Kapitalismuskritik im Anschluss an Erich Fromm
Tagesseminar in Zusammenarbeit mit der Marx-Engels-Stiftung e.V.
am Samstag, 25. Oktober 2014, von 11 bis 17 Uhr
in der „Alten Feuerwache“ in Wuppertal
Angesichts der fortwährenden Krise des Kapitalismus, die in den ökonomisch hoch entwickelten Ländern überwiegend in Gestalt der Banken-, Währungs- und Wirtschaftskrise, in den ökonomisch schwächeren Ländern dagegen eher in Form von Massenarbeitslosigkeit, wachsender Verelendung und dem Ausverkauf natürlicher Ressourcen in Erscheinung tritt, hört man häufig, Karl Marx habe „vermutlich wohl Recht gehabt“. Selten finden sich jedoch Versuche, über die oberflächliche Diagnose der Krise hinaus nach deren zentralen Ursachen und – noch weniger – nach Wegen zu ihrer dauerhaften Überwindung zu suchen. Noch immer scheint es so, als sei der Marxismus durch den Untergang des real existierenden Sozialismus ein für alle Male diskreditiert.
Auf der anderen Seite scheint nicht einmal mehr die Abkehr vom neoliberalen Dogma, das der Freiheit der Märkte absoluten Vorrang gibt, im real existierenden Kapitalismus politisch durchsetzbar. Das – mit Max Weber zu sprechen – „stahlharte Gehäuse der Hörigkeit“ lässt anscheinend kein Entrinnen zu.
Überlegungen wie diese haben dazu geführt, dass wir – nach der Tagung über Rebellen, Reformer und Revolutionäre im Mai 2007 in Trier – erneut die Ideen von Karl Marx und Erich Fromm zum Thema machen wollen.
Erich Fromm hat sich ja zeitlebens nicht nur mit Sigmund Freud, sondern auch mit Karl Marx befasst und sich nicht gescheut, in der Zeit der Systemkonkurrenz und des Kalten Krieges den „humanistischen Sozialismus“ als Alternative zu beiden bestehenden Machtblöcken zu empfehlen. Er hat insbesondere den Konsumkapitalismus gegeißelt und sich für eine friedliche Transformation der Gesellschaft eingesetzt. Die Frage, wieweit seine Konzepte zur Gesellschaftsveränderung in der aktuellen Krise des Kapitalismus als Orientierungshilfe zu dessen Überwindung dienen können, soll dabei im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es nicht nur um Kritik in Form von theoretischen Überlegungen, sondern auch um praktische Konsequenzen.
Unser Thema Kapitalismuskritik im Anschluss an Erich Fromm wird am 25.10.2014 Gegenstand eines Tagesseminars sein. Wir freuen uns besonders darüber, dass wir als Gesprächs- und Kooperationspartner die seit 1970 bestehende Marx-Engels-Stiftung mit Sitz in Wuppertal gewinnen konnten. Dementsprechend findet das Seminar in Wuppertal (in der Alten Feuerwache, Gathe 6) statt. Einzelheiten zum Tagungsprogramm, zu den Referenten und zur Anreise entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Faltblatt, das auch ein Anmeldeformular enthält. Es wird um rasche Anmeldung gebeten.
► Referenten:
- Dr. Helmut Johach, Rednitzhembach: Mitglied des Erweiterten Vorstands der Internationalen Erich‐Fromm‐Gesellschaft
- Prof. Dr. Burkhard Bierhoff, Cottbus: Professor an der Hochschule Lausitz, Fachbereich Sozialwissenschaften
- Jürgen Meier, Hildesheim: Freiberuflicher Autor und Journalist im Bereich Psychologie/Gesellschaftstheorie
► Zeitplan:
- 11.00 Begrüßung: Hermann Kopp (Marx‐Engels‐Stiftung)
- 11.15 Erich Fromms „sozialistischer Humanismus“ – ein emanzipatorisches Projekt? - Dr. Helmut Johach (Rednitzhembach)
- 12.15 Mittagspause
- 13.30 Aufstieg und Elend des Konsumkapitalismus – Ambiguitäten und Transformationschancen heute - Prof. Dr. Burkhard Bierhoff (Cottbus)
- 14.30 Die Welt verändern in Zeiten des Krieges. Wer soll das tun? Welche Theorie ist dazu nötig? - Jürgen Meier (Hildesheim)
- 15.30 Kaffeepause
- 16.00 Abschlussdiskussion und Auswertung
- 17.00 Ende des Tagesseminars
Im Folgenden geben wir als Einführung jeweils ein kurzes „Abstract“ zu den Themen der einzelnen Referate:
Helmut Johach: „Erich Fromms „sozialistischer Humanismus“ – ein emanzipatorisches Projekt?“
Im Konzept des Sozial- oder Gesellschafts-Charakters verband Erich Fromm den Historischen Materialismus mit der Psychoanalyse. Später gewannen vor allem die Marxschen Frühschriften für sein Verständnis eines „sozialistischen Humanismus“ große Bedeutung. Er engagierte sich in der amerikanischen Friedensbewegung, schrieb einen Entwurf zum Programm der Sozialistischen Partei der Vereinigten Staaten und stand in den 60er Jahren in Verbindung mit Philosophen der jugoslawischen Praxis-Gruppe.
Angesichts der neueren Entwicklung des Kapitalismus, insbesondere im Finanzsektor und in der Arbeitswelt, wird die Tragweite von Fromms Konzept des „sozialistischen Humanismus“ ausgelotet. Es wird gefragt, wieweit dieses Konzept geeignet und in der Lage ist, nicht nur zu einer kritischen Bewusstseinsbildung, sondern auch zur realen Gesellschaftsveränderung beizutragen.
Burkhard Bierhoff: „Aufstieg und Elend des Konsumkapitalismus – Ambiguitäten und Transformationschancen heute“
Veränderungen in der kapitalistischen Produktionsweise in den westlichen Industriegesellschaften seit den 1920er Jahren lassen sich grob als Wechsel vom Industriekapitalismus zum Konsumkapitalismus beschreiben. Der Wechsel fällt in eine Zeit, in der in und außerhalb der sozialistischen Bewegung Zweifel an dem Fortbestehen eines revolutionären Subjekts formuliert wurden. Auch Fromms Beitrag zum Verhältnis von Psychoanalyse und Marxismus war von dieser Frage bestimmt.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts traten die veränderten Produktions- und Arbeitsbedingungen mit ihren Folgen für die Lebensweise deutlich in den Vordergrund. Das Doppelgesicht des Konsumkapitalismus zeigte sich in einem ungeheuren Zuwachs des Güterwohlstands auf der Grundlage der Massenproduktion und zugleich in sich zuspitzenden Formen von Verelendung, Armut und Unbehagen. Die Transformation des Konsumkapitalismus hin zu einer menschlichen Gesellschaftsform verlangt nach einer Lösung sowohl sozialer Probleme (Wohlstandsverteilung) als auch ökologischer Probleme (Ressourcennutzung).
Jürgen Meier: „Die Welt verändern in Zeiten des Krieges. Wer soll das tun? Welche Theorie ist dazu nötig?“
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern“, schreibt Marx in der 11. These zu Feuerbach. Theorien über die Welt, die sich nur mit Theorien und immer wieder mit Theorien beschäftigen, ändern an dieser Welt der Entfremdungen nichts. Aber natürlich braucht es Erkenntnisse, also Theorien über diese Welt, um sie zu verändern. Darin sind sich Marx und Fromm einig. Die Dominanz der praktischen Veränderung der Welt betonend, schreibt Fromm 1963, die Revolution ist „die Ersetzung der bestehenden Ordnung durch eine historisch fortschrittlichere“ (GA Bd.IX, S. 346) und ergänzt, die Revolution sei eine politische Bewegung, „die von Menschen mit revolutionärem Charakter angeführt wird“.
- Wie nah liegen diese beiden Denker bei einander?
- Was trennt sie?
- Wie nützlich sind ihre Theorien zur Veränderung einer Welt in Zeiten des Krieges?
Um genügend Zeit zur An- und Abreise zu lassen, ist der Beginn des Seminars auf 11 Uhr festgelegt, das Ende auf 17 Uhr. Um die Mittagszeit gibt es in der Alten Feuerwache einen einfachen Imbiss. Übernachtung ist dort nicht vorgesehen.
Wer evtl. doch eine Übernachtungsmöglichkeit benötigt, wende sich bitte an das Fremdenverkehrsamt in Wuppertal bzw. direkt an entsprechende Hotels (z.B. IBIS Wuppertal City, Hofaue 4, 41013 Wuppertal, Tel. 0202 - 87040).
► Anmeldung: nicht mehr erforderlich, Interessenten bitte einfach nach Wuppertal kommen!
Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft c/o Klaus Widerström
Die Kleine Beune 12
64319 Pfungstadt
Tel. 06157 - 986 3261
Fax: 06157 – 986 3269
E-Mail: info@fromm-gesellschaft.de
http://www.fromm-gesellschaft.eu/
Für Mitglieder und Freunde der Marx-Engels-Stiftung gilt deren Geschäftsstelle
Gathe 55
42107 Wuppertal
Tel. 0211 / 680 2828
E-Mail: Marx-Engels-Stiftung@t-online.de
http://www.marx-engels-stiftung.de/
► Kosten:
Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Für Mittagsimbiss und Kaffee wird ein Kostenbeitrag in Höhe von 12 EUR erhoben, der bei Ankunft vor Ort in bar zu entrichten ist.
► Anfahrt:
mit PKW via Autobahn A 46 Ausfahrt Wuppertal-Elberfeld, danach Richtung Zentrum Elberfeld, an der 1. Ampel geradeaus, an der 2. Ampel links auf die Uellendahler Straße, unter dem Eisenbahnviadukt hindurch - von hier aus sieht man bereits den Turm der Alten Feuerwache. Die Uellendahler Straße geht an der Einmündung Wiesenstraße (rechts) in die Gathe über. Der Haupteingang der Feuerwache befindet sich auf der linken Seite des Komplexes, neben dem Turm. Park- und Stellplätze gibt es im gesamten Quartier.
Bundesbahn bis Wuppertal Hauptbahnhof, von dort aus weiter mit den Buslinien 625 (Richtung Dönberg) oder 635 (Markland) oder 620 (Kuckelsberg) oder 607 (Am Eckbusch) oder 645 (Raukamp‐Schleife). Ausstieg an der Haltestelle Ludwigstraße ‐ in direkter Nachbarschaft zur Feuerwache
oder: vom Hbf aus zu Fuß in ca. 16 Gehminuten.
► Fotoquellen:
1. Karl Marx Portrait. Foto: Unbekannt. Quelle: International Institute of Social History in Amsterdam, NL / Wikimedia Commons. Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
2. Erich Fromm 1974. Photograph: Müller-May. © Deutsche Verlags-Anstalt. Mit freundl. Genehmigung durch Dr. Rainer Funk, Tübingen.