Anarchie - Idee, Geschichte, Perspektiven (HORST STOWASSER)

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Anarchie - Idee, Geschichte, Perspektiven (HORST STOWASSER)
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Anarchie  Idee - Geschichte – Perspektiven


Autor: Horst Stowasser

Verlag: Edition Nautilus / Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg (2007) - zur Verlagsseite 

ISBN-13:  978-3-89401-537-4

Überarbeitete Sonderausgabe, großformatige Broschur, 512 Seiten mit mehr als 200 Fotos, Preis 24,90 €

► Inhalt:

Bunt, bizarr und widersprüchlich, verführerisch für die einen, Inbegriff des Bösen für die anderen, zieht sich die Idee der Anarchie durch die Geschichte der Menschheit. Ist sie ein weltfremder Traum oder ein noch zu realisierender Entwurf? Das Buch berichtet von Versuchen, diese Vision zu verwirklichen. Eine informative und kurzweilig geschriebene Einführung in Ideenwelt und Geschichte des Anarchismus, die neue Impulse gibt.

Anarchie, ein Wort, das von jeher Schrecken ausgelöst hat, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als faszinierende Wundertüte. Sie will das »brutale« Chaos der heutigen Gesellschaft durch das »sanfte« Chaos vernetzter horizontaler Strukturen ersetzen, in der die Herrschaft des Menschen über sich und die Natur überflüssig wird.

Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen lassen das Interesse an sozialen Entwürfen wieder wachsen, die bisher im Schatten standen. Horst Stowasser stellt die bestechendste Utopie vor: den Anarchismus.

Verständlich geschrieben und umfassend angelegt, ist dieses Buch ein Standardwerk. Neben einer kritischen Einführung in die freiheitliche Ideenwelt macht der Autor eine Reise durch die reiche Geschichte anarchistischer Experimente.

► Inhaltsverzeichnis:

Einleitung Vom Zorn und von der Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Teil 1: Die Idee

Kapitel 1: Einiges zur Verwirrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Kapitel 2: Der Begriff »Anarchie« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Kapitel 3: Wer ist Anarchist? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Kapitel 4: Was wollen die Anarchisten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Kapitel 5: Was tun die Anarchisten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Kapitel 6: Kritik am Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Kapitel 7: Kritik an der Demokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Kapitel 8: Kritik am Kommunismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Kapitel 9: Kritik am Patriarchat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Kapitel 10: Freie Liebe und andere praktische Nutzanwendungen . . . . . . 55

Kapitel 11: Kunst, Kultur, Lebensart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Kapitel 12: Small is beautiful – die Idee der Vernetzung . . . . . . . . . . . . . 68

Kapitel 13: Chaos, oder was…? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Kapitel 14: Eine andere Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Kapitel 15: Radikale Ökologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

Kapitel 16: Anarchismus und Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

Kapitel 17: Parteien und Räte, Selbstverwaltung und Konsens . . . . . . . . 140

Kapitel 18: Avantgarde oder Hefeteig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Kapitel 19: Die freie Gesellschaft – eine Utopie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

Teil 2: Die Vergangenheit

Kapitel 20 Mama Anarchija – vom weiblichen Urgrund der Freiheit . . . 171

Kapitel 21 Frühformen der Anarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

Kapitel 22 Die Zeit wird reif . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Kapitel 23 »Eigentum ist Diebstahl!« – Proudhon und die Anfänge des Anarchismus . . . . . . . . . . . . 218

Kapitel 24 Das große Ich – Stirner und der Individualanarchismus . . . . 227

Kapitel 25 Empörung und Revolte – Bakunin und der kollektivistische Anarchismus . . . . . . . . . . 233

Kapitel 26 Ein folgenschwerer Streit: die Spaltung der Ersten Internationale . . . . . . . . . . . . . . . . . 253

Fotos und Bilddokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Kapitel 27 »Vive la Commune!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

Kapitel 28 »Hoch das Dynamit!« – Der Anarchismus und die Bombe . . 315

Kapitel 29 Gegenseitige Hilfe – Kropotkin und der kommunistische Anarchismus . . . . . . . . 327

Kapitel 30 Hoffnung und Resignation: Revolution in Russland . . . . . . . 342

Kapitel 31 Die Machnotschina: Bauernguerilla in der Ukraine . . . . . . . 350

Kapitel 32 Die Kommune von Kronstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362

Kapitel 33 Anarchosyndikalismus – Geburtshelfer der Revolution . . . . . 367

Kapitel 34 Zwischen den Kriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378

Kapitel 35 Der kurze Sommer der Anarchie – Revolution in Spanien . . 397

Kapitel 36 Das hoffnungsvolle Stiefkind: Anarchismus in Deutschland . 411

Kapitel 37 Neubeginn auf Trümmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429

Kapitel 38 Mai ’68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440

Kapitel 39 Der neue Anarchismus: vom Rammbock zum Wurzelwerk . 450

Kapitel 40 Ratlosigkeit am Scheideweg – Anarchismus heute . . . . . . . . 463

Teil 3: Die Zukunft

Kapitel 41 Ist der Anarchismus noch zu retten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481

Kapitel 42 Von der Demokratie zur Akratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492

Kapitel 43 Ist die Zukunft anarchisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501

Anhang

Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509

Editorische Notiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511

 

► Leseprobe:

So gibt es unter Anarchisten alle möglichen Überzeugungen und Strategien der Veränderung. Von Ökologen über Gewerkschafter, Pädagogen, Siedler und Alternativunternehmer bis hin zu den Befürwortern revolutionärer Gewalt und Anhängern strikter Gewaltfreiheit ist alles vertreten. Es finden sich unter ihnen Atheisten und Religiöse, Asketen und Schlemmer, Materialisten und Esoteriker.

Für die einen ist der entscheidende Hebel zur Überwindung der Herrschaft die Erziehung, für die anderen der zivile Ungehorsam oder die direkte Aktion; diese wollen mit dem gleichen Ziel Gegenstrukturen aufbauen, jene die Arbeiterschaft gewinnen; Selbstverwaltung ist das Credo von manchen, auch Unterwanderung ist für viele angesagt und wieder andere schwören auf Propaganda, Aufklärung oder das vorgelebte Beispiel. Schließlich gibt es auch Individualisten, denen der Rest der Menschheit ziemlich schnuppe ist und last but not least noch immer welche, die davon träumen, diesem Rest der Menschheit ihre Vorstellungen lieber mit Gewalt aufzuzwingen – mehr oder minder sanft.

Die Spezies der blutrünstigen Bombenwerfer allerdings, die das Anarchismusbild so nachhaltig geprägt hat und die Fantasie der Bürger so angenehm-gruselig beflügelt, ist seit langem ausgestorben.

Nun betrachten Anarchisten diese Vielfalt keineswegs als Makel, im Gegenteil, sie sehen darin eine Chance und Bereicherung – die Vorwegnahme jener Vielfalt, die sie in einer künftigen Gesellschaft anstreben. In der Tat nimmt der Anarchismus für sich in Anspruch, die einzige Gesellschaftsstruktur zu sein, die der Tatsache Rechnung trägt, dass Menschen eben sehr unterschiedlich sind.

► Leseprobe Einleitung "Vom Zorn und von der Freiheit"

»Anarchie ist nicht eine Sache der Forderungen, sondern des Lebens.«
— Gustav Landauer —

Am Anfang war der Zorn. Der unsagbare, unzügelbare und unvorhersehbare Zorn, der den Sklaven bisweilen überkommt und ihn dazu bringt, seinem Herrn entweder den Schädel einzuschlagen oder sich davonzustehlen. Zorn darüber, dass ein Mensch dem anderen befehlen darf. Wut über Knechtschaft und Unterdrückung.Hass auf die Arroganz der Macht, die Menschen über Menschen ausüben.

Zorn, Rebellion, Flucht – eine uralte Triebkraft menschlicher Geschichte, ein Teufelskreis, dessen Grenzen schon ein rebellierender Sklave vor fünftausend Jahren kennengelernt haben mag. In dieser Sackgasse ohne Ziel hat sich ein Spartakus genauso bewegt wie Michael Kohlhaas oder ›Che‹ Guevara, denn alle mussten sich früher oder später die Frage nach eben diesem Ziel ihrer Rebellion stellen.

Die Freiheit, natürlich! Aber was genau ist das? Wo gab es sie? Konnte man irgendwohin gehen und sie finden? Bedeutete die Flucht vor der Herrschaft, die simple Abwesenheit des Unterdrückers automatisch die Anwesenheit der Freiheit? Und zeigt nicht alle Erfahrung, dass ›Freiheit‹ eine trügerische Hoffnung ist? Wird nicht doch immer nur eine Form der Herrschaft durch eine andere ersetzt? Vor allem aber: Ist der Mensch zur Freiheit überhaupt fähig?

Empörung, Wut, Rebellion sind negative Werte. Sie sagen nur, wie es nicht sein soll, aber nichts darüber, wie es anders, wie es besser sein könnte. Hass ist nicht konstruktiv, er ist destruktiv – wie könnte es auch anders sein. Natürlich wäre es vermessen, von dem Sklaven, der in seiner höchsten Drangsal gegen seinen Herrn rebelliert, auch sogleich einen fertigen Plan für eine freie Gesellschaft zu erwarten. Befreiung war und ist immer in erster Linie eine Reaktion auf Unfreiheit. Wenn sie aber dort stehenbleibt, wird sie niemals konstruktiv. Das jedoch bedeutet, dass ›Befreiung‹ letztendlich nicht zur Freiheit führt.

In diesem Spannungsfeld zwischen Zorn und Freiheit hat die Menschheit eine Idee geboren, die ebenso alt ist wie die Geschichte der Herrschaft: den Traum von der Anarchie oder, auf gut Deutsch gesagt, der Herrschaftsfreiheit. Im Mittelpunkt dieser Idee steht die Frage, wie Zorn sich selbst überwinden und Freiheit hervorbringen kann.

Zweifellos sind Hass und Wut schlechte Ratgeber. Und ebenso klar ist, dass Freiheit nicht mit Mitteln der Unfreiheit geschaffen werden kann.Wahr ist aber auch, dass meistens der Zorn die erste Triebfeder dafür war, über eine ›Gesellschaft der Freiheit‹ überhaupt nachzudenken und, vor allem, sie in die Tat umzusetzen. Theoretiker des modernen Anarchismus haben dies die »schöpferische Kraft der Empörung« genannt, zugleich aber unermüdlich darauf hingewiesen, dass man um den Preis des Scheiterns der Freiheit niemals an diesem Punkt verharren darf.

So ist der Anarchismus – als befreiender Kampf und Lehre von einer herrschaftsfreien Gesellschaft – von Anfang an in diesen Widerspruch hineingeboren und bis heute in ihn verstrickt: Wie lässt sich destruktiver Zorn in konstruktive Befreiung umwandeln? Denn: was nützte jedes Aufbegehren gegen Unfreiheit, wenn an ihrem Ende keine Freiheit stünde? Sie brächte nur neue Unterdrückung hervor, wenn – ja, wenn die Gedanken nicht über diese spontane Empörung, über Gefühle wie Rache und Wut hinausgingen.

Empörung braucht also eine Idee, die in eine positive Utopie* mündet; mit einem Wort: ein Ziel.

Dieses Ziel macht das Wesen jener Bewegung aus, die unter dem Namen »Anarchismus « seit jeher Begeisterung und Schrecken gleichermaßen auslöste. Bunt, bizarr und widersprüchlich wie Freiheit eben sein kann, verführerisch für die einen, Inbegriff des Bösen für die anderen, zieht sie sich seit Jahrhunderten wie ein bunter Faden durch die Geschichte der Menschheit. Zwischen konsequentester Friedfertigkeit und verzweifelter Gewalt entfaltet sich diese Idee der Hoffnung, die die Menschen bis heute zu beflügeln vermag und ihre wahre Zukunft noch vor sich haben dürfte.

Hiervon handelt dieses Buch.

Es geht der Frage nach, ob Anarchie ein weltfremder Traum ist oder ein noch zu realisierender Entwurf. Es versucht, das Knäuel der Ideen, die diese radikale Philosophie von der Freiheit bilden, zu entwirren und einige seiner Fäden zu verfolgen. Es berichtet von gescheiterten und erfolgreichen Versuchen, jenen Traum zu verwirklichen. Vor allem aber versucht es, einen Blick voraus zu tun – ein Szenario zu entwerfen und die These einiger zeitgenössischer Denker zu untersuchen, die behaupten, die Gesellschaftsform des neuen Jahrtausends werde eine anarchische* sein – oder die Menschheit gehe unter.

Die Wurzeln des modernen Anarchismus sind sehr alt. Ihre Ursprünge verlieren sich im Dunkel der Menschheitsgeschichte – schon deshalb, weil vor zwei-, dreitausend Jahren kaum ein Chronist die ›Geschichte der Empörungen‹ für überliefernswert hielt. Erst etwa einhundertfünfzig Jahre jung ist hingegen das, was man den ›modernen Anarchismus‹ nennen kann. Paradoxerweise ist er zwar ausgezeichnet dokumentiert, aber fast völlig unbekannt. Seine Suche nach einer künftigen Gesellschaft gebiert eine schier endlose Reihe von Revolten, Ideen und konkreten Experimenten. Sie alle sind voller Spannung und Aktualität, und bei fast allen ging die Auflehnung der Philosophie voraus.

Auch was die persönliche Entwicklung betrifft, dürfte bei den meisten Anarchisten irgendwann der Zorn vor der Utopie gestanden haben. Die wenigsten Menschen sind aufgrund analytischer Überlegung oder durch philosophische Denkübungen zu dem Wunsch nach einer herrschaftsfreien Gesellschaft gelangt. Selbst Unterdrückung, Herrschaft und Ungerechtigkeit erlebt zu haben, war und ist noch immer die häufigste und kräftigste Triebfeder, sich einer solchen Idee zu verschreiben.

So gesehen ist das Potenzial möglicher Empörer unerschöpflich. Wohl jeder selbstbewusste Mensch kennt diesen Zorn. Vielleicht haben auch Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wieso da eigentlich Menschen über Ihnen sind, die Ihnen Anweisungen geben und über Ihr Leben und Ihre Zukunft entscheiden dürfen: ein ganzes System der Hierarchie, von dem wir ja schließlich wissen, dass es alles andere als gut funktioniert.

Das bedeutet indes nicht, dass alle Menschen, die unter Herrschaft leiden, automatisch ›Anarchisten‹ wären. Zum Anarchismus gehört immer auch die Suche nach Alternativen und Zukunftsmodellen. Neue Ideen für die Zukunft aber scheinen heute dringlicher denn je. Die weltweiten Problemketten auf unserem Planeten lassen uns gar keine andere Wahl: sie zwingen uns dazu, neue Lösungen zu finden. Lösungen, die in der Lage wären, die überholten Vorstellungen von Zentralismus, Hierarchie, Konzentration und Wachstumswahn abzulösen. Bei dieser Suche kann uns der reiche Fundus anarchistischer Erfahrung interessante Anregungen geben – gute wie schlechte.Nur zu einem taugt er nicht: zum blinden Nacheifern. Ideologie, Dogmatik und Fanatismus widersprechen sozusagen dem Wesensgehalt der Anarchie. Denn der besteht, salopp ausgedrückt, aus ›Freiheit pur‹.

► Buchbesprechung bei Konsumpf.de - bitte hier weiterlesen

Die alte Ausgabe dieses Werkes gibt es tatsächlich legal und kostenlos als pdf im Netz, und zwar auf der Website Mama Anarchija (>> pdf). Diese 1995 im Eichborn Verlag erschienene Version ist gut 100 Seiten schlanker, heißt noch „Freiheit pur – Die Idee der Anarchie“ und diverse aktuelle Entwicklungen und Betrachtungen fehlen natürlich (damals hatten wir beispielsweise noch die D-Mark!), aber als Einstieg ist auch diese Variante durchaus zu empfehlen. (Zitat Konsumpf.de)

► Pressestimmen:

»›Anarchie ist machbar, Herr Nachbar!‹ Wer erinnerte sich nicht dieses schönen Spruchs aus dem Schatzkästlein der 68er-Poesie. Doch die Geschichte des Anarchismus ist, Bakunin sei's geklagt, viel zu wenig bekannt. Deshalb greife, wer immer sich darüber informieren möchte, sogleich zu der großartigen Einführung von Horst Stowasser, die mit dem Satz beginnt: ›Am Anfang war der Zorn‹, und mit der Gewissheit endet, dass ›die Zukunft anarchistisch sein wird‹. Denn: ›Die Natur wird weiter bestehen. Die Frage ist, ob der Mensch dann noch dabei ist.‹ Ein Kompendium, das in keiner Hausbibliothek fehlen darf.
-Volker Ulrich, Die Zeit

»Zorn, Rebellion und Aufbegehren gegen das, was einengt und unfrei macht; das seien die uralten Triebkräfte der Menschheitsgeschichte. Zu sehen sei das bei den Sklavenaufständen der Antike, in der Geschichte des Michael Kohlhaas, bei den gegenwärtigen Bewegungen etwa der Globalisierungskritik. Freilich sind Hass und Wut schlechte Ratgeber. Doch aus dem ›Spannungsfeld von Zorn und Freiheit‹ ist der Gedanke der Herrschaftsfreiheit entsprungen. Dieser Ideengeschichte der Anarchie hat Horst Stowasser ein dickes, überraschendes und taugliches Grundlagenwerk gewidmet.«
-Neue Zürcher Zeitung

»Stowasser verabschiedet sich souverän von den herkömmlichen Vorstellungen von Kollektivität und Hierarchielosigkeit. Die Projekte mit Zukunft sind vielmehr gekennzeichnet von der Dezentralität freier Netzwerke, Experimentierfreudigkeit, Spontaneität und undogmatischer Kommunikation. Nicht die ›reine Lehre‹ zählt. Vielmehr sollen praktische Selbstverwaltung und egalitäre Partizipation Strukturen schaffen, in denen sich ›Gesetz und Freiheit ohne Gewalt‹ (Kant) durchsetzen können.«
-Frankfurter Rundschau

► Infos über Horst Stowasser (* 7. Januar 1951; † 30. August 2009):  hier bitte weiterlesen

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Rene Wolf
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Verbunden: 19.05.2012 - 09:03
Nicht bitter werden!

 

"Nicht bitter werden! Der Mensch ist nicht gut und nicht böse, er folgt dem Gesetz des geringsten Widerstandes. Je nachdem die Verhältnisse sind, benimmt er sich anständig oder unanständig; Macht wird immer mißbraucht: darum soll man nicht versuchen, die Menschen zu bessern, sondern soll die Verhältnisse ändern, soll Macht ausrotten. Und das ist möglich. Es muß und wird immer Führerschaft geben, aber es hat in vielleicht hunderttausend Jahren menschlicher Geschichte keine Herrschaft gegeben; die gibt es erst seit etwa fünftausend Jahren, und die wird es sicherlich keine fünfhundert Jahre mehr geben. Also: nicht bitter werden!"
(-Franz Oppenheimer)
 
Franz Oppenheimer (geb. 30. März 1864 als Sohn eines Rabbiners in Berlin; gest. 30. September 1943 in Los Angeles) war ein deutscher Arzt, Soziologe und Nationalökonom. 
 
Oppenheimers Weltanschauung besitzt einen ausgesprochenen libertären Charakter. Besonders deutlich zeigt sich dies in der von ihm vertretenen Staatstheorie, die er seiner ökonomischen Theorie vorausschickt. Die Natur und die Geschichte des Staates analysierend, kommt Oppenheimer zu der zwingenden Schlussfolgerung: 
 
  • Der Staat ist und war immer das Ergebnis aggressiver Gewalt, Eroberung und Plünderung.
  • Die Sicherung seiner Existenz erfolgte stets durch die massive Ausbeutung und Unterdrückung der Gesellschaft und ihrer Mitglieder.
 
Quelle: Anarchie 3.0 - Warum das anarchische Organisationsprinzip erfolgreich ist - hier bitte weiterlesen
 

Nu pogodi!

René L. Wolf

 

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Helmut S. - ADMIN
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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Horst Stowasser - Anarchie ist machbar

Hallo René

ich freue mich sehr darüber, daß Du zu uns gestoßen bist und das Thema Anarchie - Anarchismus wiederbelebst. Peter A. Weber und ich hatten ja es ja bereits kurz im Thema "Denkanstöße: Neue Gesellschaft - Denkanstöße zur Veränderung unserer Lebensformen" angesprochen. Das in meiner Buchempfehlung vorgestellte Buch von HORST STOWASSER gehört sicher zu meinen TOP-10 aller jemals gelesenen Bücher, zu denen ich auch sein Buch "Leben ohne Chef und Staat: Träume und Wirklichkeit der Anarchisten" zählen mag!

Anfang der 1980er Jahre wurde Stowasser bekannt durch das Zitat „Soldaten sind Mörder“, für das er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Soldaten, welche Angriffskriege gegen strategisch gemachte (Pseudo)Feinde oder auch gegen das eigene Volk / Regimekritiker führen und dabei massenweise unschuldige Zivilisten töten, werden als Helden gefeiert - so krank ist diese Welt. Wieviel Europäer, deren Staatsvertreter den unsäglichen EU-Grundlagenvertrag (auch als Vertrag von Lissabon bekannt) unterzeichnet haben, haben diesen überhaupt gelesen, geschweigedenn verstanden? Darin wird nämlich der mögliche Einsatz von Soldaten gegen die eigene Bevölkerung als Option…. naja, ihr werden es sicher bald merken wovon ich schreibe.


An dieser Stelle sei nochmal die Frage gestellt und mit weiteren Quellen umfänglich belegt:

Was ist eigentlich Anarchie?

Das Wort Anarchie leitet sich vom griechischen "an - archia" ab und meint Herrschaftslosigkeit. Dementsprechend liegt allen Strömungen des Anarchismus, so unterschiedlich diese zum Teil auch sein mögen, die Utopie einer Gesellschaft ohne Herrschaft zu Grunde. Für Anarchistinnen und Anarchisten bedeutet Herrschaftslosigkeit jedoch keineswegs Unordnung und heilloses Durcheinander, sondern eine Möglichkeit, in Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstverantwortung miteinander zu leben.


Anarchie ist für uns gesellschaftliche Ordnung ohne Herrschaft !!

Anarchistinnen und Anarchisten begreifen den Menschen als ein soziales Wesen, das in der Lage ist, sein Leben zwar gemeinschaftlich, vor allem aber selbstverantwortlich gegenüber sich und seiner Umwelt zu organisieren.

Anarchistinnen und Anarchisten lehnen seit jeher jeden Staat und StellvertreterInnen- Politik in jeglicher Form ab wie z.B. Alleinherrscher oder Herrschaftscliquen, Funktionärstum und Parteien.

Die anarchistische Gesellschaftsutopie fußt auf zwei untrennbar miteinander verknüpften Idealen: dem Ideal der Freiheit und dem Ideal der Gleichheit, im Sinne von materieller und sozialer Gleichberechtigung. Die Freiheit aller Menschen ist ohne die Gleichheit der Menschen nicht möglich, da die "Schwachen" und "Armen" immer weniger frei sein werden, als die "Starken" und "Reichen". Umgekehrt würde die Gleichheit der Menschen ohne die Freiheit bedeuten, daß alle Menschen unter dem "Joch der Gemeinsamkeit" dahinvegetieren müßten.

In einer anarchistischen Gesellschaft leben die Menschen frei, gleichberechtigt und ohne Herrschaft zusammen. Das Zusammenleben beruht auf Gleichheit statt Hierarchie, Selbstbestimmung statt Autorität, gegenseitiger Hilfe statt Konkurrenz, freier Vereinigung statt Befehlsprinzip.

Wie jede und jeder Herrschaft empfindet, definiert und bekämpft, ist sehr verschieden. Der Widerstand gegen Herrschaft und die Wege zu einer anarchistischen Gesellschaft sind gleichberechtigt und gleich wichtig.

Es gibt keine Haupt- und Nebenwidersprüche in einer Gesellschaft. Herrschaft sollte in all ihren Erscheinungsformen bekämpft werden. Das gilt auch für den sog. Privatbereich, beispielsweise in unseren Beziehungen zwischen Männern und Frauen, in unserem Umgang mit Kindern, alten Menschen usw.

Daher gilt: die Trennung zwischen privatem und politischem Bereich sollte aufgehoben werden.

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