Darum sollte man Daesh statt IS oder ISIS sagen

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Darum sollte man Daesh statt IS oder ISIS sagen
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Darum sollte man Daesh statt IS oder ISIS sagen

von Michael Sapper

Nach dem Terroranschlag in Paris kam die Bezeichnung "Daesh" auf. Viele Menschen in Deutschland fragten sich, was damit gemeint ist. Wir erklären das Wort und sagen, warum es sogar besser ist als IS.

In den vergangenen Tagen ist in den Medien öfter die Bezeichnung "Daesh" im Zusammenhang mit den Attentaten von Paris aufgetaucht. Viele werden sich gefragt haben: Was soll das denn bedeuten? Auf diese Frage finden Sie hier Antworten.


Was bedeutet Daesh konkret?

Im Grunde ist Daesh nur eine akronyme Verwendung für IS beziehungsweise ISIS. Speziell französische Medien und Regierungsvertreter bezeichnen die Terroristen des Islamischen Staates mit diesem Titel. Hintergrund: IS hat sich den Namen selbst gegeben. Daesh hat eine stark abwertende Bedeutung. Daesh ist die Abkürzung der arabischen Entsprechung von "Der Islamische Staat im Irak und der Levante" - gesprochen "Al-Daula al-Islamija fil-Irak wal-Scham". Aus den ersten Buchstaben ergibt sich das Wort Daesh oder, weil es im Arabischen keinen Unterschied zwischen "e" und "i" gibt, Daish. Übrigens: "Levante" bezeichnet das historische Syrien, das in etwa dem heutigen Staatsgebiet Syriens sowie dem Libanon, Israel und den Palästinensergebieten und Jordanien entspricht.


Warum lehnt der IS die Bezeichnung Daesh ab?

Der IS lehnt die Bezeichnung Daesh ab, weil das eine sprachliche Nähe zu einem anderen arabischen Wort sei, welches fast identisch klingt: Dais. Das Wort bezeichnet jemanden, der andere erdrückt oder zertritt. Zum "Deutschlandfunk" sagte Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung, dass Terroristen diese Abkürzung als despektierlich empfinden würden. Im Arabischen könne das Wort verschieden gebraucht werden. Beispielsweise bezeichnet Daesh/Daish Leute als "Fanatiker", "jemand, der anderen seinen Willen aufzwingt" oder "jemand, der Zwietracht sät".

Alles Begriffe, mit denen der sogenannte Islamische Staat natürlich nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Die Franzosen verwenden das Wort unter anderem auch deshalb, da das französische "dèche", das so ähnlich in der Aussprache klingt wie Daesh, so viel wie Pleite bedeutet. Im Deutschen heißt es korrekt "Da-esch".


Sollen wir in Deutschland künftig auch Daesh verwenden?

Das bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen. Allerdings sagt Bente Scheller: "Unsere Intention ist, uns von solchen Gruppen nicht die Worte in den Mund legen zu lassen. Deswegen finde ich Daesh, als das, was sie explizit nicht ausstehen können, eine interessante Möglichkeit." Die ARD beispielsweise umgeht das Problem, indem der Sender vom "sogenannten Islamischen Staat" spricht.

Michael Sapper
 



Quelle:  Veröffentlicht am 20.11.2015 bei Merkur.de > Artikel. Das Onlineportal Merkur.de ist eine der reichweitenstärksten Nachrichtenseiten in München und der Region Oberbayern. Dank an den Autor für die Freigabe zur VÖ im Kritischen Netzwerk.

Anmerkung ADMIN H.S.:

In der internationalen Medienlandschaft wird heute sowohl IS als auch ISIS verwendet. Eine gemeinsame Vergangenheit gibt es zumindest. Die Vorgängertruppen des IS unter Abu Musab al-Zarqawi hatte sich Ende 2004 im Irak der al-Kaida angeschlossen und wurde danach als al-Kaida im Irak (AQI) bezeichnet. Später benannte sich die besonders brutal gegen Zivilisten vorgehende Gruppierung in "Islamischer Staat im Irak" (ISI), "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) bzw. Levante (ISIL).  Im Juni 2014 rief man einen als Kalifat bezeichneten Staat aus. IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi regiert diesen nach seiner eigenen Vorstellung über einen „Islamischen Staat“(IS) als selbsternannter Kalif

Zum Bruch mit al-Kaida kam es 2013, weil der ehrgeizige IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi sein Operationsgebiet nicht auf den Irak beschränken wollte, sondern auch in Syrien und im gesamten arabischen Raum tätig werden wollte. Dieses Ziel ist längst erreicht. Ob es der einst übermächtigen al-Kaida gefällt oder nicht.

Lesetipp: Wie man einen Terroranschlag vorläufig klassifizieren kann - weiter.

Hinweis: Der Ausspruch "Cash in die Täsch" hat mit dem hier vorgestellten Begriff "Daesh" nichts zu tun! Er bedeutet umgangssprachlich eine Entlohnung in Form von Schwarzgeld. Die Farbe "schwarz" ist dabei wohl die einzigste Gemeinsamkeit :)  

Bild- und Grafikquellen:

1. LET´S BASH THE DAESH. Grafik: KN-Kreation.

2. Karikatur: "Erdoğan bombardiert die Kurden." - "Endlich haben wir auch eine Luftwaffe." Karikatur von Kostas Koufogiorgos. Koufogiorgos wurde 1972 in Arta, Griechenland geboren, studierte nach dem Abitur 1989 Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Athen und begann zeitgleich als Karikaturist für verschiedene griechische Zeitungen und Magazine zu arbeiten. Seit dem Umzug 2008 nach Deutschland veröffentlicht er seine Karikaturen in verschiedenen Tages-, Wochen- und Online-Zeitungen. Des Weiteren findet man seine Arbeiten in Magazinen (z. B. „Nebelspalter“, „Der Spiegel“), Fach- und Gewerkschaftszeitungen (z. B. „Allgemeine Hotel und Gastronomiezeitung“, „vida“), Onlineportalen (z.B. „web.de“, „gmx.de“), und Bildungsmedien.

2008 wurde sein Buch „Minima Politika“ (mit Wolfgang Bittner) veröffentlicht, 2011 folgte „Frau Schächtele will oben bleiben“ (mit Monika Spang). 2012 erhielt er eine Auszeichnung beim Deutschen Preis für die politische Karikatur „Mit spitzer Feder“. In Griechenland ist er der Karikaturist der Athener Tageszeitung „Eleftherotypia“. Kostas Koufogiorgos lebt mit Ehefrau und Kater in Stuttgart- Bad Cannstatt.

Webseite > www.koufogiorgos.de  > Facebook: www.facebook.com/koufogiorgos .