Die digitale Kränkung des Sascha Lobo

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Peter Weber
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Die digitale Kränkung des Sascha Lobo
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Die digitale Kränkung des Sascha Lobo


oder: Das Internet auf Abwegen


Ich habe mir bei meiner täglichen TV-Dosierung eine interessante Anregung zum Diskurs in diesem Forum geholt. Im Beitrag „Die digitale Kränkung“ von 3sat Kulturzeit vom 20.1.2014 wurde das Outing des deutschen Vorzeigebloggers Sascha Lobo behandelt. Er fühlt sich von seinem eigenen Ziehkind, dem Internet, verraten und verkauft. Kulturzeit hatte eine per Bild übertragene Kurzdiskussion mit Sascha Lobo und dem Publizisten und Wissenschaftler Evgeny Morozov arrangiert. Meine Diskurseröffnung beginne ich mit dem entsprechenden Einführungstext (Quelle: 3sat)



Die digitale Kränkung

Sascha Lobo vs. Evgeny Morozov


„Das Netz ist kaputt, sagt Internetforscher Sascha Lobo, alle Versprechungen auf Freiheit hat es enttäuscht. Wer das geglaubt hat, hing einer Ideologie an, antwortet Evgeny Morozov, ein anderer Internetforscher. Die Unternehmen, die das Internet betreiben, seien immer schon skrupellos gewesen. Wer hat nun recht?

Das Internet vernetzt die Welt, schafft mehr Demokratie, Emanzipation und Freiheit. Mit diesen Versprechungen haben uns Computer-Revolutionäre wie Steve Jobs einst in die digitale Zukunft gelockt. Doch ist das Internet als Freiheitsmedium eine Illusion? Heute geben Staaten, Geheimdienste und Konzerne den Takt im digitalen Zeitalter vor.

Die Enthüllungen Edward Snowdens haben offenbart: Das Internet ist kaputt. Mit dieser These tritt Sascha Lobo in den Ring. Der Mann, der sich stets der Technik-Euphorie verschrieben hat, leistet nun Abbitte, fühlt sich vom Internet gekränkt und verletzt. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Sie kam von Evgeny Morozov, Harvard-Professor und Internet-Kritiker. Er meint, dass Lobo einem intellektuellen Handycap erliege - dem "Internetzentrismus". Das Internet an sich gebe es nicht, meint Morozov. Vielmehr verschleiere der Begriff eine Ideologie, die uns den Glauben an die Politik nimmt.

Geld aus Daten gewonnen

Teilen, um die Welt zu verbessern - so schallt es aus dem Silicon Valley. Doch dieses Heilsversprechen habe uns in eine Gegenwart geführt, in der aus Daten Geld gemacht wird, Konsum anstelle von politischer Beteiligung steht. Das Gerede vom Internet hilft allein großen Konzernen, so Morozov. Die Debatte zwischen Morozov und Lobo ist mehr als nur ein Schlagabtausch von Profilneurotikern. Es geht um die Frage, wem wir die Gestaltung unserer Zukunft überlassen wollen: dem demokratischen Gemeinwesen oder den Eigeninteressen des Silicon Valley?“


Die Naivität Lobos ist schon überraschend und bezeichnend für viele Netz-Insider. Was ist das für eine einfältige Behauptung: „Das Internet ist kaputt.Jede Technologie enthält das Potenzial, zum Segen der Menschheit oder zu deren Schaden benutzt zu werden. Aus diesem Grund wäre es unsinnig, grundsätzlich von fortschrittlicher Technik enttäuscht zu sein. Diesen Kontext hat bereits Goethe bestens verstanden, wenn er in seinem „Faust“ über die Auswirkungen des faustischen Pakt schreibt oder in seinem „Zauberlehrling“ in poetischer Weise von den Folgen der aus der menschlichen Kontrolle geratenen Prozesse berichtet. Auch die „Büchse der Pandora“ aus der griechischen Mythologie liefert einen beredten Beleg darüber, wie die Übel der Welt bei Unachtsamkeit ein Eigenleben entfalten können. Alles hat seinen Preis: Man kann nicht nur Vorteile einer Sache genießen und alle Nachteile ausschließen. Die einzige Lösung besteht darin, maßvoll und verantwortungsvoll mit den Technologien umzugehen und keiner Technologiegläubigkeit zu verfallen.

Der naive Glaube, der die meisten Blogger unterlegen waren und viele es noch sind, ist die Meinung, mit Internetaktivitäten die Welt verändern oder verbessern zu können, die Politik zu beeinflussen oder einen Großteil der Menschen in ihren Überzeugungen und Motivationen zu bekehren. So ehrenvoll und löblich die Intentionen auch sind, bei den Menschen Solidarität wecken, eine Gegenöffentlichkeit zur dominierenden Medienlandschaft und vorherrschenden Ideologien aufzubauen und kampfkräftige Netzwerke zu organisieren, um oppositionelle Kräfte bündeln – leider handelt es sich um eine Fata Morgana.

Dabei hat das Scheitern seine Ursache nicht zuletzt im Egoismus und der Eigenbrödelei der einzelnen Betreiber von Blogs und Foren, von denen die wenigsten wirklich bereit zur Zusammenarbeit sind. Es ist geradezu schizophren zu nennen, daß ausgerechnet diejenigen, die über kritisches Urteilsvermögen und Überblick verfügen, sich vielfach einer solidarischen Zusammenarbeit entziehen. Darüber hinaus ist natürlich auch die Interessenlosigkeit des Großteils der Internetnutzer ein Riesenhemmnis, die zu bequem sind, sich engagiert einzubringen und öffentlich Farbe zu bekennen.

Es geht nicht nur darum, ob wir die Gestaltung unserer Zukunft den demokratischen Gemeinwesen oder den Eigeninteressen des Silicon Valley oder ganz allgemein den Wirtschafts- und Kapitalinteressen überlassen sollen. Denn die sog. demokratischen Gemeinwesen befinden sich zum größten Teil bereits in den Händen der wirtschaftlichen Lobbyisten und sind schon lange nicht mehr in der Lage oder willens, das Internet oder die gesamte Gesellschaft in einem sozialen Sinne zu organisieren. Von der Wirtschaftsseite kann man in einer kapitalistischen Marktordnung nicht erwarten, daß sie das Internet als Mittel zu menschenfreundlichen und altruistischen Zwecken instrumentalisiert. Daher scheiden die beiden Möglichkeiten der Veränderung aus, über die staatlich-politischen oder die wirtschaftlichen Kräfte der Lösung einen Schritt näher zu kommen. Nur eine konzertierte Aktion der Bürger hätte theoretisch die Chance, einen Wandel zu erzwingen.

Was die dunklen Seiten des Internets angeht, so herrscht dort kein Mangel. Kriminelle Energien werden nur so geweckt und toben sich ungehemmt aus. Wir wissen alle, daß sich das Internet zu einen idealen Übungsfeld für Wirtschaftskriminelle aller Art ausgewachsen hat, die dort ungehindert und ungestraft ihr Unwesen zu treiben können. Dazu gehören die Bereiche Betrug bei aller Art von Warenerkauf, bei Dienstleistungen, Bankgeschäften, Krediten, Identitätsdiebstahl, Pornografie oder Spionage militärischer oder wirtschaftlicher Bandbreite.

Von machthungrigen Regierungen, Regimes und Despoten ist ebenfalls keine Hilfe in Sicht, das Internet zu zivilisieren und ihre Erfüllungsgehilfen in Geheimdiensten und Exekutive im Zaum zu halten. Im Gegenteil – das Internet wird geradezu als Vehikel der Überwachung und Spielball der Geheimdienste ausgebaut. Die politischen und monetären Beherrscher dieser Welt unternehmen nicht die geringsten Anstalten, die Anstrengungen zur Errichtung einer totalitär überwachten Welt einzustellen. Dabei gibt es nicht die geringsten Unterschiede zwischen angeblich demokratischen Staaten und Diktaturen.

Und schließlich und endlich kommen wir zum gemeinen Internetnutzer. Die Mehrheit der User verwendet das Internet vorwiegend zu oberflächlichen Zwecken: zum Austausch von Inhaltslosigkeiten und Banalitäten, zur Pflege von Hedonismus sowie der Zurschaustellung und zum Exhibitionismus. Politische und geistige Bildung sowie sinnvolle Informationsbeschaffung ist anscheinend von der Mehrheit der User weniger gefragt. Diese läßt sich von den sog. „sozialen Netzwerken“ umgarnen, um sich in aller Öffentlichkeit in naiver, argloser sowie fahrlässiger Art und Weise zu outen. Sie vertrauen Facebook & Co. oder anderen kommerziellen / nichtkommerziellen Plattformen der Menschheit bzw. den lauernden Datenkraken die auf diese Weise einladend zur Verfügung gestellten Daten einfältig an, damit die sie für ihre Geschäftsmodelle verwenden oder sie für Überwachung und repressive Zwecke zum Schaden des Users bzw. Bürgers einspannen können. Dummheit ist eben eine unausrottbare Seuche!

Außerdem fördern die kommerziellen Internetangebote in zunehmendem Maße die Mentalität des Konsumismus und Materialismus. Die Glitzerwelt des Shopping bietet sich 24 Stunden am Tag an. Aber auch diese Verführungsangebote sprechen nicht an und für sich gegen die Existenz und Verwendung des Internets. Der Grund des Übels liegt vielmehr in der Weltsicht der User und den gesellschaftlichen Normen, die die kreativen Möglichkeiten des Internets nicht nutzen wollen oder können. Da wäre schon eine generationenwährende Massenumerziehung erforderlich, um ein Umsteuern zu erzielen.


Die Thesen von Sascha Lobo

Lobos Thesen erschienen im Feuilleton der FAZ unter der Überschrift „Das Internet ist nicht das, wofür ich es gehalten habe“. Auf den Originalartikel habe ich keinen Zugriff. Aber in der FAZ wurde in einem gleichnamigen, gekürzten Beitrag vom 12.2.2014 berichtet. Ich versuche trotzdem – auch auf der Grundlage des 3sat-Interviews - eine persönliche Interpretation von Lobos Erkenntnissen. Seine Hauptaussagen lauten:

  • Originalzitat: „Das Internet ist nicht das, wofür ich es gehalten habe.“
  • Aufgrund der Erkenntnisse aus der NSA-Affäre und die Enthüllungen Edward Snowdens über praktizierte Wirtschaftsspionage und den Kontrollwahn der Konzerne fühlte sich Lobo zu einer niederschmetternden Beurteilung veranlaßt: „Das Internet ist kaputt.“
  • Er habe in der Vergangenheit geglaubt und verkündet, daß das Internet ein ideales Mittel sei, um Demokratie, Freiheit und Emanzipation voranzubringen.
  • Das Internet habe sich zu einem Machtmittel der totalen Kontrolle fehlentwickelt und unterminiere die Basis der freiheitlichen Gesellschaft. Als Waffe in der Hand der Ausspähungsorganisationen wirke es auch ökonomisch destruktiv.
  • Auch diejenigen, die meinen, sich durch Facebook-Abwesenheit der Überwachung und Kontrolle zu entziehen, irrten sich, denn auch sie stünden in der Schußlinie.
  • Nach dem Aufwachen aus seiner Internet-Technik-Euphorie bereut er demütig, bekennt sich zum Irrtum und empfindet sich vom Internet gekränkt und verletzt.


Die Thesen von Evgeny Morozov

Die Antwort von Evgeny Morozov auf Lobos Argumente könnt Ihr in vollem Wortlaut auf dem FAZ-Artikel „Morozov antwortet Lobo: Wir brauchen einen neuen Glauben an die Politik!“ abrufen. Auf dieser Basis unternehme ich den Versuch einer Kurzfassung von Morozovs Thesen:

  • Morozov bekennt sich ebenfalls dazu, wie Lobo ursprünglich mit zu viel Euphorie an die demokratischen Potenziale des Internets herangegangen zu sein.
  • Er steht aber nach wie vor dazu, daß die Arbeit mit dem Internet die Chance beeinhaltet, radikale Erkenntnisprozesse zu vollziehen, die sich in Form eines Paradigmenwechsels äußern könnten.
  • M. kritisiert die Einseitigkeit der Debatten darüber, ob das Internet „gut“ oder „schlecht" sei. Er empfiehlt stattdessen einen Diskurs über einen möglichen „erhellenderen Weg“, wie man die technologische Realität zerlegen könne. Wir sollten die negativen Phänomene des Internets nicht als seine natürliche Eigenschaften betrachten, sondern Wert darauf legen, die positiven Ansätze des Internets auszubauen. Im übrigen würde man Lobo falsch verstehen, wenn man ihm die Behauptung unterstelle, alles an der digitalen Technologie sei automatisch schlecht.
  • Lobos Haltung bezeichnet M. als „Cyberagnostizismus“, eine Ideologie, die „sich durch die Weigerung auszeichnet anzuerkennen, daß es eine festumrissene Vorstellung von den politischen Folgen digitaler Technologien geben müsse.“ M. kommt m. E. zu der richtigen Schlußfolgerung, daß nicht die Mittel die Politik bestimmen, sondern daß es die bestehenden Systeme sind, die sich aus Mitteln, Ideologien, Marktregeln, Marktanreizen und Gesetzen zusammensetzen. In diesem Zusammenhang unternimmt M. den Vorstoß, Lobo in Schutz zu nehmen und dessen Enttäuschung nur auf den Mißbrauch der Technologie bezieht und nicht auf die Existenz des Internets an sich.
  • M. meint, daß Lobo einem „intellektuellen Handikap“ erlegen sei, dem „Internetzentrismus“. Er beschreibt diesen Begriff folgendermaßen: „Internetzentrismus ist, kurz gesagt, die Vorstellung, daß allem, was im digitalen Bereich geschieht, eine kohärente Logik zugrunde liege - schon die bloße Existenz dieses Bereichs gehört zu den Grundüberzeugungen dieser Denkweise - und daß wir diese Logik akzeptieren müssten, weil sie wie die Logik der Märkte zu komplex sei, als daß wir Menschen sie verstehen könnten.“ Insofern sieht M. die technisch-politische Misere, in der wir stecken, als eine unmittelbare Folge unserer intellektuellen Situation an. Diese geistige Fehleinschätzung wiederum sei verantwortlich dafür, daß keine echte aktive Wirtschaftspolitik mehr betrieben würde. Als Begründung dafür müßten wir unsere irrige Annahme in Haftung nehmen, daß wir die Regeln des Internets mit denen des neoliberalen Marktes gleichsetzen, der gleich einer unsichtbaren Hand alles zum Guten richte.
  • Aus dieser fehlerhaften Sichtweise der Wirtschaftspolitik sie es nur folgerichtig, daß man das Internet lediglich als eine zusätzliche Erweiterung des sog. freien Marktes behandele, woraus die politischen Verantwortlichen ihre Berechtigung beziehen, auch das Internet, so wie es in der Marktwirtschaft ausgenutzt wird, als alternativlos (TINA) zu bewerten. Damit werde das Internet sozusagen als „autonome Entität“ in der Art eines Götzen angebetet, dessen Gesetze gehorsam befolgt werden müßten und dessen Verhalten nicht zu prognostizieren sei. Ergo bliebe nur die Anpassung und Unterordnung als Alternative übrig.
  • Von M. wird der Vorwurf erhoben, daß wir dem Märchen verfallen seien, daß das Internet viel zu sehr ein komplexes und autonomes System darstelle, das sich außerhalb unserer Kontrolle befinde und dem wir auch sein Eigenleben gönnen sollten, weil es seine Probleme am besten selbst lösen könne. Aufgrund dieser gewaltigen Fehleinschätzung wäre bisher eine Debatte über die Notwendigkeit unterblieben, eine öffentliche Infrastruktur für das Informationsmanagement des Internets zu schaffen sowie nicht an die sog. sozialen Netzwerke gebundene digitale Identitätssysteme zu entwickeln.
  • Daraus ergäbe sich die Logik, daß die Akzeptanz des Internets als eine Einrichtung, die sich in einem ewigen selbsttätigen Reinigungs- und Selbststeuerungsprozeß befindet, das Ende jeglicher (demokratischen) Politik bedeute. Innovation bestünde dann nur noch in der einen Absicht, die ökonomischen Interessen der Lobbyisten zu fördern und sozialpolitische Bestrebungen zu begraben. M. sagt wörtlich: „Wenn das Internet überall ist, dann ist Politik nirgendwo mehr.“
  • Von Sascha Lobo vermißt M. kompetente Aussagen über eine sinnvolle Zukunft des Internets – es genüge nicht, die „normalen“ Internetaktivitäten nicht zu verteufeln. Dazu unterbreitet M. einen Vorschlag: „Die einzige Möglichkeit, alternative Formen der Nutzung von E-Books oder Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken zu schaffen, die nicht allzu sehr auf die scheinbar kostenlosen, von Silicon Valley angebotenen Dienstleistungen angewiesen wären, ist die Entwicklung einer neuen Wirtschaftspolitik, die Milliarden in eine öffentliche Informationsinfrastruktur investierte.“
  • Diese neue Infrastruktur dürfe nicht von den bisherigen Oligopolen beherrscht werden. Ihr Charakter müsse dezentral, öffentlich und transparent sein. Nicht „digitaler Optimismus“ sei angebracht, „sondern Optimismus im Hinblick auf öffentliche Institutionen und einen neuen Glauben an die Politik.“
  • M. warnt davor, eine kritiklose Ausuferung  der Onlinestrukturen zu dulden, den Rückgang von Qualitätsjournalismus hinzunehmen sowie die Bedenken und Sorgen der Bürger zu ignorieren. Und dies alles mit einer einzigen Ausrede: „Weil das Internet es fordert …“ und Opfer nötig seien. Die Vorstellung eines totalitären und verselbständigten Internet müsse endlich als Ideologie gebrandmarkt werden. Das gleiche gelte für die neoliberale Religion eines autonomen und effizienten Marktes.


Als Résumé faßt M. zusammen, daß es nicht unsere Aufgabe sei, das Internet zu polarisieren und es in Schubladen von „gut“ oder „böse“ zu stecken, sondern zu überlegen, in welche Richtung wir das Internet weiter entwickeln können. Wir hätten nicht die Wahl, ohne Internet auszukommen, aber wir sollten unsere Mühe darauf verwenden, ein menschendienliches Internet zu gestalten.


Mein Fazit:
 

Das Internet kann nur so gut sein wie sein Umfeld und die Absichten seiner Betreiber und Nutzer. Das heißt, daß es zum einen von den im Gesellschafts- und Wirtschaftssystem herrschenden Kräften zur Selbstbedienung ausgenutzt wird. Zum anderen wird des von der Motivation der breiten Masse der User geprägt. Wenn diese das Internet nur als Spielzeug zum Vertreiben von Langeweile betrachten, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn sie sich selbst zu Opfern degradieren sowie willen- und ahnungslos zur Schlachtbank getrieben werden.

Insofern bringt uns die Naivität und Enttäuschung eines Sascha Lobo nicht weiter – und auch die Einsichten eines Evgeny Morozov sind nur bedingt tauglich. Morozov  hat zwar erkannt, daß eine Zivilisierung des Internets nur durch einen Wertewandel und durch Beseitigung der neoliberalen Doktrin erreicht werden kann, aber er setzt noch Hoffnung in eine freiwillige Wandlung der Politik. In dieser Hinsicht mangelt es ihm trotz seiner intellektueller Fähigkeiten und kritischer Ansichten an der nötigen radikalen Einstellung. Er fordert einen neuen Glauben an Politik ein!

Wer will heute aufgrund der vorliegenden Fakten und Erfahrungswerte noch ernsthaft an gute Vorsätze der verantwortlichen Politiker glauben, ihre Entscheidungen zum alleinigen Wohle der Bürger zu treffen sowie das Internet zu einem „Social Network“ zu gestalten, das seinen Namen verdient hat.

 

Sascha Lobo hat sich geirrt - Die digitale Kränkung des Menschen - Eine Offenbarung

 

Carsten Rose von Radio F.R.E.I. (Freier Rundfunk Erfurt International) hat mit Sascha Lobo gesprochen:

 

 


 

Bildquellen:


1. Sascha Lobo (* 11. Mai 1975 in Berlin) ist ein deutscher Blogger, Buchautor, Journalist und Werbetexter. Thematisch befassen sich Lobos Texte meist mit dem Internet, vermischter Realität und digitalen Technologien und behandeln deren Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung. Januar 2014 kann als Zeitpunkt für eine Zäsur einer bis dato grundsätzlich aufgeschlossenen Haltung Sascha Lobos zum Internet gelten, als er die Globale Überwachungs- und Spionageaffäre rund um den NSA zum Anlass nimmt, festzustellen: "Das Internet ist kaputt!" Foto: Matthias Bauer Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert.

2. Sascha Lobo, Jan. 2011. Foto: André Krüger, http://boschblog.de/ Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert.

3. "Willst Du Politik verstehen, mußt Du ein Esel sein". Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress



MfG Peter A. Weber