Das Du in mir
Eine unpolitische-politische Meditation.
► von Thomas Eblen
Auseinandersetzungen in der Außenwelt sind oft nur ein Spiegel der Dialoge, die wir mit Instanzen in uns selbst führen. Unser inneres Geschehen ist überbordend, irrational, emotional und vor allem weltgestaltend. Wir projizieren es auf unser Umfeld. Um uns selbst zu rechtfertigen, verfallen wir in Monologe oder treten mit uns selbst in einen Dialog, um uns entweder zu bestätigen, zu verteidigen oder gar zu zerstören.
Diesem Dialog, in dem das Ich mit dem Du konferiert, geht der Dichter Thomas Eblen nach, indem er Situationen beschreibt, in denen sich dieses Du im Widerstreit mit dem Ich artikuliert. Dabei wird das Ich empfänglich, auch für das, was uns anfällig macht: Angst. Auch politische Verletzungen und Wünsche können auf jenen Kampf zurückgeführt werden, den wir mit dem Gegenüber in uns selbst führen.
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Du hast es bemerkt. Ich nicht. Jetzt erkenne ich es auch, aber ich kann es noch immer nicht glauben. Es gab Zeiten, da empfanden wir in unserem Leben — das kannst du doch bestätigen, nicht wahr? — eine unglaubliche Weite. Eine, in der man gedankenlos spazieren gehen konnte, ohne dass sich jemand in den Weg stellte. Natürlich gab es immer Einwände, Widerworte, andere Meinungen. Mit denen gingen wir aber eher leichtfertig um. Sie kamen uns zumindest nicht so nahe, dass wir uns bedroht fühlen mussten. Es waren eher leichte Gegensätze, wenn auch oft schwere Geschütze aufgefahren wurden.