Schön gesagt, Heuchler!

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Helmut S. - ADMIN
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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Schön gesagt, Heuchler!
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Politiker und ihre Medienhuren


Schön gesagt, Heuchler!


von Klaus Madersbacher


Mit unüberhörbarer Betroffenheit labern uns Politiker und ihre Medienhuren die Ohren voll über den Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren. Nachdem von Kritik an diversen weiteren Genoziden, allesamt verübt von den Mächten des „Westens“ im Lauf des vergangenen Jahrhunderts, noch nix zu hören war, stellt sich höchstens die Frage, warum dieser Völkermord ausgerechnet jetzt so publicityträchtig ausgeschlachtet wird.

Das soll ja nicht heißen, dass der Mord an den Armeniern vergessen und nicht erwähnt werden soll, dass aber jeder der heftig Trauernden einmal zuerst vor seiner/ihrer Türe kehren und sich gefälligst entschuldigen soll für die Schandtaten seiner/ihrer Vorfahren, ehe über andere hergezogen wird. Von Wiedergutmachung zu reden, ja an solche nur zu denken, scheint wohl reichlich verfrüht zu sein ...

Geäußert hat sich zum Beispiel das österreichische Parlament, das bis dato noch keinerlei Worte des Bedauerns über die Massaker an der Zivilbevölkerung in den „Kronländern“ der Habsburgermonarchie gefunden hat, die nach wie vor in höchsten Ehren steht. Eine Entschuldigung für die Entfesselung eines Angriffskriegs – des Ersten Weltkriegs - war dieser Volksvertretung auch noch nicht der Rede wert. Die Verehrung der „Helden,“ die in Wirklichkeit vorgeblich bei der „Verteidigung der Heimat“ weißgottwo als Kanonenfutter verheizt wurden, wird nach wie vor von einschlägigen Gruppierungen betrieben, die bei allen möglichen Events wie Angelobungen der Rekruten des Bundesheeres noch immer nicht fehlen dürfen.

Dass im Gegensatz zu „Kriegsteilnehmern“ des Nazikriegs bis vor wenigen Jahren politisch Verfolgte dieses Regimes wie z.B. „Deserteure“ in jeder Beziehung benachteiligt wurden, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Dass nach 70 Jahren noch immer Forderungen betreffend gestohlene Kunstwerke usw. offen sind – ja was soll man da sagen? Dass wahrscheinlich an wichtigen Schaltstellen noch immer Nazis sitzen? Oder deren Nachkommen ...

Könnte einem das auch in Bezug auf das nördliche Nachbarland in den Sinn kommen?

Deutschland, hahaha, macht sich lustig über die abstrusen Vorstellungen der Griechen, die mit Rechnungen aus der Zeit des Naziterrors daherkommen. Die sind doch längst vergessen! Jetzt müssen die neuen offenen Rechnungen bezahlt werden, das Geld dafür muss unter allen Umständen aufgetrieben werden, um die „Geldgeber“ zu befriedigen, wie die Medienhuren herumbrüllen. Vergessen auch die Genozide und Massaker in den deutschen Kolonien, nicht der Rede wert die Millionen abgeschlachteter Polen, Russenslawische Untermenschendie die Zahl der ermordeten Juden weit übertreffen. Tränen für die Armenier, stolzer Boykott der Feiern in Moskau, ja da könnte man sich schämen, wenn man nicht gerade zu dem erhabenen Kreis der Mächtigen zählt, denen jede Scham fremd ist. Nun ja, fremdschämen für die werden wir uns nicht ...

Haben die Anführer der Grande Nation schon Worte des Bedauerns und der Entschuldigung für die Massaker gefunden, die in den französischen Kolonien begangen worden sind? Oder, ganz aktuell, für die Verwüstung des friedlichen Landes Libyen? Noch nicht? Was hat dann dieser Hollande Krokodilstränen für die Armenier zu vergießen?

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Ergänzung d. ADMIN H.S.: Die „Grande Nation“ ergeht sich immer noch in schwülstigem nationalem Stolz, der eher Hochmut zu nennen ist. Man braucht sich lediglich einmal den Text der martialischen französischen Nationalhymne, der Marseillaise vorzunehmen – dann ist klar, was ich meine. Hier die deutsche Übersetzung der Verse:


Auf, auf Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhmes, der ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei
Blutiges Banner erhoben. (2x)
Hört ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie kommen bis in eure Arme,
Eure Söhne, Eure Gefährtinnen zu erwürgen!

Refrain
Zu den Waffen, Bürger!
Formt Eure Schlachtreihen,
Marschieren wir, marschieren wir!
Bis unreines Blut
unserer Äcker Furchen tränkt!
(2x)






Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen? (2x)
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,
Welchen Zorn muss dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

Refrain

Was! Ausländische Kohorten
Würden über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen! (2x)
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

Refrain
Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien,
Zittert! Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt! (2x)
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,
Wenn sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind, gegen Euch zu kämpfen

Refrain

Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!
Verschont diese traurigen Opfer,
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen. (2x)
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

Refrain

Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern! (2x)
Unter unseren Flaggen, damit der Sieg
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

Refrain

Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,
Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden. (2x)
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollen,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.

Refrain
 

2 Fragen dazu: Was würden die Franzosen davon halten, wenn die von ihnen in französischen Kolonien unterdrückten Völker derartige Kriegsgesänge anheben würden? Oder wie würden die Franzosen reagieren, wenn die Deutschen in einen solchen Tenor einstimmen würden? (H.S.)

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Oder die Anführer des Vereinigten Königreichs, Belgiens, der Niederlande, Italiens, Portugals, haben die sich schon für die vielen Verbrechen, Genozide oder „nur“ Massaker in Afrika, Asien und sonstwo entschuldigt?

Angesichts der vielen schönen Worte und Gesten der terroristischen Supermacht getraut man sich fast nicht, die Worte Korea, Vietnam, Laos, Kambodscha, Philippinen, Irak, Afghanistan und einige mehr zu erwähnen. Hat der Friedensnobelpreisträger sich dafür schon entschuldigt? Na ja, zur Zeit muss er sich um den Jemen kümmern, und alles auf einmal machen kann nicht einmal der Obama. Wichtig ist natürlich, beim Wolfsgeheul in Sachen Mord an den Armeniern mitzuheulen, soviel Zeit muss sein.  

Sich „entschuldigen“ klingt gut. Ist fast wie bei der Beichte – man „bekennt,“ gesündigt zu haben, und flugs ist man wieder auf dem rechten Weg. Entschädigung, Wiedergutmachung? Was sonst noch alles?

Wie anders als Rassismus pur soll man es bezeichnen, wenn Herrenmenschen sich herablassen, sich bei den Untermenschen zu entschuldigen und demütig Krokodilstränen vergießen, um es sich danach mit erleichtertem Gewissen umso unbeschwerter inmitten der auf der ganzen Welt zusammengestohlenen und geraubten Schätze und Reichtümer gut gehen zu lassen. Und weiterhin die ehemaligen Kolonien mittels IWF usw. bis aufs Blut ausbeuten.

Während die Armenier heftig betrauert werden, vielleicht weil die Täter Moslems waren, von denen der durchschnittliche westliche Medienkonsument genau weiß, was von ihnen zu halten ist und zu welchen barbarischen Handlungen die fähig sind, fallen die Krokodilstränen für die Tausenden Menschen, die im Mittelmeer auf der Flucht ertrinken, deutlich mäßiger aus. Sei es, dass es sich bei diesen auch nur um Moslems handelt, sei es, dass es nur Dunkelhäutige aus dem Schwarzen Kontinent (Neger sagen wir hochzivilisierte Menschen im Westen nicht mehr) sind, sei es, dass ein paar Tausend Menschen mehr oder weniger eh keine Rolle spielen.

Bezeichnend die Reaktion der besonders reaktionären „christlichen“ Fraktionen (was hat denn dieser Jesus nur verbrochen, dass er für diese Pharisäer herhalten muss?), die mit militärischen Maßnahmen „helfen“ wollen, dass nicht so viele Menschen ertrinken müssen. Wenn die Schiffe zerstört sind, können sie nicht untergehen, so die Logik dieser besonders zynischen Vertreter der „christlichen“, „westlichen“ usw. „Werte“.

Wie es aussieht, ist die Zeit noch nicht reif für Krokodilstränen und Entschuldigungen für die Verbrechen, die heute begangen werden. Wer weiß, wie lange es noch dauern wird, bis die ersten diesbezüglichen Entschuldigungsvorstellungen erfolgen.

Das bedeutet wohl, dass die heutigen Täter – diejenigen, die die Armenier auf dem Gewissen haben, sind ja schon lange tot – annehmen könnten, dass viele Jahrzehnte oder gar ein Jahrhundert vergehen werden, bis sie zur Verantwortung gezogen werden. Von den Nachfolgern der Heuchler, falls es die dann noch gibt ...

Klaus Madersbacher
 



Quelle: antikrieg.com > Artikel

Bild- und Grafikquellen:


1. Textgrafik "Wir müssen uns keine Sorgen mehr um die Verletzung der Menschenrechte machen! Sie sind schon fast wieder abgeschaft!" - Grafik: Wilfried Kahrs / QPress.de

2. Richtigstellung zur Doppelmoral Barack Obamas. Bildkreation: Wilfried Kahrs / QPress.de

3. Fischer retten Flüchtlinge - Foto: G. Marrone, Quelle: PRO ASYL