Globaler Raubbau an Mensch und Natur

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Peter Weber
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Globaler Raubbau an Mensch und Natur
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Globaler Raubbau an Mensch und Natur

 

Man kann hinschauen, wohin man will: Überall wird ungehemmt ohne Rücksicht auf Mensch und Natur kolonialisiert und ausgebeutet mit nur einem einzigen Ziel – der Profitmaximierung. Wir haben es dabei mit grassierenden und bedrohlichen globalen Wucherung zu tun , die trotz besseren Wissens von den Profiteuren und ihren Handlangern, den Politikern weltweit weiter gefördert wird.

Dabei sollte doch mittlerweile jedes Kind wissen, daß jedes System (ob organisches, gesellschaftliches, wirtschaftliches oder biologisches) nur dann längerfristig eine Überlebenschance besitzt, wenn es sich selbst reguliert oder ein anderer die Regulierungsfunktion übernimmt, wenn es selbst dazu nicht in der Lage ist. Systeme, die nur auf ein einziges Ziel hin programmiert sind und die Ausgleichsbedürfnisse der Systemkomponenten ignorieren, sind zum Untergang verdammt. Damit meine ich das menschliche Gesellschaftssystem und nicht das Natursystem, das in der einen oder anderen Form immer überleben wird, weil es auf Menschen nicht angewiesen ist.

Wir alle können uns sicher noch an die großen Tankerunglücke erinnern – aktuell haben wir vor der Küste Neuseelands wieder einen Problemfall mit einem auseinanderbrechenden Tanker. Und was war mit der brennenden und leckenden Ölplattform im Golf von Mexiko und bei den vielen anderen, die kaum eine Meldung wert waren? Was ist mit den vielen Beispielen in Regionen, in denen Uran, Gold oder andere Metalle ohne Rücksicht auf Boden- und Grundwasservergiftungen und Verwüstung der Landschaft sowie das Schicksal der dort ansässigen Bevölkerung abgebaut werden? Was ist mit den Urwäldern und Mooren, die nach wie vor (in steigendem Ausmaß) abgeholzt oder abgebrannt werden, weil man das Nutzholz vermarktet wird oder weil Ackerflächen für erosionsfördernde und grundwassersenkende Monokulturen erschlossen werden sollen? Und welche Bewandnis hat es mit

  • der Erschließung neuer Tiefseeölfelder in immer tiefere und damit riskantere Abbautiefen vor den Küsten Afrikas und Südamerikas sowie wider besseres Wissen auch im Golf von Mexiko?
  • mit der Erschließung von neuen Ölfeldern in Kanada, Alaska oder Sibirien mit der Verlegung von unsicheren Ölpipelines oder dem Abbau von Ölschiefer?
  • dem Bau von Riesenstammdämmen in China, Afrika, Brasilien und der Türkei, die von staatlicher Seite (mit Förderung der Weltbank sowie anderen internationaler Organisationen) mit Gewalt ohne Berücksichtigung der Proteste von Einheimischen und Umweltschützern durchgedrückt wird?

Haben wir all das vergessen oder wollen wir es gar nicht wahrnehmen? Schließlich sind wir selbst die Verbraucher von Energie und werden von den Konzernen als Bedarfsträger und Nachfrager als Alibi für ihre Energieprojekte benutzt. Ergo gehören auch wir – jeder einzelne von uns – zu den Mitverantwortlichen. Was wir bisher erlebt haben, ist allerdings erst der Anfang des Dramas, wenn ich an die beginnende Ausbeutung der Antarktis denke. Eigens für die Verteidigung ihrer angeblichen Abbaurechte rüsten die Anrainerstaaten zur Zeit Flottenverbände auf, um dann die eisfreien Flächen nach bewährter Manier in fester Technologiegläubigkeit sowie Profit- und Machtgier ungestört zu räubern.

Was nutzen uns neueste Informationstechnologien – und Möglichkeiten, wenn Unliebsames und Unangenehmes sowieso verdrängt wird und zum unausgesprochenen Tabu erklärt wird? Wenn man auf den Kern solcher Fehlentwicklungen kommen will, ergibt sich stets der gleiche Verursacher: die radikale Marktwirtschaft sprich den ungeregelten Kapitalismus!

In diesem Kontext sind mir in der letzten Zeit die folgenden drei relevanten Zeitungsartikel aufgefallen:

 

Am Beispiel Kolumbien wird gezeigt, wie deutsche Energieunternehmen sich einen Dreck um Umweltstandards und Menschenrechte scheren und auch noch von der deutschen Politik gedeckt werden. Die Politik versteckt sich hinter den absolut unwirksamen und laschen Appellen an eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft, die noch niemals gefruchtet haben und über die die Verantwortlichen hinter vorgehaltener Hand mit Sicherheit sich vor Lachen ausschütteln:

  1. Blut für Kohle

Frankfurter Rundschau – 12.10.2010

„Die Köhleflöze liegen hier nur 25 Meter unter der Erde, die Atlantikhäfen sind schnell zu erreichen: Kolumbien ist Deutschlands größter Kohlelieferant – trotz gravierender Menschenrechtsverletzungen!

Es ist ein verheerendes Bild, das sich den deutschen Besuchern im Norden Kolumbiens bietet. Wo die Ureinwohner des südamerikanischen Landes jüngst noch Felder beackerten und Vieh weiden ließen, fressen sich riesige Bagger ins Land. Sie hinterlassen öde Abraumhalden und Wassermangel wegen abgeholzter Wälder, gesenkten Grundwassers, umgeleiteter Flüsse. „Die Menschen wurden weggejagt, oft ohne Entschädigung, teils gewaltsam“, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer, der die Tagebaue gerade mit Menschenrechtlern bereist hat …“

 

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Bei dieser Thematik geht es um den ecuadorianischen Nationalpark Yasuní, unter dessen Boden bedeutende Erdöllagerstätten entdeckt wurden. Die Regierung von Ecuador hat schon 2008 eine Initiative gegründet mit dem Ziel, Gelder als Gegenleistung für eine Nichtausbeutung der Region einzutreiben. Dieser Vorstoß wurde von der UN gutgeheißen – allerdings ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefällt. Auch Deutschland hat sich ursprünglich für diese Initiative stark gemacht:

  1. Zahlen für Nichtausbeutung

Ecuador möchte Milliarden für die Nicht-Förderung von Erdöl

Telepolis 1.9.2011

„Sollte der Vorstoß des südamerikanischen Landes erfolgreich sein, dann gibt es ein neues Geschäftsmodell im Namen des Klimaschutzes. Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa will dazu die UN-Vollversammlung am kommenden Dienstag anrufen. Die Idee: Unter dem Gebiet des ecuadorianischen Nationalparks Yasuní wurden große Erdöllagerstätten entdeckt. Die Regierung bietet an, das Öl nicht auszubeuten, wenn sie für die entgangenen Erdöleinnahmen entschädigt wird.

Die internationale Staaten-Gemeinschaft soll die Hälfte der entgangenen Erdöleinnahmen auf ein beim UN-Entwicklungsprogramm UNDP eingerichtetes Treuhandkonto einzahlen. Notwendig seien als erste Tranche "70 Mio. Euro bis Jahresende", sonst werde mit der Förderung des Schweröls begonnen. Der Faustpfand: Der Nationalpark Yasuní gilt als das Gebiet mit der reichsten Biodiversität der Welt, das Gebiet umfasst etwa 10.000 km²…“

 

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Der folgende Beitrag dreht sich ebenfalls um die Initiative Yasuní-ITT, die weiterhin für Diskussionen sorgt, aber noch nicht die nötige tatkräftige Unterstützung gefunden hat. Das Problem ist zum Teil, daß der Eindruck entstanden ist, daß die Regierung von Ecuador die internationale Staatengemeinschaft erpressen will, weil sie es nicht verstanden hat, ihr Projekt mit den richtigen Worten zu verkaufen. Auch die deutsche Regierung ist umgefallen und hat mit ihrem neuen Entwicklungsminister Dirk Niebel den Bock zum Gärtner gemacht. Zitat Alberto Costa:

„Allerdings verstehen manche, wie auch Entwicklungsminister Dirk Niebel, den kritischen, innovativen und pädagogischen Wert der Initiative Yasuní-ITT nicht. Kurzsichtig und verblendet von eigenen Interessen, beschränken sie sich darauf, die Einrichtung eines Walderhaltungsfonds vorzuschlagen, der die Einbeziehung der Natur in die Marktlogik vorantreibt.“

Dieser Artikel ist deshalb besonders wichtig, weil er bloßstellt, wie die einschlägigen politischen und finanzkräftigen Kreise versuchen, Natur als Produkt zu verkaufen und Geschäftemacherei als Regenwaldschutz deklarieren:

  1. Der Schutzplan hat Gegenwehr ausgelöst - Öl oder Leben

TAZ - 24.09.2011

Kommentar von ALBERTO ACOSTA (ehemaliger Ölminister von Ecuador)

„Mit Traditionen und Mythen zu brechen, ist immer schwierig. Bleibt realistisch, heißt es dann, haltet euch an das Machbare. Stets wird der Pragmatismus beschworen, um Veränderungen zu verhindern. Deshalb hat die Idee, das Erdöl im Amazonas-Urwald nicht zu fördern und so die dortigen Lebensformen zu bewahren, von Beginn an Gegner auf den Plan gerufen. Wir wussten, dass es diese Idee in Ecuador und auch international schwer haben wird. Die Öllobbys sind hier wie dort einflussreich.

Die Initiative Yasuní-ITT hat vier Ziele: Wir wollen die weltweit einzigartige Biodiversität in diesem Gebiet erhalten. Und zweitens den Lebensraum der indigenen Völker schützen, die dort freiwillig fern der Zivilisation leben. Zudem ist ITT ein Beitrag zum Klimaschutz, weil eine nennenswerte Menge Erdöl im Boden bleibt. Und es ist ein erster Schritt, um Ecuador auf die Post-Erdöl-Ära vorzubereiten ….“

 

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Christoph Messner
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Verbunden: 25.01.2011 - 11:28
Wieviel Profitmaximierung ist notwendig?

Das sind alles sehr eindrückliche Auflistungen der negativen Seiten eines schrankenlosen Kapitalismus'. Hast Du aber auch bedacht, dass Profite nicht nur in private Sparschweine, sondern auch ins System zurückfliessen und dort auch für Soziales, für Bildung, für die medizinische und Nahrungsmittelgrundversorgung herangezogen werden?

Ist der heutige, internetnutzende Mensch nicht gezwungen, die Rohstoffe für die Herstellung des Computers, vor dem er sitzt, aus dem Boden zu rauben und ein bisschen Gewinn mit seinem kritischen Geschäft zu erzielen, damit er die Bücher, die er liest, bezahlen und damit die Autoren angemessen entlohnen kann?

Sollte nicht eher auf die klarere Trennung zwischen Zivilisation = Raubbau = Handel mit Gewinn und Naturschutzgebiet = unangetastet = unterentwickelt verwiesen werden?

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