Pete Seeger (1919-2014) – Er änderte die Welt Song für Song

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Pete Seeger (1919-2014) – Er änderte die Welt Song für Song
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Pete Seeger (*3. Mai 1919 - †27. Jan. 2014)


Er änderte die Welt Song für Song


von John W. Whitehead


„Mein Job ist es den Leuten zu zeigen, dass es einen Haufen gute Musik in dieser Welt gibt, und wenn sie richtig benutzt wird, dann kann sie vielleicht helfen, den Planeten zu retten.“ – Pete Seeger

„Die Welt wird gerettet werden von Menschen, die um ihr Zuhause kämpfen. Heimstätten werden gerettet werden von Menschen, die für die Welt kämpfen.“ – Pete Seeger


Pete Seeger, der 94 Jahre alte Aktivist-Sänger-Songwriter, der die Welt mit jeder Note zu ändern versuchte, die er von sich gab, ist gestorben, und wir alle sind um das ärmer geworden.

Als ein langjähriger Freund, dessen Briefe ich schätzte wegen ihrer handgezeichneten Verzierungen, und dessen Worte der Ermutigung mich drängten weiterzukämpfen, gehörte Seeger zu einer aussterbenden Gattung von Amerikanern, die darauf achteten, welche von den ihnen zur Verfügung stehende Ressourcen sie nutzten, anstatt in Annehmlichkeiten zu schwelgen und sich im Glanz ihrer Größe zu sonnen.  

Lange vor den Beatles oder den Rolling Stones, Jimi Hendrix oder Bob Dylan gab es Pete Seeger, einen einsamen Kämpfer gegen das Unrecht, mit wenig mehr als einem fünfsaitigen Banjo in der Hand und der Gabe, aus Wörtern Musik zu machen. Unbestreitbar einer der wichtigsten musikalischen Einflüsse des 20. Jahrhunderts trug Seeger dazu bei, das Fundament für die amerikanische Protestmusik zu legen, indem er über die Mühsal der werktätigen Menschen sang und die Zuhörer zu politischem und sozialem Aktivismus aufforderte.

Geboren am 3. Mai 1919 in New York City, wuchs Seeger, dessen Vater ein pazifistischer Musikwissenschaftler war, von klein auf in die Welt der Musik und Politik. Er studierte bis 1938 Soziologie an der Harvard Universität, brach dann sein Studium ab und verbrachte den Sommer, indem er durch New England und New York radelte und Bilder von Bauernhäusern im Austausch für Lebensmittel malte. Er suchte vergeblich einen Job als Zeitungsreporter in New York City und arbeitete dann im Archiv der amerikanischen Volksmusik an der Kongressbücherei in Washington, D.C. 1940 traf Seeger Woody Guthrie an einem Grapes of Wrath Wohltätigkeitskonzert für eingewanderte Arbeiter. Seeger, Guthrie, Lee Hays und Millard Lampell taten sich zusammen und gründeten die Almanac Singers, die für ihren politischen Radikalismus und ihre Unterstützung des Kommunismus bekannt wurden.

1942 wurde Seeger von der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika eingezogen und nach Saipan im westlichen Pazifik geschickt. Nach dem Krieg half er bei der Gründung der Zeitschrift People’s Song Bulletin (später Sing Out!), die Information über Volksmusik mit Sozialkritik verband. 1950 bildete Seeger mit Lee Hays, Ronnie Gilbert und Fred Hellerman die Musikgruppe The Weavers. Wegen der politischen Botschaften hinter einigen ihrer Songs wurde die Gruppe auf die Schwarze Liste gesetzt und aus Fernsehen und Radio verbannt.

1955 wurde Pete Seeger vom Komitee für unamerikanische Umtriebe vorgeladen (seine Aussage finden Sie hier in englisch). In dem Verhör weigerte sich Seeger, seine politischen Ansichten darzulegen und die Namen seiner politischen Freunde zu verraten. Als er vom Komitee gefragt wurde, für wen er gesungen hätte, antwortete Seeger:


"Ich sage freiwillig, dass ich für nahezu jede religiöse Gruppe im Land gesungen habe, von jüdischen und katholischen, presbyterianischen und Holy Rollers bis zu Wiederauferstehungskirchen, und das mache ich freiwillig. Ich habe gesungen für viele, viele verschiedene Gruppen – und es ist für eine Person vielleicht schwer zu begreifen, ich blicke zurück über die zwanzig oder so Jahre, in denen ich in diesen 48 Staaten gesungen habe, in denen ich an so vielen verschiedenen Orten gesungen habe."

 

Er wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, ging aber erfolgreich in Berufung, nachdem er vier Stunden hinter Gittern verbracht hatte, indem er sich auf das First Amendment (erste Zusatzbestimmung zur Verfassung, Meinungsfreiheit) berief. Nichtsdestotrotz war er den größten Teil seines Lebens auf den Schwarzen Listen und verbannt von normalen Radio- und TV-Auftritten.

In den 1960ern fuhr Seeger im Land herum und spielte weiterhin seine Folksongs für die Friedens- und Bürgerrechtsbewegungen. Tief gekränkt vom Einsatz der Vereinigten Staaten von Amerika in Vietnam führte Pete Seeger gemeinsam mit anderen Folksängern wie Joan Baez viele Demonstrationen an.

„Wo immer er gefragt wurde, wenn die Not am größten war, war er da, wie Kilroy. Und er ist es noch immer,“ sagte sein langjähriger Freund Studs Terkel. „Obwohl seine Stimme nicht mehr die allerbeste ist, macht er einfach weiter. Ob ein Konzertsaal, eine Versammlung in einem Park, eine Straßendemonstration, jeder Ort ist ein Schlachtfeld für Menschenrechte.“

1963 nahm Seeger den jetzt berühmten Gospelsong „We Shall Overcome” auf. 1965 sang er ihn auf dem 50 Meilen-Marsch von Selma nach Montgomery, Alabama, gemeinsam mit Martin Luther King Jr. und tausend weiteren Teilnehmern. Dieser Song wurde dann zur Hymne der Bürgerrechtsbewegung und wurde in viele Sprachen übersetzt. Seeger schaute auch auf die Reinigung des Hudson River, der an seinem Haus vorbei floss. 1966 half er bei der Gründung von Clearwater, einer Organisation, die das Ziel hatte, die Öffentlichkeit über Umweltprobleme wie Umweltverschmutzung und Gewässerschutz zu informieren. Die Gruppe bietet Schulungsprogramme für Kinder auf einem nachgebauten traditionellen Hudson-Lastkahn und veranstaltet jährlich im Juni ein zweitätiges Festival am Ufer des Hudson.

 

   .   



Seeger bekam die Presidential Medal of the Arts (Kunstmedaille des Präsidenten) und den angesehenen Kennedy Center Award im Jahr 1994. 1996 wurde er in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen für seinen Beitrag zur Musik und zur Entwicklung der Rock- und Folkmusik. Im April dieses Jahres bekam er auch die Harvard Kunstmedaille, und 1997, nach jahrzehntelangem Songschaffen einen Grammy Award für sein Album Pete. Im Mai 2009 kam ein breites Spektrum von Musikern, darunter Bruce Springsteen, Dave Matthews, John Mellencamp, Joan Baez, Ani DiFranco, Roger McGuinn von den Byrds, Emmylou Harris und andere im Madison Square Garden zusammen, um Seeger zu ehren und seinen 90. Geburtstag zu feiern.

Bis zu seinem Ende hörte Seeger nie auf, seine Meinung zu sagen, und er hörte nie auf, die jungen Menschen aufzufordern, ihren Herzen zu folgen und initiativ zu werden: „Es besteht Hoffnung, dass all das Vorhergegangene euch helfen wird, ein paar Sackgassen zu vermeiden (wir alle sind über einige gestolpert), und es gibt genügend Hoffnung, dass eure Träume wahr werden, um euch für den Rest optimistisch zu halten. Wir haben eine große Welt, von der wir lernen müssen, wie wir sie zusammen bringen. Wir alle müssen viel lernen. Und lasst euch eure Studien nicht von eurer Erziehung durcheinander bringen.“  

In einem Interview mit Pete Seeger vor ein paar Jahren fragte ich ihn, ob er eine Antwort auf die Frage „Wann werden sie jemals lernen?” gefunden habe, die er wiederholt in seinem Song „Where have all the flowers gone“ gestellt hatte.

 

     .    


Seegers Antwort ist eine für die Annalen:


Wir werden nie alles wissen. Aber ich denke, dass wir in den nächsten paar Jahrzehnten lernen können, die Gefahr zu erkennen, in der wir uns befinden, ich glaube, dass es zig Millionen, vielleicht hunderte Millionen Menschen sein werden, die, wo immer sie sind, daran arbeiten, um etwas gutes zu tun. Ich erzähle jedem eine kleine Parabel über die „Teelöffel-Brigaden.“ Stell dir eine große Schaukelwippe vor. Ein Ende der Wippe liegt auf dem Boden auf, weil ein großer Korb halbvoll mit Steinen drauf steht. Das andere Ende der Wippe steht in der Luft, weil ein Korb darauf steht, der zu einem Viertel mit Sand gefüllt ist. Einige von uns haben Teelöffel und wir versuchen, ihn aufzufüllen. Die meisten Leute verspotten uns. Sie sagen: „Leute wie ihr haben es tausende Jahre versucht, aber der Sand rieselt so schnell aus diesem Korb, wie ihr ihn hineingebt.“ Unsere Antwort ist, dass wir jeden Tag mehr Menschen mit Teelöffeln werden. Und wir glauben, dass an einem dieser Tage oder Jahre – wer weiß – der Korb mit Sand so voll sein wird, dass du sehen wirst, wie die Schaukel – zack! – sich auf die andere Seite neigt. Dann werden die Leute sagen: „Wie ist das so plötzlich gegangen?“ Und wir antworten: „Das waren wir und unsere Teelöffel tausende Jahre lang.“

Aber ich glaube nicht, dass wir es für alle Zeiten haben. Ich glaube jetzt, dass alle technologischen Gesellschaften dazu neigen, sich selbst zu zerstören. Der Grund dafür ist, dass genau die Dinge, die uns zu einer erfolgreichen technologischen Gesellschaft machen, wie unsere Neugier, unsere Begierde und unsere Entschlossenheit dazu führen werden, dass wir fallen.


Ruhe in Frieden, Pete, und keine Sorge. Ich und die anderen von deiner bunt gemischten Teelöffelbrigade werden weiter daran arbeiten, die Welt Teelöffel für Teelöffel zu verändern.

John W. Whitehead
    



Quelle:  erschienen am 28. Januar 2014 auf > THE RUTHERFORD INSTITUTE > Artikel

Die Weiterverbreitung dieses Artikels ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Bildquellen:


1. Pete Seeger während der Eröffnungsfeier zu Barack Obamas Amtseinführung am Lincoln Memorial Washington, D.C., 18. Jan. 2009. Foto: Donna Lou Morgan, U.S. Navy Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Bild ist das Werk eines Seemanns oder Angestellten der U.S. Navy, das im Verlauf seiner offiziellen Arbeit erstellt wurde. Als ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten ist diese Datei gemeinfrei.

2. Pete Seeger teaching William Boyce "Alleluia" round in Croton-on-Hudson, New York, 2011. Foto: Jim, the Photographer. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert.

3. Pete Seeger, Pamela Means, Magpie; Clearwater Festival 2008; Croton on Hudson NY; June 22, 2008. Foto: Dan Tappan. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert.

 

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Pete Seeger - die Symbolfigur des engagieren Folk ist tot


Pete Seeger – die Symbolfigur des engagierten Folk ist tot


Peter Seeger, *3. Mai 1919 in New York; † 27. Januar 2014 New York, hat sich im hohen Alter von 95 Jahren von uns verabschiedet. Mein heutiger Kommentar ist eine Reaktion auf den Nachruf von John W. Whitehead „Pete Seeger – Er änderte die Welt Song für Song" im Kritischen Netzwerk, dem ich noch einige Ergänzungen hinzufügen möchte.

Seegers musikalische und politische Aktionszeit begann bereits weit vor meiner Geburt, setzte allerdings noch in meiner Jugend in den 60er Jahren, die ich bewußt erlebt habe und in der ich mich dem Folk verschrieben habe, starke Akzente. Ich habe einen Dokumentarfilm von 2007 gefunden, der in eindrucksvoller Weise einen Abriß seines Lebens einschließlich aktuelleren Interviews gibt. Pete Seeger stellt ohne Zweifel die Gallionsfigur des politisch engagierten Folk der USA dar, der zum Vorbild für die Welt wurde. In ihm begegnen wir einer integren Persönlichkeit, die viele junge Menschen inspirierte. Insbesondere als Pazifist war er ein Vorbild, weshalb seine Aktionen z. B. gegen den Vietnamkrieg in Erinnerung geblieben sind.


Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den „March on Washington“ vom 28.8.1963, an dem wohl die gesamte damalige Folkszene teilnahm. Außer Pete Seeger waren es Leute wie Woody Guthrie; Joan Baez; Bob Dylan; Peter, Paul & Mary, Harry Belafonte usw., von denen ich unten noch einen Link hinterlasse, damit sich Interessierte informieren können. Auf diesem Marsch sprach Martin Luther King seinen berühmten Satz aus: I Have a Dream“.


An diesen Traum und die Hoffnung auf eine Änderung der Verhältnisse knüpft Peter Seeger auch mit seiner Aussage an:

[quote=John W. Whitehead]„Es besteht Hoffnung, dass all das Vorhergegangene euch helfen wird, ein paar Sackgassen zu vermeiden (wir alle sind über einige gestolpert), und es gibt genügend Hoffnung, dass eure Träume wahr werden, um euch für den Rest optimistisch zu halten. Wir haben eine große Welt, von der wir lernen müssen, wie wir sie zusammen bringen. Wir alle müssen viel lernen. Und lasst euch eure Studien nicht von eurer Erziehung durcheinander bringen.“[/quote]


Nun möchte ich einen kurzen Überblick geben über die musikalischen Ursprünge von Peter Seeger und hinweisen auf einige seiner bedeutendsten musikalischen Mitstreiter:


„The Almanac Singers", deren Mitbegründer Peter Seeger war, wurden 1941 ins Leben gerufen. Deren Mitglied war zeitweise auch Woody Guthrie. Wichtiger für die weitere Entwicklung waren The Weavers", die er 1948 gründete. Die Weavers waren wohl die erste wirkliche Folkband, die große Erfolge und Hits feiern konnte. Hier die Originalaufnahme aus dem Jahre 1952 von „Wimoweh“, eine Melodie, die mir noch heute in den Ohren klingt. Die Mitglieder der Band standen der kommunistischen Partei nahe, so daß sie im antikommunistischen Klima des Kalten Krieges und der McCarthy-Ära in den 50er Jahren  auf die sog. Schwarze Liste gesetzt wurden, was praktisch ein Auftrittsverbot war.

Andere berühmte Musiker, die zu Pete Seeger eine nahe Beziehung besaßen, sind:

  • Joan Baez, das „Gewissen und Stimme“ der 1960er, die ebenfalls eine leidenschaftliche Mitkämpferin in der Civil Rights- und Friedensbewegung war. Hier ein Video, in dem sie auf dem „March on Washington” 1963 zu hören ist (ab Sek. 45).
  • Auch Harry Belafonte ist bis heute ein Vorkämpfer für Bürger-, Menschenrechte und Frieden.
  • Peter, Paul & Mary gehörten ebenfalls untrennbar zu dieser Szene, auch sie sangen auf dem legendären Marsch auf Washington. Hier ihre Version von Bob Dylans legendärem „Blowin‘ in the wind“ von dieser Demonstration.
  • Bob Dylan darf in diesem Kontext auch nicht unerwähnt bleiben, da er rein musikalisch gesehen (was Songtexte und Musik angeht) vielleicht der wichtige Vertreter dieser Zeit war. Allerdings hat er sich schon sehr früh wieder entpolitisiert, was ihm Joan Baez übel nahm, weshalb sie sich von ihm trennte.

Es liegt mir noch am Herzen, den Text eines meiner damaligen Lieblingssongs „Turn, turn, turn“ wiederzugeben, der von Peter Seeger stammt und erst durch die Gruppe „The Byrds“ zu einem internationalen Hit avancierte:


To everything (Turn! Turn! Turn!)
There is a season (Turn! Turn! Turn!)
And a time to every purpose under heaven

A time to be born, a time to die
A time to plant, a time to reap
A time to kill, a time to heal
A time to laugh, a time to weep

To everything (Turn! Turn! Turn!)
There is a season (Turn! Turn! Turn!)
And a time to every purpose under heaven

A time to build up, a time to break down
A time to dance, a time to mourn
A time to cast away stones
A time to gather stones together

To everything (Turn! Turn! Turn!)
There is a season (Turn! Turn! Turn!)
And a time to every purpose under heaven

A time of love, a time of hate
A time of war, a time of peace
A time you may embrace
A time to refrain from embracing

To everything (Turn! Turn! Turn!)
There is a season (Turn! Turn! Turn!)
And a time to every purpose under heaven

A time to gain, a time to lose
A time to rend, a time to sew
A time for love, a time for hate
A time for peace, I swear it's not too late

 


Die Macht der Gedanken


Die Macht der Gedanken werden erst richtig wirksam und können erst dann ihre wahre Macht entfalten, wenn man sie verbal in Prosa oder in Liedern ausdrückt, um sie sodann in die Tat umzusetzen. Ich „denke“, daß dieser Gedankengang ganz im Sinne von Pete Seeger ist. In einer TV-Sendung bezog er sich in einem Interview auf das uraltes deutsche Volkslied “Die Gedanken sind frei“, das in späteren Zeiten zum Motto der 1848er Revolution in Deutschland wurde und hat es dabei selbst intoniert. Hier die Version von Pete Seeger in einer gekürzten zweisprachigen Fassung:


Die Gedanken sind frei, my thoughts freely flower
Die Gedanken sind Frei, my thoughts give me power
No scholar can map them, no hunter can trap them

No man can deny, Die Gedanken sind frei
No man can deny, Die Gedanken sind frei

I think as I please and this gives me pleasure
My conscience decrees this right I must treasure
My thoughts will not cater to duke or dictator

No man can deny, Die Gedanken sind frei
No man can deny, Die Gedanken sind Frei

And should tyrants can take me and throw me in prison
My thoughts will burst free like blossoms in season
Foundations will crumble and structures will tumble

And free men will cry, Die Gedanken sind frei
And free men will cry, Die Gedanken sind frei


Eigentlich kam ich auf den „Gedanken“ über die Macht des Denkens erst vor einigen Tagen im Krankenhaus, in dem ich mich zur Zeit rundum versorgen lasse, als ein Mitpatient die alte Bauernweisheit zum besten gab: „Das Denken soll man den Pferden überlassen.“ Dieser Spruch spiegelt wie kaum ein anderer den Geist wieder, dem sich ein Großteil der Bevölkerung ergeben hat. Dann erinnerte ich mich daran, daß ich letzte Woche die Abschrift des Buches „Grundlagen für eine soziale Umgestaltung“ des englischen Philosophen Bertrand Russell abgeschlossen hatte. Wie Russell die Macht der Gedanken einschätzte, geht aus folgendem Zitat aus diesem Buch hervor:


„Die Menschen fürchten das Denken wie nichts anderes in der Welt, mehr als Verderben, mehr als selbst der Tod. Denken ist umstürzlerisch und revolutionär, zerstörend und erschreckend. Das Denken ist erbarmungslos gegen Privilegien, festgesetzte Institutionen und bequeme Gebräuche. Denken ist anarchistisch und gesetzlos, es fragt nicht nach Autorität und kümmert sich nicht um die wohlerprobte Weisheit der Jahrhunderte. Denken schaut in die Tiefen der Hölle und fürchtet sich nicht. Es sieht den Menschen als kleines Staubkorn, umgeben von undurchdringlichen Tiefen des Schweigens. Und doch hält es sich selbst stolz und sicher, als wäre es der Herr des Weltalls. Das Denken ist groß, kühn und frei, das Licht der Welt und der höchste Ruhm des Menschen.

Aber wenn das Denken der Besitz vieler werden soll und nicht das Privilegium weniger, müssen wir mit der Furcht fertig werden. Die Furcht ist es, welche die Menschen zurückhält – Furcht, daß ihre geliebten Glaubensbekenntnisse sich als Täuschung, daß die Institutionen, durch die sie leben, sich als schädlich erweisen könnten, Furcht, daß sie sich selbst als weniger achtenswert erwiesen, als sie dachten.“

 

Besser kann man es nicht ausdrücken! Die Überzeugung, daß Gedanken und Botschaften auch in Form von Liedern an die Menschen herangebracht werden können, brachte Pete Seeger in folgender hoffnungsvollen Lebenseinstellung zum Ausdruck:

[quote=John W. Whitehead]„Mein Job ist es den Leuten zu zeigen, dass es einen Haufen gute Musik in dieser Welt gibt, und wenn sie richtig benutzt wird, dann kann sie vielleicht helfen, den Planeten zu retten.“[/quote]

Irgendwie habe ich den Eindruck, daß uns heutzutage die Vorbilder ausgegangen sind. Nicht nur auf politischen oder geistigem Gebiet sondern auch auf der kulturellen und musikalischen Ebene leben zwar noch einige von der alten Schule. Aber so lange sterben sie aus - und der Nachwuchs rückt nicht gleichermaßen nach.

 

Bildquelle: Pete Seeger - The Power Of Song 2007. Achtung: Die DVD lässt sich nur mit einem Abspielgerät wiedergeben, das den Regionlacode 1 lesen kann. Coverfoto des Dokumentationsfilms gefunden bei Humphhall.org



MfG Peter A. Weber

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