Daniel Barenboim schadet Israel. Ministerin Miri Regev kämpft um Merkel-Räson

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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Daniel Barenboim schadet Israel. Ministerin Miri Regev kämpft um Merkel-Räson
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Daniel Barenboim schadet Israel

Ministerin Miri Regev kämpft um Merkel-Räson

Der Dirigent Daniel Barenboim ist anscheinend ein vaterlandsloser Geselle: Ist er nun Argentinier, Israeli oder gar Palästinenser? Denn einen palästinensischen Pass besitzt er auch. Seit Jahrzehnten lebt er in Deutschland. In Berlin ist er seit 1992 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Das Orchester der Staatskapelle Berlin hat ihn sogar zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt. So einer sollte sich doch gefälligst an die Merkel-Staats-Räson halten, nach der Israels Sicherheit "grundsätzliches Orientierungs- und Handlungsprinzip" deutscher Politik ist. Aber der Dirigent macht das einfach nicht. Jetzt will er sogar in den Iran fahren, in das Land, dass auf der schwarzen Liste Israels steht. Das bringt die israelische Ministerin für Kultur und Sport, Miri Regev, um den Schlaf. Umbringen könnte sie den Barenboim. Da der aber in jeder Hinsicht außerhalb ihrer Reichweite ist, setzt die ehemalige Brigadegeneralin Regev die Bundeskanzlerin unter Druck: Die soll den Auftritt Barenboims im Iran verhindern.

"Die Sudanesen sind wie ein Krebs in unserem Körper" wusste die Ministerin schon mal über sudanesische Flüchtlinge in Israel zu sagen. (⇒ Artikel b. WELT.de) Als man ihr deutete, dass ihre Äußerung beleidigend sein könnte, hat sie sich auch tatsächlich bei den Krebskranken entschuldigt: Dafür, dass sie deren Leiden herabgewürdigt habe, indem sie es mit Afrikanern verglich. (⇒ Artikel b. HAARETZ.com

Diese äußerst sensible Frau wurde auch mal in der israelischen Zeitschrift HAARETZ mit diesem bemerkenswerten Satz zitiert: Sie sei "glücklich Faschistin zu sein“. Wer wollte ihr widersprechen, arbeitet sie doch als Ministerin am Glück israelischer Bürger, soweit sie das richtige Glaubensbekenntnis haben, und sieht ihre Aufgabe darin, "dem Volk Brot und Spiele zu geben." Das ist der feine Unterschied zu den deutschen Nazis, die dem Volk lieber primär Kriegs-Spiele versprachen, und das Brot hintenan stellten.

Regev ist ein typisches Produkt der israelischen Militärkaste: Schon früh trat sie den Jugendbataillonen "Gdude ha-Noar" bei, um dann schnell in der Berufsarmee IDF aufzusteigen. Bereits 2004 wurde sie "Chefzensorin der Presse und der Medien", ein Posten, den man am ehesten mit der 1933 gegründeten Reichsschrifttumskammer (RSK) vergleichen kann, jener NS-Behörde, die der Gleichschaltung des freien Wortes diente. Von Frau Regev stammt der schöne, klare Satz, gelassen als Kultur- u. Sportministerin ausgesprochen: "Wenn ich zensieren muss, zensiere ich." Und damit niemand auf die Idee kommen konnte, es handele sich bei dieser Zensur um den Schutz militärischer Geheimnisse, machte sie deutlich, dass der Zensurfall bei einer möglichen "Delegitmierung Israels" einträte. Erst jüngst drohte sie dem israelischen Schauspieler Norman Issa mit Mittelkürzung, weil der sich geweigert hatte, vor Siedlern im Jordantal aufzutreten. Tatsächlich haben die Siedler auf fremdem Boden Brot und Waffen genug, nur an Spielen mangelt es manchmal, und für die sind nun mal Schauspieler zuständig, wie der Berufsbezeichnung zu entnehmen ist.


Nun also der Fall des unbotmäßigen Barenboim.

Über den hatte die israelische Zeitung „Jediot Ahrono" schon spekuliert, er würde im Gefolge von Frau Merkel in den Iran fahren. Und es sei ja wohl eine Schande, dass Angela Merkel darüber nachdenke, „einen Israel-Hasser mitzubringen, nur um noch ein paar Punkte bei den iranischen Händlern zu gewinnen“. Als Barenboim es wagte, seine Iran-Reise-Pläne zu bestätigen, schob die Kulturministerin auf Facebook nach: Der Dirigent verfolge eine anti-israelische Linie und schwärze Israel bei jeder Gelegenheit an. Er missbrauche dabei die Kultur zur Durchsetzung seiner politischen Ansichten. Diese unmissverständliche Haltung wird sicher auch der israelische Autor David Grossmann bald zu spüren bekommen, der doch tatsächlich öffentlich räsonierte, Israel werde sich international isolieren. Das Land drohe zu einer militaristischen, selbstbezogenen Sekte zu verkommen.


Was aber ist mit der Räson der Kanzlerin?

Dass sie den "Israel-Hasser" Barenboim nicht in den Iran mitnimmt, falls sie nach den israelischen Drohungen überhaupt dorthin fährt, ist sicher. Aber es müsste doch noch andere Mittel und Wege geben, dem Dirigenten die nötige Räson beizubringen. Auch hier gäbe das stramme Likud-Mitglid Regev ein wunderbares Beispiel: "Mein Auftrag ist ganz einfach: Wir stellen im Parlament die größte Fraktion, haben die Mehrheit des Volkes hinter uns. Und ich habe vor, diesen Auftrag zu nutzen. Das heißt: Ich werde keine Einrichtungen unterstützen, die den Staat Israel delegitimieren. Punkt!" Schließlich fließen auch Bundesmittel in den Etat der Staatskapelle. Und delegitimiert der Herr Barenboim mit seinen Iran-Plänen nicht die deutsche Außenpolitik, die längst auch Innenpolitik ist? Auch ob der Dirigent seinen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland behalten darf, muss in Zweifel gezogen werden. Zumindest sollten die bewährten deutschen Medienmechanismen greifen: Wer Aufführungen der Staatsoper oder Konzerte der Staatskapelle besucht, ist Antisemit.

So geht Staatsräson!

Ulrich Gellermann, Berlin



► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel



Bild- und Grafikquellen:

1. Miri Regev - Israels wiedergewählte "Ministerin für Kultur und Sport". Foto: Regevs Facebookseite. Bildbearbeitung: WiKa und KN-Admin H.S.

2. Daniel Barenboim, KBE (*15. November 1942 in Buenos Aires, Argentinien) ist ein argentinisch-israelisch-spanisch-palästinensischer Pianist und Dirigent. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, einschließlich des deutschen Großen Bundesverdienstkreuzes. Seit 1992 ist er Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Das Foto entstand 2013 bei einem Konzert in Ronda/ES.

Foto: Real Maestranza de Caballería de Ronda. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).