Ultimative Sprengkraft: Derivate-Bombe jetzt bei 700 Billionen Dollar

3 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers WiKa
WiKa
Offline
Verbunden: 16.10.2010 - 23:42
Ultimative Sprengkraft: Derivate-Bombe jetzt bei 700 Billionen Dollar
DruckversionPDF version

Ultimative Sprengkraft

Derivate-Bombe jetzt bei 700 Billionen Dollar

Money makes the world ruin: Es ist deutlich mehr als ein heißes Eisen und nur deshalb kein in breiter Öffentlichkeit diskutiertes Thema, weil die wenigsten Menschen eine Vorstellung davon haben, welch ruinöse Vernichtungskraft sich da zusammenbraut. Der für 2013 registrierte Umfang der im (Welt-)Markt befindlichen OTC (Over The Counter) Papiere ist binnen eines Jahres um 64 Billionen Dollar angeschwollen. Dies entspricht annähernd der Zunahme in Höhe eines kompletten GDP (Welt-Sozial-Produkts) eines Jahres.

In diesem Markt ist einfach alles zu haben. Sicher wird den Fachleuten bewusst sein, dass es sich bei den genannten Zahlen um Bruttosummen handelt, die allerdings im Fall der Fälle zu einer harten Realität werden. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit des Counterparts wird schon gar nicht mehr gestellt, weil utopisch. Ebenso ist zu beachten, dass die Netto-Wetteinsätze für diese Geschäfte dennoch aus der realen Wertschöpfungskette bedient werden müssen. Schließlich hat die Gier ihren Preis, den die Gemeinschaft zu zahlen hat. Ein Risiko übrigens, dessen Auswirkungen selbst von Experten entweder kaum beachtet oder gerne heruntergespielt werden, denn diesen einen, den noch nie dagewesen Crash, will sich einfach niemand vorstellen.

Die Prämien oder Provisionen für diese Wetten sind nahezu in allen Produkten enthalten. Ob sie nun in den Zinsen versteckt werden, in Gebühren oder den Preisen der Waren die wir täglich kaufen, ist dabei völlig nebensächlich. Allein die Vorstellung, wie in der Grafik angedeutet, deutet auch die Dimension der Umverteilung an, die damit vorgenommen wird und die Welt aussaugt. Auch wenn die Wettscheine für Promillebeträge gehandelt werden oder im einstelligen Prozentbereich zu erstehen sind, diese Dimension (der Netto-Wetteinsätze) ist immer noch beängstigend. Der enorme Vermögenszuwachs von über acht Prozent bei einer Minderheit der Geldbergbesitzer im Jahre 2012 kommt ja auch nicht von ungefähr, trotz der angeblichen Dauerkrise und stagnierenden Reallöhnen. Es beweist nur, dass man mit Arbeit nicht mehr reich werden kann, hingegen ist legalisierter Betrug immer noch das Mittel der Wahl.

Selbst wenn einige sinnvolle Produkte unter diesen Derivaten zu finden sind, gehört die Mehrzahl der Produkte zweifelsohne in den Bereich der reinen Spekulation. Die Finanzmärkte erscheinen seltsamerweise im Moment vermeintlich ruhig, aber die Situation wird von Tag zu Tag explosiver. Die Geschäfte sind nur schwer nachzuvollziehen. Es handelt sich um einen unregulierten Markt, ganz zur Freude der agierenden Zocker. Das erhöht jedoch die Sprengkraft nur noch weiter und die Lunte brennt bereits lichterloh.

Die Tatsache der Blähung dieses Marktes, innerhalb von zwölf Monaten um nahezu ein jährliches Welt-Sozial-Produkt, 64 Billionen Dollar Zunahme der Finanzwetten gegenüber 72 Billionen Dollar GDP, sollte Alarm genug sein. [⇒ Artikel auf Finance Reference (FR)]. Es geht um Billionen. Nicht Millionen, nicht Milliarden, sondern Billionen [US-Bezeichnung: Trillions] - nur damit das klar ist. Auf 693 Billionen Dollar (die Zahl: 693.000.000.000.000,00) ist der „Wert“ der ausstehenden Derivate-Kontrakte weltweit bei den Banken angeschwollen, nach 639 Billionen im Jahr 2012. Die aktuellsten derzeit verfügbaren Statistiken sind aus 2013. Wer weiter in diese trockene Materie abtauchen möchte, kann dies bei der BIZ[Bank für Internationalen Zahlungsausgleich … PDF] tun, die die dafür notwendigen Daten alljährlich erhebt. Wer noch mehr über diese Bank erfahren möchte, der kann einfach auf das beigefügte kleine Logo klicken und landet so auf der Wikipedia Beschreibungsseite zu diesem Institut.

Der erwartete legendäre Domino-Day

Bleiben wir bei einem bildhaften Vergleich. Wenn jemand einen Zentner (Vergleichbar mit dem Welt-Sozial-Produkt) in den Arm nimmt, kann er diesen relativ problemlos heben und auch recht fix manövrieren. Sogar bei bestimmten Unebenheiten oder einem Stolpern wird dabei nicht der größte Schaden entstehen, der kurze Hebel macht es möglich. Nimmt man den gleichen Zentner und balanciert ihn auf einer 10 m hohen Stange, so ist das alles problemlos zu machen, solange der Jongleur sein Gleichgewicht halten kann. Gerät aber diese Balance auch nur einmal außer Kontrolle, sodass ein gewisser Widerstandswert erst einmal überwunden ist, kracht der Zentner aus luftiger Höhe in die Menge und wird entsprechend brutalen Schaden anrichten. Exakt so verhält es sich mit dem Derivatemarkt.

Gerät dieser auch nur für einen einzigen Moment außer Kontrolle, werden wir den so genannten „Domino-Day“ … [dieser hier, bei Wikipedia, ist noch spaßig] erleben. Bei den Banken ist dieser Tag mehr als gefürchtet. Er beschreibt das ultimative Ende, die Apokalypse, den wiederholten finalen Zusammenbruch ihres Systems. Welches Steinchen, welche Bank, welche der Einzelblasen im Detail diesen Tag auslösen wird, egal … die Derivate-Bombe ist der ultimative Booster und wird neben der Finanzwelt auch die Realwirtschaft in Schutt und Asche legen. Deshalb der gefürchtetste Tag, der mit jeder Ausweitung besagter Derivate-Blase an Zerstörungskraft gewinnt. Wenn diese Mega-Bombe platzt, was gar nicht mehr vermeidbar ist, dann wird nichts mehr so sein wie am Tag zuvor. Nur der exakte Zeitpunkt gibt noch Rätsel auf.

Kein Bailout der Weltmacht, kein Konjunkturprogramm irgendeiner Regierung kann den Zusammenbruch dieses Kartenhauses oder Wolkenkuckucksheim unterbinden. Ist es nicht beruhigend, dass sich kaum jemand für dieses Thema interessiert und die Geldverbrecher bis zum letzten Moment in diesem Casino zocken dürfen? Von unseren Volksverreern wird dieser Kollaps wohlwollend ignoriert oder bezahltermaßen ausgeblendet, denn reine Dummheit kann diese vermeintliche Tatenlosigkeit an der politischen Front garantiert nicht sein.

Wilfried Kahrs


 

► Quelle:  dieser Beitrag erschien erstmals auf meinem Blog  qpress.de > Artikel

   die 4/2 Wahrheiten

Bild des Benutzers Franz Witsch
Franz Witsch
Offline
Verbunden: 18.07.2013 - 17:22
Ultimative Sprengkraft

Danke, lieber Wilfried, für Deinen wieder einmal informativen Artikel. Die Ignoranz der sogenannten Fachleute und Politiker ist beängstigend. Mehr noch: sie deprimiert, jedenfalls mich.

Herzliche Grüße
Franz

 

Bild des Benutzers Marie-Luise Volk
Marie-Luise Volk
Offline
Verbunden: 28.10.2010 - 13:29
Mit Fehlern behaftetes Geldsystem


Lieber Wilfried,

Danke für Deinen glänzenden Beitrag. Helmut Creutz (Buch: "Das Geldsyndrom") hat bei der Sommertagung der "Humanen Wirtschaft" im letzten Jahr auch auf die Unaufhaltbarkeit dieser Entwicklungen hingewiesen. Er meinte, da der Zug abgefahren ist, um irgend etwas noch aufhalten zu können, sollten wir wenigstens nach dem bevorstehenden Crash darauf achten, dass nicht wieder ein mit den selben Fehlern behaftetes Geldsystem installiert wird.

Es ist also unsere dringliche Aufgabe, dieses Geldsystem zu entlarven und dafür zu sorgen, dass der "Webfehler" in unserem Geldsystem, der Zinseszinsmechanismus, ausgemerzt wird. Der video-clip "Wo ist unser Geld" der Humanen Wirtschaft zeigt sehr anschaulich die Wirkungsweise des jetzigen Geldsystems und eines Geldsystems ohne exponentielles Geldwachstum.

Viele Grüße

Marie-Luise

 

 

 

 

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.