Das elfte Gebot: Israel darf alles (EVELYN HECHT-GALINSKI)

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Das elfte Gebot: Israel darf alles (EVELYN HECHT-GALINSKI)
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»Das elfte Gebot: Israel darf alles«       Klartexte über Antisemitismus und Israelkritik


Autorin: Evelyn Hecht-Galinski

Verlag: Palmyra Verlag, Heidelberg (1. Auflage März 2012, ausverkauftISBN-13:  978-3-930378-86-9

Verlag 2. Auflage: TZ-Verlag & Print GmbH, ISBN-13978-3-94045651-9


broschiert, 250 Seiten, 17,89 €

 

Die systematische Entrechtung der Palästinenser durch Israel in nahezu allen Lebensbereichen ist seit vielen Jahrzehnten das Kernproblem in der ungelösten Palästinafrage. Bis zum heutigen Tag bildet Israels völkerrechtswidrige Besatzungspolitik im Westjordanland und im Gazastreifen (Siedlungsexpansion, Landbeschlagnahme, Mauerbau, Annexion Ostjerusalems, politische und wirtschaftliche Unterdrückung u. a.) das Haupthindernis auf dem Weg zu einer gerechten und dauerhaften Friedenslösung.

Berechtigte Kritik an dieser Politik Israels ist auch im deutschen Sprachraum oft noch ein Tabuthema und wird immer häufiger gar als antisemitisch diffamiert.

Mit aller Entschiedenheit treten die Klartexte von Evelyn Hecht-Galinski dieser Instrumentalisierung des Antisemitismus als politische Waffe entgegen; sie wenden sich vehement gegen jeglichen Versuch, Israelkritik einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bringen. Unmissverständlich macht die Autorin hierbei deutlich, dass gerade der Holocaust lehrt, historische Verantwortung zu übernehmen und gegen jedes Unrecht die Stimme zu erheben.

Ebenso nachdrücklich kritisiert Hecht-Galinski die deutsche Nahostpolitik und Medienberichterstattung als zu proisraelisch und einseitig. Ausführlich beschreibt sie zudem ihre Auseinandersetzungen mit der jüdisch-israelischen Lobby – vor allem dem Zentralrat der Juden in Deutschland, den sie als »Sprachrohr der israelischen Regierung« kritisiert – sowie ihren vieldiskutierten Rechtsstreit mit Henryk M. Broder um seine gegen sie gerichteten absurden Antisemitismusvorwürfe.

Evelyn Hecht-Galinski zeigt sich in all ihren Positionen als unerschütterliche und unbequeme Querdenkerin. Sie schreibt offen an gegen jede Form von Geschichtsklitterung und Mythenbildung. Ihr sehr persönliches Bekenntnis ist mutig und aufrüttelnd. Das Buch leistet somit einen wichtigen Beitrag zu einem tieferen Verständnis des israelisch palästinensischen Konflikts und seiner Wahrnehmung in Deutschland und anderswo.


über die Autorin:

Evelyn Hecht-Galinski, geboren 1949 in Berlin, ist Tochter des langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski (1912-1992). Die Menschenrechtsaktivistin und Publizistin steht für einen gerechten Frieden in Nahost'.


Informationen zur Autorin bei Wikipedia: - hier bitte weiterlesen

KenFM im Gespräch mit: Evelyn Hecht-Galinski am 12.4.2012bitte unbedingt hören !!!


Inhaltsverzeichnis:


Vorwort von Ilan Pappe ……………S. 12

Antisemitismus ist nicht gleich Antizionismus, 26. September 2008 ……………S. 15

»Operation Gegossenes Blei« oder: »Aktion Vergossenes Blut«
Rede auf der Demonstration gegen den Gaza-Krieg am 17. Januar 2009 in Stuttgart ……………S. 19

Der Lügenbaron, 16. Dezember 2009 ……………S. 24

Gegen den Missbrauch des Holocausts, 3. Februar 2010 ……………S. 27

Die Schleimspur der Israel-Unterwürfigkeit zieht sich durch alle Parteien, 24. Februar 2010 ……………S. 29

Und stündlich droht die Abrissbirne, 24. März 2010 ……………S. 34

Happy Birthday, Israel!, 28. April 2010 ……………S. 37

Besatzung und Unterdrückung müssen beendet werden, 8. Mai 2010 ……………S. 42

Die Welt als Israels Tanzbär am Nasenring, 14. Juli 2010 ……………S. 47

Der Duft des Kriegs liegt in der Luft, 11. August 2010 ……………S. 54

»Israel spricht nicht in meinem Namen«, 12. Oktober 2010 ……………S. 62

Eine Drohne geht auf Reisen oder: Kein Blankoscheck für Israel, 13. Oktober 2010 ……………S. 65

Maulkorberlass für Israel-Kritiker oder: Propagandabriefing der Israel-Solidaritäts-Lobbyisten, 6. November 2010 ……………S. 71

Zwei »Beutedeutsche« auf Safari von Dachau nach Auschwitz, 10. November 2010 ……………S. 82

Der Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus
Rede auf der Palästina-Solidaritätskonferenz in Stuttgart (26. bis 28. November 2010), ……………S. 85

Boycott, Divestment, Sanctions (BDS), 8. Dezember 2010 ……………S. 96

Feigheit vor dem Freund und zweierlei Maß, 5. Januar 2011 ……………S. 104

Dieter Graumann als Sprachrohr der Israel-Lobby, 29. Januar 2011 ……………S. 109

Lizenz zum Töten, 8. Februar 2011 ……………S. 111

Die »einzige Demokratie im Nahen Osten«, 2. März 2011 ……………S. 114

Die »Koscher«-Macher und ihre Helfer, 13. März 2011 ……………S. 122

Kriegsverherrlicher und Zensoren, 30. März 2011 ……………S. 125

Lobbyistische Hilfstruppen, 4. Mai 2011 ……………S. 128

Verlogene Gründungsfeiern und Verbot des Nakba-Gedenkens, 18. Mai 2011 ……………S. 132

Seite an Seite mit der Israel-Lobby, 22. Mai 2011 ……………S. 136

Ausgewogene Verdreher, 20. Juni 2011 ……………S. 140

Wolffsohn und die Diaspora-Brigaden, 6. Juli 2011 ……………S. 145

Das Schein-Heilige Land, 13. Juli 2011 ……………S. 149

Broder und sein mörderischer Fan, 25. Juli 2011 ……………S. 153

Beispiele jüdisch-israelischen Terrors, 3. August 2011 ……………S. 156

Die Unbelehrbaren implodieren: »Wutbürger« in Israel, 10. August 2011 ……………S. 160

Terroristen und Antisemiten, 7. September 2011……………S. 163

Wie viel Israel-Kritik darf es denn sein? Rede auf den Palästina-Tagen in Freiburg (11. September 2011) …………… S. 167

»Angie« und »Bibi« über Gilo und den »Frieden«, 5. Oktober 2011 ……………S. 174

»Kleine Davidsterne« als Trostpreise auf dem Israelkongress, 12. Oktober 2011 ……………S. 178

Gilad Shalit als Ablenkungsmanöver, 19. Oktober 2011 ……………S. 182

Mehr Zivilcourage gegen Philosemitismus, 26. Oktober 2011 ……………S. 185

Von der Entnazifizierung zur Entantisemitisierung, 2. November 2011 ……………S. 189

Der Philosemitismus von Philipp Mißfelder und anderen, 17. November 2011 ……………S. 192

Genug von zweierlei Maß, 23. November 2011 ……………S. 198

Ein Preis der Schande für den »Pornoverfasser«, 14. Dezember 2011 ……………S. 200

Wer bestimmt Antisemiten?, 21. Dezember 2011 ……………S. 202

Die Jewish Voice eines Musterjuden, 18. Januar 2012 ……………S. 205

Deutsche Staatsräson für Israels Angriffskriege?, 8. Februar 2012 ……………S. 210

Nachwort von Gilad Atzmon ……………S. 215

Literaturempfehlungen ……………S. 219

Angaben über die Autorin ……………S. 223

 

 

Leseprobe: Das Vorwort (geschrieben von Professor Ilan Pappé)


Unverblümt und eindringlich,
mutig und wahrhaftig


Die in diesem Buch veröffentlichten Texte sind ein sehr wichtiges Dokument, nicht nur wegen der persönlichen Geschichte, die sie erzählen, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für die Palästinafrage und deren zukünftige Lösung. Nur sehr wenige deutsch-jüdische Kritiker Israels sprechen mit solcher Autorität und Entschlossenheit über Israel, Palästina und das Judentum.

Dass wir hier ein so beeindruckendes Zeugnis vor uns haben, liegt in erster Linie an Evelyn Hecht-Galinskis unverblümter Haltung und ihrer eindringlichen Sprache. Ob in Form einiger weniger Sätze oder in Texten von Artikellänge – sie duldet nicht, dass der Diskurs der Komplexität, der in Deutschland vom offiziellen Israel und seinen Vertretern so oft benutzt wird, die simple und brutale Realität vor Ort verdeckt.

Diese direkte Haltung der Autorin entlarvt die Doppelmoral und die beschämenden Positionen deutsch-jüdischer Organisationen wie des Zentralrats der Juden in Deutschland – Einrichtungen, die niemand besser kennt als Evelyn Hecht-Galinski. Es ist ihrem Mut und ihrer Wahrhaf tigkeit zu verdanken, dass solche Organisationen in diesem Buch als das bloßgestellt werden, was sie sind, nämlich das »Sprachrohr« der verschiedenen israelischen Regierungen.

Als Jude, dessen Eltern aus Deutschland stammen, ist mir vollkommen bewusst, wie schwer es ist, zu solchen Schlussfolgerungen zu kommen und sich nicht von der Animosität, den oft hasserfüllten Anfeindungen und den Einschüchterungen abschrecken zu lassen, die auf solche Enthüllungen unvermeidlich folgen.

Das Ausmaß der Ablehnung, die von ihren Kritikern benutzte Sprache – die an die erinnert, die von den politischen Kräften während Deutschlands schlimmster und dunkelster historischer Periode gegen Juden verwendet wurde – sind Zeugnis dafür, wie groß Evelyn Hecht-Galinskis Einfluss auf die öffentliche Diskussion über Israel und Palästina in Deutschland mittlerweile ist. Wann immer sie sich mündlich oder schriftlich geäußert hat, hat sie eine Unrechtspolitik als kriminelle Politik sowie Menschen-und Bürgerrechtsverletzungen als genau das bezeichnet. Das stellt die Verantwortlichen dieser Politik und dieser Rechtsverletzungen vor die unmögliche Aufgabe, sie menschlich und moralisch zu rechtfertigen. Als die Regie rung Israels und ihre Lobby in Deutschland dadurch ge zwungen waren, sich direkt all dem zu stellen, hatten sie keine Antwort auf Eve lyn Hecht-Galinskis Kritik und moralische Verurteilung. Also blieb ihnen nur der Versuch, sie zu dämonisieren und einzuschüchtern. Damit sind sie völlig gescheitert, und dieses Buch ist der Beweis dieses kläglichen Versagens.

Wenn es um die Kritik an Israel geht, hinkt Deutschland aus verständlichen Gründen den zivilisiertesten und fortschrittlichsten Nationen hinterher. Verständlich waren diese Gründe allerdings nur in der Vergangenheit – im 21. Jahrhundert werden sie immer weniger akzeptabel. Die deutsche Schuld und der Wunsch, sie wiedergutzumachen, wurden von den israelischen Regierungen missbraucht und zur Rechtfertigung der Enteignung, Kolonisierung und ethnischen Säuberung der Palästinenser instrumentalisiert. Dabei sollten Schuld, ihre Anerkennung und der Wunsch zur Wiedergutmachung bleiben – aber nicht um den Preis, dass diese Haltungen in eine niederträchtige und unmoralische Waffe gegen ein anderes Volk verkehrt werden.

Man hätte erwartet, dass die deutschen Juden als erste diesen Missbrauch und diese Manipulation bemerken und anderen in Deutschland helfen würden, den richtigen Weg in die Zukunft zu gehen. Aber das war nur bei überraschend wenigen, wie Evelyn Hecht-Galinski, der Fall. Was sie deswegen erdulden musste, erklärt, warum es so wenige waren, aber das rechtfertigt es nicht.

Außerhalb Deutschlands steht sie jedoch nicht allein da. Tatsächlich gibt es jeden Tag mehr Juden wie Evelyn Hecht-Galinski und mich. Leider hilft uns die kriminelle israelische Politik vor Ort bei unserer Arbeit. Im Licht der Überfälle auf den Libanon 2006, auf den Gaza-Streifen 2008/09 und die Hilfsflotille für Gaza 2010 wurde es für die Menschen leichter, unseren Standpunkt zu verstehen. Aber unsere Zahl ist auch deshalb gewachsen, weil eine ihrem Gewissen verpflichtete, jüngere Generation versteht, dass die Menschlichkeit, das Judentum und jede andere der Welt religionen uns nicht zu schweigen erlauben, wenn in unserem Namen schwerwiegendste Untaten begangen werden. Genau darum genießt Evelyn Hecht-Galinski solchen Respekt, und genau darum ist es so wichtig, dass sie ihre unschätzbare Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit in Palästina fortsetzt – zum Nutzen sowohl der Palästinenser als auch der Israelis.

Exeter (England), Oktober 2011

Informationen zum Verfasser des Vorwortes Professor Ilan Pappé bei Wikipedia – klick

 



eine brilliant analytische Rezension von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann:

'Es wird darin die Wirklichkeit beschrieben.' So charakterisiert Evelyn Hecht-Galinski selbst ihr Buch DAS ELFTE GEBOT: ISRAEL DARF ALLES. Das klingt einfach, ist aber ein extrem hoher Anspruch. Denn dessen Einlösung setzt voraus, dass die Gehirnwäsche, die auf uns seit Jahrzehnten einwirkt, ausgeschaltet wird. Und in der Tat: Evelyn Hecht-Galinski unternimmt einen Angriff auf diese Gehirnwäsche. Es ist zu wünschen, dass das Buch so viele Menschen erreicht, dass es zur Keimzelle einer geistigen Revolution wird, die das durch Gehirnwäsche geschaffene Gebäude einer zionistischen Ideologie zum Einsturz bringt und eine Gesellschaft entstehen lässt, die als menschenwürdig bezeichnet werden kann.

Was macht die Gehirnwäsche aus, der Evelyn Hecht-Galinski zuleibe rückt? Die Gehirnwäsche hat es sehr weitgehend geschafft, Nationalismus und Rassismus, ja vielleicht sogar Faschismus im Falle Israel als etwas Positives oder zumindest zu Tolerierendes erscheinen zu lassen. Das ist phänomenal. Und die Gehirnwäsche hat zum Ergebnis, dass Gleichheit und Brüderlichkeit im Falle Israel als etwas vollkommen Abwegiges empfunden werden. Auch das ist verblüffend. Menschen, die sich ansonsten als Humanisten verstehen, werfen, wenn es um Israel geht, alle ihre Prinzipien über Bord. Nicht so Evelyn Hecht-Galinski.

Sie macht in sehr klaren Worten deutlich, wie absurd die Verkehrung der Werte ist. Es gehe um die Frage, wie 'man den Palästinensern zu Gerechtigkeit verhelfen kann, dass sie frei und demokratisch leben können, wie es jedem jüdischen Israeli zugestanden wird. Und das ist nach realistischer Sicht der Dinge nur noch in einem Staat Palästina/Israel möglich - mit Gleichberechtigung für alle Religionen, Rassen und politischen Weltanschauungen.' 'Richtig, richtig! Also die Einstaatenlösung, ein Staat für alle Völker, Rassen und Religionen, demokratisch.' Das, was heute in Israel/Palästina herrscht, ist demgemäß alles andere als eine Demokratie. Es ist absurd, ein Regime, wenn es sich auch noch so oft als die 'einzige Demokratie im Nahen Osten' bezeichnet, als solche gelten zu lassen. 'Merke, was also unterscheidet die 'einzige Demokratie' und eine Diktatur voneinander? NICHTS! Beide unterdrücken unrechtmäßig mit aller Willkür und Macht.'

Um einer Gehirnwäsche entgegen zu wirken, ist es wichtig, der anderen Seite die Begriffe zu entreißen und sie neu zu besetzen. Genau das tut die streitbare Publizistin Evelyn Hecht-Galinski.

Bewusst spricht sie immer wieder vom 'israelischen Regime', um dessen menschenverachtendes Verhalten deutlich werden zu lassen - z.B. auch in folgendem Zusammenhang: 'Das israelische Regime hat es von Beginn an verstanden, die Opferrolle zu spielen, umzingelt von Feinden. Denn merke: 'Wer auf einer Insel lebt, sollte sich das Meer zum Freund machen'. Genau das Gegenteil ist der Fall! Der jüdische Staat hatte und hat nur eine Intention: Israel muss 'araberrein' werden. Dem müssen wir entgegenwirken und es nicht weiter tolerieren, dass Israel mit einem Tsunami von unzumutbaren Maßnahmen auch den letzten Palästinensern jeglichen Lebensraum entzieht.'

Oder ein weiteres Beispiel: 'Das israelische Regime... führt einen Krieg 'mit Gottes Hilfe', der Geheimdienst Mossad führt Aktionen mit dem Namen 'Zorn Gottes' durch... So war es nur folgerichtig, dass israelische Journalisten den ehemaligen Geheimdienstchef Dagan fragten, ob vielleicht 'Gott' bei den vielen 'Unfällen' rund um das iranische Atomprogramm seine Hand im Spiel hatte. Dagan bejahte das. Der heimliche 'Gotteskrieg' [gegen Iran] mit bei Attentaten zu Tode gekommenen Atomforschern ist voll im Gange, ebenso der Computerkrieg; jetzt fehlt Israel nur noch der 'richtige' Krieg zu seiner 'Endbefriedigung'.'

Die Bezeichnung 'Zorn Gottes', die Evelyn Hecht-Galinskis aufgreift, ist ein Codewort für die mörderischen Aktionen, die vom Geheimdienst Mossad nach dem Attentat von München 1972 durchgeführt worden sind ' ein Ereignis, das mit seiner spezifischen Interpretation ähnlich wie die Operation 9/11 in die Gehirne der Menschen gehämmert worden ist. In diesem Zusammenhang kennzeichnet sie beiläufig das Olympia-Attentat, das der palästinensischen Sache schweren Schaden zugefügt hat, als von 'palästinensischen Freiheitskämpfern' verübt. Dass bei einem solchen Attentat ebenfalls 'Gott' seine Hände im Spiel gehabt haben könnte, scheint selbst Evelyn Hecht-Galinski nicht in den Sinn zu kommen. Dabei gibt es durchaus Indizien, die das nicht abwegig erscheinen lassen (siehe 'Das machen wir selbst' oder 'False Flag Terror").

Ein weiterer Begriff, der Teil der Gehirnwäsche ist, ist der Begriff 'Verteidigung', wenn Angriff gemeint ist. Auch in dieser Hinsicht nimmt Evelyn Hecht-Galinski kein Blatt vor den Mund, z.B. im Falle des von Israel geplanten Angriffs auf den Iran, der als (präventive) Verteidigung verbrämt wird. Sie spricht ohne Umschweife von einem 'völkerrechtswidrigen Angriffskrieg' und lässt sich nicht durch die Propaganda aufs Glatteis führen, die der Öffentlichkeit weismachen will, der Iran wolle Israel (mit Atomraketen) auslöschen. Sie macht die immer wieder propagierte Verkehrung der Bedrohungssituation nicht mit. So wie es Günter Grass erkannt hat, ist auch für Evelyn Hecht-Galinski klar: die Bedrohung geht von Israel aus, nicht vom Iran.

'Warum dämonisiert man immer den iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad, der nur unbequeme Wahrheiten ausspricht?' 'Da wird dann mit den altbekannten Stereotypen von Falschaussagen gearbeitet wie: 'Wenn Iran die Atombombe hat, wird es das vollenden, was Hitler nicht geschafft hat?' Eine Attacke wird gerechtfertigt, mit dem Satz: 'Was lehrt der Holocaust? Wir müssen leben!' Oder es wird mit den bekannten Unwahrheiten und bewussten Falschübersetzungen von Reden von Ahmadinedschad gearbeitet wie: 'Auslöschung von der Landkarte' und anderem Schwachsinn. Hier wird also eine gezielte Rhetorik - den Holocaust missbrauchend - eingesetzt. Erfunden von Israel-Lobbyisten und Thinktanks weltweit. Nicht der Iran als Atommacht ist die Bedrohung, sondern Israel mit seinen mindestens 200 Atomwaffen am Boden, zur See und in der Luft - zu benutzen um Iran, oder andere Gegner zu vernichten... Das Aufputschen und Anheizen der Kriegstrommel gegenüber dem Iran mit falschen Behauptungen und Unwahrheiten muss endlich aufhören. Lassen wir uns durch die Gehirnwäsche gewisser Medien und Politiker nicht mehr 'verbrodern' und verblöden.'

Evelyn Hecht-Galinski stellt sich kompromisslos der Instrumentalisierung des Holocaust und dessen Missbrauch für die Rechtfertigung neuer Verbrechen entgegen. Auch der trickreichen Argumentation, besonders Deutsche dürften wegen ihrer Vergangenheit nicht zum Boykott gegen Israel aufrufen, leistet sie keine Folge. Sie hat sich das Motto ihres Vaters, des ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland zueigen gemacht: 'Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen.' Deshalb plädiert sie ohne wenn und aber für BDS (Boykott, Kapitalentzug und Sanktionen) gegen Israel.

'Wir alle sollten uns ein Beispiel nehmen an den Aktivisten, die anlässlich des Konzertes 'Last Nights of the Proms' den Auftritt des israelischen Orchesters massiv störten und es zum Abbruch brachten. Überlassen wir das 'Boykottfeld' nicht allein dem Zentralrat und Israel und seinen Lobbyisten und Diasporabrigaden. Soll Boykott immer nur ein Tabu-Thema sein, wenn es Israel betrifft? Ist das die 'werteorientierte Politik' der wir dank Graumann (Dieter mir graut vor Dir) verbunden sein sollen und müssen? Ich sage nein und nochmals nein!!!!'

'Unverblümt und eindringlich, mutig und wahrhaftig' - so beschreibt der ins Exil getriebene israelische Historiker Ilan Pappe das Buch von Evelyn Hecht-Galinski im Vorwort. Und der israelische Musiker Gilad Atzmon, der das Nachwort geschrieben hat, sieht, dass sich in ihrem Werk 'die unschätzbare Stimme einer Humanistin' Ausdruck verschafft.

Ilan Pappe: 'Evelyn Hecht-Galinski duldet nicht, dass der Diskurs der Komplexität, der in Deutschland vom offiziellen Israel und seinen Vertretern so oft benutzt wird, die simple und brutale Realität vor Ort verdeckt. Diese direkte Haltung der Autorin entlarvt die Doppelmoral und die beschämenden Positionen deutsch-jüdischer Organisationen wie des Zentralrats der Juden in Deutschland... Das Ausmaß der Ablehnung, die von ihren Kritikern benutzte Sprache ' die an die erinnert, die von den politischen Kräften während Deutschlands schlimmster und dunkelster historischer Periode gegen Juden verwendet wurde ' sind Zeugnis dafür, wie groß Evelyn Hecht-Galinskis Einfluss auf die öffentliche Diskussion über Israel und Palästina in Deutschland mittlerweile ist.'

Gilad Atzmon: 'Letztlich definiert sich Israel... als jüdischer Staat, ein Staat, der aus Flugzeugen, die mit jüdischen Symbolen versehen sind, Bomben auf unschuldige Zivilisten abwirft, und als wäre das noch nicht genug, begeht Israel solche grässlichen Untaten im Namen des jüdischen Volkes. Diese beunruhigenden Tatsachen dürfen wir nicht ignorieren, und deshalb müssen jetzt gerade Juden Stellung gegen Israel beziehen. Und das ist exakt die Rolle, die Evelyn Hecht-Galinski auf sich genommen hat. Sie verzichtet auf alle Privilegien, die sich aus ihrer familiären und ethnischen Herkunft ergeben. Sie lotet ihr Recht aus, die schwierigsten Fragen aufzuwerfen. Sie stellt humanistische Erwägungen über jüdische Interessen. Das ist eine äußerst ungewöhnliche Haltung, die unter den Juden alles andere als populär ist... Evelyn Hecht-Galinski... ist ganz sicher zuallererst Humanistin. Sie ist eine unschätzbare Stimme und gesellt sich zu der wachsenden Zahl von Juden, die sich von 'Stammesdenken', Chauvinismus, Überlegenheitsdünkel und Auserwähltsein verabschiedet haben. Evelyn Hecht-Galinski ist eine entscheidend wichtige Stimme am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Trotz aller Widerstände kämpft sie für eine bessere Welt ' und dafür bewundere ich sie.'

Das sind zwei Einschätzungen, die Evelyn Hecht-Galinskis ELFTES GEBOT sehr weitgehend und zutreffend charakterisieren.

Mittlerweile sind zahlreiche weitere Texte entstanden ' zum großen Teil wie die, die in das Buch eingeflossen sind, für die NRhZ. So hat sie zum Fall Günter Grass Stellung genommen und, nachdem der wegen seines Warnschreis zur Verhinderung des Überfalls Israels auf den Iran von Israel zur persona non grata erklärt worden ist, diesen Vorgang wie folgt kommentiert:

'Günter Grass hat nur gesagt, was gesagt werden muss und was alle demokratischen Deutschen schon lange sagen sollten. Also trifft uns alle der israelische Propaganda-Bann. Gerade wir in Deutschland wissen, wohin das führt. Diese zionistische Regierung steht in der Nachfolge einer unsäglichen Tradition der Vergangenheit, die längst überwunden sein sollte. Nicht wir, die die israelische Politik kritisieren, begehen Unrecht, sondern das rassistisch-faschistische Regime der Liebermäner, Jischais, Netanjahus und anderer israelischer Extremisten. Unerwünscht sollten diese Politiker in Deutschland sein und nicht mit allen Ehren empfangen werden. Diesen Politikern des israelischen Unterdrückungs-Systems sollte man die rote Karte zeigen und nicht den roten Teppich ausrollen' Betrachten wir also uns alle als in Israel unerwünschte Personen und boykottieren wir Reisen in dieses 'Scheinheilige Land''.

Ein weiterer Band gegen die Gehirnwäsche könnte also entstehen. Zu hoffen ist das nicht. Zu hoffen ist, dass Evelyn Hecht-Galinskis vorliegendes Buch in einer Weise wirkt, dass ein zweites überflüssig wird.


Infos zu den beiden Rezensenten:

Anneliese Fikentscher (Jahrg. 1953) ist Fotoingenieurin und hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln studiert. Sie arbeitet als Kamerafrau für Fernsehproduktionen. Seit 1981 ist sie Mitglied in der Kölner Gruppe Arbeiterfotografie und seit 1987 verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift Arbeiterfotografie. 1990 war sie maßgeblich an der Gründung der 'Galerie Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie' in Köln beteiligt.

Andreas Neumann (Jahrg. 1951) arbeitet nach seinem Ingenieurstudium der technischen Informatik und Diplomarbeit zur Bilddatenreduktion, als Systemanalytiker. Er ist Mitglied der Kölner Gruppe Arbeiterfotografie seit 1975 und Gründungsmitglied des Bundesverbands Arbeiterfotografie. Seit 1987 ist er Mitarbeiter in der Redaktion der Zeitschrift Arbeiterfotografie und verantwortlich für die Gestaltung. Er war maßgeblich verantwortlich für Konzeption, Recherchearbeit und Leitung zahlreicher Ausstellungen im Rahmen der Arbeiterfotografie.

Beide sind neben der Arbeiterfotografie für zahlreiche Veröffentlichungen bekannt und beide leben im Großraum Köln - hier ein Interview mit den beiden

  

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R.K.
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Verbunden: 21.10.2011 - 11:33
Que de bonheur!

 

Geschätzte Madame Evelyn Hecht – Galinski, jedes einzelne Wort, das Sie in Ihrem literarisch wertvollen Buch schreiben, spricht mir aus der Seele. Ich bin es leid, jedesmal mit dem Totschlagargument ANTISEMIT erledigt zu werden, wenn ich eine Entscheidung der israelischen Regierung kritisiere und mich damit sogar oft im Einklang mit einer Mehrheit der modernen Jugend in Israel befinde.

Bien cordialement

Rainer Kahni genannt Monsieur Rainer

Journalist und Buchautor

Mitglied von Reporters sans frontières

www.monsieurrainer.com

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Rene Wolf
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Verbunden: 19.05.2012 - 09:03
Doppelter Antisemitismus

 

Lieber Helmut, lieber Rainer,
 
zum kritischen Diskurs gehört auch Einigkeit. Eine solche dürfte uns bei dem hier besprochenen Thema nicht schwer fallen.
 
Meine ergänzende These:
 
Antisemitismus, was ist das? Judenfeindlichkeit? Auch. Wer sind Semiten? Nur Juden? Nein. Auch Araber! 
Wenn die USA gegen arabische Staaten hetzen, weil dummerweise viel Öl verbuddelt ist, wo Araber leben; wenn Soldaten der NATO Araber erschießen, die keine Soldaten sind; wenn Deutsche gegen Araber hetzen - das alles ist was? Genau: Antisemitismus.
 
Wenn die israelische Regierung den Iran angreifen will und damit gegen Araber und Juden gleichzeitig vorgeht - ein Krieg gefährdet auch Juden, die im Iran leben; ebenso wie Juden, die in Israel leben - dann ist das doppelter Antisemitismus.

Nu pogodi!

René L. Wolf

 

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R.K.
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Verbunden: 21.10.2011 - 11:33
Uneingeschränkt richtig!

Auch was mein Vorredner hier angemerkt hat, kann man ohne grosse Diskussion unterschreiben. Die "uneingeschränkte Solidarität" mit einem Staatsgebilde war schon immer eine fragwürdige Sache. Sie hat den I. Weltkrieg ausgelöst, sie verursacht neue Kriege durch die durch die NATO geschürten Konflikte und schadet der Souveränität der freien Entscheidung im Einzelfall. Wenn dann auch noch die Solidarität mit Israel von der deutschen Kanzlerin zur STAATSRÄSON hochstilisiert wird, dann ist jeder Entscheidungsspielraum obsolet. Was mich aber besonders bedrückt, ist die Tatsache, dass nur eine deutsche Journalistin und Autorin es wagt, diese richtigen Worte zu veröffentlichen. Dies ist natürlich ihrer Vita geschuldet. Man stelle sich einmal vor, Günter Grass hätte so ein Buch geschrieben? Er wäre von der veröffentlichten Meinung gelyncht worden!

 

Rainer Kahni genannt Monsieur Rainer

Journalist und Autor

www.monsieurrainer.com

 

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Christoph Messner
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Verbunden: 25.01.2011 - 11:28
Das elfte Gebot: Israel darf alles (EVELYN HECHT-GALINSKI)

Die Autorin macht in diesem ihrem so wichtigen und mutigen Buch in einer ganz klaren, eindeutigen, für jeden verständlichen Sprache ohne Umschweife anhand vieler Beispiele deutlich, was faul ist an der derzeitigen Politik Israels gegenüber den Palästinensern und ebenso am so häufigen Absegnen dieser Politik durch deutsche Politiker oder deutsch-jüdische Funktionsträger.

Man könnte an dem Buch vieles kritisieren, dass es zum Beispiel

  • keinen Abriss über die historischen Ursachen für das jeweilige Verhalten auf israelischer, palästinensischer, deutscher usw. Seite bringt
  • oder keine Analyse der jeweiligen religiösen Wurzeln für bestimmte Denk- und Kriegshandlungsmuster vorlegt
  • oder dass hier das Geostrategische
  • oder der Einfluß des Vatikans
  • oder das Verhältnis der Palästinenser zu anderen arabischen Staaten etwa
  • oder zur Gewalt

nicht zur Rede kommen, aber das ist es gerade, was dieses Buch wieder so gut macht: kein Zerreden und Relativieren durch In-die-Breite-Gehen, sondern anhand zahlreicher Beispiele, Fakten, Quellen und eigenen hochplausiblen Schlussfolgerungen auf den Punkt bringen.

Andere Schwerpunkte oder Tiefschürfungen zu speziellen historischen, religiösen oder geostrategischen Fragen überläßt sie anderen Büchern, die darüber ohnehin schon Auskunft geben. Ihre Literaturliste bringt die maßgebliche deutsche Literatur der circa letzten zehn Jahre zum Israel-Palästina-Konflikt und lädt damit zum Weiterstudium ein.

Die Autorin konzentriert sich ganz auf das sichtbare aktuelle Fehlverhalten von Politikern, Prominenten und Funktionsträgern und macht hier das jeweilige "Fehl" derart überdeutlich und plausibel - die jeweiligen Beispiele sprechen Bände - dass dieses Buch eine große Hilfe darstellt, insbesondere für den politisch Engagierten, in dem "unübersichtlichen Tohuwabohu" des deutsch-israelisch-palästinensischen Verhältnisses den Überblick und die klare ethische Position zu behalten.

Wir müssen auch den Mut der Autorin als weithin bekannte öffentliche Person mit einbeziehen, wenn wir dieses Buch als herausragend bezeichnen. Es ist ein wichtiges und mutiges Buch, weil es gerade jetzt nach Günter Grass' Einreiseverbot nach Israel und Verunglimpfung als Antisemit gegen den Trend schwimmt. Sie nennt die Dinge beim Namen und entlarvt die Doppelmoral bzw. das Fehlen von Moral bei vielen Verantwortlichen, Sprachrohren oder Medienleuten und scheut sich nicht, selber zur Zielscheibe der notorischen Krakeeler oder Geheimdienstler zu werden, die jegliche Israelkritik über einen Kamm scheren und als antisemitisch bezeichnen.

Dieses Buch ist hochnotwendig und hochwertig, weil es eben nicht polemisiert oder aus Neigung einseitig Partei ergreift, sondern auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes, das für alle Menschen gilt, nüchtern Fakten, Aussagen und wahre Geschehnisse auflistet. Und dies in einer Zeit, in der uns die Medien und Politiker in der Israel-Palästina-Frage überwiegend einseitig mit Lügen, Halbwahrheiten oder Propaganda versorgen.

Wer in der Israel-Palästina-Frage unsicher geworden sein sollte, weil es heute angeblich politisch derart verfahren und augenscheinlich unbeeinflußbar zugeht, der findet hier viele konkrete Beispiele, Namen, Institutionen, Organisationen, Quellen und Zusatzinformationen genannt, mit denen er wieder Gewißheit finden und sein Engagement in die effektivsten Bahnen lenken kann.

Fazit: Kauf- und Lesetipp !!

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Harry Popow
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Verbunden: 18.05.2013 - 13:52
Wer wagt es, eine "HEILIGE KUH" zu kritisieren


Wer wagt es, eine "HEILIGE KUH" zu kritisieren?


Wer wagt es, eine "HEILIGE KUH" zu kritisieren, auch wenn sie furchterregend um sich beißt? Nein, das wagt kaum einer. Erst recht nicht eine gewisse "Anstalt", deren Auftrag es ja ist, ihre "geistigen" Abfälle in die Ätherwelt zu schleudern. So am Abend des 30. März. (Gemeint ist die Meldung über den "Marsch auf Jerusalem", an dem sich Zehntausende beteiligten.) Da wenden sich die von der KUH Geschädigten, die jahrelang Drangsalierten, Entrechteten und Entmündigten in einer Demonstration gegen diese Knechtschaft, auch mit Steinwürfen... Was aber holt die "Medien-Anstalt" vor die Kamera? Lediglich die Klamotten werfenden Randalierer. Sie macht aber keine Anstalten, den eigentlichen Urheber zu benennen. Die "HEILIGE KUH" bleibt ungeschoren. Sie darf alles...!


Auch Israel darf alles? Reden wir doch Klartext. So, wie es Evelyn Hecht-Galinski immer gekonnt und mutig macht. In ihren Texten, Schriften, Büchern. Letztens auch in ihrem neuesten mit dem Titel "Das elfte Gebot. Israel darf alles. Klartexte über Antisemitismus und Israel-Kritik".

Wenn die Autorin den Staat Israel in den Fokus nimmt, dann bestreitet sie nicht dessen längst anerkannte Existenz. Vor allem geschichtlich bedingt, wer wüßte das nicht. Nein, sie empört sich über das Unrecht, das von ihm ausgeht. Doch kommen wir zur Sache: Auf 224 Seiten und in vierundvierzig kurzweiligen Texten - Artikel, Reden, Online-Beiträge - prasseln dem Leser Fakten, Fakten und nochmals Fakten sowie Namen und Orte entgegen. Sie entlarvt das völkerrechtswidrige Tun Israels gegenüber den Palästinensern. Sie sticht zu, wenn es nötig ist, sie analysiert genau, sie betrachtet die Konflikte komplex, sie schlägt einen Bogen zur Mitverantwortung der nur zuschauenden Welt, besonders der Deutschen. Sie wehrt sich entschieden gegen den Vorwurf des Antisemitismus, sie attackiert sogenannte kleinkarierte Wadenbeißer, die unter der vorgegebenen "Staatsräson" sich den Israelis anbiedern. Und sie wirft dies schmähliche Gebaren nahezu allen etablierten deutschen Parteien vor. Lob und Dank, begleitet von Herzenswärme, findet sie für Gleichgesinnte, die im Namen des Völkerrechts und der Humanität an der Seite Palästinas stehen, die mit Recht Widerstand leisten, ohne auch deren Fehler zu übersehen und kleinzureden.

Sie, eine Deutsche mit jüdischer Herkunft. Sie, die Tochter des einstigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski (1912-1992). Ihr Motiv: "Ich habe mir das Lebensmotiv meines Vaters zu eigen gemacht: Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen."

Leuchten wir näher in den Text hinein. Mit welcher Herzenswärme, mit wieviel verinnerlichter Menschlichkeit die unabhängige parteilose Bürgerin das Leid der Palästinenser beschreibt -, das geht einem sehr nahe. Es gehe um einen Konflikt, schreibt sie, "der eigentlich gar keiner zu sein bräuchte, da Israel ganz relaxt in den anerkannten Grenzen von 1967 völkerrechtskonform in Frieden mit seinen Nachbarn existieren könnte." (S.36) Sie schreit es heraus: "Zwischen 1967 und 1994 wurden etwa 140 000 Palästinenser vertrieben, indem ihnen das Aufenthaltsrecht entzogen wurde. 14 000 Einwohnern Ostjerusalems ging es ebenso. Die Siedler - über 300 000 - kontrollieren bereits 42 Prozent des Palästinensergebietes. 2700 neue Wohneinheiten seien geplant". (S. 51) Man spreche von einem größten Freiluftgefängnis der Welt". (S. 96) Nicht zu vergessen die "über 10 000 palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen - unter ihnen auch Frauen, Kinder und alte Menschen." (S. 132) Seit 1967 wurden 700 000 Menschen verhaftet, die zum Teil bis heute auf ihre Gerichtsverfahren warten. Warentransporte würden nur nach "Lust und Laune" nach Gaza reingelassen. Gewährleistet seien weder Strom noch Wasser, noch medizinische Versorgung. 40 000 Kinder seien nicht eingeschult worden, da Schulen wegen fehlenden Baumaterials nicht gebaut werden konnten. (S. 97) "1,5 Millionen eingeschlossene Palästinenser im Gaza-Streifen und 1400 Tote bei der Operation Gegossenes Blut klagen uns an", schreibt die Autorin (S. 28) Die Unterschiede zwischen palästinensischen Dörfern und den jüdischen Siedlungen: Wellblechhütten, Zelte, Geröllstraßen und Schlamm. Daneben: Geteerte Straßen, Blumenbeete und Palmenhaine. (S. 212)

Israel, so charakterisiert die deutsch-jüdische Querdenkerin den Staat, sei heute keinesfalls das arme kleine, von Feinden umzingelte Land. Im Gegenteil, es gehöre zu den hochgerüsteten Militärmächten, die sich nicht scheuen, anderen Staaten mit einem Präventivschlag - auch atomar - zu drohen. (S. 18) Israel existiere seit 63 Jahren auf ehemaligem palästinensischem und seit 44 Jahren auf unrechtmäßig dazugeraubtem Land. (S. 137) Es hält dies Land widerrechtlich besetzt und den Palästinensern entzieht es seine grundlegenden Rechte, seine Freiheit und Unabhängigkeit. Das gehöre vor das Haager Kriegstribunal, so Evelyn Hecht-Galinski. (S. 22) Israel schaffe Tatsachen mit der "Abrissbirne", aber man siedelt und baut weiter, die "ethnische Säuberung" halte an. (S. 35) Über 50 000 neue Wohnungen - natürlich nur für jüdische Käufer und Mieter. Palästinenser brauchen keine Wohnungen. Für sie wurden seit 1967 nur circa 600 Appartements gebaut, obwohl mindestens 40 000 gebraucht werden. Eine weitere Enthüllung: Israel sei ein Meister im Tarnen und Verschleiern, wenn es zum Beispiel um das Atomprogramm in Dimona geht, meint die Autorin.

Israel findet Unterstützung von AIPAC, der größten Israel-Lobby in den USA. Jahresbudget: 70 Millionen US-Dollar. (S. 116) Auf Seite 210 warnt die Autorin vor einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Iran. Und sie läßt daran keinen Zweifel: Dieser Angriffskrieg wäre nur möglich auch durch die Waffenlieferungen der Schutzmacht USA. (S. 210) Sie nimmt kein Blatt vor den Mund besonders gegenüber den Deutschen. Dem Verteidigungsminister hält sie vor, folgende Aussage von Kanzlerin Merkel als unzutreffend ungenügend entkräftet zu haben: Sie habe geäußert, die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson zu betrachten, und das Deutschland im Ernstfall bereit sei, Israel, wenn es den Iran angreifen sollte, zu unterstützen. Und wer klagt die Hamas einseitig als schuldig an? Frage an die Kanzlerin: "Verwechseln sie da nicht Ursache und Wirkung? Die vollständige Blockade sei die Ursache, die Wirkung sind die Kassam-Raketen". (S. 19) Das Grundgesetz bezeichnet die Deutsch-Jüdin als Makulatur, mit der proklamierten Staatsräson nicht vereinbar. Weiter: "Die würdigste Form der Holocaust-Erinnerung: Sich das Recht nehmen als Deutsche, aktuelle Verbrechen anzuprangern. (S. 43) Die scharfsichtige Autorin polemisiert, es gehe nicht darum, einseitig und parteiisch zu sein, sondern um Recht und Unrecht. Mit der angeblichen "Selbstverteidigung" Israels, verhöhne es die Völker. Wenn Politiker Verbrechen gegen die Menschlichkeit rechtfertigen, dann geißelt sie deren "vorauseilenden Gehorsam". (S. 93) Jede Israel-Kritik sei als Antisemitismus zu bewerten? Wörtlich dazu Evelyn Hecht-Galinski: "Ich bemerke auch immer mehr, daß diese schleichende Politik der Verdummung in Deutschland ihre Wirkung zeigt. Die Bevölkerung weiß immer weniger über die wirklichen Zusammenhänge dieser politischen Intrigen Bescheid." (S.129)

Und sie, die enorm treffend komplex denkt, scheut sich auch nicht, die tieferen Ursachen ohne Wenn und Aber beim Namen zu nennen: Sie kreide die Verlogenheit der gesamten westlichen Politik in dieser Region an, die "primär von Wirtschaftinteressen bestimmt ist". (S. 112) Sie warnt, durch die Menschen- und Völkerrechtsverletzungen sowie die Kriegsdrohungen und Angriffe, die man dem jüdischen Staat durchgehen läßt, "wird die internationale Politik massiv in Gefahr gebracht". (S. 195) Wer wundert sich da, wenn sich die deutsch-jüdische Aktivistin und scharf politische Seherin für diesen Staat Israel schämt, der nicht in ihrem Namen spricht und handelt.

Ihre Sprache: Locker, sehr persönlich, sehr emotional, überaus engagiert, teilweise mit Wut im Bauch - warum nicht? Es überwiegen kurze Sätze mit hoher Anschaulichkeit. Dafür sorgen u.a. die immer wiederkehrenden bohrenden Fragen - an die Politik, an die Bürger, an sich selbst.

Im Nachwort stellt Gilad Atzmon fest, die Humanistin Evelyn Hecht-Galinski erhebe ihre unschätzbare Stimme nicht als Einzelperson, sondern "gesellt sich zu der wachsenden Zahl von Juden, die sich von Stammesdenken, Chauvinismus, Überlegenheitsdünkel und Auserwählten verabschiedet haben". (S. 217) Nicht zuletzt empört sich die Autorin auch mit Stéphane Hessel gegen gegebene gesellschaftliche Zustände. (S. 121)

Wer ihr Buch gelesen hat, wird es bereichert zunächst zur Seite legen - erkenntnismäßig, gefühlsmäßig. Und wiederholt hineinsehen müssen, wenn "Anstalten" wieder einmal die Wahrheit auf den Kopf stellen. Ganz gewiß wird diese Lektüre der mutigen und politisch hellwachen Kassandra ebenso für Anbeter der "HEILIGEN KÜHE", für Politiker mit "vorauseilendem Gehorsam", wie die Autorin schreibt, ein wahrer Genuß sein. Mögen diese dabei die Gardinen an ihren Fenstern zuziehen...Noch!!
 



► Diese Rezension habe ich vormals auf meinem Schreiber- Blog veröffentlicht.
 

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