Soziale Isolation in einer atomisierten Gesellschaft

Psychogramm moderner Autisten

von Dr. med. Gerd Reuther | Beitrag für MANOVA (vormals RUBIKON)

Dinner_for_One_Freddie_Frinton_May_Warden_Miss_Sophie_Butler_James_Silvester_Groteske_Lauri_Wylie_Einsamkeit_Vereinsamung_Kritisches-NetzwerkDas in Deutschland traditionell zu Silvester ausgestrahlte „Dinner for One“ nahm die gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer vereinsamten, atomisierten Gesellschaft vorweg. - Alle Jahre wieder beschließen die Deutschen das Jahr mit einem virtuellen Festessen. Butler James serviert, was Miss Sophie anschafft. James gibt sein Bestes.

Die Stereotypen steigern sich, die Fallhöhe nimmt zu. Auch über die Aufhebung der Tafel hinaus. Eine alkoholisch eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit ermöglicht und rechtfertigt jeden Tabubruch. Eine drohende Katastrophe wird den Zuschauern durch den Rückzug der alten Dame erspart. Wenn es entlarvend ist, worüber man lacht, dann offenbart das Dinner ohne Gäste, wie moderne Menschen tatsächlich ticken.

Es ist an der Zeit für einen Gegenentwurf.

Lange bevor blutleere virtuelle Realitäten begannen, unser unberechenbares analoges Leben zu verdrängen, entstand mit „Dinner for One“ der Prototyp eines schönen Scheins im Angesicht sozialer Isolation. Der englische Komiker Freddie Frinton alias Butler James hatte den Nerv einer kommenden Zeit getroffen, die er nicht mehr erlebte. Frinton verstarb 1968, noch bevor eine Aufzeichnung in Farbe realisiert werden konnte.

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