DIE VEREINIGTEN TERROR-STAATEN

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Ulrich Gellermann
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DIE VEREINIGTEN TERROR-STAATEN
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DIE VEREINIGTEN TERROR-STAATEN

Alles nur, um die Welt frei und sicher zu machen


Als ich noch in einem dicken Bauch lag, war es ein amerikanischer Soldat - das Ende des zweiten Weltkriegs erlebte meine Mutter auf der Flucht vor dem Bombenkrieg auf dem Land in einer späteren Besatzungszone - der sie und mich mit einem Armee-Auto zu einer Gebärstation fuhr: "Na, Madam, ein Junge für den Führer?", fragte der Fahrer. Für diesen Spott hatte meine Mutter keinen rechten Sinn, ihr drohte eine Fehlgeburt. Der Mann mit dem Jeep schaffte die Gebärende rechtzeitig in ein Krankenhaus. Damals hatten die Amerikaner, gemeinsam mit anderen Alliierten, versteht sich, uns Deutsche von den Nazis befreit. Und, meine Mutter war sich da sicher, auch mein kleines Leben gerettet. Jedenfalls wurde ich kein `Junge für den Führer´. Dafür bin ich den Amerikanern bis heute dankbar. Doch was ist aus den USA, dem Land der Freien und der Befreier, geworden? Eine Macht des globalen Terrors, die sehr schnell nach 1945 das Wort `Freiheit´ nur noch als Vorhang für die Kolonialisierung der Welt benutzte, als dekoratives Beiwerk in der Auseinandersetzung mit der Sowjetunion, wie sie in der 1947 formulierten Doktrin des US-Präsidenten Harry S. Truman aufschimmerte, als er erklärte, die USA hätten künftig den "freien Völkern beizustehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen".

 


Noch vor der Truman-Doktrin, sie aber durchaus terroristisch vorwegnehmend, mischten sich die USA gemeinsam mit England bereits 1946 in den griechischen Bürgerkrieg ein: Auf der Seite jener Kräfte, die noch bis jüngst mit Nazi-Deutschland kollaboriert hatten. Dank britischer Truppen und amerikanischer Logistik konnte so die wesentliche Kraft des Widerstands gegen die Nazis besiegt werden. Die Geschichte hält in diesem Fall eine besondere, die Deutschen betreffende Ironie bereit: In der griechischen Guerillabewegung gegen die Wehrmacht hatten auch deutsche Widerständler wie Wolfgang Abendroth und Falk Harnack gekämpft. Nun machten die amerikanischen Befreier Deutschlands gemeinsame Sache mit den Freunden der Nazis von gestern, um diese Bewegung zu liquidieren. An dieser historischen Ungerechtigkeit leidet Griechenland bis heute.

Schnell folgte 1950 der Korea-Krieg, der, unter dem Vorwand des Antikommunismus, eine einst antijapanische koreanische Befreiungsbewegung für den Herrschaftsanspruch der USA in Asien instrumentalisierte und Korea in einen drei Jahre währenden Krieg stürzte. Mich eroberten die USA damals völlig friedlich. Mir gefielen ihre Musik, vom Jazz bis zum Rock´n Roll, ihre wunderbaren Filme und ihr lässiger Stil, der sich so wohltuend vom verdrucksten Deutschland und seiner prätentiösen Obrigkeit unterschied. Völlig stillos fanden die Kubaner 1961 die Bombardierung ihrer Luftabwehrstellungen durch die US Air Force, die Kuba für eine Invasionsarmee reif bomben wollte. Mal wieder ging es angeblich um die Freiheit: Um die `Befreiung´ der Kubaner von einer nationalen Bewegung unter Fidel Castro, die sich gegen den Diktator Batista erhoben hatte, einen Mann, der sich mit Hilfe der amerikanischen Mafia an die Macht geputscht hatte. Erst in der Zeit amerikanischer Bomben wandte sich der aus bürgerlichem Milieu stammende Castro der Sowjetunion zu. Es sollte nicht das letzte sonderbare Ergebnis im amerikanischen Kampf für "Freiheit und Demokratie" sein.

Brav lauschte ich 1964 in der Berufsschule der Erklärung des amerikanischen Bombardements in Laos als "notwendiger Verteidigung der Freiheit". Im Gefolge dieses ersten Angriffs wurden in den nächsten Jahren in Laos pro Einwohner etwa 2,5 Tonnen Sprengsätze abgeworfen. Bis heute haben die USA keine Reparationszahlungen an das kleine Land und seine geplagte Zivilbevölkerung geleistet. Hat mich in dieser Zeit die Nachricht über den Tonkin-Zwischenfall in meiner Lieblings-Jazz-Kneipe erreicht? Hat er mich überhaupt erreicht? Jedenfalls weiß man heute, dass dieser Zwischenfall, der das offene amerikanische Eingreifen in Vietnam begründen sollte, nie stattgefunden hat. Nicht vietnamesische Schnellboote hatten einen amerikanischen Zerstörer angegriffen, sondern umgekehrt. Für diese Fälschung war die NSA zuständig. Richtig, jener Geheimdienst, der heute seine Finger in unsere Computer steckt und sein Ohr an unsere Telefone hält. Und wir haben von der Wahrheit im Golf von Tonkin nur erfahren, weil der mutige Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg damals die betreffenden Papiere der Öffentlichkeit übergeben hatte. Ellsberg sagt heute: "Snowdens Whistleblowing gibt uns die Chance, etwas zurückzudrängen, was gleichbedeutend mit einem Putsch der Regierung gegen die US-Verfassung ist." Und er rät Edward Snowden dringend davon ab, in die USA zurückzukehren, ihm drohe dort zumindest lebenslange Haft.

Nach oder auch parallel zum Vietnamkrieg waren die USA 1965 mit 42.000 Marines zu Besuch in der Dominikanischen Republik, bombardierten sie im selben Jahr mal eben Kambodscha, initiierten 1977 einen zehn Jahre andauernden Bürgerkrieg in El Salvador, finanzierten den Krieg der Contras gegen eine gewählte Regierung in Nicaragua, überfielen das kleine Grenada und `befreiten´ in dieser Zeit eine Reihe von lateinamerikanischen Bürgern von der Qual der Wahl, in dem sie Militärdiktaturen in deren Ländern errichteten. Prominentestes Beispiel war der 1964 vom CIA organisierte Militärputsch in Brasilien, der den Brasilianern eine schöne, diktatorische Friedhofsruhe bis ins Jahr 1982 bescherte. Im Namen der Freiheit, versteht sich.

Ziemlich pünktlich nach der Auflösung der Sowjetunion, mit der den USA ein guter, alles Mögliche legitimierender Feind verloren ging, begann der Kampf gegen den islamischen Terror. Ein neuer Feind war geboren. Dass die USA - als sie den gegen das laizistische Regime in Afghanistan kämpfenden, fanatisch religiösen Mudschahidin Geld und Waffen in die Hand drückten - dem islamischen Terrorismus ein freundlicher Geburtshelfer waren, ist ein übler Scherz der Geschichte. Wenn man dazu weiß, dass die amerikanische Administration für mehrere Millionen Dollar Lehrbücher produzierte, in denen der Dschihad, der heilige Krieg, propagiert wurde, bleibt das Lachen über diesen Witz in der Kehle stecken.

Der amerikanische Vize-König, Joe Biden, hat dem deutschen Innenminister die Hand gedrückt als der mal fragen wollte, wie das denn so sei, mit dem Abhören. Man war sich ziemlich einig, dass Abhören schon sein muss. Wegen der Sicherheit und der Freiheit. Parallel zum Nicht-Austausch von Informationen über den Terror des Geheimdienstes laufen europäisch-amerikanische Verhandlungen über ein "Frei"-Handels-Abkommen. Das "Transatlantische Freihandelsabkommen" wird von der Regierung der USA und den Kräften in der Europäischen Union gefördert, die an den Profiten aus der Globalisierung ein vitales Interesse haben. Mit gutem Grund nennt man die künftige Freihandelszone auch "Wirtschafts-NATO". Das Abkommen soll "Vorschriften abbauen". Dahinter verbirgt sich der Abbau von Umweltauflagen, von gesundheitlichen Vorschriften und somit Qualitätseinbußen für unsere Umwelt und unser Leben. Vielleicht lassen sich ja auch die ohnehin schwachen deutschen Datenschutz-Vorschriften weiter abbauen. Denn die Europäer haben den Schutz ihrer Daten bisher nicht in die Verhandlungsmasse eingebracht.

Manchmal, wenn ich mir statt Abendbrot Gedanken mache, frage ich mich, wozu mich die Amerikaner eigentlich befreit haben. Ihr Interesse an der Freiheit der Völker hat ebenso rapide nachgelassen wie ihre Neigung gewachsen ist, die Freiheit meiner informationellen Selbstbestimmung abzuschaffen. Immerhin bin ich kein `Junge für den Führer´ geworden. Auch sonst ist meine Lust geführt zu werden sehr gering. Ganz sicher will ich nicht an der Nase herumgeführt werden. Von einer Macht, die seit Jahrzehnten andere Länder und Völker terrorisiert, und unter dem Deckmantel des `Kampfes gegen den Terror´ unsere ohnehin begrenzte Freiheit ihrem Regime unterwerfen will.

Ulrich Gellermann
 



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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Feindbilder - das Spiel mit dem Schwarzen Peter


Feindbilder – das Spiel mit dem Schwarzen Peter


Ja, ich kann Uli Gellermann gut verstehen mit seinen zwiespältigen Gefühlen, die zwischen Dankbarkeit und Verachtung schwanken. Mir hat zwar kein GI das Leben gerettet, aber die erste Schokolade aus der Dose spendiert und die erste Eiscremetüte konnte ich auf einer Airbase genießen. Damit war die Basis für jahrelanges Wohlwollen gegenüber Amiland gelegt. Bis meine Schwester an einen Texas-Cowboy geriet, ihn heiratete und sie dann später sitzen ließ. Von da an ging es abwärts mit den Sympathiewerten. Anfangs glaubte ich in meiner grenzenlosen Naivität noch zu Beginn des Vietnamkrieges an die Verteidigung der Demokratie gegen üble Kommunisten, die kurz vor dem Einmarsch in Deutschland standen und ließ mich von der westlichen Kriegspropaganda beeindrucken. Erst als ich merkte, daß meine musikalischen Vorbilder und Lieblinge aus der amerikanischen Folkszene ganz anderer Meinung waren, kam ich ins Grübeln. Irgendwie habe ich dann doch noch den Dreh geschafft, die Dinge aus menschlicher Sicht zu betrachten.

 
Die Idole der Jugend sind lange verloren gegangen – geeignete Nachfolger in Form von Vorbildern sind Mangelware geworden: bei den Nationen sowie beim dazugehörigen Personal. Da muß ich schon in die Vergangenheit flüchten, wenn ich noch auf Menschen mit Ecken und Kanten stoßen will. Es ist ein hartes Brot, wenn man sich selbst zur letzten Bastion aufbauen muß und auf der Suche nach den wenigen Gleichgesinnten ist. Augen zu und durch, das ist jetzt die Devise – egal, was die anderen denken.
 
Genau wie in der großen Politik läuft es auch im Kleinen mit den Feindbildern. Den westlichen Imperialisten ist der Buhmann und von allen Wandflächen grinsende Teufel des Sowjet-Kommunismus abhanden gekommen. Gorbatschow steht in den USA daher nicht hoch im Kurs. Wir in Deutschland können uns – zumindest nicht mehr allzu öffentlich – an den Juden abreagieren. Den Protestanten kann man, wie noch zu meiner Kinderzeit erlebt, auch nicht mehr an den Kragen. Zuletzt blieb mir nicht mehr viel als Angriffsfläche. Gottseidank haben sie dann die Gastarbeiter ins Land gelassen, und als die muslimischen Türken die Überhand gewannen, konnten wir wieder zu alter Stärke zurückfinden. Denn eigentlich ist nichts leichter, als sich einen Schwarzen Peter zu basteln. Ohne Sündenböcke ist das öffentliche Leben einfach fad, öde und leer. Insofern kann man mit Fug und Recht behaupten, daß in Deutschland wieder Leben eingekehrt ist.
 
Auch die Lebensgrundlage des Kapitalismus funktioniert nicht ohne ordentliche Feindbilder. Wem soll man denn die ganzen Arbeitsplätze schaffenden Waffenarsenale verkaufen, wenn die Menschen sich alle gegenseitig liebten? Wo kämen wir da hin? Der raffiniert aufgebaute islamistische Terror ist eine grandiose Geschäftsidee, die beste seit Joseph McCarthys Kommunistenhatz und Ronald Reagans "Reich des Bösen". Was ich allerdings bis heute noch nicht begriffen habe, ist die Eliminierung von Osama Bin Laden, mit der sich die einschlägige Industrie Umsatzeinbrüche eingehandelt haben muß. Wer zum Teufel kam bloß auf die abstruse Idee, einen Goldesel zu schlachten?
 
Da bin ich doch mal gespannt, was passiert, wenn meine grandiose Idee aufgegriffen wird, die 72 Jungfrauen über die Klinge springen zu lassen. Wer tritt dann die Nachfolge des sog. islamistischen Terrorismus an? Vielleicht die  Konsumkritiker als Erbfeinde der demokratischen Grundordnung, die eine subversive und geschäftsschädigende Kraft gegen das System bilden?
 
 
Peter A. Weber
 
 
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Martin Bartonitz
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Verbunden: 19.06.2013 - 18:50
Konzerne: Krebsgeschwüre eines kranken Gesellschaftssystems


Diese Befreier hatten nie die Befreiung im Sinn ...

Für mich wurde das Bild, wie unsere Welt wirklich ist in den letzten 5 Jahren immer klarer. Klar kannte ich den Begriff: "Geld regiert die Welt" und verstand: Wer mehr Geld hat, ist freier, weshalb ich mich ins Zeug legte, um möglichst ausreichend zu verdienen. Dass ich dabei Freiheiten verlor, merkt Mensch wohl meist erst, wenn er älter wird?

Dass "die Märkte" wohl das meiste Geld haben, das gerne für weitere Investitionen im Kampf um den Sieg in der Konkurrenz gegen Andere in der Welt genommen wird, auch das hörten wir im Kontext der Börsen häufig genug. Nur, wer steckt denn hinter "die Märkte"? Diese Gedanken habe ich mir nur oberflächlich gemacht. Einer, der es genauer wissen wollte, hat seine Rechercheergebnisse in einem Artikel bei neopresse.com niedergeschrieben. Ich fand den Artikel, weil ich mir Gedanken machte, ob nicht Konzerne die Krebsgeschwüre als Symptom eines zutiefst kranken Gesellschaftssystem sind - weiter

Und wenn wir diese Zusammenhänge verstehen, dass die herrschenden Macher uns in Knechtschaft durch ein Konzept der Konkurrenz und durch maximales Ausspähen halten, dann sollte wir aufgrund der Auswirkungen von PRISM und TEMPORA erkennen, dass wir der Evolution folgen sollten und die Menschheit in die Kooperation führen. Dies scheint "kostengünstiger" für die Gemeinschaft zu sein, sonst hätten die Einzeller nicht den Weg zu Lebewesen eingeschlagen, oder? Einige Gedanken dazu hier.
 

Herzliche Grüße
Martin Bartonitz

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