Römischer Imperialismus als Vorlage für die heutige Weltordnung

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Peter Weber
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Römischer Imperialismus als Vorlage für die heutige Weltordnung
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Römischer Imperialismus als Vorlage für die heutige Weltordnung


Auf der Webseite QPress.de ist ein sehr lehrreichen Beitrag Titel „Restauratio imperii oder das eilige dekadente EU-Reich vor dem endgültigen Niedergang“ veröffentlicht. Dieser Artikel bedeutet Wasser auf meine Mühlen, weshalb ich hiermit dazu einen Kommentar abgebe. Der Bogen, der hier gezogen wird von den Zeiten des römischen Imperialismus, den Kelten und den Germanen bis in die heutige Ära des US-Imperialismus mit seinen modernen „Foederati“, den Vasallenstaaten in EU, NATO und anderswo, ist historisch gesehen sehr relevant.

Wer deutsche oder europäische Geschichte verstehen will, der muß bis in die Römerzeit bzw. die damals in ganz Nord-, Mittel und teilweise Südeuropa vorherrschende germanische sowie keltische Kultur zurückgehen. Wer die deutsche Mentalität begreifen will, der kann erkennen, daß unsere Vorfahren, die Kelten und Germanen, schon damals dazu neigten, ihren Eroberern willfährig zu sein, ihre Sitten und Kultur kritiklos zu übernehmen und ihre eigenen Traditionen zu vergessen. In diesem Sinne wurde auch das wesensfremde Christentum aus dem Orient, das sich dank Kaiser Konstantin in Rom eingenistet hatte, adaptiert, während die eigene bewährte Weltsicht und die alten keltischen und germanischen Religionen unter den Teppich gekehrt und vergessen wurden. So feiern wir heute noch die fremdbestimmte Identität des christlichen Abendlandes als kulturelle Errungenschaft. Schizophrener geht es nicht mehr!

Das keltische Recht beinhaltete bereits vor 2.500 Jahren eine Gleichberechtigung der Frau. Die sozialen Strukturen der Kelten und Germanen übertrafen diejenigen der Römer. Die sog. Barbaren aus Sicht der Römer waren bereits im Besitz von Errungenschaften, die die Römer nie erlernten oder die sie sich einfach aneigneten. Die Kelten z. B. waren führend im Bergbau, der Metallverhüttung, der Eisen- und Stahlherstellung und dem Waffenschmieden. Sie betrieben schon eine Landwirtschaft, die in ihrer Effektivität an die des 20. Jahrhunderts heranreichte.  Dies konnten sie mit ihrer Erfindung , dem radunterstützten, mit bewegliche Pflugscharen ausgerüsteten Eisenpfluges erzielen. Daher waren sie in der Lage, Getreide und landwirtschaftliche Erzeugnisse zu exportieren und sich zusammen mit ihrem ausgebauten Handwerk eine gute Existenzgrundlage zu schaffen. Die Ammenmärchen, die wir in der Schule über die Kulturbringer (Römer) und die Barbaren (Kelten und Germanen) gelernt haben, sollten wir schnellstens in den Mülleimer der Geschichte werfen.

Wenn man es genau nimmt, dann sind es die Rechts- und Machtstrukturen aus römischer Zeit, die über die Römische Kirche zu uns transportiert wurden, die berechnende und bürokratische römische Denkweise und Logik sowie die speziell das römische Eigentumsrecht, die die Basis für spätere feudale und heutige kapitalistische Systeme bilden. Dazu kommt noch die besitzergreifende Mentalität der Römer, die sich über die Natur erhoben und bereits einen Meilenstein in Sachen Umweltzerstörung setzten. Spitzname der Römer von den Kelten: Waldfresser. Diese folgenreiche Hinterlassenschaft der Römer und der Römischen Kirche und die daran haftende Ideologie hat die Welt bis in unsere Zeit  in den Grundfesten erschüttert hat sowie Not und grenzenloses Elend über sie gebracht hat. Wir hatten nichts Besseres zu tun, als uns an schlechten Vorbildern zu orientieren, anstatt bei unseren Wurzeln zu bleiben.

Ein weiteres Beispiel aus einer fernen Vergangenheit, das jedoch aktueller denn je ist, stellt die Nibelungensage dar. Diese zeigt uns plastisch, was man provoziert, wenn man sich an falsche Ideale klammert und irrationale bedingungslose (Nibelungen-) Treue und Loyalität bis in den Tod bewahrt: der Untergang. Länder wie Deutschland klammern sich als willenlose Knechte feige und selbstvergessen an das US-Regime sowie die damit verbundenen militärisch-wirtschaftlich-industriell-kapitalistischen Machtstrukturen. Die Politiker, die wir uns selbst aufgehalst haben und die wir wie Geisteskranke immer wieder aufs Neue wählen, dienen nicht dem Volk sondern dem Kapital: sie richten unsere Gesellschaft zugrunde.

P.S.: Zum historischen Kontext noch eine kleine Anmerkung. Der Gallische Krieg, den Caesar führte, richtete sich nicht gegen die Germanen, sondern – wie der Name es schon aussagt – gegen die Gallier. Diese waren ausnahmslos Kelten. Die von den Römern als Belgae (später Belgier) bezeichneten Völkerschaften waren ebenfalls vorwiegend Kelten. Nur im äußersten Nordwesten der Belgica waren auch germanische Stämme angesiedelt oder es ergab sich eine Mischgesellschaft. Das beste Beispiel dafür ist Köln, das linksrheinisch von einem keltischen und rechtsrheinisch von einem germanischen Stamm besiedelt war. Die Moselregion, aus der ich stamme, war mit den dort ansässigen Treveri bereits keltisches Stammland der Celtica. Wie der Autor richtig anmerkte, verursachte die Niederlage der Römer in der Gegend des heutigen Kalkriese im Osnabrücker Land im Jahre 9. n. Chr. das Ende der römischen Bestrebungen, ihre Herrschaft ins germanische Kernland auszudehnen.


MfG Peter A. Weber