Das 4. Lebensalter: Demenz ist keine Krankheit (REIMER GRONEMEYER)

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Das 4. Lebensalter: Demenz ist keine Krankheit (REIMER GRONEMEYER)
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Das 4. Lebensalter: Demenz ist keine Krankheit


Autor:  Reimer Gronemeyer

Verlag:  Pattloch, Verlagsgruppe Droemer Knaur (1. Februar 2013)

ISBN:  978-3-629-13010-5

gebunden, Hardcover mit Schutzumschlag, 304 Seiten, [D] 19,99 € / [A] 20,60 €

auch als E-Book, Knaur eBook, ISBN: 978-3-426-41631-0, [D] 17,99 €


► Klappentext:

Demenz ist keine Krankheit

Prominente wie Rudi Assauer, Tilman Jens und Arno Geiger haben die Öffentlichkeit wachgerüttelt – nun liefert Reimer Gronemeyer den Hintergrund zu einer längst überfälligen Debatte: Sein Buch "Das vierte Lebensalter" beschreibt den schwierigen Alltag dementer Menschen und ihrer Angehörigen und prophezeit eine soziale Kernschmelze: In unserer alternden Gesellschaft werden immer mehr Menschen dement, ihre Familien sind immer weniger in der Lage, diese Menschen aufzufangen, und die Kosten für ihre Betreuung explodieren. Reimer Gronemeyer fordert einen Perspektivwechsel. Seine These: Mit medizinischer Forschung werden wir das Problem nicht lösen! Was wir brauchen, ist eine Strategie gegen die sozialen Folgen von Demenz. Denn wir wissen nicht, wodurch Demenz ausgelöst wird – aber wir wissen, dass es jeden treffen kann.


► Zum Buch:

Ratlose Medizin – unbezahlbare Pflegeeinrichtungen – überforderte Familien 1,3 Millionen demente Menschen gibt es derzeit in Deutschland. Ihr Schicksal wird in Deutschland mit einer gelenkten Aufgeregtheit behandelt, die sich immer dann zu Wort meldet, wenn Prominente wie Walter Jens, Rudi Assauer und Gunter Sachs die Schlagzeilen beherrschen.

Unterdessen wächst die Angst der Menschen vor dem Verlust der geistigen Kontrolle über das eigene Leben, die Angst vor einem würdelosen Dahinsiechen. Und es wird mehr Geld gefordert – für die Forschung, für die Unterbringung, für die Pflege. »Demenz« ist auf diese Weise zum Wachstumsmarkt geworden. Dennoch gibt es bis heute keine tragfähigen Lösungen und keine wirksamen Therapien. Die Betroffenen und ihre Angehörigen sind allein gelassen mit ihren Ängsten, mit ihrer Sorge und ihrer Hilflosigkeit.

Reimer Gronemeyer fragt nach den Ursachen dieser Fehlentwicklung und entwickelt Verständnis für die Generation der Hochaltrigen und ihre Verlorenheit in der postmateriellen Gesellschaft. Er erteilt der automatisierten, zertifizierten und professionalisierten Pflegeindustrie eine Absage und plädiert leidenschaftlich für neue Wege des Sorgens. Sein Ideal ist eine Kultur des gegenseitigen Helfens, die auf bürgerschaftlichem Engagement aufbaut und in den Städten und Gemeinden verlässliche Partner findet. Ziel ist eine Gesellschaft, die die Hochaltrigen nicht ins Pflegeghetto abschiebt, sondern ihnen ein Leben in Würde ermöglicht.

 



► Rezension von Winfried Stanzick, Ober-Ramstadt:

Demenz ist das Thema in unserem Land. Schon gibt es 1,3 Millionen betroffene Menschen in Deutschland und ihre Zahl wird auch wegen der höheren Lebenserwartung noch steigen. Reimer Gronemeyer benennt in seinem neuen Buch, in dem er heftig gegen die Klassifizierung von Demenz als Krankheit polemisiert und von einem regelrechten durchaus für eine wuchernde Demenzindustrie lukrativen Krieg gegen die Demenz spricht, die Fakten.

Zuletzt hat der Theologe und Philosoph Christoph Türcke im Zusammenhang seines Buches „Hyperaktiv“ einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und der steigenden Zahl von dementen Menschen hergestellt. Die Menschen, so führte er aus, in deren ersten Lebensmonaten die Aufmerksamkeit der Eltern für ihr Kind immer wieder gestört wurde durch die mikroelektronische Reizkultur, wenn nebenher der Fernseher läuft, telefoniert wird, oder E-Mails gescheckt werden, haben dann, irgendwann erwachsen geworden, nie die Fähigkeit entwickelt, bei einem Sachverhalt zu bleiben, sie können keine klaren Gedanken mehr fassen. Auch ihre Einbildungskraft, die Fähigkeit innere Bilder zu erzeugen (z. b. auch in Träumen) schwindet, und das beeinträchtigt die Fähigkeit der Menschen zu nachhaltiger Erfahrung.

Ähnlich fragt auch Gronemeyer: „Wie stark nähern sich eine vergessliche, um nicht zu sagen schwach-sinnige Gesellschaft und die individuelle Demenz der Menschen einander an?“ Und er plädiert für ein Umdenken: „Die Burn-outer, die ADHS-Kinder, die Menschen mit Demenz sind die Aussteiger, deren Scheitern uns noch nicht Gescheiterten zeigen kann, wohin die Fahrt gehen müsste, dass wir das Ruder herumreißen müssen – wenn wir das denn hören wollen.“

Es gehe darum, Menschen mit Demenz gastfreundlich aufzunehmen und sie nicht zu behandeln wie Aussätzige. „Wir brauchen Nachbarschaftlichkeit, Freundlichkeit, Wärme“. Und: „Ein Ausweg aus dem Demenzdilemma muss künftig eher in der Konstruktion einer gastfreundlichen Lebenswelt als in der Perfektionierung spezialisierter Versorgung gesucht werden.“

Demenz als Rückseite einer vom Beschleunigungsprozess zerfetzten Gesellschaft zu begreifen, dazu will Gronemeyer in seinem Buch beitragen, das radikaler ist, als es auf den ersten Blick scheint. Demente Menschen, so sagt er, kratzen an unserem moderne Bild von Persönlichkeit, vom Ich, von Individualität, und er gibt eine Zusammenfassung seines Verständnisses von Demenz, die mir sehr schmerzhaft einleuchtet: „Ich verstehe die Demenz als Zeichen für einen radikalen kulturellen Bruch mit der Vergangenheit. Vor allem sind uns unsere Ahnen vollkommen gleichgültig geworden. Unsere Toten sind nicht mehr gegenwärtig, die Welle der Anonymisierung in der Friedhofskultur ist ein deutliches Anzeichen dafür. Sie sind nicht mehr unter uns. Und ich kann nicht glauben, dass das Phänomen Demenz abzulösen ist von dieser radikalen Erinnerungslosigkeit an das, was zu uns gehört. Vielleicht ist das eine weitere Mitteilung, die Menschen mit Demenz uns machen: Sie wissen, dass sie sofort vergessen sein werden, wenn sie tot sind. Und deshalb vergessen sie uns, die gesund Lebenden, bevor wir sie vergessen.“

Ich habe selten eine so radikale Gesellschaftskritik gelesen.

 



Infos zum Autor Reimer Gronemeyer:

Reimer Gronemeyer, Jahrgang 1939, war als promovierter Theologe zunächst Pfarrer in Hamburg, bevor er sich der Soziologie zuwandte. Seit 1975 hat er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 30 Buchtitel; u.a. "Sterben in Deutschland" , "Kampf der Generationen" und "Wozu noch Kirche?" Reimer Gronemeyer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in zahlreichen Initiativen, Expertengruppen und Organisationen mit den Themen Aidsbekämpfung, Palliativ-Medizin, Hospizbewegung sowie Demenz beschäftigt. Derzeit ist er Vorstandsvorsitzender der Aktion Demenz e.V. und ein viel gefragter Redner auf Tagungen und Kongressen. 2012 ist bei Pattloch sein jüngstes Buch "Der Himmel. Sehnsucht nach einem verlorenen Ort" erschienen.

Gronemeyer fordert ein grundsätzliches Umdenken in Sachen Demenz, die ja auch eine Alterserscheinung ist, sonst ist die menschliche und soziale Katastrophe unabwendbar, kurzes YouTube-Video - bitte ansehen

www.reimergronemeyer.de

 

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Marie-Luise Volk
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Verbunden: 28.10.2010 - 13:29
Vitamin B braucht der Mensch


Vitamin B braucht der Mensch


Demenz wird immer wieder als Erscheinung dargestellt, die mit dem Älterwerden zu tun hat. Aber Demenz ist keine Krankheit, die durch das Alter bedingt ist, sondern im späteren Lebensalter auftritt. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Osteoporose, die als „Spätrachitis“ bezeichnet wird.

Alle Krankheiten haben Ursachen. Auch die Demenz. Genauso wie bei anderen Zivilisationskrankheiten (Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Übergewicht) gibt es einen rasanten Anstieg dieser Erkrankung. Auch Parkinson und Multiple Sklerose sind Krankheiten, die immer häufiger auftreten.

Leider haben sich die Zusammenhänge zwischen Kohlenhydratstoffwechsel und Nervengewebe nicht herumgesprochen. Unsere Nahrung ist gekennzeichnet durch einen starken Vitamin B1-Mangel, dem Aneurin. Bei dem Wort Aneurin steckt das Wort neuro drin, ein Hinweis zum Nervengewebe. Bekannt ist, dass das Nervengewebe unter allen Zellsystemen den intensivsten Kohlenhydratumsatz hat und deswegen besonders viel Aneurin braucht. Aneurin ist das wichtigste Vitamin für den Kohlenhydratstoffwechsel. Aneurin steuert auch den Eiweißstoffwechsel.

Der durchschnittliche B1-Gehalt der Nahrung der Bevölkerung in den „zivilisierten“ Ländern beträgt nur noch 0,8 mg. Die WHO hat einen täglichen Mindestbedarf an Vitamin B1 von 1,5 mg angegeben. Russische Forscher kamen auf 3,0 mg. Das Absinken von Aneurin hat mit dem Verzehr von Auszugsmehlprodukten zu tun. Auszugsmehl enthält nur noch 0,7 mg/kg, während Vollkornmehl 5,1 mg/kg aufweist.

Erschwerend kommt der hohe Fabrikzuckergehalt in unserer Nahrung hinzu. Pro Kopf werden ca. 160 g, also mehr als 58 kg jährlich verzehrt. Fabrikzucker ist längst als Vitamin-Räuber entlarvt. Zur Verstoffwechslung von Fabrikzucker benötigt der Körper den Vitamin-Komplex, so dass es zur Unterversorgung von Gehirn und Nervengewebe kommt.

Natürlich spielen Genussmittel wie Alkohol, Kaffee, Nikotin, etc. eine große Rolle. Nicht umsonst sagt der Volksmund: „Er hat seinen Verstand versoffen“.  Es ist nicht der gelegentliche Konsum der Genussmittel der „den Bock fett macht“, sondern der tägliche.

Das Fatale ist, dass ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten unheilbar sind. Sie haben sich in langen Zeiträumen entwickelt – beim Auftreten der Krankheit kann man nur feststellen: Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Es kann nur noch versucht werden, eine Fortentwicklung in schwerere Stadien zu verhindern.

Bereits in der Schule müssten solche Zusammenhänge vermittelt werden. Wir sind uns völlig selbst überlassen beim Aneignen von Wissen und dessen Umsetzung. Von seiten der Regierung und Politik ist keine Unterstützung zu erwarten, da sie im Schlepptau der Nahrungsmittelindustrie hängt.

Jeder tut also gut daran, sich persönlich um sein „Vitamin-B“ zu kümmern.

Um einen schnellen Überblick über die Zusammenhänge zu bekommen, empfiehlt sich das Lesen der Kleinschrift Nr. 1 „Unser täglich Brot und der Zucker als Hauptursache für die modernen Zivilisationskrankheiten“, herausgegeben vom emu-Verlag, Lahnstein

 

 

 

 

 

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