Paganismus und traditionelle westeuropäische Religionen

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Paganismus und traditionelle westeuropäische Religionen
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Paganismus und traditionelle westeuropäische Religionen

 

Die bekanntesten westlichen Varianten des Paganismus sind die germanischen und die keltischen Ausrichtungen. Paganismus ist die angestammte Ur-Religion der Menschheit. Diese uralte Glaubensrichtung ist noch in vielen Teilen der Welt aktiv, sowohl in komplexen System wie in Japan und Indien, als auch in weniger komplizierten Stammesorganisationen. Da Heidentum erkennt den Geist eines Ortes an, sei es personifiziertes natürliches Merkmal wie ein Berg, See oder Quelle oder als Schutzgottheit. Die vielen Götter des Heidentums – des Polytheismus – sind ein Ausdruck der Vielseitigkeit der Natur.

Eine der Konsequenzen der Naturverehrung ist der Blickwinkel, mit dem die Natur betrachtet wird, nämlich als Manifestation des Göttlichen anstatt als neutrales nichts lebendiges Objekt. Divination, Magie und übersinnliche Phänomene sind selbstverständlicher Bestandteil des Lebens. Wie die Native Americans oder der eingeborene Afrikaner, die sich heute wieder stolz zu ihren traditionellen Werten bekennen, finden auch immer mehr Native Europeans in den spirituellen Traditionen ihrer vorchristlichen Ahnen einen Zugang zum HEILIGEN.

Das HEILIGE ist in der Welt und eins mit ihr, die Natur ist göttlich und das Göttliche natürlich. Etwas „Übernatürliches“ gibt es in diesem Sinne im heidnischen und keltischen nicht – Physik und Metaphysik verschmelzen sozusagen und es ist keine klare Trennung auszumachen. Damit ist auch der gängige Begriff von „Hinwendung zum Übernatürlichen“  in Kontext mit Religion hinfällig und man müßte Religion unter diesem Gesichtspunkt neu definieren. „Wir wissen, daß der weiße Mann unsere Wege nicht versteht“ erkannte Chief Seattle in seiner berühmten Rede über das Naturverständnis seines indianischen Volkes und dokumentierte damit die Unvereinbarkeit von westlich-christlichen Anschauungen mit den naturverbundenen Denkmustern der Indianer.

Menschen, die bereits im Diesseits lebensbejahend den Himmel erleben können und trotzdem nicht auf den Glauben an ein ewiges Leben nach dem Tode verzichten müssen, können in einer paganistischen Lebenssicht ihr Glück finden.  Leben und der Natur stellt für sie das Heilige dar. Denn daraus beziehen diese Menschen ihre Kraft: Aus den Wurzeln, die uns von Geburt an mit der Natur und dem Göttlichen, dem Mysterium allen Seins sowie dem Ursprung der Kraft und Stärke verbinden. Die Familie, die Kette der Generationen bis zurück zum Ursprung des Lebens und vorwärts in die ferne Zukunft, ist ein Teil davon. Ein anderer ist das Land, dem wir angehören, die Erde, aus der wir gewachsen sind und in die wir zurückkehren und ein dritter nicht unwesentlicher ist das Bewußtsein darüber.

Wie bereits angeführt ist Religion, lat. re-ligio, also Rückbindung, auch für europäische Heiden, die Eingeborenen unseres Kontinents, genau das, was eingeborene Amerikaner spirituelle Verbundenheit mit der Erde nennen. Es ist das Bewußtsein von Menschen, daß sie eins sind mit der Erde ihres Landes, eins mit der Natur, die sie umgibt, deren Geist in ihnen lebt und deren Geist sie leben. Diese Natur ist nicht „Umwelt“, sondern sie ist ein Teil von ihnen! Sie sind keine Fremden in der Welt – sie sind Verwandte und Angehörige allen Seins.

Hier an diesem Punkt treffen wir uns beim heutigen Begriff des Umweltschutzes und der Ökologie. Wir müssen erkennen, was die christlich-abendländische Werteausrichtung den Menschen und der globalen Natur angetan hat und noch antut! Es ist gewiß nicht unangemessen zu behaupten, daß eine Kultur, die von traditionell heidnischer Überzeugung oder keltischem Bewußtsein geprägt wäre, uns nicht in den heutigen Abgrund hinein geführt hätte.

 

Peter A. Weber