Das Wesen des Neoliberalismus

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Peter Weber
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Das Wesen des Neoliberalismus
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"Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, daß widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“

- John Maynard Keynes, britischer Ökonom –


 

Das Wesen des Neoliberalismus

 

Die neoliberale Ideologie lautet kurz gefaßt: "Der Markt richtet alles selbsttätig zum Besten aller Beteiligten", wobei der Markt pseudotheologische als die „unsichtbare Hand“ (gem. Adam Smith) angebetet wird. Die vielleicht namhaftesten und maßgebendsten Vertreter sind  Friedrich von Hayek und Milton  Friedman. Wobei Adam Smith (1723 – 1790) als der Vater aller marktradikalen Vorstellungen gilt und Charles Robert Darwin (1809 – 1882) weitere Munition im Sinne des sog. Sozialdarwinismus lieferte. Daraus werden die Rechte des Stärkeren (übertragen auf die Marktkräfte) abgeleitet, was wiederum die Grundlage der Rassismustheorie bildet.

Die Verwendung von Smiths Theorien als Argumentationsbasis für die neoliberale Ideologie beruht auf einem grundlegenden Mißverständnis seiner Werke. Adam Smith ist entgegen häufig aufgestellter Behauptungen nicht ein Verfechter eines reinen, ungeregelten Kapitalismus. Er postuliert zwar, daß der freie Markt den Wohlstand mehrt, mahnt aber ausdrücklich das menschliche Mitgefühl als Korrektiv an.

Eine missbräuchliche Umdeutung und Übertragung ins Politische erfuhren auch Darwins Theorien in der Ideologie des Sozialdarwinismus. Diese unter anderem auf einem naturalistischem Ansatz beruhende Übertragung lässt sich weder zwangsläufig aus Darwins Werk ableiten, noch entspricht sie im entferntesten Darwins Welt- und Menschenbild.

Somit ist das komplette Gedankengebäude des Neoliberalismus ein Trugbild. Das Wesen des Neoliberalismus drückt sich aktuell in folgenden Phänomenen aus:

  • Marktradikalismus

Rücksichtslosigkeit, Gier, Neid, Recht des Stärkeren, Auslese, Rassismus – dies alles impliziert dieser Standardbegriff aus dem Wertesystem des Neoliberalismus. Dem Schwachen wird ergo die im Sinne einer humanistischen Philosophie angedachte Hilfe versagt. Der Sozialdarwinismus erwacht zu neuer Blüte, denn mit dem angeblichen Recht des Stärkeren zum Überleben, wird Eugenik wieder möglich und Hybris zum Charaktermerkmal erhoben ("Survival of the Fiesest").

Kapital bedeutet Marktmacht und dies wiederum gesellschaftliche Macht. Daraus ergibt sich eine typische Verfahrensweise der Mächtigen: den Unterworfenen werden Zwänge, Normen und Regelungen aufgenötigt, deren Anwendung die Machtausübenden auf sich selbst ablehnen. Die Volksweisheit „Tu anderen nicht an, was du dir selbst nicht antun willst“, wird einfach auf den Kopf gestellt.

  • verquere Interpretion der Eigenverantwortung

Die Eigenverantwortlichkeit des Menschen ist ein Lieblingsthema des Neoliberalismus. Für sich genommen handelt es sich dabei um eine recht positive und förderungswürdige Eigenschaft. Gemeint ist jedoch in diesem Falle, daß Menschen, die – ob verschuldet oder unverschuldet – in Not geraten, ihrem Schicksal überlassen werden sollen. Pech gehabt! Es wird das Ammenmärchen vorgegaukelt, daß jeder Mensch die gleichen Ausgangsvoraussetzungen habe, für sein Glück alleine verantwortlich sei und jeder mit dem nötigen Arbeitseifer sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen könne.

Solidarität und Mitverantwortung sind für neoliberale Gläubige allerdings Fremdwörter. Und daß eine staatliche oder anders geartete Gemeinschaft ohne funktionierendes Solidarsystem zum Scheitern verurteilt ist – dieser psycho-soziale Basistatbestand ist solchen Analphabeten nicht geläufig. Auch ist in diesen Kreisen unbekannt, daß das Grundrecht auf eine menschenwürdige Existenz letztendlich nur von einem schützenden Staatswesen gewährleistet und verteidigt werden kann.

  • einseitig gelagerte Freiheitspostulate

Der Ruf nach Freiheit ertönt aus allen neoliberalen Schlupflöchern. Damit meinen sie jedoch ihr sozusagen verbrieftes Recht, mit ihrem Kapital und der damit verbundenen Macht ungeniert auf dem Rücken aller anderen ihr Profitcasino betreiben zu können. Die Kenntnis, daß wahre Freiheit niemals grenzenlos sein kann und sich nur entfalten kann, wenn sie nicht auf Kosten anderer ausgeübt wird, gehört ebenfalls nicht zum Repertoire unserer Menschenfreunde

Drum frage stets: „Freiheit für wen und wem nutzt die postitulierte Freiheit?“, wenn Dich der Ruf nach Freiheit allzu penetrant locken will.