Wahr-Nehmung. Anforderungen an unsere Wahrnehmungsfähigkeit.

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Peter Weber
Peter Weber
Offline
Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Wahr-Nehmung. Anforderungen an unsere Wahrnehmungsfähigkeit.
DruckversionPDF version

Wahr-Nehmung

Anforderungen an unsere Wahrnehmungsfähigkeit


Widmen wir uns heute mal einem - vordergründig - völlig unpolitischem Thema: die Wahrnehmung. Der Impuls stammt aus einer Sendung eines keltischen Internetsenders, der eine Sendereihe mit dem Titel „Celtic Twilight“ betreibt. Twilight kann man mit „Zwielicht“ oder „Dämmerung“ übersetzen. Eine solche Atmosphäre des Zwielichtes stellt besondere sinnliche Anforderungen an unsere Wahrnehmungsfähigkeit, die im weiteren Verlauf des Textes beleuchtet wird.

Mit diesem Artikel wird kein Anspruch auf eine wissenschaftlich oder tiefenpsychologisch fundierte Abhandlung erheben, vielmehr geht es darum, das Phänomen der Wahrnehmung eher gefühlsmäßig anzugehen, in dem ich mich von Assoziationen leiten lasse.

► Einführung

In einer Wahr-Nehmung besitzt das Wörtchen „wahr“ eine wahrhaft überwältigende Bedeutung, denn damit wird unterstellt, daß alles, was wir wahr-nehmen auch gemäß unserer persönlichen Auffassungsgabe „wahr“, „richtig“ und „real“ ist. Es geht hier nicht um eine allgemeingültige Wahrheit, für deren Existenz es keinen Beweis gibt, sondern um unsere persönlichen Gefühle und Empfindungen, die für uns Realitäten bedeuten – gleichgültig, ob diese objektiv existieren oder ob sie von anderen Menschen ebenso registriert werden. Der Bereich der subjektiven und unterbewußt gesteuerten Wahrnehmungen wird gemeinhin sehr zu unrecht unterschätzt, denn man spricht manchmal geringschätzig davon, daß es sich ja nur um Emotionen, Illusionen oder Träume handele.

Dabei verhält es sich jedoch im Gegenteil so, daß es gerade die nicht real begreifbaren Phänomene eigentlich diejenigen sind, die uns im Griff haben und für den überwiegenden Teil unseres Verhaltens verantwortlich sind. Es besteht allerdings die Schwierigkeit darin zu differenzieren, welcher Anteil der Wahr-Nehmung nun als „real“ und welcher als „irreal“ einzustufen ist. Da wir selbst nur subjektiv beobachten können, ist es praktisch unmöglich, dazu eine eindeutige Aussage zu treffen.

► Definition Sinne

Zunächst einmal soll mit einer Definition des Begriffs des Wahrnehmens begonnen werden, in dem diese über die allgemein anerkannten und ernst genommenen fünf Grundsinne angegangen wird.  Anschließend widme ich mich dann dem darüber hinaus gehenden nicht rational erfaßbaren Bereich des 6. oder 7. Allerdings muß betont werden, daß auch das Potenzial der fünf Sinne sich oft einer realen und objektiven Beurteilung entzieht.


Bei den bekannten 5 Sinnen handelt es sich um das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Man könnte sie als die „groben“ Sinne bezeichnen, die dem Verstand zugeordnet werden und wissenschaftlich-empirisch analysiert werden können. Aus diesem Grunde werden meistens auch nur diese Sinne für Entscheidungsfindungen als relevant erklärt. Es soll sogar Leute geben, die außer diesen 5 Sinnen alles Andere für nichtexistent und unbeweisbar erklären – mit anderen Worten auch ihren Verstand und Geist. Es ist zu hoffen, daß unsere Leser nicht zu diesen Koryphäen gehören.

Das Sehen wird gerne als die König der Sinne bezeichnet. Es gibt den beliebten Ausspruch „Das habe ich schwarz auf weiß gesehen“, der beweisen soll, daß es sich bei all dem, was man visuell bemerkt hat, um unbestreitbare Tatsachen handele. Aber gerade das Sehen täuscht den Menschen meistens über das wirklich Existente hinweg – und das nicht nur bei Farbenblinden. Zum einen tragen wir alle unsere rosarote Brille und zum zweitens spielt uns unser Gehirn bezüglich der Auswertung des mit unseren Sehnerven aufgenommenen manchen Streich.

Es spricht auch nicht umsonst davon, daß jede Person einen anderen Geschmack besitzt, womit wir beim Riechsinn angekommen wären. Der Geschmack eines Weines ist objektiv immer derselbe, aber subjektiv empfindet ihn jeder Mensch andersartig. Mit dem Riechen verhält es sich genau so: Was dem einen wie ein reiner Wohlgeruch vorkommt, ist für einen anderen nichts als Gestank.


Der nicht sichtbaren und „real“ erfahrbaren Welt können wir uns im Bereich des sog. 6. oder 7. Sinns annähern. Dazu müssen wir uns allerdings schon bemühen, die Oberfläche bzw. die Oberflächlichkeit der Betrachtungsweise zu verlassen und uns mit unserem Unterbewußtsein vertraut machen. Das heißt, wir müssen unser Potenzial der Vorstellungskraft aktivieren, um unsere innersten, für unser Gelingen eines sinnvollen Lebens notwendigen Bedürfnisse zu erkennen und ihnen zur Geltung verhelfen. Dies kann nur durch Einsatz der Mittel der Aufmerksamkeit, des Feingefühls und der Sensibilität erzielt werden. Und auch den Glauben sollten wir dabei nicht vergessen, der ja sprichwörtlich Berge versetzen kann. Glaube ist nicht nur etwas für Naive, Irrealisten und Träumer, denn wer glaubt, daß es absolute wissenschaftliche Wahrheiten gäbe, sitzt ja bereits einem Glauben auf.

Was unsere traditionellen Sinne wahrnehmen, ist von Mensch zu Mensch und Situation zu Situation sehr verschiedenartig:

  • Zunächst einmal muß konstatiert werden, daß das, was wir mit den traditionellen fünf Sinnen bewußt wahrnehmen, nur ein winziger Ausschnitt dessen darstellt, was wirklich passiert  und existent ist.
  • Die Unterschiede bezüglich des Wahrnehmungsbereiches der einzelnen Menschen sind eklatant und nur bedingt vergleichbar, was die Ursache für viele Kommunikationsprobleme ist. Manche Menschen sind gegenüber bestimmten Signalen regelrecht immun, so daß ihre Reaktion darauf gleich null ausfällt.
  • Die Intensität der Wahrnehmung ändert sich beim Menschen im Laufe der Jahre. Sie kann trainiert werden – und der Grad der Aufmerksamkeit oder Konzentration spielt eine erhebliche Rolle.
  • Der Grund für Mißverständnisse zwischen Menschen ist auch zu suchen in der Einschätzung der Qualität oder Wichtigkeit einer Wahrnehmung, die grundverschieden sein kann.

Der sechste Sinn, den manche noch auf einen siebten ausweiten, bezieht sich auf Intuitionen, Vorausahnung oder ganz allgemein außersinnliche Wahrnehmungen. Jeder hat schon einmal von Phänomenen wie Psi-Fähigkeiten, Telepathie, Hellsehen oder Präkognition gehört. Diese Möglichkeiten sind nicht als Fakten zu werten, auch halten sie wissenschaftlichen Beurteilungen nicht stand. Trotzdem besitzen manche Menschen außergewöhnliche Fähigkeiten, über die man nur staunen kann. Auch in der Tierwelt sind bemerkenswerte Eigenschaften verbreitet, wie z.B. die Sensibilität auf kurz bevorstehenden Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche.

Es reicht aber schon, sich auf diejenigen Phänomene zu beschränken, die kein Mensch bestreitet, die man aber trotzdem nicht sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen kann. Als Beispiele seien genannt das Denken, der Geist, der Intellekt, das Gefühl, die Liebe etc. Jeder wird wohl darauf bestehen, daß er im Besitz dieser Veranlagungen und des Vermögens ist, obwohl noch niemand diese Subjekte jemals gesichtet hätte. Auch sind die meisten Menschen ziemlich sicher, daß sie im Besitz einer Seele sind, ohne sie je zu Gesicht bekommen zu haben. Es scheint folglich zu sein, daß unsere Welt Dinge von Wichtigkeit beherbergt, die nicht mit den „normalen“ Sinnen zu erfassen sind und die über-sinnlicher sowie nicht materieller Qualität sind.

► Beispiele einer Wahr-Nehmung anhand des Zwielichts


Das Zwielicht steht für mich wie kein anderes natürliches Phänomen auch gleichzeitig für den Zugang zu übernatürlichen Vorstellungswelten. Die Kelten nannten diese Dimension „Anderswelt“, „Land der ewigen Jugend“, oder „Land hinter den Wellen“, wobei damit Dimensionen aus Mythos, Mystik, Sagen und Märchen angesprochen werden. Es handelt sich also um geheimnisvoll-mysteriöse Eindrücke, die auf uns einwirken können, wenn wir uns beispielsweise folgende Konstellation vorstellen:

  • Zwielicht der Morgen- oder Abenddämmerung am Waldrand, über den Wiesen und dem Wasser,
  • aufsteigende Nebel und Dunst,
  • durchschimmerndes Sonnenlicht,
  • pastellfarbene Nuancen, die mit weichen Übergängen ineinander fließen,
  • Stille, die nur durch leise natürliche Geräusche von Wind, Wellen, Wasserrauschen, Tropfen oder Tierlauten unterbrochen wird.

Es herrscht eine dichte Atmosphäre vor, in der zwei Welten aufeinander treffen, und zwar ohne daß irgendwelche Trennlinien vorhanden sind. Es entsteht eine Brücke zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt, in der durchaus Gestalten wie Kobolde, Trolle, Feen, Elfen oder Wald- und Wassergeister erlebbar sind, wenn wir unsere Phantasie spielen lassen wollen. Vielleicht sollten wir uns in diesem Zusammenhang an unsere Kindheit erinnern und das, was wir damit intuitiv verbinden und verlernt haben. Wenn wir von Stille umgeben sind und sich die gewohnte Geräuschkulisse des hektischen Alltags verflüchtigt hat, tauchen wir in einer völlig anderen Welt auf. Hier können wir Eindrücke erleben und Empfindungen auslösen, die wir schon lange vergessen hatten.

Die Relevanz der Geschehnisse in der Außenwelt haben sich in ein Nichts aufgelöst und an deren Stelle sind auf wunderbare Weise spirituelle und metaphysische Regungen getreten. Sollten wir das Glück haben, einmal derartige Erfahrungen zu machen, dann haben wir einen Ansatz in der Hand, unseren Lebensalltag mit seinen normierten Bewertungen neu zu sehen und ihn sinnvoll umzugestalten.

► Wertschätzung „außersinnlicher“ Wahr-Nehmung

Die Wichtigkeit liegt darin, daß wir auf dem Weg zu bewußter Wahr-Nehmung und in der Konzentration auf diese Augenblicke unser Selbst kennenlernen und die Bedeutung nichtmaterieller Werte unter der Oberfläche des routinehaften Alltags schätzen lernen. Eine Analyse der eigenen Wahrnehmung ist Voraussetzung für die Fähigkeit der einfühlsamen Wahrnehmung der Mitmenschen sowie eine Teilnahme an ihrem Schicksal. Außerdem ist man durch eine solche Meditation eher in der Lage, sich von Ängsten und Blockierungen zu lösen und ein freiheitlicheres Lebensgefühl zu entwickeln.

Ästhetik und Schönheit sind Begriffe, die in der heutigen von materiellen Bedürfnissen beherrschten Welt schon irgendwie anachronistisch wirken. Aber nur durch die Wahr-Nehmung und Schätzung derartiger Werte haben wir Zugriff auf eine sinnvolle Lebensgestaltung und können Glücksgefühle regenerien, die uns die profane Welt nicht liefern kann. Ästhetik und Schönheit können ihre Wirkkraft nur auf den Feldern des Subjektiven entfalten, die sich Vergleichsobjekten entziehen. Die Objektivität ist genau genommen nur eine Einbildung und ein Schemen, der überhaupt nicht existiert. Wir werden mit der Vorspiegelung falscher Objektivität gesteuert, damit wir uns von unseren eigentliche Bedürfnissen ablenken lassen und unsere Handlungen in den Dienst von Menschen in den Schaltzentralen der Macht (Politik, Wirtschaft, Finanzen, Kirchen .. ) stellen.

► Frage


Was hat ein solcher philosophisch-vergeistigter Beitrag auf einem politik- und gesellschaftskritischen Forum zu suchen? Nun, nach meiner Überzeugung gibt es eigentlich gar nichts Unpolitisches, wenn man sämtliche Geschehnisse in den Rahmen eines großen Zusammenhangs betrachtet und einordnet. Somit hat auch die Wahr-Nehmung eine bedeutende Position innerhalb des politischen Denkens und Handelns.

Das Emotionale, Gefühlsmäßige, Subjektive und Unterbewußte wird von jedem ins sogenannte reale Leben und damit auch in Gesellschaft und Politik übertragen. Das damit verbundene Verhalten und die daraus resultierenden Entscheidungen entspringen den genannten Quellen. Diese Wirkungsweise ist unvermeidlich – und wer sie negiert, der ist der wirkliche Träumer, Naive oder Irrealist und beweist damit seine Lebensuntauglichkeit. Es sei denn, man instrumentalisiert diese Erkenntnisse, indem man sie zu seinen eigenen Zweck und Wohl benutzt.

Wir sollten uns daher bewußt machen, daß sämtliche Chefideologen, Propagandisten, Rattenfänger, Volkstribune, Demagogen, Missionare, religiöse Eiferer, Fundamentalisten jeglicher Couleur sowie Marketing- und Werbestrategen längst auf diesen Zug aufgesprungen sind und sie mit diesen Mitteln gegen uns intrigieren. Sie haben sich die neuesten tiefenpsychologischen Methoden angeeignet und setzen sie gegen die Menschen ein, um sie zu einem Verhalten zu zwingen, das ihnen schadet, ohne daß sie dieses bemerken. Dieses geschieht dadurch, daß die Wahr-Nehmung der Menschen manipuliert und umgedeutet wird, so daß die natürlichen Bedürfnisse durch fremdbestimmte Künstliche ersetzt werden. Auf diese Weise verschaffen sich die genannten Apologeten und ihre Auftraggeber Macht und Vorteile auf Kosten der breiten Masse.

► Fazit

Die nicht (an-) faßbaren, greifbaren und metaphysischen Elemente besitzen einen ganz erheblich durchschlagenderen Einfluß auf unsern Tagesablauf und unsere Geschicke, als wir uns dies zugestehen wollen. Wenn wir nicht zulassen wollen, daß wir fremdbestimmt werden und möchten, daß unsere ureigensten individuellen Bedürfnisse befriedigt und ausgelebt werden sollen, dann müssen wir diese Mechanismen durchschauen. Ich meine damit die Mechanismen der Motivation, Verdrängung und Rationalisierung, die unser Verhalten steuern und die wir nicht von Fremden mißbrauchen lassen dürfen. Wenn wir erkennen, daß es wichtigeres im Leben gibt, als die Wahrnehmung der Botschaft, das Hamsterrad zu betreiben, dann steht dem Absprung nichts mehr im Wege …!

MfG Peter A. Weber


Bild- und Grafikquellen:

1. Atmosphäre des Zwielichtes erzeugen unvergessene Momente. Foto: Katharina Wieland Müller. Quelle: pixelio.de

2. Illusion oder Wahrheit? Unsere Sinne spielen uns manchmal einen Streich.  Foto: Uta Herbert. Quelle: pixelio.de

3. Zwielicht über dem Meer - Heimat der Wassergeister. Foto: Genter. Quelle: pixelio.de

4. Wahrnehmung als Botschaft: Wehren wir uns gegen Fremdbestimmung, Gewalt und Mißbrauch. Foto: Wolfgang Pfensig. Quelle: pixelio.de