Kommentar vom Hochblauen
Obama zum König der Juden gekürt
Von Evelyn Hecht-Galinski
Es ist vollbracht! Endlich hat auch die Demokratische Partei auf ihrem Parteitag in Charlotte Jerusalem als Hauptstadt Israels - für immer ungeteilt - abgeklatscht. Dieses "Abklatschen" kennen wir schon aus der Vergangenheit, wenn Senatoren und andere Kongressabgeordnete in den USA von der AIPAC auf ihre ungeteilte Unterstützung für den jüdischen Staat "geprüft" wurden. Musste Präsident Obama jetzt sein Versprechen über Jerusalem von 2008 einlösen?
Auch Gott durfte bei den Demokraten nicht fehlen, als Obama diese beiden Anliegen - Gott und Jerusalem - auf dem Parteitag schnell noch zur Chefsache machte. So kann der Drohnenkönig jetzt auch noch zum König von Israel gekürt werden, denn Drohnenkönig Barack Obama und der Drohkönig Bibi Netanjahu passen so gut zusammen.
Auf Gott berufen sich amerikanische Politiker gern und israelische sowieso. Wurde ihnen nicht der jüdische Staat von Gott gegeben und Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt dazu? So gehören beide zusammen, der Gottesbezug und das Hoheitsrecht über die Heilige Stadt. Man setzte eben mal kurzfristig die Zweidrittelmehrheit beim Wahl-Parteitag außer Kraft, d.h. man verzichtete auf Stimmzettel und Handzeichen und arbeitete nur per Akklamation. Ebenso wurde in der Jerusalem-Frage die Gesetzmäßigkeit außer Kraft gesetzt, weil diese einseitige Anerkennung der Position von Israel allen Resolutionen und Vereinbarungen widerspricht, da der endgültige Status der Hauptstadt eigentlich erst bei Friedensverhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis festgelegt werden soll.
Machten der Drohnen- und der Drohkönig vielleicht einen Deal? Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt gegen angedrohten sofortigen Angriff auf den Iran dieser muss bis nach dem sechsten November, dem Tag der US-Wahlen, warten. Dafür kommt erst einmal Syrien dran, womit der Einfluss Irans geschwächt und vielleicht noch nebenbei die Hisbollah im Libanon weggefegt und dann die Palästina-Frage für immer ad acta gelegt und damit im Sinne des israelischen Regimes gelöst werden kann. Stellen wir fest: für Israel kann es egal sein, wer die US-Wahlen gewinnt, ob Barack Obama oder Mitt Romney, der jüdische Staat und die AIPAC gewinnen immer, ihnen kann es egal sein, wer unter ihnen Präsident wird.
Schauen wir von Charlotte in North Carolina zu Charlotte Knobloch in München. Diese Charlotte, deren Körper zwar in Deutschland weilt, deren Geist sich aber bereits in Israel befindet, bekam in der Süddeutschen Zeitung Gelegenheit, ihr schreckliches Denken ausführlich darzulegen. (1) Natürlich geht es in ihrem "Gastbeitrag" vom 5. September um die Beschneidungsdebatte, in der sie anerkannte Wissenschaftler als Besserwisser, "selbsternannte Retter der Säkularität und des deutschen Rechtssystems" bezeichnet, Günter Grass wegen seiner Israel-Kritik einen "Literaturnobelpreisträger mit SS-Vergangenheit" nennt, noch schnell die BDS-Unterstützer gegen die israelische Politik unterbringt, auch nicht die Bundestagsabgeordneten, die die Gaza-Schiffe unterstützten, vergisst und selbstverständlich überall Antisemiten am Werk sieht - überall Keile, die zwischen Juden und Nichtjuden getrieben werden.
Frau Charlotte, wer treibt die Keile denn in das Zusammenleben? Sind es nicht die ewigen Sonderreglungen, die die Politiker Israels verlangen? Wir leben in einem Deutschland mit einer Verfassung, die ganz klar Kirche und Staat trennt. Doch auch das wird wohl demnächst in eilfertigem Gehorsam vom "Gesetzgeber" zur "Beseitigung der entstandenen Rechtsunsicherheit" in Sachen Beschneidung "in die Hände genommen" und in ihrem Sinne geregelt werden. Charlotte Knobloch schreibt, alles, würden die Juden hinnehmen und fordert ein Mindestmaß an Empathie. Zeigte sie je in einer ihrem Verhalten als jüdische Funktionsträgerin einen Funken Mitgefühl für die Leiden der Palästinenser?
Weiter schreibt sie, dass sie als Holocaustüberlebende immer ihre Entscheidung in Deutschland zu bleiben vor der restlichen jüdischen Welt verteidigen musste. Sie habe diese Last aber immer gerne getragen, weil sie der festen Überzeugung sei, dass dieses Land, also Deutschland und seine Menschen, das, verdient haben. Da frage ich mich, haben wir Frau Charlotte Knobloch verdient? Die Antwort darauf gab als einer der ersten Alfred Neven DuMont, Verleger und Eigentümer eines Medienimperiums mit dicken braunen Flecken aus der Nazi-Vergangenheit seines Verlages und seiner Familie (2), der trotzdem Anteilseigner der israelischen Tageszeitung Haaretz geworden ist, in einem Brief an Frau Knobloch, den der Berliner Kurier ausführlich zitiert, der auch zur Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg gehört: "Und deshalb, verehrte Frau Knobloch, wollen wir Sie.“ (3)
Da fällt mir natürlich gleich noch ein weiteres Zeitungsimperium mit braunen Flecken aus der Vergangenheit ein, der Holtzbrinck Verlag. Der Grundstein dieser Verlagsgruppe war laut Wikipedia der von Georg von Holtzbrinck bereits seit 1931 betriebene Aufbau eines Zeitschriften- und Buchwerbungsgeschäfts. Dessen Erfolg ermöglichte ihm 1936 den Erwerb der Deutschen Verlags-Expedition (Devex), die einen Vertrag mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) abschloss. Holtzbrincks NSDAP-Mitgliedschaft seit 1933 und Beziehungen eines Verwandten zur Privatkanzlei Hitlers waren dabei hilfreich. Der Verlag unterstützt schon seit 1983 das Museum-on-the-Seam (an der Naht) in Jerusalem. Mit Holtzbrinck-Unterstützung wurde das Gebäude 1999 von der Jerusalem-Foundation in ein "Zentrum des Friedens und gegenseitigen Verständnisses" umgewandelt. Diese Worte müssen der Barakmi Familie, den ursprünglichen und eigentlichen Besitzern dieses Hauses wie Hohn in den Ohren klingen. Es wurde nämlich 1932 von dem berühmten palästinensischen Architekten Barakmi gebaut, 1948 im Zuge der ethnischen Säuberung Palästinas geraubt und in einen israelischen Militär-Außenposten umfunktioniert. Das wurde untermauert unter dem rassistisch/zionistischen Eigentumsgesetz von 1950. Die Geschichte des Barakmi-Hauses ist nur eine von vielen tausenden Enteignungen, die der jüdische Staat an Palästinensern begangen hat. Gerade auch der Holtzbrinck-Verlag sollte sich dieser Tatsache bewusst sein und seinen Einfluss geltend machen, damit das Haus den rechtmäßigen Eigentümern, also der Barakmi Familie zurück gegeben wird. Schließlich müsste er sich ja mit Enteignungen bestens auskennen, oder?
Präsident Graumann (Dieter mir graut vor Dir) vom Zentralrat der Juden in Deutschland, als Nachfolger von Charlotte Knobloch, wird der Verleihung des Adorno-Preises an Judith Butler mit anderen jüdischen Vertretern fernbleiben (da hat sie ja Glück!), ebenso der jüdische OB von Frankfurt - natürlich wegen schon länger geplanter anderer Termine. Allerdings will ein lächerliches Aktionsbündnis, namens: Kein Adorno-Preis für Antisemiten, unterstützt von Jewish Committee, Wiesenthal Center, Jüdischen Studentenbund, Honestly Concerned und einem Linken Grüppchen für Israel, oder so ähnlich und anderen „illustren“ Organisationen und Gruppen, wie auch Matthias Küntzel, Sascha Stawski usw… vor der Paulskirche demonstrieren.
Interessanterweise ist der Erziehungswissenschaftler und „jüdische Sonderexperte“ für alles, Micha Brumlik, diesmal milde gestimmt im Fall von Judith Butler, er wird sogar eine Diskussionsveranstaltung ein paar Tage später mit ihr zusammen über das Thema Zionismus abhalten. Ganz anders war es noch als Alfred Grosser in der Paulskirche die Gedenkrede zum 9. November hielt. Da war Brumlik einer der ersten und schlimmsten im Chor der Kritiker gegen Alfred Grosser und opponierte und intervenierte wutentbrannt und wollte sogar eine außerordentliche Magistratssitzung in Frankfurt einberufen lassen, gegen den Beschluss der damaligen Oberbürgermeisterin von Frankfurt, Petra Roth. Danach wurde es schnell ruhig, aber kann man daran nicht sehen wie das "Chamäleon“ Brumlik agiert?
Graumann hielt jetzt eine schreckliche Rede wegen des Olympia-Attentates von München 1972 - mit einem Rundumschlag, der alles verband, was nicht zusammengehörte. Da gefällt mir die Aussage von Bayerns Ministerpräsident Seehofer eigentlich viel besser, obwohl ich absolut kein Fan von ihm bin. Der brachte nämlich eine Freudsche Fehlleistung indem er die palästinensischen Widerstandskämpfer als israelische Terroristen bezeichnet. Das war doch reif für den Nockerberg, wo alljährlich die Münchener Starkbierprobe stattfindet, oder?
Was geschah sonst noch in den vergangenen Tagen? Das israelische Regime wies einundzwanzig Flüchtlinge aus Eritrea ab, die auf dem Sinai gestrandet waren, die neue israelische Grenzmauer zu Ägypten nicht überwinden konnten und dort fast am Verhungern und Verdursten waren. Nach zähen Verhandlungen nahm Israel drei der Flüchtlinge auf. Die anderen wurden zurückgeschickt, was laut UN-Flüchtlingskommissar allen Flüchtlingskonventionen widerspricht, die auch Israel befolgen müsste, aber wie auch andere UN-Resolutionen ständig missachtet.
Zusätzlich erschossen ägyptische Grenzwachen einen Flüchtling aus Eritrea und verhafteten sechsundzwanzig weitere Flüchtlinge. So leistet das neue Ägypten die Schmutzarbeit für das israelische Regime auf dem Sinai. Außerdem reiste Liebermans Freund Außenminister Westerwelle in den jüdischen Staat, um Israel den U-Boot Verkauf an Ägypten zu erklären, da seine israelischen Freunde gegen diesen opponieren. Westerwelle erklärte schon im Vorfeld, dass dieser nur stattfinden darf, wenn sich Ägypten Israel gegenüber nicht feindselig verhält. Merke, feindselig darf sich nur das israelische Regime gegen andere Länder verhalten. Aber Mursi, der neue ägyptische Präsident zeigt sich ja wie man sieht von seiner besten Seite gegenüber Israel und den USA. Das bewies er auch auf der Konferenz der Blockfreien in Teheran, als er ganz im Sinne Israels und der USA, den Iran und Syrien düpierte!
Einen Beschluss der besonderen Art fasste das rassistische israelische Kabinett am Sonntag, indem es den Status der Ariel-Universität im Westjordanland als anerkannte Universität aufwertete. (4) Dieser Beschluss hat allerdings im Augenblick nur einen Symbolwert, da er vom Obersten israelischen Gerichtshof noch bestätigt werden muss. Aber immerhin sagte Netanjahu: “Ariel bleibt für immer ein Teil von Israel“. Zitat Ende, so einfach ist das.
Die Revolte hat das Westjordanland erreicht, der palästinensische Frühling hat begonnen. Die Menschen gingen protestierend auf die Straße, sie können die steigenden Benzinpreise, den Anstieg der Mehrwertsteuer und ihren Lebensunterhalt nicht mehr bezahlen, sie hungern! Es gab Demonstrationen in Bethlehem und Hebron. In Dschenin herrscht Chaos, sogar im "blühenden" Ramallah. Es zeigt sich, dass auch das Anbiedern der "Vichy"Abbas-Behörde gegenüber dem jüdischen Staat nichts nutzt. Israel hält wie immer Steuergelder willkürlich zurück und droht der Palästinenserbehörde mit Einstellung der Stromversorgung durch das israelische Elektrizitätswerk. Schon 2011 musste die Palästinenserbehörde Kredite von mehr als einer Milliarde Dollar bei privaten Banken aufnehmen, um die Gehälter bezahlen zu können, mit wochenlanger Verspätung, weil die ausländischen Geldgeber sich nicht an gegebene Hilfszusagen halten, wie auch anderswo, bei sogenannten Geberkonferenzen. Dazu über zweihunderttausend Arbeitslose, darunter viele Akademiker. Das sind also die blühenden Aussichten für die Palästinenser unter der Besatzung. Da hilft zum Schluss nur noch eine Palästinenserregierung von Abbas, die von uns und Israel trainiert und ausgerüstet alle Demonstrationen niederschlägt. Ganz im Sinne des Besatzerregimes Israel!
Es läuft also alles ganz im Sinne des jüdischen Staates: die Nachbarstaaten werden präventiv bedroht, der Iran-Angriff ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, Syrien bald erledigt und Jerusalem bleibt als ewige jüdische Hauptstadt "unbeschnitten". Hier gilt das jüdische Beschneidungs-Ritual nicht, dafür siedelt man ungebremst weiter, entgegen allen Gesetzen!
(1) Artikel in der Süddeutschen vom 5. September 2012 - hier bitte weiterlesen
(2) Mehr über Alfred Neven DuMont, den TV-Film über ihn, den Verlag und seine Kölner Familie in der Nazi-Zeit:
► NRhZ-Flyer 14916 - hier bitte weiterlesen
► NRhZ-Flyer 10137 - hier bitte weiterlesen
► NRhZ-Flyer 14932 - hier bitte weiterlesen
(3) Zitat in der Berliner Zeitung vom 6. September 2012 - hier bitte weiterlesen
(4) Artikel in derStandard.at vom 9. September 2012 - hier bitte weiterlesen
Hier noch ein Fall für eine Beschwerde beim deutschen Presserat: Wollen wir den Journalisten Richard Chaim Schneider noch als Israel-Korrespondenten des Bayerischen Rundfunks? Er ist der traurige rassistische Höhepunkt unter den Korrespondenten der ARD, der offenbar unkritisiert auf der offiziellen Webseite unter dem Logo des BR solche Witze veröffentlichen darf wie zum Beispiel diesen hier - klick
Ich hatte über Richard Chaim Schneider ja schon mehrfach in meinen Kommentaren geschrieben. Empören wir uns! Schreiben wir ihn weg!