WARUM WIR DROHNEN BRAUCHEN

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WARUM WIR DROHNEN BRAUCHEN
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Auf der Seite des Online-Magazins RATIONALGALERIE habe ich den nachfolgenden vom Herausgeber und Redakteur Ulrich Gellermann am 28. Januar 2013 verfassten Beitrag gefunden und darf ihn hier mit seiner freundlichen Genehmigung vollumfänglich vorstellen:

 



WARUM WIR DROHNEN BRAUCHEN

Gespräch mit einem erfolgreichen Waffenhändler


Autor: U. Gellermann


So ein Geschrei um so ein bisschen Metall? Ob Deutschland Drohnen braucht wird jetzt überall gefragt. Na, klar, sonst würde ich sie doch nicht verkaufen. Keiner fragt sich zum Beispiel, ob Ferngläser gebraucht werden. Es gibt sie. Also werden sie auch gebraucht. Oder Jagdflinten, stellt die irgendjemand infrage? Natürlich nicht. Sie werden verkauft und gekauft. Also sind sie in Gebrauch. Was soll eine Drohne anderes sein als die Kombination von einem Fernglas und einer Flinte? Man kann damit weit gucken und prima schießen. Also.

Dieser Rüstungsminister, der de Maizière, hat ja ein klares Wort gesprochen: "Unbemannte, bewaffnete Luftfahrzeuge unterscheiden sich in der Wirkung nicht von bemannten. Immer entscheidet ein Mensch, eine Rakete abzuschießen". Sieh mal einer an, da hat der Mann auch gleich den Rationalisierungs-Aspekt begriffen: So eine Pilotenausbildung ist teuer und wenn der Pilot abgeschossen wird, soll im Krieg ja vorkommen, muss man welche nachschieben. Entfällt demnächst alles. Aber de Maizière kommt ja aus einer alten preussisch-hugenottischen Familie, jede Menge Offiziere dabei, der Vater kannte sogar den Führerbunker von innen, als Hitler noch die Wunderwaffen plante.

Und diese Drohnen sind echte Wunderwaffen. Sagen wir mal, da ist so ein Terrorist - prima Verkaufsargumente, diese Terroristen - sagen wir mal in Mali. Der bedroht uns. Nun ist Mali deutlich weiter entfernt als so eine Drohne reicht. Da müssen wir näher ran, um das Ding erfolgreich abzuschießen. Am besten gleich nach Mali. Algerien ginge auch, aber ob uns die Algerier erlauben von ihrem Gebiet aus Drohnen abzuschießen? Eher nicht. Also muss eine Truppe vor Ort so einen "Reaper" (Sensenmann), ulkiger Name für `ne Maschine, egal, muss also die Truppe den "Reaper" in Stellung bringen. Das hat den Vorteil, wir sind schon mal vor Ort, wo sich die Terroristen rumtreiben. Aber zu Hause sitzt die entscheidende Mannschaft, die das Ding steuert, im Bunker. Muss ja nicht der Führerbunker sein, kleiner Scherz. Kein Mensch, soweit Terroristen Menschen sind, kann an die Steuermannschaft ran. Dann macht es irgendwo in Mali "wumm" und der Terrorist ist erledigt. Ende der Debatte.

Bei uns ist die Debatte noch voll im Gange. Aber moderat. Früher hätten zum Beispiel die GRÜNEN irgendsoein pazifistisches Gezeter angefangen, von wem wir denn bedroht würden und was wir in Mali zu suchen hätten. Heute meint der Omid Nouripour: "Die Bundesregierung muss zügig den Bürgern reinen Wein einschenken, ob sie eine ehrliche und ergebnisoffene Diskussion über Kampfdrohnen möchte". So ein schöner Satz, sagt nix und ist ergebnisoffen, darauf könnte ich mir zügig ein gutes Glas Roten einschütten. Apropos Rote: Auf die SPD ist seit dem Hindukusch-Struck Verlass. Sagt dieser Arnold, der SPD-Rüstungsexperte: "Deutschland darf sich nicht unter Druck setzen lassen, vorschnell ein amerikanisches Modell zu kaufen!" Richtig: Wenn wir selbst `ne Drohne entwickeln, wird die noch teurer und man muss immer an die Arbeitsplätze in Deutschland denken und an mein Auskommen.

Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja, bei diesem Terroristen in Mali. Der sitzt also in so einem Gebirgsdorf und bedroht Frau Merkel. Warum? Keine Ahnung, hat sie aber die Tage selbst gesagt, die Frau: "Der Terrorismus in Mali ist eine Bedrohung für Europa!" Also der Typ bedroht uns über die 5000 Kilometer Luftlinie entfernt mit, sagen wir mal mit `ner Kalaschnikow. Unsere Mannschaft vor Ort hat die Drohne in Stellung gebracht, im Kanzlerhauptquartier steigt die Spannung. Gestern hatte die BILD-Zeitung schon geschlagzeilt: WANN WIRD ENDLICH ZURÜCKGESCHOSSEN?, heute hatte noch mal der Bundes-Wehrbeauftragte in den "Ruhr-Nachrichten" die Absicht der gezielten Tötung mit Drohnen zurückgewiesen, da zeigt der große Bildschirm im Kanzerlamt den Abschuss, wenige Zeit später den Aufschlag und dann nur noch Rauch: Der "Sensenmann" hat zugeschlagen, schon wieder ist ein Terror-Dorf erledigt. Applaus, Applaus. Wo ich dann bin? Zu Hause. Geld zählen. So ein "Reaper" kostet rund 13 Millionen Dollar. Deshalb brauchen wir ja Drohnen. Unbedingt.
 



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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Technokratische Hirnlosigkeit

Technokratische Hirnlosigkeit

 

[quote=Ulrich Gellermann]

Dieser Rüstungsminister, der de Maizière, hat ja ein klares Wort gesprochen: "Unbemannte, bewaffnete Luftfahrzeuge unterscheiden sich in der Wirkung nicht von bemannten. Immer entscheidet ein Mensch, eine Rakete abzuschießen". 

[/quote]

Wer solche solche Sprüche klopft wie de Maizière, der glaubt letzten Endes auch daran, daß es zwischen einer Atombombe und einer Holzkeule keinen Unterschied gäbe, weil ja immer der Mensch die Entscheidung über den Einsatz treffe. Technokratische Bürokraten besitzen an der Stelle, wo bei anderen Menschen ein Herz schlägt, einen Stein. Sie führen die Absicht im Schilde, daß ein zutiefst unhumaner Vorgang wie Krieg für die nicht Beteiligten dadurch abstrahiert und verharmlost werden kann, daß Waffensysteme als erfolgreiche Hightechprodukte propagiert werden und man die angerichteten Greueltaten dann am Bildschirm wie bei einem Computerspiel mitgefühlslos als Unterhaltungsangebot der Spaßgesellschaft begaffen kann.

Diese Schreibtischtäter in den obersten Etagen der Regierungen, Ministerien und der Miltärhierarchie sind überzeugt von ihrer nicht blutbefleckten Weste, weil sie sich nicht höchstpersönlich die Finger schmutzig machen müssen. Ein einfach konstruiertes Feindbild, eine billige Ideologie, eine fiktive Bedrohungsszenerie, das sich kranke Hirne ausgedacht haben, reichen aus, um ihre Untaten zu legalisieren und sich obendrein noch als Helden des Vaterlandes und Retter der Demokratie feiern zu lassen. Wenn wir schon so weit sind, daß die Bildzeitung sich als kompetenter Wortführer des gesunden Volkskörpers zu der auffordernden Frage berufen sieht "Wann wird endlich zurückgeschossen?, dann haben uns die 30er Jahre des letzten Jahrhundert bereits eingeholt.

Genau wie man früher und auch heute einen selbst konstruierten Gotteswillen als Rechtfertigungsgrund für alle denkbaren Untaten gegen den Menschen benutzt hat, so haben sich die modernen Kreuzzügler die Verteidigung von Freiheit der Demokratie à gusto und Rohstoffsicherung von Ressoucen, die ihnen gar nicht gehören, auf die Fahnen geschrieben. 1939 wurde vom Pöbel die Marschparole "seit 5:45 h wird zurückgeschossen" angesichts eines vorgespiegelten Angriffs eines Nachbarvolkes, den Polen, begeistert aufgenommen. Heutzutage grölt man vielleicht nicht mehr inbrünstig, aber man nimmt angebliche Bedrohungen und Angriffsmärchen aus der Richtung von Ländern wie Afghanistan oder Mali für bare Münze und hindert die selbst gewählten "Volksvertreter" nicht daran, diesen gefährlichen Kurs zu verlassen.

 

Peter A. Weber

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