Das Finanzsystem ist eine größere Gefahr als Terrorismus

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Das Finanzsystem ist eine größere Gefahr als Terrorismus
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Das Finanzsystem ist eine größere Gefahr als Terrorismus

von Paul Craig Roberts

Im 21. Jahrhundert wurden die Amerikaner von dem mega-teuren „Krieg gegen den Terror“ abgelenkt. Millarden Dollar wurden dem Steuerzahler aufgebürdet und viele Milliiarden Dollar an Profiten dem Miliär/Sicherheitskomplex in den Rachen geworfen, um unbedeutende „Gefahren“ im Ausland zu bekämpfen, etwa die Taliban, die nach 15 Jahren unbesiegt bleiben. Diese ganze Zeit über hat das Finanzsystem in enger Zusammenarbeit mit Politikern den Amerikanern größeren Schaden zugefügt, als Terroristen möglicherweise verursachen hätten können.

Der Zweck der Politik der Null-Prozent-Zinssätze der Federal Reserve (Fed) und des Finanzministeriums der USA (DoT) ist die Stützung der Preise der überbewerteten und betrügerischen Finanzinstrumente, welche unregulierte Finanzsysteme immer schaffen. Wenn die Inflation korrekt gemessen würde, dann wären diese Nullquoten negative Zinssätze, was heißt, dass nicht nur Pensionisten kein Einkommen aus ihren Ruhestandsrücklagen bekommen, sondern dass auch Sparen ein schlechtes Angebot ist. Anstatt Zinsen für das Ersparte zu kriegen, zahlst du Zinsen, die den realen Wert deiner Ersparnisse mindern.
 

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Zentralbanken, neoliberale Wirtschaftswissenschaftler und die prostituierten Finanzmedien befürworten negative Zinssätze, um die Leute zu zwingen, ihr Geld auszugeben statt es zu sparen. Sie gehen von der Vorstellung aus, dass die schwache Wirtschaftsleistung nicht durch das Scheitern der Wirtschaftspolitik verursacht wird, sondern weil die Menschen ihr Geld horten. Die Federal Reserve und ihr Klüngel von Wirtschaftswissenschaftlern und Medienhuren halten das Märchen von den zu hohen Sparguthaben aufrecht, ungeachtet des Berichts der Federal Reserve, dass 52% der Amerikaner nicht $400 auftreiben können, ohne etwas aus ihrem persönlichen Besitz zu verkaufen oder das Geld zu leihen. (> LINK zu Fed-Bericht in englischer Sprache, - s. auch angehängte Datei)

Negative Zinssätze, die in einigen Ländern wie zum Beispiel in der Schweiz eingeführt und in anderen Ländern angedroht wurden, haben Leute dazu gebracht, diese Steuer auf Sparguthaben dadurch zu vermeiden, dass sie ihr Erspartes in großen Scheinen von der Bank abheben. In der Schweiz ist zum Beispiel die Nachfrage nach 1.000 Franken Banknoten stark gestiegen. Diese großen Banknoten machen jetzt einen Anteil von 60% der Schweizer Währung im Umlauf aus.

Die Reaktion von Inhabern von Sparkonten auf negative Zinssätze hat dazu geführt, dass neoliberale Wirtschaftswissenschaftler wie Larry Summers die Abschaffung hoher Banknoten fordern, um es auf diese Weise für die Menschen schwieriger zu machen, ihr Geld außerhalb von Banken aufzubewahren.

Andere neoliberale Wirtschaftswissenschaftler wie Kenneth S. Rogoff wollen das Bargeld überhaupt abschaffen und nur mehr elektronisches Geld haben. Elektronisches Geld kann von Bankkonten nicht mehr entfernt werden, außer man gibt es aus. Wenn es nur mehr elektronisches Geld gibt, können Finanzinstitutionen negative Zinssätze benützen, um die Guthaben ihrer Kontoinhaber zu stehlen.

Die Leute würden versuchen, auf Gold, Silber und Formen von privatem Geld umzusteigen, aber andere Methoden von Zahlungen und Sparen würden verboten sein, und die Regierung würde verdeckte Operationen durchführen, um Umgehungen des elektronischen Geldes mit harten Strafen zu unterdrücken.

Was dieses Bild zeigt, ist dass Regierung, Wirtschaftswissenschaftler und Medienhuren vereint dagegen sind, dass Bürger eine finanzielle Unabhängigkeit durch persönliches Sparen gewinnen können. Politiker betreiben eine verrückte Wirtschaftspolitik und diejenigen, die unser Leben kontrollieren, bewerten ihr Schema höher als unser Wohlergehen.

Das ist das Schicksal der Menschen in den sogenannten Demokratien. Jede verbliebene Kontrolle, die sie über ihr Leben noch haben, wird ihnen weggenommen. Regierungen dienen ein paar wenigen mächtigen Interessengruppen, deren Agenda zur Zerstörung der Wirtschaften führen, in denen sie tätig sind. Die Auslagerung von Mittelklassearbeitsplätzen verschiebt Einkommen und Wohlstand von der Mittelklasse zu den Vorständen und zu den Eigentümern der Unternehmen, aber sie vernichtet auch den heimischen Markt für die ausgelagerten Güter und Dienstleistungen. Wie ein Parasit tötet sie den Wirt, schreibt [der US-amerik. Ökonom, H.S.] Michael Hudson.

Die Finanzialisierung der Wirtschaft tötet genauso auch den Wirt und die Eigentümer von Unternehmen. Wenn Unternehmensvorstände Geld von Banken leihen, um die Aktienpreise in die Höhe zu treiben und damit ihre Leistungsboni, indem sie den Aktienbestand der Unternehmen in öffentlichem Besitz zurückkaufen, dann werden zukünftige Gewinne umgewandelt in Zinszahlungen an Banken. Das zukünftige Einkommen der Unternehmen ist finanzialisiert. Wenn das zukünftige Einkommen ausbleibt, können die Unternehmen übernommen werden, wie Hausbesitzer, und die Banken werden die Besitzer der Unternehmen.

Zwischen der Auslagerung von Arbeitsplätzen und der Umwandlung von immer mehr Einkommensströmen in Zahlungen an Banken bleibt weniger und weniger übrig, was für Güter und Dienstleistungen ausgegeben werden kann. Daher wächst die Wirtschaft nicht mehr und fällt in ein langfristiges Absinken. Heute können viele Amerikaner nur den Minimalbetrag von ihrem Kreditkartenguthaben bezahlen. Das führt zu einem massiven Ansteigen eines Saldos, der niemals zurückbezahlt werden kann. Es sind diese Menschen, die am wenigsten in der Lage sind, ihre Schulden zu bezahlen, die mit den drakonischsten Forderungen getroffen werden. Zur Zeit halten die Kreditkartenfirmen es so, dass wenn man mit einer Zahlung in Verzug ist oder die Zahlung von der Bank zurückgeschickt wird, einem in den nächsten sechs Monaten ein Strafzins in der Höhe von 29,49% aufgebrummt wird.

In Europa werden ganze Länder übernommen. Griechenland und Portugal wurden gezwungen, ihre nationalen Güter und die Sozialversicherungssysteme zu liquidieren. So viele Frauen wurden in Armut und Prostitution gezwungen, dass der Stundenpreis einer Prostituierten auf $4,12 hinunter getrieben wurde.

In der gesamten westlichen Welt wurde das Finanzsystem zu einem Ausbeuter der Menschen und zu einem Wohlfahrtsverlust für Wirtschaften. Es gibt nur zwei mögliche Lösungen. Eine ist, die großen Banken in kleinere und lokale Einheiten zu zerbrechen, wie sie vor der Konzentration existierten, die durch die Deregulierung gefördert wurde. Die andere besteht darin, dass man sie verstaatlicht und ausschließlich im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt der Bevölkerung betreibt.

Die Banken sind zu mächtig, als dass es zu einer der beiden Lösungen kommen wird. Gier, Betrug und eigennütziges Verhalten westlicher Finanzsysteme, unterstützt und begünstigt von Regierungen, könnten aber zu einem derartigen Zusammenbruch des wirtschaftlichen Lebens führen, dass die Vorstellung eines privaten Finanzsystems in Zukunft genauso verabscheuungswürdig werden wird, wie es heute der Nazismus ist.

Dr. Paul Craig Roberts
 



Quelle: erschienen am 8. März 2016 auf Paul Craig Roberts Website > Artikel.

Die Weiterverbreitung dieses Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Dr. Paul Craig Roberts wurde am 3. April 1939 in Atlanta, Georgia geboren. Er hat an der Georgia Tech, der University of Virginia, der University of California in Berkeley und der Oxford University studiert, wo er Mitglied des Merton College war. Er wurde von Präsident Ronald Reagan zum Assistant Secretary of the US Treasury for Economic Policy berufen.

Er war Mitarbeiter des US-Kongresses, Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal, Kolumnist bei Business Week, Scripps Howard News Service und Creators Syndicate sowie Senior Research Fellow der Hoover Institution und der Stanford University. Zudem hatte er den William E. Simon Chair in Political Economy am Center for Strategic and International Studies der Georgetown University inne.

Er ist Vorsitzender des Institute for Political Economy und Autor oder Koautor von zehn Büchern sowie zahlloser Artikel in wissenschaftlichen Journalen. Er hat vor dem US-Kongress in Kommissionen zu mehr als 30 Anlässen ausgesagt.

Dr. Roberts wurde mit dem Meritorious Service Award des US-Finanzministeriums für seine „herausragenden Beiträge zur Formulierung der Wirtschaftspolitik der USA“ und in Frankreich mit dem Legion of Honor als „Handwerker einer Erneuerung der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolititk nach einem halben Jahrhundert Staatsinterventionismus“ ausgezeichnet.


Bild- und Grafikquellen:

1. "Die Verbindung hochkonzentrierter Unternehmensmacht mit einem autoritären Staat, der die politisch-ökonomische Elite auf Kosten des Volkes bedient, muss korrekterweise als ›Finanz-Faschismus‹ bezeichnet werden." (Robert Scheer, Financial Fascism, The Nation, 24.9.2008 ⇒ Artikel).

Engl. Originalversion: "The marriage of highly concentrated corporate power with an authoritarian state that services the politico-economic elite at the expense of the people is more accurately referred to as “financial fascism. After all, even Hitler never nationalized the Mercedes-Benz company but rather entered into a very profitable partnership with the current car company’s corporate ancestor, which made out quite well until Hitler’s bubble burst." Grafik nach einer Idee von KN-ADMIN Helmut Schnug; technische Umsetzung: Wilfried Kahrs / QPress.

2. Sargträger auf dem Weg ins Dollargrab. Foto: Thierry Ehrmann (Abode of Chaos). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

3. PROFIT TÖTET! Grafik: Wilfried Kahrs / QPress.

4. "RISE UP - FACE THE ENEMY". Wie lange werden sich die Menschen in den sogenanten Demokratien die zunehmende Entrechtung und Enteignung noch gefallen lassen? Ist es nicht längst Zeit, sich in Massen zu erheben und dafür zu sorgen, daß sich Regierungen nicht von Finanzindustrie und Wirtschaftsgiganten erpressen lassen? Grafik/Foto: Flickr-User Teacher Dude, Thessaloniki, Greece. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)