "nationale Interesse" gebieten würde. Es ist in Wirklichkeit nicht "Deutschland, das auch am Hindukusch verteidigt wird" (falls man die Oder-Neiße-Grenze zu Polen tatsächlich als Ostgrenze anerkennt oder in Erdkunde aufgepasst hat, wie dieser kriegstreiberische Peter Struck von der SPD anscheinend nicht), sondern das Geschäftsinteresse der deutschen Industrie und ihrer Banken und Konzerne, aber das bestimmt nun mal das Regierungshandeln der "Deutschland AG". Da müssen ein paar Augen zugedrückt werden. Da darf man nicht auf jeden Einwand hören. Da muss man seinem Bauchgefühl folgen, das zu den Fleischtöpfen drängt.

In dieser (Welt-)Lage kommen jetzt wir und wollen gehört werden. Wieso wunderst Du Dich noch, dass das (momentan jedenfalls) offiziellerseits nicht gehört werden will? Würde es das in relevanter Weise, müsste Deutschland erstens mit der bedingungslosen "Nibelungentreue" zu den USA brechen, zweitens aus der NATO aussteigen, drittens von der israelischen Kriegs- und Besatzungspolitik abrücken, viertens die Marine vor der Libanon-Küste zurückbeordern, die Bundeswehr aus Afghanistan (und wo immer sie noch steht) abziehen und letzlich mangels "Feinden" abschaffen (angesichts der selbst von den Bundesregierungen immer wieder festgestellten Tatsache, dass D-Land nur noch "von Freunden umgeben" ist), fünftens offensiv gegen die Nazis im Landesinneren vorgehen statt sie unter Staatsschutz zu stellen, sechstens die Spardiktatspolitik gegenüber Europa aufgeben, siebtens ..., ach es wäre uferlos. Was meinst Du, welche gesellschaftliche Gegenmacht vonnöten wäre, um diese Forderungen zumindest in die ernsthafte Erwägung einer öffentlichen Debatte zu ziehen, geschweige sie auch nur ansatzweise zu erfüllen?! Du siehst an der Energiewende, dass da erst ein Tsunami über Fukushima kommen musste, bevor umgedacht werden konnte, weil musste. Oder ein Wahlkampf ins Haus stehen muss, um die massiven Vorbehalte gegen gleichgeschlechtliche Ehen aufzuweichen; bei der Christopher Street Union (CSU) dauert es selbst dann noch, bis das Bundesverfassungsgericht sie zwingt oder ein Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren. Das alles geht. Aber ein Paradigmenwechsel in der Außenpolitik?! Dem traditionsverhaftetsten Politikfeld überhaupt! Wo denken wir hin! Da mussten in Deutschland mindestens desatröse militärische Niederlagen eintreten, bis so etwas geschehen konnte, und die sind derzeit nicht in Sicht. Soll doch die Bunkermentalität bezüglich Aufrüstungs- und Kriegspolitik gerade das verhindern. Ein Irrwitz, absehbar, aber nicht unmittelbar bevorstehend. Also Augen zu und durch! Denken sich die Herrschenden und ihre Sachwalter, soweit sie überhaupt noch denken. Sie re(a)gieren eher reflexhaft.

Wir werden also noch geraume Zeit bestenfalls das Salz in der Suppe sein. Auch wenn wir mehr werden und immer mehr, die sich nicht mehr verarschen lassen wollen, dann werden sie auch diese immer salzigere Suppe löffeln, solange da noch irgendwas Nahrhaftes draus zu fischen ist. Und selbst wenn wir ihnen ihr Süppchen gänzlich versalzen haben, sie werden sie weiterschlürfen. Sie haben unbändigen Durst und Hunger. Sie würden sogar Meerwasser saufen ohne zu merken, dass das ihren Tod durch Verdursten bedeutet. Bisher jedenfalls haben sie noch nicht einmal die Tränenströme palästinensischer Kinder, kurdischer Männer oder afghanischer Frauen innehalten lassen in ihrer besoffenen Gier: Sie "bekämpfen" sinkende Massenkaufkraft mit knallhartem Sparen und Lohnverzicht-Appellen. Sie kompensieren sinkende Löhne mit mehr Hartz IV. Sie geben verspekulierten Banken immer wieder "frisches Geld", um es erneut zu versenken. Sie stopfen Milliardenlöcher und Haushaltsdefizite mit weiteren Rettungsmilliarden, als ob nicht noch mehr Verschuldung direkt in den Ruin führen würde. Sie begegnen dem wachsenden Ölbedarf ihrer Wirtschaft mit unbedarft anmutenden Lösungsansätzen wie Fracking, was ganze Landschaften absacken und Häuser versinken ließe, wie es in ehemaligen Bergbaugebieten immer wieder zu studieren ist. Sie vergiften das Grundwasser und privatisieren die öffentliche Wasserversorgung. Sie treiben den Teufel mit dem Beelzebub aus, sie sind wie Süchtige, getrieben vom Zwang zur Profitmaximierung bis hin zur absoluten Monopolisierung. Und wenn wir sie nicht daran hindern, würden sie dafür auch ein nukleares Inferno in Kauf nehmen. Sie sind Vabanque-Spieler, denen man die Chips wegnehmen muss und den Kredit sperren, die Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen wie auch ihren privatisierten Reichtum entwinden, die relevanten Produktionsmittel und die öffentliche Daseinsvorsorge entreißen und ihren unmittelbaren Zugriff auf die Staatskasse verwehren. Kurzum, ihnen die Macht entziehen. Ansonsten würden sie die gesamte Menschheit mit sich in den Untergang, in die Pleite, in die Barbarei reißen. Ein ziemlich anspruchsvolles Programm also, und sehr umfassend. Mit Kritik allein ist es da nicht getan, zumal es nicht um Überzeugungsarbeit bei denen gehen kann, die all dies verursachen, weil es in ihrem Interesse liegt, sowohl politisch wie auch ganz privat, da sie nur davon profitieren: Von der Verarmung, Verelendung, Verdummung und Verrohung der "unteren" 90 Prozent.

Umso wichtiger ist, dass die, also wir alle, die wir uns dem entgegen stellen, unsere Argumente schärfen, unsere Analysen mit der Realität im Einklang halten, unsere Kritik zutreffend zuspitzen, und nicht moralisieren, lamentieren oder einfach nur die Welt interpretieren, ohne sie verändern zu wollen. Verändert wird sie durch Einsichten und Erkenntnisse, die um sich greifen ebenso wie durch reale Kämpfe und Kampagnen, die etwas in Bewegung setzen. Dazu ist es notwendig, dass die Kritik zutreffend und die Argumente schlagend, weil einleuchtend sind. Das sind sie, solange sie die Wirklichkeit richtig widerspiegeln. Und da bin ich auch schon bei dem Geschenk an Dich, von dem ich eingangs gesprochen habe, meiner konstruktiven Kritik an zumindest einem Aspekt Deiner Kritik an der falschen, aber immer wieder vorsätzlichen Vermengung von Israel und seinen jüdischen Bewohnern, der absichtsvollen und unzulässigen Gleichsetzung von Zionismus und Judentum. Gerade dieser Teil Deiner Kritik, der Parallelen zieht, die so nicht existieren, klebt mir zu sehr an den Phänomenen, was nicht am Wesen der Sache kratzt, und daher meinem Empfinden nach fehl geht.

Du schreibst über (politische) Geschäftsinteressen und vergleichst dabei Birnen mit Äpfeln, nur weil diese gleichermaßen Obst sind, einen Stengel haben, vielleicht sogar ähnliche Vitamine enthalten. Du blickst auf die Schale und verkennst dabei, dass ihr Fruchtfleisch gänzlich unterschiedliche Konsistenz und diversen Geschmack hat und dass ihre Kerne eben unterschiedliche Früchte säen würden, fielen sie auf fruchtbaren Boden. Du sagst:


"Antisemitismus: Die Nazis hatten Geschäftsinteressen gehabt, deren Umsetzung sie dazu veranlasste, die Juden durch Strategien des Vergrämens, des Entrechtens und des Terrors aus ihrem “Großdeutschen Reich” zu vertreiben und ab 1939 die in Europa verbliebenen Juden ihrer spezifischen Doktrin von “Endlösung” zu überantworten."


und stellst dem regelrecht spiegelbildlich gegenüber:


"Antisemitismus-Vorwurf: Die Zionisten haben ein Geschäftsinteresse, dessen Realisierung sie dazu veranlasst, die in Ost-Jerusalem und im Westjordanland verbliebenen Palästinenser durch Strategien des Vergrämens, des Entrechtens und des Terrors von dort zu vertreiben, wobei sie die Kritiker der damit einhergehenden völkerrechtswidrigen Besiedlung von Besatzungsgebiet eben auch mit dem Antisemitismus-Vorwurf delegitimieren."


Dabei fällt zunächst auf, dass Du die Vertreibung der Palästinenser in eins setzt mit dem Versuch der Legitimierung dieser schändlichen Politik wie auch der Abwehrstrategie gegen Kritik daran. Dann müsstest Du auch den Antisemitismus und seine Verbrechen mit dessen Rechtfertigungs- und Leugnungsversuchen vermengen (im ersten Absatz). Das bringt aber nichts, denn die Shoa war weder zu rechtfertigen noch zu leugnen. Man hat sich da auch gar nicht viel Mühe gegeben im Gegensatz zu manchen Neonazis heute. Man hat sie im stillschweigenden Einverständnis mit einem Großteil der deutschen Bevölkerung einfach vollzogen, still und geheim in abgesonderten Vernichtungslagern, möglichst weit weg im Osten, auf dass die "Volksgenossen" das geflügelte Wort zu ihrer Entlastung vor sich her tragen konnten, sie hätten "nichts gewusst". Eine offensive öffentliche Propagierung oder Verteidigung des Holocaust durch die NS-Diktatur ist nicht bekannt, so etwas ist nur in "Geheimreden" verbürgt, und in Ansprachen vor eingeschworenen SS-Kreisen. Du willst etwas gegenüberstellen, was nicht auf einer Ebene vergleichbar ist. Aber auch in der Beschränkung auf die Parallele "Zionismus" – "Antisemitismus" wäre der Verquickungsversuch mehr als schräg und unlauter, wollte doch der Zionismus Ausweg und Rettung vor dem Antisemitismus weisen, lange vor der Nazizeit.

Deine gewählten Begriffspaare hinken so hilflos wie "Zionismus" und "Kritik am Zionismus" oder "Kommunismus" und "Antikommunismus". In Jedem gibt es Elemente, die im Gegenpart auch gefunden werden könnten, und dennoch macht es wenig Sinn, sie wie Zwillinge vorzustellen, auch wenn es das jeweils Zweite ohne das Erstere gar nicht gäbe. Damit tust Du weder der Kritik am Antisemitismus noch der Kritik am Vorwurf des Antisemitismus etwas Sinnvolles an. Du siehst Dich zwar als "einzigen Tabubrecher, der diesen Tabubruch auch begründen kann" kannst aber eigentlich nichts wirklich enttabuisieren. Du knackst keine Nüsse, sondern legst sie nebeneinander und schreibst ihnen Parallelen zu, weil es beides harte Nüsse sind. Die eine ist aber eine "schwarz-braune Haselnuss", die andere eine Walnuss, deren Innenleben wie ein Gehirn eingebettet liegt. Weil man mit beiden handeln kann, beschreibst Du sie als Handelsware fürs Geschäft. Du könntest sie aber auch als Sportgerät beschreiben, denn mit beiden könntest Du Weitwurfübungen veranstalten. Oder als Schmuck, weil man sie beide zum Adventsgesteck verarbeiten kann. In beiden Fällen bleiben sie aber in Deiner Präsentation nichts anderes als harte Nüsse und letztlich ungeknackte Rätsel. Das liegt daran, dass Du ihren Inhalt nicht sezierst, sondern sie nur sehr oberflächlich, und daher auch unzureichend beschreibst – ausschließlich von ihrer Nützlichkeit her, nicht nach ihrem nüsslichen Wesenskern.

Verzeih' die Polemik, aber hättest Du den letzten Halbsatz der zweiten "Nuss" sinnentsprechend bei der ersten angefügt, dann hätte er heißen müssen: "... wobei sie die Kritiker der Judenvernichtungspolitik eben auch mit deren Philosemitismus delegitimier(t)en." Das taten die Nazis freilich nicht. Sie leugneten einfach, dass es in Deutschland antisemitische Ausschreitungen gegeben hätte oder gäbe, und wenn, dann höchstens vereinzelt oder als spontane Volksaufwallung und ohne Zutun der Regierung. So wie bei der Reichspogromnacht und noch mehr so wie sie es bei der Olympiade 1936 versucht haben, ein Klima der "Weltoffenheit" vorzugaukeln. Eiligst wurden in Berlin die Schilder an den Parkbänken vorübergehend abgeschraubt, auf denen zu lesen gewesen wäre: "Nicht für Juden". Schon daran siehst Du, dass die beiden Phänomene nicht miteinander vergleichbar sind, weder von der Dimension noch in der Intension, und schon überhaupt nicht bezüglich der Auswirkungen. Zumal das eine (die historische Folge) den Umgang mit dem anderen umschreibt, und die Landnahme Palästinas keinesfalls vice versa kausal austauschbar mit dem Antisemitismus in seiner blutigen Konsequenz, dem NS-Terror gedacht werden kann, schon zeitlich nicht.

Abgesehen davon, dass die Entrechtung und "Vergrämung" und der Straßenterror bereits 1933, lange vor dem Anschluss Österreichs und der Angliederung tschechoslowakischen Staatsgebietes zum "Großdeutschen Reich" angefangen und Ende 1938 einen "flammenden" Höhepunkt erreicht hatte, die mörderische "Endlösung" allerdings "erst" Anfang 1941 zur Doktrin spezifiziert wurde, kann der Vergleich inhaltlich keinen Bestand haben, so ähnlich sich einzelne Phänomene auf den ersten Blick ausnehmen könnten, etwa die Ghettoisierung, die Entrechtung, die Zwangsenteignung, die Diskriminierung. Bei den Nazis ging es aber nicht in erster Linie um Vertreibung (in irgendein Exil), sondern um Internierung, Deportation und letzlich um Ermordung. Ich habe diesen sehr gravierenden Unterschied versucht in meinem Artikel "Zionismus ist nicht völkisch rassistisch, sondern kolonialistisch rassistisch" herauszuarbeiten. Ein zweiter gewichtiger Unterschied der beiden "Geschäftsmodelle" liegt darin, dass Antisemitismus gar keiner Nazis bedurfte. Den gab es auch im Mittelalter schon. Er schlug der jüdischen Bevölkerung entgegen, ohne dass sie dafür oder dagegen etwas konnte. Es war eine Stigmatisierung, die von außen kam, wenngleich oft tatsächlich aus Geschäftsinteressen heraus, um die Schulden bei jüdischen Geldverleihern einfach zu tilgen durch brutale Außer-Landes-Treibung mittels Pogromen und kommunaler Aneignung ihrer Wohnquartiere, zuweilen zur Bauplatzgewinnung für (protestantische) Kirchen. Der Antisemitismus-Vorwurf dagegen soll gezielt diejenigen diffamieren, die Kritik am Zionismus, am Staat Israel oder an der Besatzungspolitik wagen. Er braucht zu seiner Wirksamwerdung das Objekt eines subjektiven "Täters". Der Antisemitismus braucht das objektive "Opfer", egal, wie es sich verhält. Genau genommen braucht es nicht einmal das Individuum, es reicht das abstrakte Kollektiv, ein zusammen gedichtetes "Weltjudentum", wahlweise finanzkapitalistisches in den USA oder bolschewistisches in der Sowjetunion. Der einzelne als solcher definierte und identifizierte Jude dient lediglich als verzerrbares Abziehbild oder bosartig illustrierende Karikatur des großen Feindbildes, das alle Charaktereigenschaften zugeschrieben bekommt, die dem NS-Tugendideal diametral entgegenstehen.

Anders als der Antisemitismus, der die Juden unentrinnbar in ihrer Gesamtheit traf, belegt der Vorwurf des Antisemitismus nicht pauschal das gesamte "deutsche Volk" oder die Gesamtheit der europäischen Nationen (die ihn jahrhundertelang mehr oder weniger brutal praktiziert oder zumindest geduldet hatten) mit dem Bann, sondern jongliert mit individueller Drohung. Er kokettiert nur mit dem Generalvorwurf an alle, die er so für seine Ziele einspannen kann. Auch das ist ein signifikanter Unterschied, ob du tun und lassen kannst, was du willst, du bist und bleibst ein stigmatisierter Jude und bist automatisch "Staatsfeind" (nicht einmal dein Assimiliertsein schützt dich davor), oder ob du dem Verdikt entgehen kannst durch "Wohlverhalten", also Zurückhaltung mit Kritik oder gar aktiver Parteinahme gegen Kritiker. Der Antisemitismus-Vorwurf und der – um diesem zu entgehen, demonstrativ vor sich her getragene – Philosemitismus sind Überzeugungs- oder Meinungswaffen, der Antisemitismus dagegen ein tödliches Etikett. Da schützte kein WK-I-Verdienstkreuz und kein aktives Bekenntnis zum Deutschen Reich, kein Abschwören und keine Ablasszahlung. Das "Geschäft" war von vornherein einseitig diktiert: "Arisierung", Ausreise-"Abgabe", oftmals zynische Kostenberechnung für Unterbringung, Transport und Ermordung im Konzentrationslager an Hinterbliebene. Dagegen ist der Vorwurf ein Antisemit zu sein geradezu "verhandelbar". Das eine war kein Geschäft, sondern ein Diktat, das andere ist ein fauler Kuhhandel um den Grad an Rufschädigung, Verleumdung oder Beleidigung, dem der oder die Betroffene entgehen kann, indem er oder sie einfach schweigt. Schweigende Juden hat zur NS-Zeit nichts gerettet, zumal sie eh schon weitgehend ausgeschlossen waren vom öffentlichen Leben.

Dennoch, das mit dem Geschäft ist nicht von der Hand zu weisen. Das größte Geschäft mit dem Antisemitismus war neben den Zwangsverkäufen, zu denen Juden massenhaft genötigt wurden, dadurch zu generieren, dass es einer ganzen Generation massenhaft Stellen freimachte und Aufstiegschancen eröffnete, sie damit unmittelbar an das Hitlerregime band und korrumpierte. Das war besonders attraktiv für bekennende Antisemiten, je skrupelloser und denunziatorischer, desto besser fürs eigene Fortkommen. Mit dem Schwingen der "Antisemitismus-Keule" gegen missliebige Kritiker heute kann man zwar auch Terrain gewinnen und unliebsame Konkurrenz aus dem Feld schlagen (gerade im wissenschaftlichen Bereich), aber es gelingt nicht, jemanden des Landes oder in ein Lager verweisen zu lassen und sich in dessen Häuschen zu setzen.

Auch die Siedler in den von Israel besetzten Gebieten profitieren in gewisser Weise davon, dass andernorts die Kritik an ihrem Treiben "niedergeknüppelt" wird, indem sie in den besetzten Gebieten günstige Wohnungen und Sozalleistungen erhalten, die es im israelischen Kernland längst nicht mehr gibt, aber sie sind und bleiben letztlich arme Schweine, zivile Frontsäue sozusagen in feindlicher Umgebung und in ständiger Bange, eines Tages ihre Vorposten wieder räumen zu müssen (wie im Gazastreifen). Der deutsche Antisemit der Nazizeit indes fühlte sich kommod und heimisch, bevor er dann selbst in den Krieg geschickt wurde, um den Sonderkommandos den Weg zu bahnen für die Shoa. Wie wir es drehen und wenden, es wird nicht das qualitativ selbe daraus, auch wenn es oberflächlich betrachtet punktuelle Ähnlichkeiten zu geben scheint. Selbst die "Übereinstimmungen" sind bei näherem Hinsehen nicht identisch, also auch nicht gleichzusetzen.

Hüten wir uns vor falschen oder hinkenden Vergleichen, nicht "nur" wegen ihrer Angreifbarkeit, sondern wegen der sinnlosen, wenn unzutreffenden Kritik. Sie geht ins Leere und verpufft unwirksam. Denn eines ist gewiss: Kritik ist nicht Unterstellung, Vermutung, Vorurteil. Kritik ist auch nicht ausschließlich Meinung und Bewertung. Kritik ist zunächst einmal Widerspiegelung der Wirklichkeit, mit der sowohl die Rezipienten als auch die Kritisierten selbst etwas anfangen können, weil sie ihre Berechtigung erschließen können. Eine Konzertkritik, die nichts vom musikalischen Geschehen erahnen lässt, sondern nur "Noten" verteilt, ist für Leser, die sie nicht aus eigenem Erleben überprüfen können, ziemlich wertlos, und für die Musiker leicht wegzuwischen. Also werden sie sie auch nicht an sich heran-, sondern locker "abtropfen" lassen. Dabei werden Kritiken ja nicht zuvörderst für die darbietenden Künstler geschrieben, sondern fürs Publikum, das sich ein Bild davon machen können soll, ob es dieses oder jenes Stück sehen will oder eher nicht. Rezipienten-Information steht dabei im Vordergrund. Wenn ich einen Film nicht kenne, möchte ich ihn wenigstens in der Kritik ansatzweise aufschimmern sehen, sonst interessiert mich das bewertende Geschreibsel nicht.

Bei der politischen Kritik ist es ähnlich. Auch wenn sie sich an den Protagonisten und Akteuren abarbeitet, meint sie doch eigentlich die Betroffenen jener Entscheidungen, Pannen und Fehlleistungen, die die kritisierten Verhältnisse oder Personen(gruppen) ihnen zumuten. Das System, sein Zustand und seine Auswirkungen lassen sich trefflich kritisieren; indes die Menschen gilt es aufzuklären, nicht "das System" oder seine Nutznießer. Die wissen um die Mechanismen ihrer Macht sehr wohl bestens Bescheid, sie üben sie ja bewusst aus. Die lassen sich auch nicht überzeugen durch noch so beißende Polemik, ätzenden Sarkasmus, bittere Ironie oder nüchterne Tatsachenfeststellungen. Es geht ihnen quasi am Portefeuille vorbei. Anders in diesem Fall: Ich wollte Dir tatsächlich meine Kritik schenken in der Hoffnung, dass Du ihr Einleuchtendes entnehmen kannst. Dazu musste ich Dir auch etwas einschenken. Ich wünschte, dass es nicht zu bitter geschmeckt hat. Noch etwas fände ich wichtig: Agiere nicht unorganisiert, punktuell und individuell! Allein machen sie Dich ein, oder beachten Dich gar nicht erst. Lass Dich nicht unterkriegen, trotz oder gerade wegen alledem! Du bist gar nicht so einsam wie Du Dich manchmal fühlen magst. Um erfolgreicher zu werden, scheint Dein selbstkritischer Ansatz vielversprechend zu sein: "Weiterhin die eigene publizistische Kampfkompetenz zu professionalisieren und: fortzufahren mit Aufklärungsarbeit!" Was anders bleibt uns gar nicht, wenn wir uns nicht auf das Schlammschlacht-Niveau der meisten unkritischen Israel-Fans begeben wollen.

Wolfgang Blaschka, München

 

Bild des Benutzers Gerd Weghorn
Gerd Weghorn
Offline
Verbunden: 28.01.2013 - 09:52
Weg mit dem psychologistischen Antisemitismus-Begriff


Weg mit dem psychologistischen Antisemitismus-Begriff


Lieber Wolfgang Blaschka,

ich danke Dir für Dein Geschenk, von dem Du schreibst: „Ich wollte Dir tatsächlich meine Kritik schenken in der Hoffnung, dass Du ihr Einleuchtendes entnehmen kannst. Dazu musste ich Dir auch etwas einschenken. Ich wünschte, dass es nicht zu bitter geschmeckt hat.“

Das gleiche wünsche ich mir von Dir, wobei ich mich doch etwas kürzer fassen werde und Dich sowie meine anderen Kritiker bitte, die Thesen auf dem Hintergrund jener verlinkten Artikel zu kritisieren, in denen ich ihre Ableitungen vollzogen habe.

Deine Hauptempfehlung an mich lautet: „Hüten wir uns vor falschen und hinkenden Vergleichen“, und dann wirst Du nicht müde, mit einer Unzahl von – in der Tat auch vielen hinkenden – Vergleichen  meine These anzugreifen, die lautet:

 

Wer heute noch vom Antisemitismus spricht,

der muss auch heute vom Semitismus sprechen,

ist doch der Semitismus in Gestalt des Zionismus die Blaupause des nationalsozialistischen Antisemitismus gewesen!

 

Mehr an Tabubruch bringe ich nicht vor, aber ich denke, ich hätte mir damit – im Vergleich zum Journalisten Jakob Augstein und Herrn Ahmadinedschad - wirklich den ersten Platz auf Herrn Coopers Antisemitenliste verdient – doch vielleicht schaffe ich das ja in 2014?!

Stattdessen ignoriert man mich, und das hat zu meinem Aufschrei in „Der Erfolglose“ geführt, ein Titel, der selbstredend nicht ernst gemeint gewesen ist.

Was Du über Erfolgskriterien schreibst (Resonanz, Anerkennung, Rückmeldung usw.) ist zwar schön und wird auch von mir als Erfolgskriterium anerkannt, doch es ist für mich akzidentiell. Im Unterschied zu den von mir erwähnten Erfolgsmenschen bin ich eine „innengeleitete“ Persönlichkeit (D. Riesmann), die ein Lehrbuch zum Thema „Professionalisierung meiner Beziehungs-, Führungs- und Kampfkompetenz veröffentlicht hat, das auf dem wirklich-denken-koennen beruht.

Dass mir von denjenigen, die ich als Bellizisten bzw. als Rassisten geoutet habe, kein einziger– und auch kein Linker wie Moshe Zuckermann! - widersprochen hat, obwohl ich eine absolut verbotene (!) und deshalb auch brutal bekämpfte Antisemitismus-Theorie entfaltet habe, das ist nicht etwa darauf zurückzuführen, das ich unverständlich dahergeplappert hätte, sondern genau auf meine Fähigkeit des wirklich-denken-Könnens!

Hier eine weitere Kostprobe davon:

Wolfgang: Du sprichst neun Seiten lang über Antisemitismus, ohne Deinen Antisemitismus-Begriff zu definieren: das ist zumindest typisch für all jene, denen an der gibkost – nach Lenin: der „universellen Wendigkeit“ – bzw. Rabulistik im Gebrauch dieses Begriffs gelegen ist. Das habe ich in allen meinen Beiträgen natürlich als unwissenschaftlich und gleichzeitig symptomatisch kritisieren müssen. Und das bedeutet für mich normaler Weise schon das Ende der Debatte.

Du kritisierst an meinem Antizionismus meine angeblich „vorsätzlichen Vermengung von Israel und seinen jüdischen Bewohnern, der absichtsvollen und unzulässigen Gleichsetzung von Zionismus und Judentum.“ Wie kommst du darauf? Ich erwähne in keinem meiner Essays den Bewohner Israels. Jenes Individuum also, das sein „Jüdischsein wie eine Fahne vor sich hertragen“ muss (Henryk M. Broder), ist mir so was von egal, wie es auch Dir in dieser gesellschaftswissenschaftlichen Debatte egal sein dürfte / müsste!? Nicht hingegen den Zionisten und Antideutschen, die den Antisemitismus-Vorwurf deshalb psychologistisch missbrauchen, weil sie ihn einzig zur Entwertung von Individuen verwenden wollen; Ahmadinedschad ist so ein Mensch oder Jakob Augstein oder Günter Grass – aber leider noch nicht der Weghorn Gerd….!

Meine Definition von Zionismus als der säkularisierten Variante des 2500 Jahre alten Judentums sowie von seiner Kopie namens Antisemitismus als der Staatsdoktrin der Nationalsozialisten zum Zwecke des völkischen und imperialistischen nation buildings, genauer: der Herstellung des ns Deutschtums zum Zwecke der Schaffung und Beherrschung (!) eines Groß-Deutschlands und eines deutsch dominierten Europas - sie ist aus der Wirklichkeit abgeleitet, und ich würde mich sehr freuen, wenn Du - oder ein Dritter - endlich das machtest, wovor sich alle anderen Kritisierten gedrückt haben: meine Theorie zu widerlegen.

Meine Prognose: auch Du wirst es nicht schaffen, weil auch Du vermutlich eine psychologistische „AS-Theorie“ verwendest, die ich als zionistisch / antisemitisch, sprich: rassistisch zerschlagen habe. Oder was wolltest Du uns mit diesem Satz anderes aussagen: „Der einzelne als solcher definierte und identifizierte Jude dient lediglich als verzerrbares Abziehbild oder bosartig illustrierende Karikatur des großen Feindbildes, das alle Charaktereigenschaften zugeschrieben bekommt, die dem NS-Tugendideal diametral entgegenstehen.“

Natürlich sind Charaktereigenschaften kein Resultat von Rasse, doch schließt diese Wahrheit nicht aus, dass es Rassisten gibt, die man genau daran erkennt, dass sie das behaupten; lies dazu auch die Aussage von Israel M. Lau. Du meinst: „Schon daran siehst Du, dass die beiden Phänomene nicht miteinander vergleichbar sind“, doch ich vergleiche keine Phänomene, sondern Strukturen und Funktionen von zwei explizit völkisch-chauvinistischen Herrschaftssystemen.

Wessen Du Dich hingegen bedienst, das ist genau jene idealistische Phänomenologie, an der sich auch und gerade die zionistischen Antideutschen (Artikel bei Die Presse.com) zuvörderst mit der verzweifelten Umklammerung von Horkheimer / Adornos Dialektik der Aufklärung (1942) über Wasser zu halten versuchen – ich habe ihnen in der Universität Bonn letzte Woche noch die Leviten lesen wollen, wurde aber daran gehindert, was ein Nachspiel haben wird, worüber ich im Mai auf www.kampfkompetenz.de berichten werde – will sagen: das genau ist der Antisemitismus-„Begriff“, der jeden seiner Benutzer in die Antisemitismus-Falle der Zionisten tappen lässt.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Du Dir Deinen Antisemitismus- und Deinen Zionismusbegriff, die ich ja nur zwischen den Zeilen herauslesen kann, unbedingt erhalten willst, wenn Du schreibst: „Ein zweiter gewichtiger Unterschied der beiden "Geschäftsmodelle" liegt darin, dass Antisemitismus gar keiner Nazis bedurfte. Den gab es auch im Mittelalter schon.“

Das ist richtig und falsch zugleich: richtig ist diese Aussage, wenn Du – wie ich – den religiös verbrämten Judenhass als Ventil für die Kollateralschäden, die aus den Strukturen und Funktionen entstanden sind, die der Jude Lion Feuchtwanger in „Jud Süß“ brillant beschrieben hat, wenn Du also die „Identität“ des Juden - im selbstverstandenen Sinne eines von seiner Umgebung radikal abgesonderten Völkchens - nicht religiös, sondern politisch-ökonomisch definierst, als quasi „internationales“ Netzwerk von politisch-ökonomischen Verbindungen, die nicht nur sprachlich, sondern die „völkisch“ fundiert waren und falsch wäre  Deine Aussage, wenn Du nicht den qualitativen Unterschied zwischen dem Antisemitismus des Richard Wagners und dem Antisemitismus des Heinrich Himmlers erkenntest.

Wenn du anmerkst, dass ein Vergleich zwischen beiden ….ismen schon deshalb nicht zulässig sei, „wollte doch der Zionismus Ausweg und Rettung vor dem Antisemitismus weisen, lange vor der Nazizeit“, dann stimmte das nicht, sondern untermauerte vielmehr meine AS-Theorie, derzufolge der Zionismus von den Nazis als Vorbild genommen worden war: Rassereinheit als Basis von nation building.

Konkret: für den klitzekleinen, äußerst überschaubaren (siehe Artikel bei SPIEGELONLINE) Kreis von Nazis (ich spreche hier - im Unterschied zu Dir und den Antideutschen - nicht von den Deutschen!), die sich die „Endlösung der Judenfrage“ zum Lebenswerk gemacht und zu diesem behufe einen Weltanschauungskrieg entfesselt hatten, stand das Judentum mit seinem (unterstellten) Anspruch auf Weltherrschaft dem Weltherrschaftsanspruch dieser Clique entgegen; doch auch das war noch nicht das Hauptmotiv für die Shoah, wussten doch auch diese Nazis, dass es diese ihre "Endlösung" nicht geben konnte, waren die USA und ihre Alliierten doch unbesiegbar. Wofür sie eigentlich / wirklich diente – Himmlers Posener Rede vom Oktober 1943 liefert hierzu den Schlüssel - werde ich auf meinem Blog demnächst noch ausführen.

Du schreibst: „Deine gewählten Begriffspaare hinken so hilflos wie "Zionismus" und "Kritik am Zionismus" oder "Kommunismus" und "Antikommunismus". In Jedem gibt es Elemente, die im Gegenpart auch gefunden werden könnten, und dennoch macht es wenig Sinn, sie wie Zwillinge vorzustellen, auch wenn es das jeweils Zweite ohne das Erstere gar nicht gäbe. Damit tust Du weder der Kritik am Antisemitismus noch der Kritik am Vorwurf des Antisemitismus etwas Sinnvolles an.“

Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass auch Du mir zustimmen wirst, wenn ich sage, dass diese Deine Phänomenologie des Geistes einer Interpretation durch Dich bedarf: was genau willst Du uns sagen?

Ich denke, Du beziehst Dich auf meine bisher unwiderlegt Aussage, die da lautet:


Wer heute noch vom Antisemitismus spricht,

der muss auch heute vom Semitismus sprechen,

ist doch der Semitismus in Gestalt des Zionismus

die Blaupause des nationalsozialistischen Antisemitismus gewesen!

Daraus folgt: einzig die völkermörderische "Weiterentwicklung" des AS seit 1939

eignet sich für den Zionisten als Waffe

zur publizistischen Bekämpfung seines von ihm selbst gekürten "Antisemiten".


Hier der praktische Beweis für die Wahrheit dieser theoretischen Erkenntnis: IRAN vs. ISRAEL: no fear  

Keine Furcht – wovor nicht?! Vor dem ANGRIFFSKRIEG AUF IRAN, selbstredend!

Warum sollte ich mit dieser absolut tabuisierten Erkenntnis der Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs für die OPERFERMENTALITÄTER-Rationalisierung www.dialogbuch.de  der - von Dir zutreffend beschriebenen - völkerrechtswidrigen israelische Drohung mit einem Angriffskrieg, der ethnischen Säuberung des Westjordanlands und Ost-Jerusalem, der Etablierung eines rassistischen „jüdischen“ Staats, welcher verbunden ist mit der Diskriminierung der nicht-jüdischen Israelis oder verbunden ist mit dem normalen schikanösen  Alltag in der Besatzungszone – warum sollte ich mit der Kritik der ideologischen Fundierung dieser Verbrechen "nichts Sinnvolles“ tun können? Was ist denn für Dich „sinnvoll“ gegenüber der Regierung sowie gegenüber den Informellen Mitarbeitern eines rassistisch-chauvinistisch fundierten Staatswesens in Deutschland?!

Der Ausgangspunkt meines Vergleichs zwischen Semitismus / Zionismus und Antisemitismus ist die Erkenntnis: „der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ gewesen. Und der Kernpunkt meines Vergleichs ist eine Antisemitismustheorie, die als einzige nach 1945 für sich die Erklärung der heutigen Wirklichkeit beanspruchen darf. Sie mündet in der unwiderlegten Erkenntnis:

Antisemitismus und Zionismus sind rassistische Weltanschauungen, die dann zu einer Bedrohung der Menschheit durch Weltkrieg III – ohne den kann es auch heute keinen Holocaust geben! – werden können, wenn sie in einem rassistisch fundierten Staatswesen zur Staatsdoktrin ausgeformt werden können, einem Staatswesen, das darüber hinaus die politisch-ideologischen, die politisch-ökonomischen und die politisch-militärischen „Fähigkeiten“ besitzen müsste, einen Genozid mit atomaren Verbrennungsöfen á la Hiroshima und Nagasaki durchzuziehen.

Dies ist - nebenbei angemerkt - auch die Erkenntnis der Zionisten, die sie allerdings nicht für sich, sondern nur für den Iran gelten lassen, dabei unterschlagend, dass der Islam im Gegensatz zum Judentum nicht rassistisch fundiert ist. Kurz gesagt: was ich über Netanjahu sage, sagt Netanjahu über Ahmadinedschad! Doch im Unterschied zu Netanjahu habe ich Recht was hinwiederum auch Netanjahu selbst weiß, weshalb er so lügt, wie man Powell gezwungen hatte, den "Kriegsgrund" gegen Irak herbeizulügen.

Meine pazifistische Zielsetzung ist es, auch im Nahen Osten endlich und für alle Zeiten Krieg als Mittel der Politik zu ächten und stattdessen zu Verhandlungen mit den Nachbarn einzusteigen, die das Gütekriterium "Verhandlung" verdienen und die dann mit Sicherheit zu genau den gleichen Ergebnissen führen würden, wie die Ost-Politik von Egon Bahr und Willy Brandt.

Die Umfunktionierung Israel zu einem „jüdischen“ Staat dagegen ist mehr als anti-demokratisch, führt sie doch zwangsläufig zu Krieg, und zwar im Inneren wie außen, also ebenso zur Apartheid, wie die White Aryan  Power-Bewegungen zu dem geführt haben, was in Deutschland im Gefolge der Nürnberger Gesetze praktiziert worden ist – weshalb auch der Zionismus, der die "Rassentrennung" (zionistische Denke!)  im eigenen Territorium und in den besetzten Gebieten (Ziel: Groß-Israel in 2040) erzwingen will, vor der Geschichte hinweggefegt werden wird, "wiped from the map!"; Israel muss also – so, wie wir es in Deutschland vorgemacht haben - dem Biologismus als Staatsdoktrin abschwören und sich - wie jeder andere "westliche" Staat auch - zur Trennung von Staat und Religion sowie zur Einstaaten-Lösung durchringen . Warum sollen nicht auch Palästinenser und Israelis in einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat zusammenleben können?!

Unser Auftrag als Intellektuelle in Deutschland ist es, dass wir den schon einmal erlebten Untergang eines rassistischen Regimes, das seinen Chauvinismus von der Wahnidee „Volk ohne Raum“, "Rassereinheit", „Blut und Boden“ etc. ableitete, dieses Mal endgültig verhindern, indem wir allen publizistischen Kriegstreibern  in die Zügel ihrer Hetz- und Kriegspropaganda fallen.

Ich freue mich über jede Kritik, die diesen Namen verdient, befördert sie doch die Sache des Weltfriedens, ohne die alles nichts ist.

 

www.kampfkompetenz.de

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.