Verratene Liebe - falsche Götter (ARNO GRUEN)

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Verratene Liebe - falsche Götter (ARNO GRUEN)
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Verratene Liebe - falsche Götter
 

Autor: Arno Gruen

Verlag: Klett-Cotta, Stuttgart (2. Aufl. 2003) zur Verlagsseite

ISBN: 978-3-608-94246-0

292 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Preis: 19,00 €

Informationen zum Autor Arno Gruen auf Wikipedia: klick hier
 

Buchbeschreibung (Quelle: Klett-Cotta-Verlagsseite)

»Falsche Götter sind beides: Erzeugnis wie auch Erzeuger einer vergeblichen Suche nach einer Identität, die uns rettet. Solange wir uns der uns umgebenden Lieblosigkeit nicht wirklich stellen, werden wir zu keiner eigenen, in uns ruhenden Identität gelangen
Arno Gruen

Wie wir unsere »Liebe« verraten,
weil uns die »Liebe« verraten hat

Wie und warum werden wir zum willfährigen Werkzeug der Macht? Arno Gruen bietet keine neue und »erlösende« Schuldzuweisung, sondern er dringt zu jenem Kern in uns vor, für den wir selbst die Verantwortung tragen. Dort fängt die Entmachtung der Macht und eine friedensfähige Zukunft an.

Der Mensch strebt nach Autonomie, aber er unterwirft sich Autoritäten. Er verlangt nach Liebe, aber er macht sich abhängig. Wer ihm Glück verheißt, dem folgt er, ohne zu erkennen, daß der Weg ins Unglück führt. Warum ist das so? Wo liegen die Ursachen solch selbstzerstörerischen Verhaltens?

Ohne daß es uns bewußt ist, haben sich schon in unserer Kindheit Selbstverachtung und Selbsthaß in unserem Inneren eingenistet. Daraus entsteht eine lebenslange Verkettung von Haß, Schuld und Selbstmitleid. Die Suche nach Erlösung aber wird draußen gesucht, wo zahlreiche »Falsche Götter« uns Liebe in Aussicht stellen, tatsächlich aber nur Gefolgschaft erwarten. Wir folgen denen, die uns verachten, weil wir das Opfer in uns selbst hassen. Und so fängt die Verdrehung der Liebe an. Wir lieben, was wir hassen, und hassen, was wir lieben könnten. Dies hat politische Konsequenzen: Wir treten den Aggressoren bei.

Wie können sich Menschen von ihren Verstrickungen in Haß, Schuld und Selbstmitleid lösen? Wie werden sie fähig, friedlich in Familien, mit »Fremden« und anderen Kulturen zu leben? Gibt es Hoffnung auf die Entmachtung der falschen Macht? Ein entschiedenes Plädoyer für eine friedensfähige Zukunft in den Zeiten einer von Terror und Krieg bedrohten Welt.



Inhaltsverzeichnis (Quelle: Klett-Cotta-Verlagsseite)


Anstatt eines Vorworts - Warnung vor einer neuen Katastrophe

Prolog - über unsere leidvolle Geschichte mit falschen Göttern

Das Problem Liebe

Die Schuld wird zur »Rettung«

Die Grundspaltung

Die Notwendigkeit der Feindbilder

Der Feind in der Liebe

Nochmals: die Situation des Kindes

Abhängigkeit und Gehorsam

Die Suche nach Erlösung

Identität durch Verschmelzen

Verschmelzung als Sicherung für das Selbst

Das Grundproblem: Wir kämpfen nicht mit dem wahren, sondern mit dem halluzinierten Feind

Die Bürde des ungelebten Lebens

Das Ungelebte

Die Angst, selbst zu sein, ist die Angst vor der Nähe

Die Suche nach falschen Göttern

Wer wird zu einem falschen Gott?

Der Psychopath als falscher Gott

Die Wissenschaft als falscher Gott

Über das Psychologisieren

Der Kindstod ist eine allgemeine Erscheinung

Verletzlichkeit und Größe

Größe als Beweggrund

Das Zeitalter der Psychopathen und Bürokraten

Was tun für den Frieden?

Ein Merkmal der falschen Götter

Aufgaben für den Frieden

Die Zukunft

Über den Gehorsam

Epilog - der Haß wächst

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Namenregister

 

Leseprobe  (Quelle: Klett-Cotta-Verlagsseite)

Der Schmerz war und ist groß. Dieses Buch zu lesen, setzt eine persönliche Konfrontation mit dem täglich verbannten Leid voraus, das uns allen unerträglich geworden ist. Unerträglich, weil wir verlernt haben, mit dem Schmerz umzugehen. Wir haben es verlernt, weil unsere Kultur ihn verschmäht.

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist die Geschichte eines ungeheuren Schmerzes und dessen Verleugnung. Damit verbunden ist die Unmöglichkeit, lieben zu können. Denn: Schmerz ohne Liebe, Liebe ohne Schmerz gibt es nicht. Sie sind wechselwirkend miteinander verbunden durch die empathische Fähigkeit, die unsere Menschlichkeit bestimmt und erst möglich macht.

Nicht erst die kriegerische Konfrontation 1991 am Persischen Golf brachte uns dieser Verheerung näher. Solange wir wegsehen, uns vom Leid abwenden, ja das Leid verneinen, obgleich wir es tagtäglich erleben, werden wir solchen Katastrophen nicht ausweichen können.

So richte ich mich an jene, die noch hören wollen, jene, die noch zweifeln können, die verletzbar sind, die sich noch nicht daran gewöhnt haben, ihren Schmerz zu verbannen, ihn deswegen tragen können. Bei ihnen liegt unsere Hoffnung. Sie haben das Potential der wahren Stärke, sich und somit die Welt zu retten.

Es ist bereits kurz nach zwölf. Die Welt steht wieder am Persischen Golf erneut vor einer Katastrophe, deren Ausmaß dieses Mal durch den von ihr erzeugten Haß alles zu vernichten droht. Wieder geht es um verratene Liebe, wieder sind es falsche Götter und falsche Helden, die uns dahin führen. Sie maßen sich an zu wissen, was für uns alle richtig ist. Ein blutiger und demütigender Krieg wird weder den USA noch der Welt Sicherheit bringen. Er wird vielmehr die Flammen eines Hasses schüren, der nicht mehr zu tilgen ist und der den Terror endlos nähren wird. Und Terror, unter welchem politischen, ideologischen oder religiösen Deckmantel er sich auch zu tarnen versteht, ist immer das Resultat eines Hasses auf das Leben selbst. Er ist ein Bündnis mit dem Tod, weil der Terrorist glaubt, sein Leid mit dem Ausrotten des Menschlichen zu tilgen.

Es scheint mir, daß unser Hang, dem Aggressor beizutreten, der wesentlichste Aspekt unserer gegenwärtigen Lage ist. Dadurch zementieren wir den Gehorsam. Dieser fesselt den Menschen und ist zugleich die Quelle einer unendlichen Wut und der Neigung zur Gewalt. Ihm angemessen und besser entgegentreten zu können, gehört zum Anliegen dieses Buches. Denn wenn wir nicht lernen, unsere eigene Geschichte, unsere eigene Vergangenheit in die Zukunft hineinzuholen, dann wird es bald keine Zukunft mehr geben. Dann wird nur noch der Tod das Leben bestimmen. Das tut er ja schon, wenn man uns weismacht, daß das Leben durch ökonomische Ziele bestimmt werden kann. Es ist das zwischenmenschlich Gemeinschaftliche, das wir wieder zurückholen müssen. Und die Zeit läuft uns davon.



Rezension von Günter Kaindlstorfer: klickt bitte hier