Selbstversorgung

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Regionalentwicklung.de
Regionalentwick...
Offline
Verbunden: 18.11.2011 - 13:41
Selbstversorgung
DruckversionPDF version

Sich selbst versorgen - die meisten Menschen sind heutzutage sehr weit entfernt davon. Die auf Arbeitsteilung und Spezialisierung hinentwickelte industrialisierte Wirtschaft nötigt uns, unsere Spezialdienste zu verkaufen, um mit dem Erlös die Leistungen anderer Menschen einzukaufen. In diesem Prozess sind wir davon abhängig, daß andere uns zuliefern. Und wir sind darauf angewiesen, daß wir für unsere eigene Arbeitskraft einen anderen Menschen als "Abnehmer" finden.

Selbstversorgung bedeutet stattdessen: Für sich selbst zu arbeiten und die eigenen Produkte auch weitgehend selbst zu verbrauchen bzw. das, was man braucht, auch selbst herzustellen.
 

Diese Zielsetzung ist für die meisten Menschen utopisch: Wir sind so hoch spezialisiert, daß wir dank Spülmaschinen schon fast das Geschirrspülen per Hand verlernt haben. Und während unsere Vorfahren Kartoffeln selbst anbauten, Äpfel selbst pflückten, Hosen selbst nähten, Stühle selbst zusammenschraubten kaufen wir normalerweise beim Gemüsehändler, H&M und Ikea.

Doch seitdem unser Wirtschaftssystem durch Finanzkrisen, Peak Oil und Klimawandel ins Schlingern gerät denken immer mehr Menschen über alternative Formen des Wirtschaftens nach. Dabei erkennen wir sehr oft, wie abhängig wir uns gemacht haben: Von der Exportindustrie, von großen Handelsketten, von der Ölversorgung durch die OPEC und auch: Vom eigenen "Arbeitgeber".



Die Idee der Selbstversorgung beinhaltet, sich selbst Arbeit zu geben. Sich mit all jenen Dingen zu befassen, die getan werden müssen, damit unabhängiges Leben möglich ist. "Selbst" heißt jedoch nicht "allein" oder "einsam". Auch eine Gruppe von Menschen kann Autarkie (=wirtschaftliche Unabhängigkeit) anstreben. Der Mensch als soziales Tier hat sehr viel mehr Spaß dabei, wenn sich viele zusammenschließen. Und ganz gewiss haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Fähigkeiten, weshalb ein gewisses Maß an Arbeitsteilung selbst bei der Zielsetzung der Selbstversorgung sinnvoll ist.

Je nach Größe einer Gruppe bekommt Selbstversorgung ein anderes Gesicht: Letztlich dürfte klar sein, daß bei Betrachtung unseres Planeten Erde im Ganzen wir uns natürlich sowieso selbst versorgen - von außen hilft uns keiner und keiner tauscht mit uns Waren und Leistungen. Wir tauschen immer nur untereinander und können nicht mehr verbrauchen, als wir gemeinsam (und im Zusammenspiel mit der Natur) erschaffen.


Planetarisch betrachtet ist Selbstversorgung normal, es stellt sich die Frage, ob unsere Gesellschaft auch in kleinräumigeren Strukturen Wert auf Selbstversorgung legen sollte. Denn individuelle Selbstversorgung ist das eine, (beispielsweise) regionale Selbstversorgung etwas anderes.

 

Norbert Rost