Consumed - Wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Demokratie untergräbt
Autor: Benjamin R. Barber
Verlag: C. H. Beck Verlag, München (2007)
ISBN-10: 3-406-57159-X …./…. ISBN-13: 978-3-406-57159-6
gebunden, 395 Seiten, 24,90 EUR
Klappentext:
Erstmals in der Geschichte glaubt eine Gesellschaft, dass ihr ökonomisches Überleben von einer Kultur abhängt, die Infantilisierung statt Reife und Verantwortlichkeit fördert. Der Konsumkapitalismus braucht das infantile Ethos, weil er das Einfache dem Komplexen vorzieht und Spaß und Freizeit anstatt Disziplin und Verzicht favorisiert. Infantilisierung ist jedoch nicht nur eine Marketingstrategie, sondern ein kulturelles Ethos. Zusammen mit einer Ideologie der Privatisierung und einer Homogenisierung des Geschmacks stützt dieses Ethos den Konsumkapitalismus, allerdings auf Kosten der Kultur und um den Preis einer wachsenden Gefährdung des Kapitalismus selbst.
Entweder, so Benjamin Barbers These, wird der Kapitalismus das infantile durch ein demokratisches Ethos ersetzen und Gleichheit wieder ebenso fördern wie Profit, Vielfalt ebenso wie Konsum, oder die Infantilisierung wird nicht nur die Demokratie, sondern auch den Kapitalismus selbst zugrunde richten.
Rezension von Prof. Dr. Ludger Lütkehaus, veröffentlicht am 16. Juli 2008 bei NZZ-Online (Neue Zürcher Zeitung):
Infantilisierte Gesellschaft
Benjamin R. Barber über Konsumismus und gefährdete Demokratie
Rezension von Sabine Bertold, veröffentlich bei literaturkritik.de » Nr. 2, Februar 2009:
Neverland des Konsumkapitalismus
Benjamin R. Barbers kulturkritischer Blick auf die Infantilisierung in der Überflussgesellschaft
Rezension von Winfried Stanzick (Ober-Ramstadt, Hessen):
Dieses Buch des Politikwissenschaftlers Benjamin Barber ist keine leichte Lesekost, das sei gleich zu Anfang gesagt. Und doch sei es jedem empfohlen, der sein Unbehagen in Innenstädten, Kaufhäusern und manches Mal auch in seinem alltäglichen Leben etwas theoretisch und politisch unterfüttern will.
Noch nie in der Geschichte, so Barber, glaubte eine Gesellschaft, dass ihr ökonomisches Überleben von einer Kultur abhänge, die statt Reife und Verantwortung der Menschen für das Gemeinwohl und die Welt zu fördern, lediglich der permanenten Infantilisierung Vorschub leistet. Der Konsumkapitalismus, wie er ihn nennt, zielt nicht mehr länger darauf ab, nützliche Güter zu schaffen, sondern darauf Bedürfnisse und Marken zu schaffen. Vgl. hierzu auch das "Kult-Buch" von Robert Misik aus dem Aufbau Verlag. Der demokratisch organisierte Kapitalismus, den Barber auf jeden Fall beibehalten will, er ist kein Linker, ist ersetzt worden durch eine infantile Konsumwelt, deren Pathologien die Freiheit der liberalen Welt bedrohen.
Barbers These ist, dass, wenn wir so weitermachen, nicht nur die Demokratie zugrundegerichtet wird, sondern auch der Kapitalismus selbst. Früher in den Anfängen und Hochzeiten des Kapitalismus war es die von Max Weber so genannte "Protestantische Ethik", die den Kapitalismus leitete; sie stand für Werte wie Selbstbeschränkung, Vorbereitung auf die Zukunft, Schutz und Aufopferung für Kinder sowie viele andere Kennzeichen des Erwachsenseins. Nun aber ist sie abgelöst worden von einer platten Konsumethik, die Erwachsene zu unmündigen Kindern macht.
So brillant seine Darstellung und Erläuterung des Problems geschrieben ist, so unbefriedigend bleiben jedoch seine Lösungsvorschläge. Dass die Firmen sich hier Selbstbeschränkungen auferlegen würden ist schlicht naiv und seine Idee, kritische Bürger sollten durch gezielten Konsum den Teufelskreis durchbrechen wird wohl auf Einzelne beschränkt bleiben, die das schon längst tun.
Dennoch ein lesenswertes Buch, weil der Leser nach der Lektüre wenigstens weiß, in welchem Wirkungszusammenhang er sich bewegt, wenn er das nächste Mal ein ganz bestimmtes Produkt mit einem ganz bestimmten Namen kauft. Es sei ihm gegönnt.