Behaviorismus und strukturelle Gewalt

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Franz Witsch
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Behaviorismus und strukturelle Gewalt
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Behaviorismus und strukturelle Gewalt

Anmerkungen zu den sozialen Wurzeln von Behaviorismus und Konditionierung

von Franz Witsch, Hamburg

1. Das Fremde dem eigenen Leben assimilieren

2. Zum Verhältnis von Moral und Ökonomie

3. Verbrecherische Strukturen

4. Behaviorismus und Konditionierung (Klaus-Jürgen Bruder)

 

Wer Rosa Luxemburg orientierungslos nennt, kann was erleben;

der gehört dann nicht mehr zu uns.

So ticken die meisten Linken immer noch.

Sie brauchen etwas, das sie anbeten können, um andere zu überzeugen.

Sich selbst finden sie dafür nicht gut genug.


 

1. Das Fremde dem eigenen Leben assimilieren

Nichts ist so langweilig wie Wahlen und Politiker; noch langweiliger, über Politiker zu reden, mit ihnen sinnvoll etwas zu verbinden. Es ist sinnlos, von ihnen etwas zu erwarten, z.B. sie mögen keine Kriege führen oder unterstützen, keinen Sozialabbau betreiben.

Schlimmer: es kostet mittlerweile Überwindung, sich in Rede und Schrift über Politik zu äußern und das aus einem generellen Grund: Angesprochene interessieren sich immer mehr nur noch für sich selbst; vom herrschenden gesellschaftlichen Kontext versaut, neigen sie immer mehr dazu, reiz-reaktions-schematisch das in eine Äußerung oder einen Text zu interpretieren, was ihnen gerade durch den Kopf geht; impulsiv; aus dem Instinkt heraus stehen Urteile fest – signalgesteuert. Das allein wäre nicht schlimm; denn mit dem Gespür – einem Gefühl – fängt immer alles an: „hier stimmt was nicht, mir geht’s schlecht; hier muss was geschehen. Doch was und wie? Fragen über Fragen.“(DPB,13)

Doch wieso fragen, wenn das impulsgetriebene Urteil unverrückbar feststeht? Bürger sind in der Tat immer weniger in der Lage, innezuhalten, um Äußerungen oder Texte gründlicher zu analysieren, Leerstellen freizulegen, das Ungesagte, vielleicht Unsagbares, mithin versteckte Botschaften herauszuarbeiten, Absatz für Absatz, Satz für Satz, Wort für Wort. Geht nicht. In einer Zeit, in der Empfindlichkeiten um sich greifen, ist der Bürger immer mehr auf signalgesteuert hervorgebrachte Instinkt-Äußerungen reduziert. Dann bedeuten Texte das, was sie bedeuten; das Ungesagte, Unsichtbare, Ausgegrenzte, Unvorhersehbare, das Fremde und damit das unverwechselbare Subjekt sind dann ohne Chance. Interessiert nicht. Hinweg damit.

Man kann es auch so sagen: der Bürger konditioniert und wird konditioniert; dabei bleibt immer weniger Spielraum für kritische Interpretationen von Reden, Texten, Forderungen. Mindestlohn und bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) sind Forderungen, die Sozialabbau und Verarmung zurückfahren. Das steht fest, auf den ersten Blick; wer das infrage stellt, ist asozial. Keine Diskussion, und wenn doch, dann nur mit vorhersehbarem Ausgang: der andere ist asozial, ohne geduldige Analyse; es geht immer mehr um (eigene) Gefühle, die festgefügt in Interessen projiziert werden, alternativlos auf sie verweisen; es gilt, das Gefühl kurzschlüssig mit dem gegenstandsbezogenen Interesse zu verbinden, unverrückbar, als seien Gefühl (Innen) und Gegenstand (Außen), Vorstellung und Realität identisch, als würde man einem verhandelbaren und zu verhandelnden Gegenstand unmittelbar ansehen, welche Gefühle er auslöst, von welchen Gefühlen er kontaminiert ist (DP4,26f,64,231), nur um Stellungnahmen, Forderungen (Mindestlohn, BGE etc.) möglichst unverhandelbar in die Welt zu setzen, eben weil Gefühle heilig sind, als repräsentierten sie schon für sich genommen ein alternatives sozial-ökonomisches Projekt.

Dieser trübe soziale Sachverhalt wird in durchaus sozial engagierten Texten gegen die Verlogenheit der Politik – sei es gegen Ausgrenzung, Verelendung, Krieg – transportiert; wiederum verlogen; auch Linke sind unansprechbar, unerreichbar, wenn es um Forderungen im Kontext des Bestehenden geht. Sie bestehen unverhandelbar darauf, dass der Mindestlohn im bestehenden kapitalistischen System Ausgrenzung und Verelendung zurückführt. Unansprechbar kann man mit solchen Leuten nichts anfangen – mit Linken wie Gysi, Lafontaine oder Wagenknecht, die dem Augenschein nach für Ausgegrenzte Politik gestalten wollen und sich tatsächlich „ehrlich“ dabei vorkommen, so wie Erwachsene ganz „ehrlich“ lieben, wenn sie eigene Kinder sexuell missbrauchen.


1.1 „Werde ein Einzelner“ (Kierkegaard)

 

Auch Ken Jebsen erträgt in einem lesenswerten Aufsatz die Verlogenheit kaum; er sagt: „Man kann überhaupt nur etwas tun, wenn man es als Einzelner tut (...). Das Kernproblem des Menschen liegt im Verlust seines Instinktes. Er kann diesen Instinkt nicht zurückerlangen, sofern er nicht das aufgibt, was man unter Zivilisation versteht, und was in Wahrheit Zentralisierung ist. Ohne Zentralisierung hätten wir all die künstlichen Probleme nicht, die wir im Anschluss immer mit Mord und Totschlag versuchen, aus der Welt zu schaffen.“

Und ein paar Sätze weiter fordert er wie schon die alten Griechen, dass „wir uns an der Natur“ orientieren sollten; er fragt, „ob denn die Natur wirklich blöder als der Mensch“ sei, „nur weil sie keinen Philipp Rösler hervorbringt? Ist Barack Obama wirklich zivilisierter als ein Rudel Wölfe in Alaska (...)?“(JEK-STE)

Jebsen zufolge muss es die einsame Existenz richten, wenn’s hoch kommt, in überschaubaren sozialen Strukturen: „Schließe dich nicht Gruppen an, die du nicht überblickst. Folge keinen Vereinen, deren Mitglieder du nie im Leben alle persönlich kennen lernen kannst. Der größte gemeinsame Nenner ist die Familie.“ Ich lese das so: Machen kann ich im wesentlichen nur etwas als Einzelner – in der Geisteshaltung Kierkegaards, der einmal sagte, „werde ein Einzelner“. So auch Jebsen in einem Schlusssatz: „Egal, was man dir erzählen wird, wenn du diesen Text anwendest, höre auf deinen Bauch. Du bist nur dann Teil einer Masse und damit DUMM wie die Masse, wenn du dich den Massen anschließt. Wie Gustave le Bon sagte: ‚In der Masse sinkt der Verstand mit der Anzahl der Versammelten’. Vergiss das NIE!“

Ja warum schreibt Jebsen noch Aufsätze? Um Menschen zu atomisieren?, Atomisierungs-, bzw. Entpolitisierungsvorgänge, weil es sie gibt, zu rationalisieren? Mit dem Ergebnis zu entpolitisieren? Sei’s drum; jedenfalls sind solche Analysen in einem überfamiliären Kontext, in dem Menschen nicht unmittelbar miteinander verkehren, nicht kommunizierbar; sie beschwören missionarisch die Existenz des Einzelnen, der in der Familienidylle aufgeht, der überschaubaren Gemeinschaft, gerichtet gegen das fremde überfamiliär Gesellschaftliche, wie Ferdinand Tönnies (s. Foto links) im ausgehenden 19. Jahrhundert dachte, als er einen „körperlich begreifbaren Wahrheitsbegriff“ postulierte, etwas, das er „in seinem soziologischen Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft (1887) das Gemeinschaftliche genannt hat in Abgrenzung zum kalt und abstrakt rationalisierenden Gesellschaftlichen, das es gemeinschaftlich zu überwinden gelte als die Krankheit der Zeit.“(DP3,128) Das konnte man prächtig dahingehend auslegen, alles Fremde auszugrenzen – bis hin zur Ausmerzung, in die hinein sich die „Reinheit der Gefühle“ (DP4,24ff) prächtig projizieren ließ. Davon ließen sich auch Nazis beseelen, verbunden mit ihrem Blut-und-Boden-Geschwätz, wiewohl der seelengute Tönnies die Nazis durchaus nicht mochte und er 1933 seine Professur deshalb verlor.

1.2 Was geht mich „der Fremde“ an?

Doch was wissen wir denn heute, mit welchen naiv-esoterisch gefärbten Theorien wir zukünftigen politischen Verbrechen in die Hände spielen? Ich denke, das Problem besteht generell darin, wie wir überfamiliäre Sozialabstraktionen wie Gesellschaft, Demokratie, Masse (von Menschen), Volk, Nation etc. verwenden. Wir versubjektivieren sie, wenn wir ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben: eine Demokratie müsse „wehrhaft“ sein, Deutschland „stark“ sein oder, wie die Union vor der letzten Bundestagswahl plakatierte, „stark bleiben“. Doch für wen und was? Unbestreitbar ist, dass immer mehr Bürger sich einer Versubjektivierung widersetzen; insbesondere Ausgegrenzte oder von Ausgrenzung bedrohte Bürger fühlen sich nicht angesprochen, von Politikern nicht repräsentiert. Nicht nur weil in Wahlkämpfen leere Versprechungen transportiert werden; der Grund ist auch ein kontraproduktiver, weil der frustrierte, verletzte Bürger unversehens die Sozialabstraktion wiederum versubjektiviert, wie auch der Text von Jebsen zum Ausdruck bringt: die Menschen interessieren sich nicht füreinander, wenn sie sich nicht persönlich kennen (lernen können).

Doch interessieren sich Menschen tatsächlich leichter und sozialverträglicher füreinander, wenn sie sich persönlich kennen? Woran erkennt man, dass ein Interesse sozial-verträglich ist? Rassisten oder Nazis vermögen ihre Familien durchaus erkennbar zu lieben; Hitler seinen Schäferhund, seine Eva Braun. Gewalttäter wissen sich unter ihresgleichen, ihren Familien durchaus vorbildlich zu benehmen, gewiss nicht alle, aber doch viele. Aber auch viele Nicht-Nazis benehmen sich nicht immer vorbildlich.

Nun, auch wenn Jebsen mit Sicherheit kein Rassist ist, so fühlt sich der Rassist von Jebsens Analysen dennoch bestätigt, so wie die Nazis sich gern auf Tönnies beriefen, ohne dass Tönnies ein Nazi war. Die versteckte Botschaft im Aufsatz von Jebsen, die er vermutlich nicht sieht, die ihn, ohne ein Nazi zu sein, dennoch mit dem Nazi verbindet, und für die er sich vielleicht deshalb lieber nicht interessiert, lautet: Was geht mich der Fremde an? Warum soll ich mich für ihn und sein Wohlergehen interessieren? Man könnte die versteckte Botschaften weiter ausspinnen, Ken Jebsen mit weiteren unangenehmen Fragen belästigen, an die er mit Sicherheit nicht mehr denkt, so dass ich mich ihm nahe fühlen kann, die aber dennoch eine fatale Kontinuität wahren, der man eine gewisse innere Stimmigkeit nicht absprechen kann: Warum mich gegen die Todesstrafe engagieren für Menschen, die ich nicht kenne und Lustmorde begehen? Sie haben es doch verdient, sagt zur Zeit die indische Öffentlichkeit von vier Vergewaltigern. Die indische Gesellschaft ist noch zu sehr mit archaisch motivierten Gefühlen (Instinkten) kontaminiert, auf die sich das Überfamiliärere, die Sozialabstraktion, reduziert, resp. versubjektiviert sieht, um die Todesstrafe, überhaupt das alttestamentarische Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, zu ächten. Eine Geisteshaltung, die unter sogenannten zivilisierten Europäern weit verbreitet ist. Eine Mehrheit der Deutschen wäre vermutlich für die Todesstrafe. Ich sage, sie sind noch nicht so weit, das Fremde: unteilbare Grundrechte für den Anderen, auch den Ausgestoßenen, den Mörder, den wir nicht persönlich kennen, dem eigenen Leben zu assimilieren. Im Gegenteil, sie plädieren für seine Hinrichtung; sie beißen aber schon im Vorfeld dazu ganz generell das Fremde weg, wenn es ihnen zu nahe kommt oder prügeln es auch schon mal tot.

Ich denke demgegenüber, dass sozialintegrativen Fähigkeiten sich v.a. dadurch auszeichnen, „das Fremde (anderer Menschen) dem eigenen Leben zu assimilieren“ (DP2,11), eine Fähigkeit, die allein im Gefühl, genauer: im von eigenen Gefühlen kontaminierten Familienleben, nicht aufgeht. Gemäß unserer aufklärerischen Tradition sollten wir uns aber eigentlich für das Fremde in einem überfamiliären Kontext interessieren können, auch wenn ein aufgeklärter Geist wie Kant damals für die Todesstrafe eintrat – sie für unverzichtbar hielt aus erzieherischen Gründen. Nun, ihre Theorien waren aus einer heute möglichen Perspektive sicherlich noch nicht serienreif.

Das eigene Gefühl gegen das Fremde ins Zentrum eines überfamiliären (Allgemein-) Interesses zu rücken, im Sinne des Prinzips „Teile und herrsche“ – dahin wollen uns die Herrschenden – gegen den Geist der Aufklärung – allerdings bringen. Dort kommen wir ihnen nicht zu nahe. Das täten wir, wenn wir z.B. Grundrechte auch für Hartz-IV-Abhängige forderten, gerade für Menschen, „die ihren Arsch nicht hochkriegen“, also für jedes beliebige Subjekt. Mit dieser Forderung sagen wir, was uns in einer Gesellschaft unter Menschen, die einander nicht persönlich kennen (lernen können), verbindet, ohne dass dieses Etwas sagt, wie die Gesellschaft konkret aussieht. Dieses „alle“ verbindende Etwas ist also formal-abstrakter Natur; dennoch muss es etwas sein, was für jedes Subjekt unmittelbar von praktischer Bedeutung ist, und das ist es nur, wenn jedes beliebige Subjekt – unabhängig von seinen körperlich beschreibbaren Eigenschaften (Rasse, Volk, Nation, Ehre, Stärke) – jene Grundrechte einklagen kann – Grundrechte als da sind:

  • Körperliche Unversehrtheit, 
  • Keine Armut,
  • Keinen Arbeitszwang.

Auch für den Straftäter. Diese Grundrechte lassen sich nachhaltig und umfassend allerdings nur durchsetzen, wenn die Regeln der Kapitalverwertung (auf der Basis der Mehrwertfähigkeit des Subjekts) nicht mehr gelten. Derartige Forderungen sehe ich in keinem Parteiprogramm. BGE oder Mindestlohn für sich genommen sind im Kapitalismus nicht in der Lage, Armut und Ausgrenzung zu verhindern.

1.3 Die Verbindung von Subjekt und Gesellschaft

Wir können also von der Sozialabstraktion „Gesellschaft“ nur dann sinnvoll sprechen, wenn sie etwas repräsentiert, was uns „alle“ verbindet: Grundrechte für alle; ausnahmslos; das kann nicht etwas sein, was uns in einer sozialen Struktur (Familie) verbindet, in der wir unmittelbar, vornehmlich über Gefühle, mit anderen verkehren. Dort wehrt man sich gegen Unrecht, ohne an Grundrechte zu denken, aus dem Instinkt heraus. In einem überfamiliären sozialen Kontext reichen Gefühle nicht mehr aus. Das heißt Gesellschaft und soziale Struktur (Familie) sind begrifflich nicht deckungsgleich: die Gesellschaft ist keine (große) Familie. Merkel nicht unsere Mutti. Eben weil „Gesellschaft“ etwas repräsentiert: Grundrechte für alle, das dem familiären Kontext fremd ist, so dass es dem Leben seiner Teilnehmer assimiliert („bewusst“ anerzogen) werden muss (WIF-SUL), immer wieder, bis ins hohe Alter, für jede Generation neu, in der Familie, in Erziehungs- und Ausbildungsinstitutionen, in der Öffentlichkeit, ja, und nicht zuletzt in einer Partei, die alternativ sein will.

Durch „Grundrechte für alle“, einschließlich Ausgestoßene, Straftäter etc., ist das Fremde bewusst eingelassen in familiär-soziale Strukturen. Durch das Bewusste bekommen wir erst einen Begriff vom Fremden, so dass wir in der Lage sind, uns eine Verbindung zum gesellschaftlichen Kontext zu erarbeiten. Das kann nur mit Bewusstsein gelingen.

Das Fremde dem eigenen Leben zu assimilieren trainieren wir allerdings auch hinter unserem Rücken, also leider nur unbewusst, ohne Begriff von einem Fremden, als sei uns das Fremde vertraut, als wüssten wir über das Fremde, den Fremden genau Bescheid; de facto üben wir, in einem sozial-familiären Kontext das Fremde zu assimilieren, ohne „Grundrechte für alle“ im Sinn, tagtäglich ohne Bewusstsein, immer wieder aufs Neue, bis ins hohe Alter, in einem Kontext, in dem wir Menschen mehr oder weniger kennen (lernen können), auch in politischen Diskussionen; das „Fremde“ anderer Menschen meint hier ihre „nicht vorhersehbare“ Kommunikation, sprich: Stellungnahmen, die wir bei weitem nicht zureichend kennen, aber zuweilen doch so tun, als seien sie uns sehr vertraut, also alles andere als fremd, als wüssten wir ganz genau Bescheid.

Nichts wissen wir, und schon gar nicht, wenn wir uns nicht der Mühe unterziehen, genauer hinzugucken – Unwissenheit zuzulassen, einzugestehen. Tatsächlich neigen wir dazu, impulsiv zu argumentieren, indem wir das Fremde mit unseren Gefühlen kurzschließen. Kommunikation ist aber nur dann sinnvoll und darüber hinaus spannend und lebendig, wenn verhandelbare Gegenstände Stellungnahmen – von Gefühlen kontaminierte Zeichen oder Zeichenketten (DP2,21f), die auf jene Gegenstände verweisen – vorhersehbar nicht hervorbringen, um sie einer genaueren Prüfung für wert zu erachten. Nur dann lernt man hinzu: etwas Fremdes dem eigenen Leben zu assimilieren, wie es, so der Film „alphabet“ von Wagenhofer, Kleinkinder noch können: sich unbefangen einbringen, helfen, lernen, sich für das Fremde interessieren. Das können wir als Erwachsene nicht mehr ohne weiteres, wenn wir es vom Kleinkindalter an nicht gelernt haben.

Die Folge: wir sind unzufrieden; laufen mit schlechten Gefühlen, schlimmer: desinteressiert, mit gar keinen oder unterdrückten Gefühlen herum, die dann doch irgendwann unberechenbar explodieren. Im Vorfeld dazu (Biedermeier, Vormärz): Langeweile, wohin man blickt. Langeweile verbreiten freilich immer nur die anderen; nicht ich. Man verkennt, dass die Unterhaltung zwischen Merkel und Steinbrück nur die Spitze des Eisbergs umfassender, schichtübergreifender Verblödung ist. Bei Politikern drängt sich nur ganz besonders der Eindruck vollkommener Vorhersehbarkeit (im Denken, Diskutieren und Handeln) auf. Damit versucht man uns zu konditionieren: mit immer wieder den gleichen Reizen, bis wir so weit sind, sie selbst zu suchen, um auf sie vorhersehbar zu reagieren und von anderen zu verlangen, dass sie ebenso vorhersehbar reagieren. Derart gestalten wir keine Strukturen, wir sind ihre Anhängsel, Anhängsel von Maschinen, wie Marx sagte. Wer sich nicht fügt oder nicht wie vorgesehen bewegt, fliegt raus; für alle sichtbar der Hartz-IV-Abhängige. Er landet im Müll, mit guten Gründen, die auf mich Gott sei Dank nicht zutreffen; weil ich meinen Arsch schließlich noch hoch kriege.

1.4 Zeit, über uns zu reden

Der letzte Satz deutet an: der einfache, auch sozial engagierte, zuweilen extrem wahlmüde Bürger ist nicht viel besser; er verfällt genau dem, was ihn bei anderen nervt. Auch er wird schon mal unruhig, ja sauer, wenn man auf (seine) Äußerungen oder Texte nicht vorhersehbar, bzw. nicht wie gewünscht reagiert. Er verträgt keine Kritik; sucht unentwegt nach Bestätigung (Mindestlohn, BGE bringen etwas), regt sich aber über öde Wahlauseinandersetzungen auf. Er vergisst, dass zuweilen auch er, dem Reiz-Reaktions-Schema verpflichtet, in Diskussionen immer langweiliger wird, immer weniger ansprechbar, nur noch signalgesteuert erreichbar ist. Wir erleben es jeden Tag; auch bei uns; Zeit, über uns zu reden:

Vor einigen Wochen, am 15. August, schrieb ich einen Leserbrief auf einen Text von Ulrich Gellermann mit dem Titel „Als Günter Grass mal das Volk war“. Im Text ging es um Günter Grass’ schmierige Anbiederung an die SPD, die auch mir schon jahrelang ein Dorn im Auge ist. Gellermanns Befindlichkeit gegen Grass habe ich, ganz im Sinne seines Textes, dachte ich, im Leserbrief verstärken wollen, freilich mit einer kleinen Ergänzung: nicht nur Grass, sondern die SPD sei, und zwar schon immer, ein orientierungsloser Haufen gewesen, SPD-Größen wie August Bebel eingeschlossen. Auch Parteien, die sich von der SPD abspalteten, etwa die KPD, nahm ich nicht aus. Tatsächlich war und ist für mich die KPD nicht besser als die SPD. Sie alle eint, dass sie ohne zureichende Konzepte, wie man den Kapitalismus abschaffen kann, nach mehr Macht strebten. Das war damals so. Heute ist es nicht anders, nur offensichtlicher, spürbar schon – allerdings nur als „schlechtes Gefühl“ – im Normalbürger angekommen, das zureichend zu analysieren dieser nicht in der Lage ist. Dies aus einem einfachen Grund: es gehört sich nicht, über Gefühle zu reden, schon gar nicht, wenn sie nicht gut sind, dazu angetan, schlechte Stimmung zu verbreiten.

Nun gut, ich möchte versuchen, über schlechte Gefühle zu sprechen: Das Ergebnis meines Leserbriefs war massive Entrüstung seitens Gellermann. Ich hätte v.a. „die vielen, einfachen Genossen“ beleidigt: „Denen Machtgier zu unterstellen ist schlicht albern.“(GEU-AGR) Zudem hätte ich Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in einen Topf mit Stalin geworfen. Das könne alles „wunderbar von der CDU oder FDP stammen. Das alles nur, um für ein Buch Werbung zu machen, das, wie man im zweiten Absatz liest, über die Grasssche Kunst nichts anderes zu sagen weiß, als dass ihr Ruf Schröder dienlich gewesen war.“ Das weise auf mangelnde intellektuelle Substanz der Schrift hin.

Nachdem ich in einem zweiten Leserbrief etwas mehr Sachlichkeit angemahnt hatte (ich hatte Liebknecht und Luxemburg keineswegs in einen Topf mit Stalin geworfen), reagierte Gellermann in einer weiteren Stellungnahme versöhnlicher im Ton, ohne näher auf Argumente einzugehen. Er fand es weiterhin unpassend, dass ich auf seiner Seite mein Buch erwähnt habe: „Tatsächlich war, bin ich ein wenig verstimmt, dass Sie an meinen Artikel zum Grass-Interview (...) einen Marketing-Text für Ihr Buch ankleben. Deshalb fiel meine Reaktion etwas harsch aus.“

Nun gut, Gellermann möchte mich auf die wenigen Worte meines Leserbriefs reduzieren; er soll keineswegs auf umfangreichere Bücher von mir verweisen; ich lese das so: Gellermann ist an einem Austausch von Argumenten, die natürlich nicht in einem kurzen Leserbrief ausgedrückt werden können, nur begrenzt, wenn überhaupt, interessiert; er reagierte nur allergisch auf mein Buch. Er sprach ihm Substanz ab, obwohl er es allenfalls nur sehr bruchstückhaft kennt. Ich nenne das „Stellungnahme aus dem Impuls“, ohne groß nachzudenken. Damit steht er für eine Mentalität eines impulsiven, signalgesteuerten Austauschs von Argumenten, die mittlerweile in jeder Pore unserer Gesellschaft präsent ist. Er versucht, zu konditionieren, indem er selbst konditioniert reagiert – signalgesteuert auf Stichworte (z.B. auf „Bebel orientierungslos“), die ihm nicht passen, ohne sich dafür zu interessieren, worum es „genauer“ geht.

Zu befürchten ist freilich, dass er nicht weiß, was es bedeutet zu konditionieren, dass er an Prozessen der Konditionierung beteiligt ist und daher auch nicht in Erwägung ziehen kann, dass er möglicherweise, mit mehr politischer und öffentlicher Macht ausgestattet, auch nicht besser ist als jene Politiker, über die er sich aufregt, zurecht aufregt, weil sie in der Tat nur noch signalgesteuert – im Reiz-Reaktions-Mechanismus – diskutieren. Impulsiv zu reagieren, ohne das genauer zu reflektieren, was der Impuls generiert, also ohne das eigene Bewusstsein einzuschalten, ist generell eine weit verbreitete Geisteshaltung – schichtübergreifend; weil wir dem Fremden keine Chance geben, wahrgenommen zu werden, um sich für das Fremde eingehender interessieren zu können. Es ist schon ein Kreuz: solange Menschen ohne viel Macht sind, starten sie als brüllender Löwe gegen langweilige, unansprechbare Politiker, um mit etwas mehr Macht als Bettvorleger, gewöhnliche Politiker, zu enden – siehe Ex-Außenminister Joschka Fischer. So etwas stimmt betrüblich. Unbenommen davon finde ich es gut, dass sich Ulrich Gellermann regelmäßig auf „RATIONALGALERIE.de“ äußert. Ich stimme seinen Texten meistens zu. Vor allem rechne ich ihm positiv an, dass er Leserbriefe auf seiner Seite veröffentlicht, auch wenn sie ihm nicht passen, so dass ich an dieser Stelle die Möglichkeit habe, öffentlich auf sie einzugehen.


 

2. Zum Verhältnis von Moral und Ökonomie

Auf unliebsame Stellungnahmen auf welche Weise auch immer einzugehen und sie öffentlich zu machen, zeugt in der Tat von einer wichtigen mentalen Eigenschaft: Merkel und Steinbrück würden Leserbriefe gar nicht zur Kenntnis nehmen, geschweige denn darauf antworten; sie sind absolut nicht erreichbar. Politiker, die viel Macht zu verlieren haben, mithin für die Stabilität politischer Strukturen verantwortlich gewählt sind, sind nicht erreichbar, umso weniger, je mehr Menschen, v.a. Parteifreunde über jene Strukturen ihren Lebensunterhalt verdienen. Einkommensrelevante Stabilität ist freilich eine Frage der „richtigen“ Einschätzung, die auch falsch sein kann, so wie die FDP mit ihrem Bundestags-Wahlkampf falsch lag. FDP-Repräsentanten waren beim Wähler einfach nicht mehr vermittelbar.

Nun, irgendeiner verliert immer. Das ändert nichts daran, dass eine Politikerin wie Merkel mit unbedachten Äußerungen (wie seinerzeit Ex-Bundespräsident Wulff mit seiner Aussage: der Islam gehöre zu Deutschland) sich möglicherweise – auch ohne Wahl – aus dem politischen System von „Macht(ausübung) und veröffentlichter Meinung“ verabschieden müsste, wenn sie sich z.B. allzu deutlich der Unterstützung eines Kriegseinsatzes in Syrien verweigern würde – d.h. aus einer veröffentlichten Meinung, die sich den herrschenden ökonomischen Strukturen moralisch verpflichtet fühlt. Dazu gehört u.a., Arbeitsplätze in unsinnigen, nicht zuletzt exportorientierten Produktionszweigen nicht zu gefährden, z.B. in Autoindustrie, Atomindustrie, Rüstung etc., die der Erde und uns Menschen immer mehr zu schaffen machen.(DP2,67)

Kurz, Merkel sorgt mit Unsinnsproduktionen dafür, dass es abstrakter in normativ-moralischen Kategorien formulieren: die Politik denkt und arbeitet im Sinne eines allgemein akzeptierten, alternativlos empfundenen sozial-ökonomischen Imperativs, der in moralischen Sätzen beschreibbar und, weil alternativlos, moralisch zu exekutieren ist: Autos verkaufen, koste es, was es wolle. Die Politik besitzt nicht die Freiheit, sich dem Imperativ zu verweigern, z.B. auf die „Produktion von Unsinn“ (DP2,67) zu verzichten. In den herrschenden sozial-ökonomischen Strukturen leben zu wollen, bedeutet, sie moralisch zu exekutieren, zu bejahen. Politiker nennen so etwas Verantwortung, fragt sich nur, wem gegenüber. Jedenfalls fühle ich mich nicht verantwortlich vertreten. Wie so viele, ohne allerdings – absurd, aber wahr – jenen Imperativ infrage, resp. die Systemfrage zu stellen.

Politiker sind generell mental und moralisch nicht imstande, die Systemfrage zu stellen, gegen ihr Einkommens- und Machtinteresse zu fragen: wie muss ein Wirtschaftssystem aussehen, das auf Unsinnsproduktionen nicht angewiesen ist, um den Sozialstaat zu retten? Die Unfähigkeit, systemgefährdende Fragen zu stellen, verweist auf ein mentales Defizit. Von dem wollen sie nichts wissen.

Aber auch der Normalbürger ist für systemgefährdende Fragen nicht aufgeschlossen; im Gegenteil fühlt er sich dem System verpflichtet selbst dann, wenn es ihm immer schlechter geht; dann gerät nicht das System in die Kritik, dafür feiern impulsive Schuldzuschreibungen fröhliche Urständ. Es gibt immer jemanden, der Ausländer, der Hartz-IV-Parasit, der Schuld ist. Menschen werden aufeinandergehetzt. Ungerührt schaut man zu, wie sie z.B. Niedriglöhner und Hartz-IV-Abhängige, Rentner gegen ArbeiterInnen, etc. aufeinander einschlagen.

Der Vorgang einer „Erosion durch Gewalt“ auf gesellschaftlicher Ebene lässt sich auch im Kleinen, dem Beziehungsalltag, beobachten: Soziale Strukturen, in denen Leistungs- und Ellbogendenken dominieren, in denen jeder nur an sich denkt, z.B. in einer Fußballmannschaft, fallen früher oder später auseinander. Große Fußballmannschaften wie Bayern München bilden sich durch viel Geld und werden auch nur mit viel Geld zusammengehalten; durch Konditionierung; Geld konditioniert: wer nicht spurt, hat das Nachsehen, fliegt raus. So lassen sich weder eine Gesellschaft noch überschaubare soziale Strukturen auf Dauer zusammenhalten – zumal wenn der ökonomische Spielraum immer enger wird. Auch in Deutschland. Seine ökonomische Schwäche wird allerdings verschleiert durch wachsende Unsinnsproduktionen, die zudem in anderen Ländern – noch – auf eine zum Teil (außen )politisch aufgenötigte Nachfrage (nach Unsinnsprodukten) stoßen. (DP2,67)

Das primäre Problem liegt, abstrakter formuliert, in der vom Kapitalverwertungszwang bestimmten Verhältnis von Ökonomie und Moral begraben; es besteht darin dass, wenn ökonomische Imperative moralisch motiviert sind, dies nicht unbedingt heißt, dass wir „allgemeine technisch-ökonomische Probleme“ in Bezug auf die Kapitalverwertung so verhandeln können, „als seien sie mit einem richtigen Gefühl oder einer richtigen moralischen Einstellung zu lösen (...) Auch mit einer guten moralischen Einstellung aller Bürger werden wir es allein dadurch, dass wir im Kapitalismus leben, immer unleugbarer mit Prozessen absoluter ökonomischer und psychischer Verelendung zu tun bekommen, wobei die psychische Verelendung zunehmen muss, wenn die materielle Not der Menschen zunimmt. Und zwar deshalb, weil psychische Probleme, resp. Gefühle mit zunehmender Verelendung immer weniger verhandelbar sind (DP4-1.3), und nicht weil es ohne Verelendung keine psychischen Defizite mehr gäbe.“ (DP2,12)

Im Kontext einer die Menschen immer mehr bedrückenden Kapitalverwertung interpretiert man menschliche Defizite frei nach Shakespeare so, als seien sie unlösbar. Das Drama nimmt seinen Lauf, unabwendbar in dem Maße, wie die Unlösbarkeit ökonomischer Widersprüche immer weniger geleugnet werden kann; dann existieren unversöhnliche ökonomische Widersprüche deshalb, weil es menschliche Schwächen gibt, als würden psychische Defizite die Lösung ökonomischer Defizite begrenzen. In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Das Ökonomische scheitert nicht, weil der Mensch in seinen Beziehungen oder an sich selbst scheitert – etwa weil es das böse egoistische Innenleben gibt, das über das gute selbstlose Innenleben siegt. Das heißt, das Ökonomische ist primär in dem Sinne, dass es unter der Bedingung, dass die Regeln der Kapitalverwertung gelten, die menschliche Entwicklung immer massiver begrenzt und eben keinesfalls positiv – lösungsorientiert – entfaltet.“ (DP2,12)

Um es mit Marx zu sagen: wir leben in einer Gesellschaft, die ökonomisch angetrieben wird durch den ehernen Zwang, Mehrwert zu erzeugen. Diesem kapitalverwertenden Imperativ unterwerfen wir uns bislang bedingungslos, ohne ihn auch nur die Spur infrage zu stellen, schon weil wir nicht zureichend wissen, was es mit dem Begriff „Mehrwert“ auf sich hat. Solange das so bleibt, besitzt die Politik nicht die Freiheit, sich dem herrschenden sozial-ökonomischen Imperativ zu verweigern. Eine zynisch-moralische Begleitmusik, die von ihrem Zynismus nicht unbedingt etwas weiß, ist die Folge.

Unbenommen davon, dass das Ökonomische primär ist, ist die Gesellschaft unabhängig von technisch-ökonomischen Kategorien normativ-moralisch beschreibbar oder analysierbar (Gesellschaft als überfamiliärer moralischer Kontext); das heißt, dass wir sie tagtäglich moralisch motiviert hervorbringen, wobei wir das überfamiliär-ökonomisch wiewohl nur vermeintlich Notwendige – Produktion für das Kapital (nicht für Bedürfnisse) – moralisch exekutieren, ohne auch nur zu ahnen, dass wir weit entfernt sind, den moralisch-gesellschaftlichen Kontext autonom zu gestalten; eben weil sich der gesellschaftliche Kontext von einem ökonomisch beschreibbaren Allgemeininteresse (der Kapitalverwertung) repräsentiert sieht, das es ohne Wenn und Aber zu exekutieren gilt, noch bevor moralische Interessen – Bedürfnisbefriedigung für alle – ins Spiel kommen. Ein rein moralisch motiviertes Allgemeininteresse kann solange nicht autonom sein, wie es in Abhängigkeit vom höherwertigen ökonomisch motivierten Allgemeininteresse (der Kapitalverwertung) existiert, solange die Ausbildung einer Verbindung zwischen Moral und Ökonomie wiederum ökonomisch motiviert ist; dann ist sie festgefügt, resp. nicht autonom gestaltbar, aber eben zu exekutieren im Sinne einer wesentlichen Bedingung tagtäglicher normativ-moralischen Reproduktion unserer Gesellschaft. Dass wir autonom gestalten, kommt uns so vor, weil jene Verbindung moralisch beschreibbar ausgebildet wird im Kontext einer Erwartungshaltung, die darin besteht, dass die derzeit geltende Art des ökonomischen (Mehrwert-)Getriebes von jedem einzelnen Bürger erwartet, Mehrwert zu erzeugen, also mehrwertfähig zu sein.

Genau genommen gibt es also keine Moral, da diese die Möglichkeit einer quasi-autonomen Entscheidung voraussetzt. Mehrwertfähigkeit ist aber keine verhandelbare Größe unter Kapitalverwertungsbedingungen. Diese als normativ-moralisch beschreibbare moralische Erwartungshaltung, Mehrwert für das Kapital und nicht für Bedürfnisse aller Menschen zu produzieren (DP2,89), lastet als eigentliche und primäre Pseudo-Norm immer bedrückender auf der normativ-moralisch beschreibbaren Reproduktion der Gesellschaft, die, rein moralisch motiviert, unabhängig von jener in technisch-ökonomischen Kategorien (Zwang zur Mehrwertproduktion) verborgenen Erwartung (mehrwertfähig zu sein) analysierbar ist, wenn auch im Widerspruch zur primären Erwartungshaltung einer Mehrwertfähigkeit des Einzelnen. Ein Widerspruch, der sich immer mehr schon dem Augenschein nach als antagonistisch oder unversöhnlich entpuppt, wie Karl Marx in seinem 3-bändigen Werk „Das Kapital“ nachgewiesen hat. Der Antagonismus ist unausweichlich, denn im Rahmen dieses Widerspruchs gibt es – frei nach Jürgen Habermas – zur moralische Analyse und Reproduktion sozialer Strukturen keine Alternative, eine Analyse, die freilich nur dann – den Widerspruch freilegend – zureichend ist, wenn sie auf ein absolut verbindliches, rein moralisch motiviertes Allgemeininteresse (Grundrechte, resp. Bedürfnisbefriedigung für alle) verweist – mit dem Ziel, dass soziale Strukturen, sie mögen wie auch immer normativ-moralisch beschreibbar sein, sich an jenem Allgemeininteresse messen lassen, wie gesagt, indem sie es tagtäglich und immer wieder aufs Neue dem eigenen Leben assimilieren als etwas, das „fremd“. Denn für alle da sein zu wollen, ist dem Menschen nicht in die Wiege gelegt, deshalb eine ewige (Erziehungs )Aufgabe, eben weil das (überfamiliäre) Allgemeininteresse den (familiären) sozialen Strukturen „fremd“ ist, bzw. sich auf natürliche Weise in den sozialen Strukturen nicht zu halten vermag.(DP3,166)

Bislang gilt allerdings: die Bürger werden tagtäglich hinter ihrem Rücken auf Mehrwertfähigkeit konditioniert – auf etwas, dass es höchstwahrscheinlich gar nicht mehr gibt (DP2,63), aber dennoch gilt; gerade auch mit Hilfe der Linken, die, auch wenn sie es ständig sagen, eine andere Gesellschaft als den Kapitalismus (Mehrwertfähigkeit) gar nicht wollen, schon weil die meisten Linken emotional überfordert sind, den Mehrwertbegriff zureichend zu reflektieren als etwas, das uneingeschränkt gilt, ohne real zu existieren.(DP2,206-209) Sie begreifen nicht, dass der Einzelne ohne Mehrwertfähigkeit ausgegrenzt wird – früher oder später im Müll landet, seine Existenzberechtigung verliert.

Von diesem moralisch zu exekutierenden wie fiktiven Imperativ (der Mehrwertfähigkeit), an dem sich alles zu bemessen hat, auch das rein moralisch motivierte Allgemeininteresse (Grundrechte für alle), wissen die Bürger zu wenig; sie wissen nicht, was es mit ihrer Mehrwertfähigkeit auf sich hat; dass sie gefordert wird, ohne dass der Bürger sie zu erlangen vermag – als Voraussetzung dafür, Grundrechte uneingeschränkt in Anspruch nehmen zu können. Vor allem und ausgerechnet für linke Marx-Experten gibt es den Mehrwert nicht als Fiktion, sondern als etwas Reales (DP2,81ff), weil sie ihn mit Geldvermehrung gleichsetzen. Damit sie vom Normalbürger möglichst gut verstanden werden, bedeutet Mehrwert für sie gemäß gesundem Menschenverstand: ich lege Geld an und bekomme nach einer vereinbarten Laufzeit mehr Geld zurück als ich angelegt habe.

Mit dieser Sichtweise bewegen sich Rechtspopulisten in der AfD ebenso wie Sahra Wagenknecht (WAS-AFD; DP2,13f; DP4,22) und Andreas Exner (WIF-KMT) – reduziert auf Markt-, bzw. Preisgestaltungsanalyse – in der Logik des Kapitals; mit solchen Analysen legitimieren unsere Volks- und Betriebswirte den Kapitalismus, ohne ihn zu verstehen; und was man nicht kapiert, kann man auch nicht abschaffen. Das macht ihn so stabil. Insbesondere weil ausgerechnet die Linken mit selbigen Analysen zu seiner Stabilität beitragen – nicht zuletzt, weil sie mit jenen Analysen in der Lage sind, ihr Engagement in die Parlamente hineinzutragen; schlimmer: sie binden ihr Engagement an parlamentarische Macht, die ihre TeilnehmerInnen mit Einkommen füttert, so dass von dort sozialverträglicher Geist und Wandel unmöglich zu erwarten ist. Politiker, auch Linke in den Parlamenten, machen gewöhnlich so lange weiter wie gehabt, bis alles einmal mehr in Schutt in Asche fällt.


 

3. Verbrecherische Strukturen

Das Dilemma besteht – wie gesagt – darin, dass, wenn wir uns, wie in (DP2,45-153) dargestellt, über den Mehrwertbegriff nicht unterhalten können, so dass ein ökonomischer Systemwandel, die Abschaffung des Kapitalismus, nicht gelingen kann, wir uns über eine nicht ökonomisch motivierte Moral (zur Reproduktion des gesellschaftlichen Kontextes), also wie wir sozialverträglich miteinander umgehen können, gar nicht mehr unterhalten müssen; denn die sozialverträgliche Integration der Bürger ist (unabhängig von ihrer moralischen Einstellung) auf der Basis des Kapitalismus weder umfassend noch nachhaltig möglich. Noch die moralisch beste Erziehung noch so vieler Bürger wird zunehmende Ausgrenzung von immer mehr Bürgern, zumal ihre Atomisierung, resp. Entpolitisierung nicht verhindert, dafür aber mit einem unerträglichen moralischem Zynismus begleiten, den alle Parteien, „Die Linke“ eingeschlossen, schon dem Augenschein nach transportieren. Der Mindestlohn hat in den Ländern, wo er eingeführt wurde, insbesondere in England und den USA, Ausgrenzung und Verelendung nicht verhindert. Er ist weder richtig noch falsch, sondern einfach nur unsinnig; mit der Mindestlohnforderung können linke Politiker die Lebenssituation der Armen nicht verbessern; sicher ist nur, sie wollen mit den Forderungen nach Mindestlohn, BGE, etc. ihr parlamentarisches Engagement legitimieren: an die Futtertröge der Regierungsverantwortung kommen, ihre eigene Lebenssituation (in Konkurrenz zu anderen) verbessern.

Mit der Forderung nach mehr Bildung verhält es sich ähnlich. Sie ist zynisch: noch die beste Bildung noch so vieler Bürger wird zunehmende Ausgrenzung nicht verhindert, dafür aber nicht weniger zynisch begleiten, wie es der neue Dokumentarfilm „alphabet“ des österreichischen Autors und Filmemachers Erwin Wagenhofer uneingestanden macht; er möchte Bildung für alle. Er sagt, „98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%.“ Das mag von den Tatsachen her richtig sein. Das Problem wird nur sein, dass unser Wirtschaftssystem mit so vielen begabten Menschen nichts anfangen kann, zumal wenn sie, wie Wagenhofer mit seinem Film, nicht in der Lage sind, den Kapitalismus erst zu verstehen, um ihn dann abzuschaffen. Dieser ist allein mit mehr begabten Bürgern nicht aus der Welt zu schaffen. Es gibt so viele begabte Bürger, die in Bezug auf sozial-ökonomische Zusammenhänge nur Unsinn absondern. Ihr Leben lang. So wie es der (dennoch sehenswerte) Film macht. Er möchte vor allem, um über die Mundpropaganda erfolgreich zu sein, den Zuschauer mit einem guten, ziemlich selbstgefälligen Gefühl, einer selbstzufriedenen Geisteshaltung nach Hause schicken, die sich dadurch auszeichnet, ökonomiekritische Fragen zum Film nicht zu ertragen – eine Geisteshaltung, die auf Konditionierung gepolt ist und dabei die a-sozial-regressiven Folgen – versiegelt in einer schönen Gefühlswelt – nicht im geringsten gewahrt.

Richtig, die Menschen passen sich den jeweiligen Strukturen an, von denen sie ernährt werden wollen, indem sie impulsiv argumentieren: es geht mir schlecht, also müssen die Argumente des Anderen ignoriert oder weggebissen werden, anstatt sie einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, die zuweilen auch das eigene Weltbild und mit ihm die eigenen Gefühle in Mitleidenschaft zieht. Das lässt ihre Moral nicht zu. Ich nenne sie zynisch; man müsste sie mit etwas mehr ökonomischen Sachverstand verbrecherisch nennen.

Um zynisch zu sein, braucht es keinen ökonomischen Sachverstand: heute sind sie gegen einen Krieg gegen Syrien, morgen sind sie für einen Krieg gegen ein anderes Land; sie sind nicht grundsätzlich gegen den Krieg, gegen Rüstungsexporte, auch wenn das in Äußerungen, z.B. bei Gysi, nicht wortwörtlich zum Ausdruck kommt. Jedenfalls stellt er, wie die meisten Bürger, Unsinnsproduktionen, z.B. wachsende Autoproduktion, nicht infrage. Wenn man ihm das sagen würde, würde er es nicht verstehen, wie die meisten Bürger. Sie glauben, dass ihren Worten eine hinreichende Beweiskraft für ihre „gute“ moralische Einstellung zukomme, die sie, holistisch versiegelt, an ferne bessere Welten binden, an einen zukünftigen Sozialismus, an den guten, charismatischen Politiker, an den politischen Helden, der verkrustete Strukturen erfolgreich überwindet, missioniert, wie uns Hollywood-Filme gerne weismachen, kurz, an eine Idealität, an die wir tränennass glauben dürfen, die sich – weil unerreichbar – einer überprüfenden Kommunikation entzieht. In solchen Welten fühlen sie sich als ehrliche Menschen. Man müsse ihnen unterstellen, dass sie mit ihrer moralischen Einstellung zu einer besseren Gesellschaft beitragen wollen. Wie rührend. Auf dieses moralinsauere Scheingefecht wollen sie den unbequemen Bürger festnageln, um seine analytischen Fähigkeiten zu neutralisieren, damit er seine Schnauze hält. Fest steht, man kann sich auf Politiker (einschließlich Gysi, Lafontaine, Wagenknecht) nicht verlassen – nicht nur was Kriegseinsätze, sondern auch, was ihre Aussagen zur Sozial- und Finanzpolitik betrifft, und zwar unabhängig davon, wie ihre innere moralische Einstellung im Detail zu bewerten ist.

Dass man sich auf Politiker nicht verlassen kann, verweist auf ein strukturelles Defizit – Politik als Geschäft, Job –, welches das Innenleben massiv in Mitleidenschaft zieht. Das fühlen die meisten Bürger leider nur, ohne dass sie in der Lage wären, ihre Gefühlswelt (Innenleben) in eine umfassende sozial-ökonomische Analyse einzubeziehen, schon weil es sich nicht gehört, über Gefühle anders als nur rührselig zu reden, weit entfernt, diese einer kritischen Betrachtung zu öffnen, so dass sie ermessen können, dass auch schöne Gefühle zynisch sein können, dazu da, Verelendung – den Hunger in der Welt – einfach nur in ein schönes, selbstzufriedenes Gefühl zu betten: Lasset uns gemeinsam ein Lied singen für alle hungernden Kinder dieser Welt und ein bisschen weinen dazu.

Einen vergleichbaren Gutmenschen-Zynismus kann man – etwas weniger dem Augenschein nach – beim überall herumgereichten Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders ausmachen, der bei Beckmann zur besten ARD-Sendezeit auf rührende Weise forderte: Obama solle sich mit Putin zusammensetzen wie es seinerzeit Kohl und Gorbatschow in der Sauna gemacht hätten, um die deutsche Einheit (wie rührend) zu besiegeln. Auch die Argumentationsstrategie von seinem Kollegen Jürgen Todenhöfer (TOJ-DNL) ist ungewollt zynisch. Sie besteht im Kern darin, behauptete Sachverhalte widerlegen zu wollen; also herrschende Politiker, die es sich im herrschenden System bequem gemacht haben, als Diskussionspartner anzuerkennen; damit ist ihre Art und Weise, soziale Strukturen zu rationalisieren, nicht gegen den Krieg gerichtet. Da hilft auch die Moral von Konstantin Wecker nicht, wie der folgende Satz von ihm nahe legt: „Herr Obama, ich spreche ihrem Land die moralische Kompetenz ab, Angriffskriege aus angeblich ethischen Gründen zu führen“.(WEK-OBA) Der Satz ist dumm, weil er (im Umkehrschluss) „ethische Kompetenz“ zur Führung von Kriege für möglich hält.

Gutmeinende MitstreiterInnen sollten vielleicht doch in ihre Parolen etwas genauer hineinhören, um versteckte Botschaften zu identifizieren, bzw. unnötige Missverständnisse zu vermeiden. Sonst geben sie, aus dem Bauch (Gefühl) heraus formuliert (den sie nicht reflektieren), ungewollt nicht hinreichend zu verstehen, dass es einen „humanen Krieg“ nicht gibt; vielleicht weil sie Angst haben, ihren Beruf zu verfehlen, sprich: in der Öffentlichkeit und bei den Bürgern nicht mehr vermittelbar zu sein, wenn sie ihre Gefühle verletzen, indem sie militärische Einsätze grundsätzlich ablehnen. Der naive Bürger mag sich seinen „guten“ Soldaten nicht vermiesen lassen; dafür kennt er ihn zu gut, z.B. Tom Hanks in Spielbergs Film „Der Soldat James Ryan“. Die Bürger brauchen ihre rührseligen Phantasien über ihre sozialen Strukturen wie das missbrauchte Kind seine Eltern, obwohl sie es missbrauchen; sie sind weit entfernt, ihre Phantasien (über sich und ihre Kinder), die sie mit ihren „realen“ sozialen Strukturen identifizieren, bzw. verwechseln, für verbrecherisch zu halten, zumal wenn sie in die Tat umgesetzt werden; und sind damit weit entfernt, sich selbst als Helfershelfer involviert zu sehen in jene Strukturen; sie exekutieren die Verbrechen dieser Strukturen moralisch mit ihren von Gefühlen kontaminierten Phantasien, die sie mit jenen Strukturen, dem Gegenstand der Phantasie, in eins setzen; damit legitimieren sie sie wie die wegschauende Mutter den Vater, der sein Kind sexuell missbraucht. So verfahren zynische Gutmenschen in Bezug auf überfamiliäre sozial-ökonomische Strukturen, indem sie sich mit den Strukturrepräsentanten auf Diskussionen (Krieg, ja oder nein) einlassen, zwanghaft, ohne Aussicht, sie je, außer in ihren rührseligen Phantasien, zu erreichen, so dass jene Strukturen in ihrer Gesamtheit nicht in die Kritik geraten – zumal wenn sie, wie gesagt, von schönen rührseligen Gefühlen kontaminiert sind. Ihre Gefühle sind den Bürgern nun mal heilig.

Es kommt aber noch schlimmer: Ich denke, „Menschen neigen dazu, wenn negative Gefühle sich aufdrängen, anstatt diese, mithin den Gegenstand, auf den sie verweisen, zu verhandeln, sich an Brutalitäten zu beteiligen, und sei es nur, indem sie dem Brutalen (passiv) zustimmen, sei es – absurd aber wahr –, weil sie sich gutmeinend in den gesellschaftlichen Kontext einbringen, mithin nicht tatenlos zusehen wollen, wie ohne ihre (passive) Zustimmung alles in Schutt und Asche fällt oder gemordet wird. Die Menschen halten sich im Nachhinein gar – wie Massenmörder Adorf Eichmann – für unschuldig am Grauen (DP3,9), das uns heute irgendwann wieder ereilen könnte; sie merken nicht, auf welche Weise sie beteiligt sind“ – nicht im Sinne einer umfassenden Ursache, aber zweifellos „im Sinne einer notwendigen Bedingung für das Grauen, damit die politische und ökonomische Elite im öffentlichen Raum ihr grausames Spiel treiben kann.“(DP4,23)

Dass der Mensch – sein Innenleben – die grundlegende Ursache, das Zentrum allen Übels, sei, möchte man uns allerdings weismachen – gutmeinend wie der Film „Das weiße Band“ von Michael Haneke (WIF-SUL) oder die Psychoanalytikerin Thea Bauriedl. (ZOL-001) An Obamas „Yes, we can“ kann man gut erkennen: Politische Analysen und Einschätzungen legen den Akzent generell zu sehr auf Personen und ihre moralischen Fähigkeiten, und viel zu wenig auf die Analyse (Kritik) möglichst erfolgreich zu bewältigender Strukturen, von denen Personen sich füttern lassen. Daran ist übrigens auch die Arbeiterbewegung gescheitert. Dass man sich füttern lässt, wird als alternativlos „empfunden“. Für eigene schöne Empfindungen lässt man Menschen über die Klinge springen, ein Zusammenhang, der bei Thea Bauriedl nicht vorkommt: der arme Bürger brauche Sicherheit, die er bei Mutti (Merkel) suche – wie rührend, als könne der Bürger kein Wässerchen trüben. Dass er, bei allem Verständnis, ganz schön brutal sein kann (z.B. Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen lässt), deutet unsere Analytikerin in ihrem Interview (ZOL-001) nicht die Spur an – ein massiver Fall von Realitätsverdrängung. Wer verabschiedet sich schon gern aus Strukturen, von denen man sich ernährt „fühlt“. Fühlen reicht. Wer analysiert, Genaueres wissen will, hat schon verloren. Ein warmer Händedruck, ein netter Blick vom Mutti und schon „gehört man dazu“; dann fühlt man mit – sich verpflichtet – bis zum bitteren Ende; dann hat die Analyse keine Chance mehr; sie überfordert mental. Auch unsere weichgewaschene Analytikerin, die es lieber nicht so genau wissen will. Das macht politische Systeme, gerade auch unser kapitalistisches Gesellschaftssystem, so unglaublich stabil.

Ich denke, dass Strukturen in dem eben beschriebenen Sinne verbrecherisch genannt werden müssen. (CRP-AMD) Das schließt ein, nicht (einzelne) Personen verursachen Verbrechen, auch wenn nicht bestritten werden kann, dass sie massiv dazu neigen, Verbrechen (moralisch begründet: kriegt seinen Arsch nicht hoch) zu exekutieren, weil sie sich von jenen verbrecherischen Strukturen möglichst gut füttern lassen wollen.

„Sich den Strukturen verweigern“ bringt allerdings auch nichts, wiewohl Verweigerungshaltungen von den Strukturen immer nachdrücklicher und umfassender bestraft werden – in dem Maße, wie die Strukturen sich in ihrer Existenz bedroht sehen und Kritik von sich ablenken wollen, indem sie den Akzent auf Personen – die einzelne, moralisch beschreibbare (Un-)Tat – legen, eine wesentliche Voraussetzung im Kontext von Konditionierung und Anpassung, in denen Bürger mit „guten Gründen“ hoffen können, sie seien „nicht gemeint“, wenn sie mitkriegen, wie immer mehr Mitbürger – auch eigene Familienangehörige – im Müll landen; schließlich bekämen sie ihren Arsch hoch, schließlich hätten sie nichts zu verbergen, etc.; sie glauben, sie würden sich individuell durch Leistungsbereitschaft schützen und indem sie möglichst unauffällig bleiben, wenn sie sich also in ihr privates Schneckenhaus zurückziehen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Hier kennt der Bürger nicht einmal mehr seine eigenen Kinder. Oder die Kinder ihre Eltern nicht. Atomisierung pur.

Allerdings besteht ein besonderes Verbrechen darin, die strukturellen Ursachen des Verbrechens öffentlich unter den Teppich zu kehren, selbst wenn damit die eigene Existenz nicht einmal auf dem Spiel stünde. Vielleicht drohte ein Selbstwert-Verlust, ein Machtverlust, vielleicht ein Verlust an sozialer Integration, aber es stünde nicht immer die soziale Existenz komplett auf dem Spiel. Ich meine vornehmlich privilegierte Menschen, die jeden Tag aufs Neue federführend – sehr gut bezahlt – die veröffentlichte Meinung hervorbringen, aber unentwegt nur Unsinn absondern, z.B. im philosophischen Quartet. Zu dieser ökonomisch kaum gefährdeten Gruppe zählen, wie oben angedeutet, auch Kriegsgegner wie Lüders, Todenhöfer oder Wecker. In kleinerer Münze wir alle. Wir machen uns, ohne es zu merken oder wahrhaben zu wollen, zu Komplizen eines verbrecherischen sozial-ökonomischen Systems, zumal uns der Mut fehlt, es als verbrecherisch zu bezeichnen.

3.1 Der große Crash – Margin Call

Zu sagen, dass Merkel, Obama, Putin, aber auch Leute wie Josef Ackermann (Ex-Chef der Deutschen Bank) oder gut bezahlte Öffentlichkeitsarbeiter tagtäglich Verbrechen exekutieren und einfache Bürger Beihilfe leisten, ist allerdings nur ein Anfang, dem eine eingehende Analyse folgen muss, die nicht nur das (Verbrechen exekutierende) Innenleben herrschender Politiker, sondern auch das unserige, das des Normalbürgers, einbeziehen muss, schon weil wir ohne Einbeziehung unseres Innenlebens zu keinen diskutier- oder belastbaren Aussagen gegen herrschende Politiker (Strukturen) kommen können. Das erfordert eine Ebene der Auseinandersetzung, auf der sich Gemeinsamkeiten herausarbeiten lassen. Auf dieser Ebene geht es auch um Psychoanalyse, um in der Lage zu sein, verbrecherische Strukturen als etwas, das „krank“, im Innenleben des Subjekts freizulegen – abstrakt gesprochen: die Verbindung zwischen Subjekt und Gesellschaft auf eine Weise freizulegen, die jene Verbindung umfassend – alle Menschen einbeziehend – diskutierbar macht.

Kurz, wir müssen zu generellen Aussagen kommen, zu denen prinzipiell alle Menschen Stellung beziehen können müssen, indem sie mit Hilfe der Psychoanalyse das, was im gesellschaftlichen Kontext und in anderen Menschen krank ist, auch bei sich selbst als krank wahrnehmen können. Können sie es nicht, gibt es keinen Konsens im Hinblick auf gemeinsame Probleme. Es ist allerdings nicht ganz einfach, diesen sozialen Sachverhalt einer kranken Verbindung zwischen Subjekt und Gesellschaft über unscheinbare Gefühlsäußerungen freizulegen. Vielleicht gelingt es mit Hilfe des Films „Der große Crash – Margin Call“ (Regie: J. C. Chandor):

Gleich zu Beginn sieht man den Investmentbanker Sam Rogers (Kevin Spacy) selbstvergessen und traurig in seinem Büro vor sich hingrübeln; sein Hund sei krank; er habe ein Vermögen ausgegeben, damit er nicht sterbe. Während er grübelt und trauert, braut sich etwas zusammen: seine Bank sitzt auf einem Haufen wertloser Wertpapiere, die sie – um sich zu retten – schnellstens, möglichst noch am nächsten morgen, los werden muss; die Welt steht vor einem Crash, von dem bis dahin noch keiner so recht etwas wissen will, aber doch wissen könnte. Auch Sam mag etwas spüren, freilich ohne von jeher Genaueres wissen zu wollen. Jedenfalls leidet er unter „unsagbaren“ Spannungen, die nach einem Ventil (der Trauer) suchen, um Realitätstüchtigkeit zu bewahren:

Sein todkranker Hund erlaubt ihm, diesen Zusammenhang zu verdrängen: die Verbindung zu seiner Welt aufrechtzuerhalten, in einer Art von Therapie seine „unsagbare“ Spannungen in „sagbare“ Trauer zu verwandeln, bzw. „abzulenken“ (von etwas weg), die das, was er tagtäglich macht: Menschen bescheißen, unberührt lässt. Sprich: negative (unakzeptable) Gefühle zu verschieben auf eine (akzeptable) melancholische Stimmungslage, die auf etwas verweist, seinen Hund, das die Welt, vor allem aber seine (innere) Welt, nicht gleich in Schutt und Asche legt. Wenig später hilft er, natürlich schweren Herzens, die Bank zu retten, indem er wertlose Papiere an ahnungslose Kunden verkauft.

Das sei normal, so sei die Welt nun mal, versucht John Tudd (Jeremy Irons), sein krimineller Vorgesetzter, ihn zu beruhigen; ob er denn nicht wisse, dass er so etwas seit 34 Jahren mache? – andere vom Markt fegen, große Unternehmen, ahnungslose Menschen. So sei die Welt: die einen gewinnen, andere verlieren. Das ewige Prinzip. Für sich selbst und die Mitarbeiter der Bank müsse man allerdings Verantwortung übernehmen – dafür sorgen, dass die Bank überlebe.

Am Ende des Films darf Sam wieder Gefühle nicht nur zynisch (während seiner Arbeit als Bankmanager), sondern „wahrhaftig“ als Mensch ausleben. Mensch, tut das gut. Tief traurig bestattet er seinen verstorbenen Hund im Garten, der nach der Scheidung von seiner Frau nicht mehr sein eigener ist. Danach fügt sich alles wieder zusammen – Gott sei Dank, noch einmal gut gegangen. Schweren Herzens wird er der Bank wenigstens zwei weitere Jahre erhalten bleiben, alternativlos, weil er Geld braucht.

Ohne seinen sterbenden Hund wäre Sam gar nicht handlungsfähig – weil er nicht so zynisch ist wie sein Chef. Er ist von Gefühlen kontaminiert, die ihn menschlich erscheinen lassen, wie wir es vergleichsweise bei grünen Politikern wie Hans-Christian Ströbele sehen. So sind die Menschen: kriminell, zynisch, rührselig; ein Hund als Projektionsfläche von Verdrängung und Verleugnung, um Spannungen abzubauen und umzuleiten: zu verwandeln in Gefühle der Trauer – mit dem Ziel, dass es weitergehen kann, die Verbindung zum gesellschaftlichen Kontext nicht abreißt; im Windschatten der Trauer sind kriminelle Geschäfte prächtig exekutierbar. Ja, der Führer liebte seinen Schäferhund, kleine blonde Jungs; Mädchen, die ihm Blumen reichten. Wir sehen es beim „Der Pate III“ von F. Coppola. Hier befeuern sich Trauer und kriminelle Energie unmittelbar. Der Pate (Al Pacino) leidet tatsächlich, nicht nur gespielt, als in seinem Auftrag sein Schwager bestialisch erwürgt wurde.

So etwas läuft auf eine perfide Form von (Selbst-)Konditionierung des Innenlebens hinaus, am Ende darauf, den gesellschaftlichen Kontext auf Gefühle zu reduzieren (DP3,138-146), das einzelne Subjekt an den gesellschaftlichen Kontext zu binden mit Hilfe seiner Fähigkeit zu lieben. Denn vergessen wir nicht: es ist das Subjekt, das die Verbindung zum gesellschaftlichen Kontext herstellt. Ohne die innere Arbeit des Subjekts wäre die Gesellschaft gar nicht lebensfähig. (DP4,212) Das können wir so sagen, auch wenn die Strukturen sich immer mehr auflösen: Der Pate, ganz Familienmensch, will seine Familie schützen und erwürgt sie noch im selben Atemzug sehenden Auges. Wie der Löwe, der die Jungen der Löwin, seines Rivalen, frisst, um gleich danach die Löwin zu besteigen. Bestialisch. So ist unser Innenleben konditioniert – auch durch unser Zutun, weil wir es ablehnen, unsere Gefühle zur Disposition zu stellen. Schon wenn wir, wie oben am Beispiel Ulrich Gellermanns dargestellt, cholerisch auf Kritik reagieren (GEU-AGR) oder einfach nur, etwas weniger lautstark, Realitätsverdrängung betreiben wie Thea Bauriedl. (ZOL-001)


 

4. Behaviorismus und Konditionierung (Klaus-Jürgen Bruder)

Ich glaube, ohne eine Analyse, die das Innenleben einbezieht, würden wir die Täter: Politiker, Banker, Unternehmer und Menschen der veröffentlichten Meinung nicht effektiv unter moralischen Druck setzen können; wir müssen ihnen das, was wir in unserem Innenleben (versiegelt in Rührseligkeiten, DPB,148ff) ausmachen können, massiv anlasten: ihren menschenverachtenden Zynismus – schon dem Augenschein nach (vgl. dazu KAW-SYR; GFP-003), ein Zynismus, der allerdings in kleiner Münze überall im gesellschaftlichen Körper präsent ist – strukturell: nicht immer dem Augenschein nach. Um ihn sichtbar zu machen, müssen wir eine Psychoanalyse betreiben, wie sie der Psychologe und Psychoanalytiker Klaus-Jürgen Bruder z.B. in seinem Vorwort zu meinem Buch „Die Politisierung des Bürgers, 4. Teil: Theorie der Gefühle“ andeutet, aber auch schon in seinem Buch „Psychologie ohne Bewusstsein“ (BRK-POB) versucht zu entwickeln.(DP4,7-13)

Eine solche Psychologie bereitete schon Peter Brückner vor, insbesondere in seinem Buch „Das Abseits als sicherer Ort“ (BRP-ABS), in dem er den Mut aufbringt, als Wissenschaftler über sich selbst, seine Gefühle, sein Innenleben zu erzählen: über seine „Kindheit und Jugend zwischen 1933 und 1945“. Ich sehe hier einen ersten ernsthaften Versuch, Innen (Psychoanalyse) und Außen (Gesellschaftstheorie), Freud und Marx, zusammenzubringen und damit die Verbindung zwischen Subjekt und Gesellschaft diskutierbar freizulegen; für diese Verbindung zeichnet das Subjekt, sein Innenleben, verantwortlich – für den Weg „vom Gefühl [Innen] zur Moral [Außen]“, so der Untertitel des dritten Teils „Die Politisierung des Bürgers“. (DP3)

Die Ausbildung der Verbindung und, durch diese hindurch, die Ausbildung sozialer Strukturen, vollzieht sich allerdings vornehmlich hinter dem Rücken der Subjekte, bewusstlos, ohne Bewusstsein, wie einer der Begründer und Propagandisten des Behaviorismus, John B. Watson, (siehe Foto rechts!) betont. Er denkt allerdings, wie Klaus-Jürgen Bruder (in BRK-POB) weiter ausführt, dass soziale Felder nur ohne Bewusstsein ausgebildet würden, ohne zu wissen, was das ist: Gesellschaft. Also ohne zureichenden Gesellschaftsbegriff.

Ich denke, Watson steht mit dieser Unwissenheit, diesem „Unverständnis“ (wie er selbst einräumt), nicht allein: für den Normalbürger wie für die meisten Sozialwissenschaftler ist „Gesellschaft“ nur eine große Familie – das, was sie jeden Tag machen, wenn sie sprachgestützt miteinander verkehren. In diese Familie fühlte sich Watson nie einbezogen. Seine Familie war das Versuchslabor mit seinen Versuchen vornehmlich an Ratten. Deshalb dachte er wohl, das Innenleben sei analysierbar, ohne sich auf die Analyse des Innenlebens noch auf außerfamiliärer sozial-ökonomischer Strukturen zu beziehen; er gewahrte nicht, dass das Innenleben analysierbar ist, weil es auf jene sozialen Strukturen verweist – im Projektionsmodus: das Subjekt bildet, wie oben über den Film „Der große Crash“ illustriert, mit seiner Fähigkeit zu lieben jene Strukturen jeden Tag aufs Neue aus. Ohne analytischen Zugriff aufs Innenleben, sprich: „ohne Bewusstsein“ geht das auf Dauer nicht gut – vergleichbar dem „Krug, der solange zum Brunnen geht, bis er bricht“ (Heinrich von Kleist), bis alles einmal mehr in Schutt und Asche fällt, cholerisch, weil die Konditionierung des Subjekts, ohne sein (Unter-)Bewusstsein einzubeziehen, auf Dauer nicht klappt; Menschen wehren sich instinktiv, wiederum und leider Gottes nur „ohne Bewusstsein“, dagegen, konditioniert zu werden; das versuche ich in den 4 Teilen „Die Politisierung des Bürgers“ zum einen mit Hilfe des Begriffs der Verschiebung (des Gefühls im Objektbezug) herauszuarbeiten. Das wiederum gelingt zum zweiten nicht ohne zureichenden Gesellschaftsbegriff, den es bislang bei Sozialwissenschaftlern nicht gibt. (WIF-SUL)

Auch Klaus-Jürgen Bruder arbeitet in BKK-POB ohne zureichenden Gesellschaftsbegriff. Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Dennoch fördert er meine Bücher und Texte massiv. So etwas nenne ich wirkliches Interesse – einen wirklichen Wissenschaftler.

Doch was heißt es, mit einem zureichenden Gesellschaftsbegriff zu arbeiten? Ich denke, ich verwende in meinen Büchern und Texten die Sozial-Abstraktion „Gesellschaft“ so, dass sie für mich in begrifflicher Abgrenzung zum Begriff der „sozialen Struktur“ (in der Menschen unmittelbar miteinander verkehren, also auch „bewusstlos“ lieben) nur dann etwas bedeutet, wenn sie auf etwas verweist, das für jedes beliebige Subjekt von praktischer Bedeutung ist (unmittelbar einklagbare Grundrechte für alle) – und zwar außerhalb eines beliebigen sozialen Kontextes impulsiven, bewusstlosen Liebens (WIF-SUL), dazu angetan, ein Stück Bewusstsein ins Bewusstlose eingehen zu lassen, das Bewusstlose, das es in Form von Erlebnisschichten der Vergangenheit gibt, aufzurühren – so wie das der französische Schriftsteller und Kritiker Valentin Louis Proust in seiner „Recherche“ versucht.(DPB,17-19) Diese Art der Analyse sozialer Strukturen (unter expliziter Einbeziehung des Innenlebens) ist heute leichter in einer Zeit vollständiger Atomisierung oder vollständiger Erosion universaler Strukturen (Gottesbegriff) möglich und darstellbar. Ich denke, Sozialintegration klappt immer offensichtlicher nicht mehr nachhaltig hinter dem Rücken der Subjekte (ohne Bewusstsein), also nicht so, dass die Subjekte nichts über Sozialintegration und über das, was dabei in ihrem Inneren abläuft, wissen müssen, wenn sie sich integrieren, soziale Strukturen ausbilden wollen – unter der Voraussetzung, dass sie sich „bewusst“ an etwas messen lassen (Grundrechte für alle), das in einer sozialen Struktur nicht aufgeht, das sich in dieser auf natürliche Weise – bewusstlos (über bloße Konditionierung) – nicht zu halten vermag. (DP3,166)

Es geht nicht darum, dass es Konditionierung nicht mehr geben dürfe, sondern darum, dass man auf sie allein nicht bauen kann. Wir neigen aber dazu, uns ganz allein auf Konditionierung zu verlassen. Unter Ausschaltung des Bewusstseins.

Brückner plädiert indirekt für mehr Bewusstsein und Klaus-Jürgen Bruder mit seinem Buch (BRK-POB) explizit für eine Psychologie mit Bewusstsein. Um seiner Argumentation Nachdruck zu verleihen, legt Bruder die sozialgeschichtlichen Wurzeln des Behaviorismus’, seine Mentalität, frei, ohne die eine Kritik am Behaviorismus und der am Behaviorismus angelehnten Methode der Konditionierung nicht möglich ist. Jene Kritik braucht das Bewusstsein, genauer: die Transformation des Unbewussten zum Bewussten, den Weg „vom Gefühl zur Moral“. (DP3) Erst vor dem Hintergrund bewussten Handeln und Denkens erhält das Unbewusste seine begriffliche Schärfe; so wie – umgekehrt – ohne das Unbewusste der Bewusstsein-Begriff gar nicht darstellbar wäre.

Der Behaviorist interessiert sich weder für das eine noch das andere, schon weil ihn das Innenleben: der Ort des Unbewussten, explizit nicht interessiert – eben weil es nur darum geht, Menschen erfolgreich im Hinblick auf bestimmte Verhaltensweisen, auf Gehorsam und Anpassung, abzurichten. Die Wirklichkeit gibt dem Behaviorismus scheinbar recht; denn ohne Bewusstsein laufen wir in der Tat wie abgerichtete kleine Tierchen herum und finden das auch völlig normal, verkennend, dass man uns so macht (unter tatkräftiger Mithilfe von uns allen) und haben will – gemeingefährlich für uns alle! Im Behaviorismus ist der einzelne Mensch wie die Gesellschaft auf Instinktverhalten (automatisch ablaufendes Verhalten) reduziert. Um dieses stumpf zu aktivieren, braucht es den Reiz, mehr nicht, schon gar nicht mehr Wissen darüber, was der Reiz an Verwüstungen im Innenleben anrichtet.

Wenn’s hoch kommt, interessiert man sich für das Bewusstsein (Innenleben) als Instanz, unvermeidliche Verhaltensweisen im Hinblick auf unvermeidliche Abläufe in Bezug auf kapitalverwertende Prozesse innerlich (passiv, a-politisch) zu exekutieren – im idyllischen Schneckenhaus, darauf sich die Phantasie reduziert sieht; dazu gehört „nichts sehen, nichts hören, nicht (mit) fühlen“: Menschen, die es nicht anders verdienen, im Müll – im Mittelmeer – verrecken, ertrinken zu lassen. Das erfordert, wie oben erwähnt, ein Denken und Verhalten im Reiz-Reaktions-Schema, das auf Konditionierung zielt, die wir uns selbst in unserer alltäglichen Kommunikation auferlegen, in dem Maße so erfolgreich wie gemeingefährlich, wie wir auf Kritik allzu empfindlich (lediglich impulsiv) reagieren (ohne genauer hinzusehen) – in dem Maße, wie wir mit negativen Gefühlen, die z.B. ein Mensch, der seinen Arsch nicht hoch bekommt, in uns auslöst, nicht umgehen können, unfähig, das zu verhandeln, worauf Gefühle verweisen. Zum Beispiel ein Buch oder Text genauer zu lesen, bevor man es auf Nimmerwiedersehen für substanzlos hält.

Nicht der Verdacht einer Substanzlosigkeit ist dumm; sondern sich mit einem bloßen Verdacht (Gefühl) zu begnügen; weil man Gefühle nicht verhandeln kann, nicht verhandeln will; das macht den Weg für Konditionierung im Sinne einer unverhandelbaren mentalen Eigenschaft frei. Darauf sind die meisten Bürger geeicht. Sie reagieren auch allergisch, wenn Befindlichkeiten allzu deutlich geäußert werden. Sie verkennen, dass Kritik mit der Äußerung eines Gefühls beginnt. Würgt man die Äußerung eines Gefühls ab, so würgt man Kritik ab; man will sie nicht genauer zu Wort kommen lassen. Nicht sehen, nichts hören, nichts fühlen (dafür cholerisch reagieren).

Kurz: im Kontext von Konditionierungen werden Gefühle ausgetauscht, keine Argumente. Hier schließt sich der Kreis: wir konditionieren den anderen, indem wir ihn für unpassende Äußerungen, und seien es nur Gefühlsäußerungen, bestrafen (cholerisch reagieren), damit er sie in Zukunft unterlässt, seine Gefühle abtreibt, noch dazu eigenhändig – bis hin zu einem sauber ausgeschabten Innenleben. Das kann auf Dauer nicht funktionieren, weil der Mensch auf Dauer ohne Gefühlsäußerungen nicht zu existieren vermag; wie gesagt: der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht (Kleist) – Gefühle explodieren.

4.1 Behaviorismus und strukturelle Gewalt

In einer Zeit vollständiger Atomisierung (Erosion universaler Strukturen) ist das Denken und Handeln im Reiz-Reaktions-Schema in jede Pore des gesellschaftlichen Lebens eingedrungen (mit gefühlsabtreibender entpolitisierender Wirkung), und zwar auf eine Weise, dass die TeilnehmerInnen es nicht reflektieren/merken (normal finden). Sonst müssten sie sich selbst, ihr Innenleben aufrühren (lassen), verhandeln, reflektieren, analysieren, kritisieren. Das tun sie nicht, obwohl sie begriffliche Kategorien des Innenlebens permanent verwenden. Zum Beispiel von „Bewusstsein“, „Geist(eshaltung)“, „Verstehen“, etc. reden. Auch die grundlegenden Kategorien „Es“, „Ich“, und „Über-Ich“ sind Kategorien des Innen. Sie alle bedürfen der Entäußerung oder Vergegenständlichung, um analytische Kraft zu entfalten. Wer analysiert, betreibt, ob er will oder nicht, bewusst oder unbewusst, also zwangsläufig Gesellschaftsanalyse, entweder strukturkritisch (mit Bewusstsein) oder strukturaffirmativ (ohne Bewusstsein). Affirmativ dann, wenn man glaubt, das Bewusstsein sei als solches, sozusagen rein, leerbegrifflich der Analyse zugänglich, verkennend, dass dies nur über Repräsentationen, also über Texte, soziale Felder, etc. möglich ist, die wir lieben – z.B. Repräsentanten wie Merkel oder Wagenknecht. Deshalb bleiben Bewusstseins-Analysen fragil, das heißt aber nur: sie erzeugen negative Gefühle, wenn Repräsentanten kritisiert werden, als würde man sie persönlich lieben.

„Fragil“ bedeutet: Bewusstseins-Analysen legen innere Defizite – Innen-Außen-Differenzen – frei und setzen dadurch Teilnehmer unter Spannung. Richtig defizitär (krank) wird es allerdings dann, wenn Spannungen: Innen-Außen-Differenzen, nachhaltig verleugnet oder verdrängt werden, das heißt, wenn die Externalisierung des Gefühls nachhaltig scheitert (DP4,Klappentext) – im Huldigungswahn, der sich auf Ikonen wie Sahra Wagenknecht, Rosa Luxemburg etc, beziehen kann (Reanimierung universaler Strukturen im Westentaschenformat). Wer Rosa Luxemburg orientierungslos nennt, kann was erleben; der gehört dann nicht mehr zu uns. So ticken die meisten Linken immer noch. Mein Gott, sie brauchen etwas, das sie anbeten können, um zu überzeugen. Sich selbst finden sie dafür nicht gut genug.

Schon wenn ich einen Text lese, setze ich den Autor des Textes unter Spannung, berühre ich zwangsläufig sein Innenleben. Darauf reagieren Menschen empfindlich; sie neigen (a-sozial) dazu, schon das Lesen zu konditionieren. Wie soll das gehen? Lesen ohne kritischen Subtext? Natürlich, es geht, indem man das Unvermeidliche aufsagt, indem man Links-Ikonen wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht oder August Bebel behuldigt, anstatt sie orientierungslos zu nennen. Welch ein Sakrileg; Behuldigungen sind im Kontext rührseliger Gefühlsdispositionen Ausdruck für Konditionierungen.(DPB,148ff) Die Nazis haben uns gezeigt, dass es und wie so etwas geht. Wenn auch nicht auf Dauer.

In „Die Politisierung des Bürgers“ (DPB,71ff bis DP4,207f,222) habe ich versucht herauszuarbeiten, dass und wie Konditionierung schon im Vorfeld faschistischer Strukturen, diese vorbereitend, krank macht, tagtäglich „normalisiert wird“, uns normal vorkommt, eine Form von Sozialintegration, die nicht nachhaltig erfolgreich sein kann, am Ende in (faschistische) Gewalt münden kann. Das beginnt damit, dass wir Konditionierung auf der Basis des Denkens und Handelns im (behavioristischen) Reiz-Reaktions-Schema in politische Diskussionen ständig eingehen lassen. Unscheinbar und damit das herrschende System, die strukturelle Kriminalität (Bomben auf Syrien), ungewollt in faschistische Strukturen treiben könnten. So etwas hören Linke nicht gern: dass auch sie befördern, was sie am Ende bekämpfen.

Das Wissen um die a-soziale Gemeingefährlichkeit eines auf Konditionierung ausgerichteten Denkens und Handelns ist leider weitgehend verschüttet. Heute müssen wir einmal mehr neu anfangen, stöhn! – von ganz unten; alles gehört auf den Tisch des Hauses, beginnend bei uns selbst: wir müssen lernen, über Gefühle – vornehmlich negative – zu reden; zunächst akzeptieren, dass sie – in Gestalt von Kritik – zum Ausdruck gebracht werden müssen, um dann erst verhandelbar zu sein – mit dem Ziel einer gründlichen Systemkritik, die dann natürlich allein nur im Gefühl nicht mehr aufgeht; das ist das kleine Einmaleins der (Sozial )Psychologie. Wir dürfen weder mental-kognitiv noch emotional das geringste voraussetzen – schichtübergreifend, zumal in einer Zeit vollständiger Atomisierung des Subjekts, der es immer wieder vergeblich „mit Gefühlen auf Gegenstände der Verheißung [Bebel, Luxemburg, Hinzuf. F.W.] zu entrinnen sucht“ (DP2,Klappentext), um den Gesprächspartner darauf wie auf den Glauben an Gott festzunageln – zu konditionieren.

Ich deutete oben an, dass es wichtig sei, die sozial-historischen Wurzeln des Behaviorismus herauszuarbeiten, um zu ermessen wie dieser als Theorie Eingang gefunden hat in eine soziale Praxis menschenverachtender Konditionierung. Diese war damals, so lese ich Bruders Buch (BRK-POB), im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis hinein in die 1920/30er Jahre noch nicht Sache des einzelnen Subjekts und zwar solange es Gewalt und Unterdrückung noch als etwas, was von Außen einwirkte, erlebte: der Feind wurde nicht in den eigenen verinnerlichten Strukturen: der eigenen Neigung, (andere) zu konditionieren, also noch nicht im Innenleben des Subjekts gesucht; das Subjekt war als Opfer erlebbar, (noch) nicht als Täter. So dass das Subjekt keinesfalls als Teil der Lösung aufgefasst werden konnte; die Lösung wurde ausschließlich außerhalb des Subjekts angesiedelt – eine Geisteshaltung, die jene universalen Strukturen im Kopf der Subjekte noch einigermaßen intakt hielt. Damit war auch die Psychoanalyse, orientiert am Ödipus-Universalismus, noch einigermaßen plausibel vermittelbar, anders als heute, die wir uns mit einer „vaterlosen Gesellschaft“ (Aleander Mitscherlich) konfrontiert sehen, die ganz neue Anforderungen ans Subjekt stellt, das vollständig atomisiert sich immer mehr auf sich selbst zurückgeworfen sieht. Damit funktioniert die Konditionierung des Subjekts nur noch, wenn sie mit Selbstunterdrückung, bzw. Selbstkonditionierung des Subjekts einhergeht – im Zusammenhang mit einem vollständigen Rückzugs ins Private. Der Andere: das dem eigenen Gefühl Fremde, wird zum Feind (erklärt), wenn er nicht wie vorgesehen denkt und redet. Das wird von außen, durch die veröffentlichte Meinung, massiv verstärkt.

In der Zeit, als der Behaviorismus entstand, ging es also noch nicht um Selbstanpassung, sondern darum, Menschen im Hinblick auf zu verändernde soziale Strukturen zu erziehen (anzupassen), die man unausgesprochen, bzw. unanalysiert im Subjekt selbst verortete, so dass – im Umkehrschluss – ein frei erzogenes Subjekt zwangsläufig eine freie Gesellschaft zur Folge habe. Ein schwerwiegender Irrtum, der Ursache und Wirkung vertauscht, der vermutlich Watson und Dewey aneinander, an der Sache, vorbeireden ließ. Denn eines ist klar: das Subjekt mag Anteil haben an gesellschaftlicher Unterdrückung, darf aber keinesfalls als die wesentliche Ursache gesellschaftlicher Gewaltverhältnisse aufgefasst werden. Eine notwendige Bedingung von einem Etwas ist für sich genommen nicht die Ursache von jenem Etwas.

So denkt man bis heute: das Subjekt ist schuld. Später, im Fahrwasser dieser subjektorientierten Schuldzuweisung für Gut und Böse, sollte die ganze Gesellschaft wie eine große Familie: wie „ein einziger großer Trust organisiert sein“, mit guten Müttern und Vätern, die ihre Kinder gut erziehen – „dann endlich würde alles Elend überwunden sein, und die Menschen in Harmonie und Frieden leben können.“(BRK-POB,161f) Der real existierende Faschismus gab das Vorbild ab; er machte Menschen glücklich, solange er sich „zu benehmen“ wusste; er sollte halt nur keine Kriege führen, keinen Völkermord an Juden begehen, sondern, gut erzogen, für die Menschen da sein. Für Autobahnen und gut erzogene Väter und Mütter sorgen. Geschichtsprofessor Arnulf Baring sieht die Gesellschaft heute noch so zusammengehalten, bzw. nicht mehr zusammengehalten, weil es charismatische Persönlichkeiten heute leider nicht mehr gebe, die das Glück von oben nach unten durchreichen: den selbstlosen Helden hervorbrächten, der zu rühren vermag, um Denken und Handeln zu einer großen Familie, der Gesellschaft, zusammen zu schmieden.(DP3,138-146)

Nur dass heute die „Vaterautorität“ keine tragende Rolle in der sozialen Praxis mehr spielt. Autoritär zusammengehaltene Strukturen erodierten schon im 19. Jahrhundert, wenn auch vorerst hinter dem Rücken der Subjekte, so dass diese sich nicht weniger bewusstlos oder unkritisch nach intakten Strukturen sehnten, als seien diese tatsächlich realisierbar, wiewohl sie nur indifferent in beliebige Sozialabstraktionen wie Volk, Nation, Gemeinschaft, Rasse, Masse, kurz: in den Repräsentanten der Sozialabstraktion, den „intakten Vater“, hineinprojiziert wurden, als käme jenen Sozialabstraktionen in sich selbst, über ihre Repräsentanten, eine praktische Bedeutung fürs Subjekt zu; als habe dieses nicht einfach nur in der Sozialabstraktion aufzugehen, der man (hypostasierend) menschliche Eigenschaften (des Denkens und Handelns) zuschreibt, um sie dem liebenden Subjekt zugleich abzusprechen. Was das Subjekt tatsächlich denkt und fühlt, wie es ihm tatsächlich geht im Kontext mit jenen Abstraktionen, ist vollkommen uninteressant; es ging bald nur noch um eine möglichst reibungslos funktionierende Mechanik des Ganzen, das durch eine schlechte Erziehung (Konditionierung) nicht gestört werden dürfe. In diesem Zusammenhang muss der „Experte alle denkbaren Störungen vorhersehen und eliminieren, ganz egal, was ihre Motivation sein mag.“(BRK-POB,162)

Aber auch der gutmeinende sozialkritische Sozialist projizierte seinen Optimismus, seine Hoffnungen in die Sozialabtraktion (Massen, Volk, Nation, Demokratie, Arbeiterklasse, etc.), in Repräsentationen wie Marx, Engels, W. und K. Liebknecht, Luxemburg, Lenin, Trotzki etc. hinein, als seien Strukturen und nicht das Subjekt eine eigenständige Person. Nur dass Sozialabstraktionen, z.B. die Massen, oft genug nicht hielten, was sie versprachen, wodurch Sozialisten wie Jack London in den Selbstmord getrieben wurde. (BRK-POB,131)

Fazit: All diese gutmeinenden Sozialarbeiter, Sozialtheoretiker ohnehin, mithin Sozialschriftsteller wie Jack London arbeiten mit einem unzureichenden Gesellschaftsbegriff. Von „zureichend“ kann man nur reden, wenn Sozialabstraktionen, auch solche wie „Demokratie“ und „Arbeiterklasse“, auf etwas verweisen, was für jedes beliebige Subjekt von praktischer Bedeutung ist (Grundrechte für alle). Nur dann lässt sich sinnvoll von einem gesellschaftlichen Kontext sprechen, nämlich genau dann, wenn dieser sich begrifflich von einer beliebigen sozialen Struktur unterscheidet, in der Subjekte unmittelbar miteinander verkehren.(WIF-SUF) Ohne begriffliche Differenz leben Struktur-Repräsentanten im Wahn, dass man mit Kritik an „ihren“ demokratischen Strukturen diese gefährden würde: Der Nichtwähler gefährde die Demokratie, nicht der Demokratie-Repräsentant, so der Spiegel vom 16.09.2013. (KLM-APO) Diese Wahnvorstellung – Verwechslung von Ursache und Wirkung – stellt eine weitere wesentliche Voraussetzung dar, dass das Subjekt von der „Macht“ konditioniert werden kann, ob nun von (Parteien) der Arbeiterklasse oder ganz generell vom organisierten Kapitalismus, ist ganz gleichgültig; entscheidend ist die Angst vor Bestrafung, mithin für die Erosion von Strukturen verantwortlich gemacht zu werden, auf die man faktisch nicht den geringsten Einfluss hat.

Eine wesentliche Bedingung für einen möglichen Einfluss des Subjekts auf (kriminelle) Strukturen besteht darin, dass das Subjekt sich genau diesen Strukturen verweigern kann, z.B. indem es nicht zur Wahl geht – ohne damit aber die Strukturen schon zu verändern, auszubilden, neu zu beleben. Auch stellt, wie gesagt, eine notwendige Bedingung keine Ursache für Etwas dar. Aber symbolische Verweigerungshaltungen tragen wenigstens zur Erosion bei; darauf reagieren Strukturrepräsentanten regelrecht hysterisch. Sie lehnen es strikt ab, dass Abstraktionen (also etwas, was in ihren Gehirnen rumspukt) auf etwas verweisen, was für das Subjekt von praktischer Bedeutung ist in dem Sinne, dass es sich einem sozialen Kontext zu verweigern vermag; denn würde es sich entziehen, blieben soziale Strukturen nicht mehr auf seine Konditionierung gepolt.

Mit anderen Worten, wir brauchen das Subjekt im Guten wie im Schlechten. Ohne aktive Teilhabe des Subjekts, und bestehe diese nur in einer Verweigerungshaltung, werden wir das Gespenst der Konditionierung nie los; ohne Verweigerungshaltungen (an kriminellen Strukturen) gerinnt Kritik am Konditionierungsbegriff zum Lippenbekenntnis. Und ohne kritischen Blick aufs Subjekt, sein Innenleben, übersehen wir schnell, dass auch wir in unseren sozialen Beziehungen zur Konditionierung im Hinblick auf stabile kriminelle Strukturen beitragen (dass diese ohne unsere aktive Mithilfe gar nicht existieren könnten), schon wenn auch wir dazu neigen, Kritik mit Ignoranz, Aggressionen, Kommunikationsverweigerung zu bestrafen. Gerade Linke reagieren besonders empfindlich auf Kritik, v.a. indem sie unentwegt unlautere Motive unterstellen, unsachlich schon deshalb, weil Kritik unabhängig davon, mit welchen Motiven sie transportiert wird, richtig, falsch oder unsinnig sein kann.

Noch einmal: man kann den Sack einer Kritik am Behaviorismus und Konditionierung zur Stabilisierung krimineller Strukturen nur zu machen, wenn Sozialabstraktionen auf etwas verweisen (Grundrechte für alle), was für jedes beliebige Subjekt von praktischer Bedeutung ist. Ihre Theorien zu Ende denken Sozialwissenschaftler generell nicht gern – bis heute. Deshalb sind sie nur sehr eingeschränkt in der Lage, das Problem von Behaviorismus und Konditionierung als generelles Problem struktureller Gewalt zu thematisieren. Es zu Ende zu denken schließt ein, es mit Hilfe der Psychoanalyse als Problem des eigenen Innenlebens zu begreifen.

Dazu war Watson, einer der Propagandisten von Behaviorismus und Konditionierung, mental nicht in der Lage: das Bewusstsein (als Kategorie des Innenlebens) im sozialen Kontext zu thematisieren; er konnte es nicht, weil er das Problem nicht begriff, wie er gegenüber Dewey zugab, der das Bewusstsein (Innenleben) wenigstens formal (ohne zureichenden Gesellschaftsbegriff) einbezog – im Sinne einer Instanz zur Anpassung. Wie Watson und Dewey zu begreifen, was wir nicht begreifen – davon sind Sozialwissenschaftler heute weit entfernt; anders als Bruder (in BRK-POB und DP4, 7-13) verkennen Sozialwissenschaftler, einschließlich Psychoanalytiker (ZOL-001), bis heute, und man kann es ihnen auch nicht erklären, dass sie zu einem gemeingefährlichen Denken und Handeln im Reiz-Reaktions-Schema neigen – zumal unvermeidlich in einer Zeit enger werdenden ökonomischen Spielraums aufgrund eines umfassenden Mehrwertzwangs.

Was aber das Schlimmste ist – sie vermögen diesen betrüblichen sozialen Sachverhalt, anders als die Väter des Behaviorismus, noch nicht einmal – unter Einbeziehung des Innenlebens – theoretisch zu begleiten.


Verwendete Quellen:

BRK-POB: Klaus-Jürgen Bruder, Psychologie ohne Bewusstsein. Die Geburt der behavioristischen Sozialtechnologie, Frankfurt/M. (Suhrkamp) 1982

BRP-ABS: Peter Brückner, Das Abseits als sicherer Ort. Kindheit und Jugend zwischen 1933 und 1945, Berlin 1994 (Wagenbach), erstmals erschienen 1980

CRP-AMD: Paul Craig Roberts, Amerika völlig diskreditiert, Kritisches-Netzwerk.de vom 31.08.2013 - weiter

DPB: Franz Witsch, Die Politisierung des Bürgers, Teil 1: Zum Begriff der Teilhabe, Norderstedt 2009

DP2: Franz Witsch, Die Politisierung des Bürgers, Teil 2: Mehrwert und Moral, Norderstedt 2012

DP3: Franz Witsch, Die Politisierung des Bürgers, Teil 3: Vom Gefühl zur Moral, Norderstedt 2013

DP4: Franz Witsch, Die Politisierung des Bürgers, Teil 4: Theorie der Gefühle, Norderstedt 2013

EXA-OEK: Andreas Exner, Die Öko-Falle: Naturalisierung der Katastrophenpolitik, Kritisches-Netzwerk vom 31.08.2013 - weiter

GEU-AGR: Ulrich Gellermann: Als Günter Grass mal das Volk war. Rationalgalerie.de vom 14.08.2013 - weiter

GFP-003: Elitejournalisten, german-foreign-policy vom 16.09.2013 - weiter

JEK-STE: Ken Jebsen: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner erinnert sich, Kritisches-Netzwerk.de vom 11.09.2013 - weiter

KAW-BSE: Wilfried Kahrs, EUPOLY: Betrugs-System Euro, das elitäre Spiel mit echtem Falschgeld, Kritisches Netzwerk vom 09.09.2013 - weiter

KAW-SYR: Wilfried Kahrs, Syrische Freiheitskämpfer ermorden 11 UN-Mitarbeiter, qpress.de vom 15.09.2013 - weiter

KLM-APO: Marcus Klöckner, Apologie des Nichtwählens, Telepolis vom 20.09.2013 -  weiter

TOJ-DNL: Jürgen Todenhöfer, Der nächste Lügenkrieg?, NDS vom 10.09.2013 - weiter

WAS-AFD: Sahra Wagenknecht, BZ-Interview: über Konkurrenz von der AfD, Steuergerechtigkeit und Freiheit, Badische Zeitung vom 17.05.2013 Link: weiter

WEK-OBA: Konstantin Weckers Brief an Obama, hinter-den-schlagzeilen.de vom September 2013 - weiter

WIF-KMT: Franz Witsch, Kapital braucht den Markt, aber der Markt braucht nicht das Kapital, Kommentar vom 31.08.2013 zu Andreas Exner: Die „Öko-Falle“: Naturalisierung der Katastrophenpolitik (EXA-OEK) - weiter

WIF-SUL: Franz Witsch, Sozialintegration und Lernen. Vortrag auf der Jahrestagung der NGfP (Neue Gesellschaft für Psychologie) in Berlin vom 7. bis 10. März 2013 - : weiter

ZOL-001: Thea Bauriedl, Demokratie: "Wie Lämmer, die Merkel nachlaufen", Zeit Online vom 30.09.2013 - weiter


Verwendete Filme:

Alphabet (Regie: Erwin Wagenhofer) - weiter

Das weiße Band (Regie: Michael Haneke) - weiter

Der große Crash – Margin Call (Regie: J. C. Chandor) - weiter

Der Pate (Regie: F. Coppola) - weiter

Der Soldat James Ryan (Regie: Steven Spielberg) - weiter


Bildlegenden:

01. Benjamin Franklin: Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs.

02. Denkmalbüste von Ferdinand Tönnies. Bildhauer: Raimund Kittl, Enthüllung: 14. September 2005 durch John Carstens, Standort: vor dem Schloss vor Husum mit Blickrichtung auf das Kavaliershaus. (Ausschnitt) – Foto: VollwertBIT, Quelle: Wikipedia,  Veröffentlichung unter CC-Lizenz

03. AUSGRENZUNG IST KEIN KINDERSPIEL - Foto: Ulrich Kroes Quelle: pixelio.de

04. HURRA WIR VERBLÖDEN: Demonstration gegen Sparpläne an Bildungseinrichtungen in Berlin. Mit einem Transparent mit der Aufschrift "Hurra Wir verblöden" demonstrieren am Dienstag (18.12.2001) Berliner Schüler und Studenten am Adenauerplatz in der Hauptstadt. Die Demonstration richtete sich gegen die Sparpläne des Berliner Schulsenats. Auch in Bezug auf die letzlich veröffentliche "Pisa"-Studie wollen die Lernenden und Studierenden auf den aktuten Notstand in den Bildungseinrichtungen hinweisen. Quelle: flickr.

05. Voltaire-Zitat:  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

06. Der Untergang der Menschheit begann als er anfing...:  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

07. Wettbewerbsfähigkeit .. eines der EU-Zauberworte:  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

08. Lenin-Zitat "Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, ..":  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

09. Polit(er) ist kein Beruf:  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

10: DIE GUTEN DEUTSCHEN - Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen:  Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress 

11: Jiddu Krishnamurti - Es ist kein Anzeichen von seelischer...: Bildbearbeitung von Wilfried Kahrs / QPress

12: Filmplakat „Der große Crash – Margin Call“ (Regie: J. C. Chandor)

13: John Broadus Watson, Begründer und Propagandist des Behaviorismus - Fotograf nicht bekannt, Quelle: Wikipedia und JHU / The Gazette Online

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Behaviorismus und Konditionierung in der Kritik


Behaviorismus und Konditionierung in der Kritik

Mir erscheint die Beschreibung der einseitigen Betrachtungsweise des Menschen und seiner Natur durch die Behavioristen in Witschs Beitrag „Behaviorismus und strukturelle Gewalt“ im Kritischen Netzwerk nicht klar genug und zu umschweifend herausgearbeitet zu sein. Die gute Absicht erkenne ich an, aber im Schwall der psychologisch-fachlichen Erläuterungen verliert der Laie den Faden und weiß nicht mehr so recht, was der Autor eigentlich meint. Als Gegenbeispiel zitiere ich im folgenden einen Auszug aus Erich Fromms wegweisendem Werk „Die Anatomie der menschlichen Destruktivität“ aus Kap. 2 über den Behaviorismus:

„Der Behaviorismus wurde von J. B. Watson (1914) begründet. Er basiert auf der Prämisse, daß »der Gegenstand der Humanspsychologie das Verhalten oder die Tätigkeit des Menschen« ist. Wie der logische Positivismus klammerte er alle »subjektiven« Faktoren, die nicht unmittelbar zu beobachten waren, wie »Empfindung, Wahrnehmung, Vorstellung, Begehren, ja sogar das Denken und Fühlen« aus (J. B. Watson, 1958). Von den etwas naiven Formulierungen Watsons bis zu den brillanten neobehavioristischen von Skinner hat der Behaviorismus eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Doch es handelt es sich dabei mehr um eine elegantere Formulierung der ursprünglichen These als um ihre Vertiefung oder um wirklich originelle Gedanken.

Skinners Neobehaviorismus gründet sich auf dasselbe Prinzip wie Watsons Konzeptionen: Die Psychologie als Wissenschaft muß und darf sich nicht mit Gefühlen oder Impulsen oder irgendwelchen anderen subjektiven Vorkommnissen befassen; er lehnt jeden Versuch ab, von der »Natur« des Menschen zu sprechen oder ein Modell des Menschen zu konstruieren oder auch die verschiedenen Leidenschaften zu analysieren, die das menschliche Verhalten motivieren. Wollte man menschliches Verhalten als von Absichten, Zwecken und Zielen getrieben sehen, so wäre dies eine vorwissenschaftliche und nutzlose Art der Betrachtung. Die Psychologie hat sich mit der Untersuchung zu beschäftigen, welche »reinforcements« (Verstärkerwirkungen) menschliches Verhalten formen und wie diese am wirksamsten anzuwenden sind. Skinners »Psychologie« ist die Wissenschaft der Manipulation des Verhaltens: ihr Ziel ist es, die richtigen »reinforcements« herauszufinden, um ein erwünschtes Verhalten hervorzurufen.

Anstelle der einfachen Konditionierung im
Pawlowschen Modell spricht Skinner von der »operanten« Konditionierung. Kurz gesagt bedeutet dies, daß ein unkonditioniertes Verhalten, sofern es vom Standpunkt des Experimentators wünschenswert ist, belohnt wird, das heißt Lustgefühle hervorruft. (Skinner hält »reinforcement« durch Belohnung für weit wirksamer als durch Bestrafung.) Das Ergebnis ist, daß sich der Betreffende auch weiterhin in der gewünschten Weise verhalten wird.“

Das nenne ich eine kurze und eingängige Beschreibung der Begriffe Behaviorismus und Konditionierung sowie der damit verbundenen Intentionen. Im übrigen scheint mir der textliche Umfang des ehrenvollen und sinnreichen Themas ein wenig übertrieben: mit der Hälfte des Volumens hätte Witsch seine Botschaft nicht schlechter herüber gebracht. Aber dies sowie die Art und Weise der Formulierung ist natürlich Geschmackssache und entspricht der persönlichen individuellen Vorliebe. Zuviel Fachchinesisch und allzu verschachtelte Sätze überfordern die meisten User und schrecken sie vom (Weiter-)Lesen ab. Ich bevorzuge lieber eine unverblümtere und rustikalere Sprache, wobei ich manchmal sogar bewußt Formulierungen aus der einfacheren Umgangssprache verwende, wenn ich ironisiere oder unmißverständlich werden will. Aber wie bereits gesagt – jeder nach seiner Fasson.

Was mir auch bei Witsch aufgefallen ist, ist seine offensichtliche Abneigung gegen die Linken, die er immer wieder geschickt in seine Thesen der Unansprechbarkeit einflechtet. Mir geht es gar nicht darum, die Linken zu entlasten und von allen falschen Absichten freizusprechen. Aber als typische Beispiele für gefühlsduseliges Verhalten würden mir viel eher die Vertreter von Parteien wie CDU/CSU, SPD, der Grünen und der FDP einfallen. Dies operieren doch fast ausschließlich mit emotionalen Sprechblasen. Haben wir den traurigen Verlauf der Bundestagswahl-Kampagne schon vergessen?

Doch nun nochmals zurück zu der eigentlichen Thematik von Franz Witsch, das impulsgesteuerte und konditionierte Verhalten, das sich bei den Menschen eingebürgert hat. Er kritisiert zurecht die Voreingenommenheiten, das Mimosenhafte, das übertrieben Gefühlsbetonte und die Unfähigkeit, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Die Fähigkeit, sich auf Neues, bisher Ungedachtes, Unvorhergesehenes und Fremdes einzulassen, ist tatsächlich eine bedrohliche Krankheit unserer Zeit. Unter dem Stichwort „Versubjektivierung“ hat er eine Unsitte aufgegriffen, die durch die nachfolgenden Bemerkungen aus seinem Aufsatz charakterisiert wird:

Ich denke demgegenüber, dass sozialintegrativen Fähigkeiten sich v.a. dadurch auszeichnen das Fremde (anderer Menschen) dem eigenen Leben zu assimilieren (DP2,11), eine Fähigkeit, die allein im Gefühl, genauer: im von eigenen Gefühlen kontaminierten Familienleben, nicht aufgeht. Gemäß unserer aufklärerischen Tradition sollten wir uns aber eigentlich für das Fremde in einem überfamiliären Kontext interessieren können …

„Ich denke, das Problem besteht generell darin, wie wir überfamiliäre Sozialabstraktionen wie Gesellschaft, Demokratie, Masse (von Menschen), Volk, Nation etc. verwenden. Wir versubjektivieren sie, wenn wir ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben …[/quote]

Insgesamt gesehen handelt es sich um einen wertvollen Beitrag, für den ich Franz Witsch dankbar bin. Die Beziehung zum „Fremden“ in uns und außerhalb von uns wird in den Vordergrund gerückt, wobei er versucht, uns aus unserer narzißtischen und autistischen Falle zu locken. Nur durch die familiäre Brille unserer überschaubaren direkten Umgebung gesehen, geraten wir allzu leicht in Gefahr, alles Ferne und Fremde zu einem neutralen Subjekt schrumpfen zu lassen, für das nicht die gleichen Normen wie für uns und das uns Bekannte gelten. Die goldene Regel: „Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu“ wird einfach ausgeblendet, indem wir das Bewußtsein unserer Zugehörigkeit zur Menschheit als Ganzes ignorieren.

Dazu kommt noch, daß viele von uns die Feigheit und Unfähigkeit, die Systemfrage zu stellen, schon zu einer Tugend ausgeweitet haben. Wir lieben es nicht, Tabus anzugehen – die Träger und Verwalter unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems hassen es geradezu und haben entsprechende Sanktionen konstituiert, um derartiges zersetzendes Tun zu bestrafen. Bei Politikern, Managern oder Krösusse verstehe ich deren Zwangsverhalten geradezu, da sie sich gemäß ihren egomanischen Interessen ausrichten, davon profitieren und eine Rationalisierung damit vereinfacht.

Aber beim gemeinen Bürger, der keinen Vorteil daraus bezieht, daß er das System der Kapitalverwertung auch noch unterstützt, muß man von einer geistigen Störung ausgehen. Er beschimpft die Systemkritiker als Krönung der Unvernunft auch noch als Nestbeschmutzer und tut alles, um seinem Metzger unter die Arme zu greifen, selbst wenn seine Lebensqualität und finanzielle Lage systembedingt in Mitleidenschaft gezogen wird. Selbst die Drecksarbeit nimmt der Spießbürger noch seinem Ausbeuter ab – er tritt noch nach unten nach denjenigen, denen es noch schlechter ergeht als ihm selbst: auf Ausländer, sozial Schwache, Niedriglöhner und Arbeitslose. Welch perverses Gebaren!

Den Film „Der große Crash“ hatte ich mir aus dem TV aufgezeichnet und ihn mir erst vor einigen Tagen angesehen, weshalb er mir noch in guter Erinnerung ist. Die Geschichte erzählt uns von Spekulanten, die mit dem Zusammenbruch ihres skrupellos auf dem Rücken anderer konstruierten Geschäftsmodelle konfrontiert werden. Die kalten und sachlichen Reaktionen darauf sowie die Art und Weise, wie aufkommende Skrupel im Keime erstickt werden, erzeugt im Betrachter einerseits Wut und auf der anderen Seite Nachdenklichkeit darüber, wie man selbst in dieser Situation gehandelt hätte. Beispielhaft ist, wie die Trauer und persönliche Betroffenheit über den Tod des Schoßhundes des Hauptakteurs das tragische Ausmaß der angerichteten Zerstörung, für die er selbst mitverantwortlich ist, auf eine nachgelagerte nichtmoralische Ebene transportiert wird. Sein Handeln wird als alternativlos rationalisiert und verliert damit seinen negativen Geschmack.

Es ist wirklich auffällig, wie sich Rührseligkeit und Gefühlsduselei in unserer Gesellschaft als ein effektives Werkzeug zur Verdrängung entwickelt haben. Zugegebenermaßen kann der Mensch bei all den Katastrophenmeldungen und den Nachrichten von Krieg und Not aus aller Welt nicht ganz ohne Verdrängungsmechanismen auskommen und noch ruhig schlafen. Aber mit einer gehörigen Portion emotionalen Überschwalls wie beim Protagonisten Sam im Film und Tränen im Knopfloch über das gesamte Elend der Welt oder sein eigenes läßt sich persönliche Unmoral im Privat- oder Geschäftsleben wunderbar relativieren und in den Hintergrund rücken. Dazu bedarf es der Aufspaltung der Persönlichkeit in mindestens zwei Teile, was man gewöhnlich Schizophrenie nennt. Bei diesem Phänomen handelt es sich offensichtlich um die vorherrschende Zeitkrankheit.

Die eingefahrenen Gewohnheiten der meisten Menschen reduzieren sich auf konditioniertes Verhalten, d. h. daß sowohl das Denken als auch die Aktivitäten von Reizreaktionen ausgelöst werden. Das ist das einfachste Verfahren, um ein unbeschwertes Leben ohne jegliche Verantwortung zu führen, denn man ist dann nicht mehr gezwungen oder fühlt sich veranlaßt, über sich selbst zu reflektieren oder die Außenwelt zu hinterfragen. Das Unterbewußtsein regiert die menschliche Welt, was wiederum bedeutet, daß die Fremdbestimmung uns voll in den Griff genommen hat. Der Ausweg aus diesem Dilemma führt ausschließlich über die konsequente Strategie, uns selbst infrage zu stellen. Dann geraten auch automatisch die uns schädigenden fest verankerten Bastionen der Außenwelt ins Wanken.

MfG Peter A. Weber

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