Politik ist Glücksache: Fast jedes Los ein Treffer

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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Politik ist Glücksache: Fast jedes Los ein Treffer
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Politik ist Glücksache


Fast jedes Los ein Treffer


Hereinspaziert, hereinspaziert sollen die Chefs des Deutschen Lottoblocks gesagt haben. Und während für den Millionengewinn, die sechs Richtigen mit Zusatzzahl, die Chance nur bei 1: 140 Millionen liegt, ist der Ex-Polit-Profi beim Lotto-Block immer richtig. Die Zusatzzahl ergibt sich aus der Nummer seines Parteibuches. Der Martin Stadelmaier von der SPD zum Beispiel, lange beim rheinlandpfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck Staatssekretär, kam jüngst zufällig an der Lottobude vorbei und wurde gekidnappt. Da traf er dann auf Ole von Beust, CDU. Den hätten die Lotto-Herren bei eBay günstig erworben, sagen sie. Jedenfalls gehören die beiden zu einer ganzen Reihe von Ausrangierten, die jetzt beim Lotto die Weichen in Richtung Politik stellen. Seinen alten Chef kann Stadelmaier nicht an der Lostrommel treffen, Kurt Beck berät den Pharmakonzern Boehringer Ingelheim. Von dem bisschen Pension, soll der Ex-Ministerpräsident gesagt haben, kann ich mir doch keinen Schoppen zum Saumagen leisten!

In der selben Branche wäre beinahe der Ex-MP von Baden-Württemberg, Stefan Mappus, gelandet: Der sollte zum Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck. Da hätten die beiden ehemaligen Ministerpräsidenten konkurrieren können, beinahe wie damals, als der eine in der SPD und der andere bei der CDU noch Demokratie spielten. Wahrscheinlicher wäre eine gemütliche Große Koalition zustande gekommen: Absprachen über dies und das, gemeinsame Strategien zu diesem oder jenem, alles wie früher. Von diesen Elder Statesmen kann der Ronald Pofalla, einst Darling bei Angela Merkel, sicher lernen: Geld einstreichen, schlau gucken und die richtigen Leute anrufen, das kann doch einen Profi nicht erschüttern. Nach dem was Frau Merkel eine Schamfrist nennt, geht Pofalla im kommenden Jahr schamlos zum Taschenfüllen und Strippenziehen zur Deutschen Bahn. Endlich, endlich soll der arme Mann geseufzt haben, endlich kann ich mir die dritte Scheidung leisten und den ersten Bentley.

Die Merkel hat ihre Leute überall sitzen. Nicht, weil sie selbst das Job-Feld sondieren will, sondern damit sie ihrem Lieblings-Sport, dem Simsen nachgehen kann: Eckart von Klaeden, früher Staatsminister im Kanzleramt, heute bei Daimler, schickt ihr diese SMS: "Muss die hohe Auto-Abgasnorm sein, Angela?" Merkel simst zurück: "Nein". So schnell geht Politik. Hildegard Müller, die war vor von Klaeden Staatsministerin im Bundeskanzleramt und sitzt ihre Zeit heute als Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft ab: "Brauchen wir diese Energie-Reform, Angela?" SMS zurück: "Nein, Merkel." Da soll doch noch mal einer sagen, die Kanzlerin sei nicht entscheidungsfreudig. - Wer sich jetzt Sorgen um die GRÜNEN macht, ob die denn auch ein wenig Geld verdienen können und mitmischen dürfen, soll sofort damit aufhören. Der GRÜNE Rezzo Schlauch zum Beispiel, ist fast ohne Umwege von der Anti-AKW-Barrikade zum Atomkonzern EnBW gewechselt. Er hat sich schon ein Ständchen verdient: "Weist du wo die GRÜNEN sind? Zittern ganz verwelkt im Wind. Ist eklig anzusehn, ist eklig anzusehn."

Doch der Master of the Universe des Seiten-Wechsels ist Joschka Fischer. Schön, wenn der Erfinder des Polit-Turnschuhs sein Gnadenbrot bei Addidas verzehren würde, aber der Mann, der gemeinsam mit seiner amerikanischen Amtskollegin Madeleine Albright dem Staat Kosovo mit Bomben zur Geburt geholfen hat, führt heut mit eben dieser Dame die Lobby-Akten der DAX-Unternehmen Siemens, BMW und des Energieversorgers RWE. Wer jetzt "Schröder!" in den Wald reinruft und Gazprom rausschallen hört, der sollte sich keine Korruptions-Gedanken machen. Der Gerhard trinkt gerne einen und wo gibt es schon besseren Wodka als in Moskau: "Hol mir ma ne Flasche her!"

Schon heute wird der kluge Politiker über seine Anschlussverwendung nachdenken. Der Steinmeier zum Beispiel hat absolut eine Zukunft als Markt-Schreier: Erst jüngst auf dem Kiewer Maidan hat er den Ukrainern eine Regierungskiste voll fauler Nazi-Äpfel als neue Euro-Norm verkauft. Ursula von der Leyens Perspektive liegt im Marketing: Wer es schafft, die Bundeswehr als Institut zur Familien-Therapie unter die Leute zu bringen und Drohnen als die Fortsetzung der Rohrpost mit anderen Mitteln zu preisen, der kann als Kanzlerin künftiger Kriege das militärische Treiben jederzeit zum sportlichen Wettbewerb erklären. Dabei sein ist alles. Der Große Gauck hat seine neue Rolle als Chef des "Deutschen Verantwortungs-Verbandes" schon gefunden. Die unter diesem originellen Namen auftretende Vereinigung deutscher Waffenschieber wird mit dem Slogan "Nicht länger heucheln, jetzt endlich meucheln" die Deutschen herrlichen Zeiten entgegenführen.

Politik ist Glücksverheißung. Auch deshalb sollten die Parlamentswahlen künftig vom Deutschen Lottoblock durchgeführt werden. Um die Verantwortung der Wähler zu erhöhen, dürfen nur jene teilnehmen, die einen Mindesteinsatz leisten. Soldaten zahlen die Hälfte. Rentner das Doppelte. In einer großen Lostrommel warten die Namen diverser Politiker dann darauf, dass sie gezogen werden. Wer kein Amt abkriegt, darf gleich in die Wirtschaft. Statt der sonst üblichen Nieten werden Millionen Arbeits-Lose ausgegeben. Wer wirklich nur Treffer erzielen will, muss gleich zur Bundeswehr. Wer betrügt und dabei erwischt wird, kann leider nicht Journalist werden. Wer sich nicht erwischen lässt, kann sich Hoffnung auf einen Chefredakteursposten machen. Die Ziehung findet unter Kontrolle geprüfter Steuerhinterzieher statt.

Ulrich Gellermann, Berlin

 



► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel


► Bild- und Grafikquellen:

 

1. Dieter "Didi" Hallervorden: "Manche Politiker muss man behandeln wie rohe Eier. Und wie behandelt man rohe Eier? Man haut sie in die Pfanne". Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPRESS.de

2. Joschka Fischer: Master of the Universe des Seiten-Wechsels. Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPRESS.de