Rüstungsaktien profitieren vom Terror

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Rüstungsaktien profitieren vom Terror
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Rüstungsaktien profitieren vom Terror


von Fred Schmid c/o Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.


Kaufen, wenn die Kanonen donnern, war Bankier Lord Rothschilds Aktientipp. Heute müsste es genauer heißen: … wenn die Bomben knallen. Seien es die Sprengstoffgürtel der Terroristen oder die Bomben aus den Flugzeugen der Staatsterroristen über Syrien, Afghanistan und Jemen oder die Jahre davor Libyen und Irak. Aus jedem dieser Bombenkrater kriechen neue al-Kaida- und IS-Kämpfer, die ihre mörderische Botschaft inzwischen bis in die westlichen Hauptstädte tragen. Dies wiederum forciert dann den „Krieg gegen Terror“, in den westliche Regierungschefs sofort ziehen. Eine endlose Spirale!

Mit ihr drehen auch die Kurse der Rüstungsaktien nach oben. Das Branchenbarometer Dow Jones US Defense Index stieg nach den Attentaten von Paris mit zwei Prozent plus deutlich stärker als der Marktdurchschnitt mit 0,4%. Der US-Defense legte in diesem Jahr schon um 16 Prozent zu, der S&P 500 im gleichen Zeitraum nur um ein Prozent (FAZ, 20.11.15). Vor allem die Öl-Staaten Saudi-Arabien und Katar, die einen unerbittlichen Krieg im Jemen führen und ein sehr zwielichtiges Verhältnis zu al-Kaida und IS haben, melden neuen Bedarf an Waffen an, dem der Westen willfährig nachkommt.

Drei Tage nach Paris ratifizierte das US-Außenministerium den Verkauf von computergesteuerten Bomben und anderen Waffen an Saudi-Arabien. Deutschland genehmigte bereits vor Wochen den Export von Kampfpanzern und Panzerhaubitzen an Katar. Heckler & Koch wurde vom Bundessicherheitsrat ein Millionendeal zur Ausfuhr von Kleinwaffen in den arabischen Raum genehmigt. Auch „Rheinmetall profitiert vom Krieg“ überschrieb die FAZ (6.11.15) einen Artikel über die Rüstungssparte des Konzerns. Nach den Anschlägen von Paris machte die Aktie einen Kurssprung von fast fünf Prozent. Insgesamt war der Rüstungsumsatz in den ersten drei Quartalen um 17 Prozent gestiegen und wird im vierten Quartal nochmal einen Satz nach oben machen.

Ein „nachhaltiges Momentum für Rüstungsaktien“ erwarten Analysten jedoch erst, wenn es auch zu einem Landkrieg, zum Einsatz von Bodentruppen im Kampf gegen IS käme (FAZ, 20.11.15). „Diesen Schritt haben wir noch nicht gemacht. Aber das wäre bedeutsam“, sagt Byron Callan, Analyst beim Wertpapierhaus Alphasource Capital Securities.

Das „Geschäft mit dem Tod“ blüht auch in den westlichen Metropolen selbst. In der Woche nach den Terroranschlägen in Paris öffnete in der Seine-Stadt die Messe Milipol 2015, die Weltleitmesse für das Geschäft mit der inneren Sicherheit, ihre Pforten. 934 Aussteller demonstrierten auf der Sicherheitsmesse, wie sich dem Terror mit immer mehr und ausgeklügelteren Waffen und Sicherheitssystemen angeblich beikommen lässt. Es fand sich dort alles für Abwehr und Attacke.

Die Sicherheitsbranche hat mit die höchsten Wachstumsraten, die jüngsten Anschläge dürften für einen zusätzlichen Schub sorgen. Schreibt die SZ (20.11.15): „So zynisch es klingen mag: Die jüngsten Anschläge sind gut fürs Geschäft – es geht um einen 500-Milliarden-Markt“. Der Zusatzschub infolge der jüngsten Terrorattacken ist in dieser Zahl noch nicht berücksichtigt.

Fred Schmid
 



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1. François Gérard Georges Nicolas Hollande (* 12. August 1954 in Rouen, Seine-Maritime) ist Politiker der Sozialistischen Partei (PS) und seit dem 15. Mai 2012 der 24. Staatspräsident der Französischen Republik. Wer einen Brandherd (z.B. IS-Terror-Miliz in Syrien) seit vielen Monaten mit Staatsterrorismus bekämpfen will und dabei den einst souveränen Staat in Schutt und Asche bombt, braucht sich nicht wundern, wenn hunderttausende Flüchtlinge das Land verlassen. Auch wenn die abscheulichen Terror-Anschläge in Paris mit nichts zu rechtfertigen sind, sind sie doch auch ein Hinweis auf den Zustand dr französischen Innen- und der imperialistischen Außenpolitik.  

Karikatur von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Seine Bilder versteht er als „antikapitalistisch, antiimperialistisch“ und als Unterstützung der Menschenrechte. Seine politischen Karikaturen thematisieren häufig den Nahostkonflikt mit antizionistischer Ausrichtung. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, seine Werke für jedweden Zweck zu nutzen, inklusive uneingeschränkter Weiterveröffentlichung, kommerziellem Gebrauch und Modifizierung, zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com > zu dieser Karikatur.

2. PROFIT TÖTET - der Raubtierkapitalismus fordert und findet seine Opfer. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa) / QPress.