DIW - selbstgefällige Wirtschaftsprognosen

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
DIW - selbstgefällige Wirtschaftsprognosen
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DIW - selbstgefällige Wirtschaftsprognosen als Wahlkampfmunition
 
Gestern abend  vernahm ich wieder einmal innerhalb der Tagesthemen der ARD die übliche konjunkturpolitische Spökenkiekerei, vorgetragen vom wirtschafts- und börsenkompetenen Schwergewicht Stefan Wolff. Angelehnt an die zufällig ansteigenden Börsenindices lehnte er sich weit aus dem Fenster und analysierte und prognostizierte fleißig vor sich hin:
 
  • gemäß den Untersuchungen des DIW ergäbe sich zur Zeit für Deutschland wirtschaftlich gesehen ein positives Bild
  • von Rezession wäre keine Spur zu sehen – auch weltweit nicht
  • 2012 sei die Wirtschaft um 0,8 % gewachsen
  • 2013 soll die Wirtschaftsleistung um 0,9 % ansteigen
  • 2014 hat man beim DIW bereits eine Steigerungsrate von 2 % festgeschrieben. Wörtlich: 2014 brummt der Laden in Deutschland wieder!
  • der Arbeitsmarkt in Deutschland sei robust und bliebe positiv, so daß der Konsum gestützt werden könne
  • die Exporte ziehen an 
  • noch in diesem Jahr würden die Unternehmen die Investitionen wieder hochfahren

 

Bei der ARD stützte man sich bei diesen Heilsbotschaften ausschließlich auf Angaben des DIW, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung,
 
das fast ausschließlich aus öffentlichen Geldern finanziert wird (Jahresetat 2011: 20 Mio €). Die konkreten Zahlen stammen aus dem DIW Wochenbericht 1 + 2, 2013 – und die reißerischen und rosigen Zukunftsaussichten von Dr. Ferdinand Fichtner (Abteilungsleiter Konjunkturpolitik - Interview auf PDF: 2014 Brummt der Laden in Deutschland wieder S. 49).
 
Das DIW fällt immer wieder auf durch seine verbrämten und zweckoptimistischen Wirtschaftsmeldungen sowie Kaffeesatzlesereien im Sinne der Regierungspolitik. Die Veröffentlichungen des DIW sind damit ideale Steilvorlagen für Merkel, Rösler & Co., denen die teilweise realitätsfremden Beurteilungen nur zupaß kommen, denn nur dadurch erhält das Institut seine Daseinsbechtfertigung.
 
Bezüglich der aktuellen Wirtschaftsdaten gibt es auch andere Zahlen und Einschätzungen, die von einer nachlassenden Konjunktur berichten und sogar eine Rezession befürchten lassen. Sämtliche Indizien (Investitionsrückgänge, Einbruch des Konsums, Ansteigen der Arbeitslosenzahlen etc.) sprechen de fact für einen Konjunktureinbruch– mit Ausnahme der Exportquoten. Diese nach wie vor nicht rückläufigen Zahlen werden von den TV-Nachrichten unisono kritiklos als Erfolgsmeldung verkauft. Die unumstrittene Tatsache, daß gerade der deutsche Exportfetischismus mitverantwortlich ist für den wirtschaftlichen Niedergang anderer EU-Staaten und die Dumpinglohnstrategie in Deutschland, ist keiner Erwähnung wert. 
 
Auf diese Weise werden bei uns die Verhältnisse gesund gebetet. Ich habe es noch nicht erlebt, daß die Wirtschaftsprognosen dieser wirtschaftswissenschaftlichen Dilettanten sich im Nachhinein jemals erfüllt hätten. Gerade im Wahljahr sind jedoch Augenwischereien, Beschönigungen der Realität und Dummverkaufen der Bürger offizielle Regierungspolitik.
 
 
Peter A. Weber