Wir sind definitiv NICHT Papst - Kritik am Papst, der kathol. Kirche, Politikern und Medien

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Peter Weber
Peter Weber
Offline
Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Wir sind definitiv NICHT Papst - Kritik am Papst, der kathol. Kirche, Politikern und Medien
DruckversionPDF version

Nein - wir sind definitiv NICHT Papst 


Im Nachgang zu meinem Beitrag vom 18.9.2011 „Kritik an Papst Benedikt XVI.“ sehe ich mich genötigt, das Thema Papst aufgrund der Ereignisse rund um den mehrtätigen Papstbesuch nochmals aufzubereiten und es als Aufreger und Ärgernis der Woche, wenn nicht des Monats zu deklarieren. Admin Helmut Schnug und ich sind uns völlig einig im Hinblick auf die hier von uns geäußerte Papst-, Politiker- und Medienkritik.

In der Kirche gibt und gab es Kritiker, Häretiker, Ketzer, die in der Vergangenheit nicht nur exkommuniziert und ihres Lehrstuhls entledigt wurden, sondern die dafür gefoltert und ihr Leben lassen mußten. Wirklich große Theologen wie Augustinus oder Meister Eckardt würden sich im Grabe herumdrehen würden, wenn sie mitbekämen, daß man von Benedikt XVI. als „einem der größten Denker der heutigen Zeit“ (Originalton Annette Schavan) spricht. Oder ich zähle einmal eine Reihe von Theologen der heutigen Zeit auf, deren Bewertungen der Qualitäten des  Benedikt XVI. sicher nicht schmeichelhaft wären wie: Karl Rahner, Uta Ranke-Heinemann, Hans Küng, Herbert Bartl, Egon Drewermann, Leonarde Boff, Ernesto Cardenal, Otto-Hermann Pesch, David Berger.


Bereits im Vorfeld des Papstbesuches waren die Politikeräußerungen – selbst innerhalb der einzelnen Parteien – sehr widersprüchlich. Es ist ganz offensichtlich, daß auf von den Parteispitzen psychischer Druck auf die Abgeordneten ausgeübt wurde, sich der Mehrheitsmeinung anzupassen. Heuchelei und Doppelmoral feierten fröhliche Urständ – insbesondere unser Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) tat sich dabei besonders hervor. Mit dem vorgeschobenen Argument, es sei eine Frage des Anstandes, Gäste willkommen zu heißen, wurde versucht, berechtigte Kritik mundtot zu machen.

 

© Klaus Stuttmann, Berlin klick


Friedrich polemisierte gegen die angekündigten Proteste von Linken-, Grünen-, und SPD-Abgeordneten gegen die Papstrede im Bundestag. „Die Abgeordneten verletzten ihre parlamentarischen Pflichten, sollten sie der Papstrede fern bleiben“ sagte Friedrich im Deutschlandfunk. „Es sei eine Frage der demokratischen Kultur, daß man sich gegenseitig zuhöre“. Wenn einer wie er, der mit demokratischen Prinzipien nicht gerade zimperlich umzugehen pflegt, nun den Abgeordneten, die ihrem Gewissen verpflichtet sein sollten, derart unverschämt eine Verletzung von demokratischen Pflichten vorwirft, dann halte ich dies für den Gipfel der Heuchelei.

 

Für mich persönlich ist Hans-Christian Ströbele einer der wenigen Politiker, dem ich Ehrlichkeit und Rückgrat attestiere. Und der Umstand, daß er der einzige Abgeordnete der Grünen ist, der sein Bundestagsmandat durch Direktwahl gewonnen hat, beweist, daß man auch mit Moral Erfolge erzielen kann. „Ich bin dagegen, dass der Papst im Bundestag redet“, sagte Hans-Christian Ströbele der „Mitteldeutschen Zeitung“ von Donnerstag. „Der Papst hat keine besonderen Verdienste, daß er von den Vertretern des deutschen Volkes geehrt werden sollte.“ Ohnehin hätten Kirchenführer im Parlament nichts verloren. Er hat 3 Minuten nach Beginn der Papstrede den Plenarsaal verlassen. R E S P E K T !


Dutzende Abgeordnete sind der Papst-Rede im Bundestag fern geblieben. Nur 28 der 76 Plätze der Linksfraktion waren am Donnerstag besetzt. Damit boykottierten noch deutlich mehr Linke als erwartet die Rede. Die meisten anwesenden Abgeordneten der Fraktion trugen rote Aids-Schleifen. Ulla Jelpke - Fraktionsmitglied und Mitherausgeberin des Magazines OSSIETZY - sagte: "Der Papst hat im Parlament nichts zu suchen", er ist in jederlei Hinsicht sexualfeindlich. Verbrecherisch finde ich, wie er sich zur Aidsverhütung verhalten hat über die Jahre." Klare Worte - wie recht sie doch hat! Auch MdB Andrej Hunko sieht in dem Forum, das dem Papst im Bundestag geboten wird, eine unzulässige Bevorzugung einer Religion. Tatsächlich hat in der Geschichte des Bundestages noch nie ein Religionsführer zu den Abgeordneten gesprochen; Benedikt XVI. ist allerdings auch Oberhaupt des Vatikanstaates. "Seine Behandlung als Staatsoberhaupt halte ich für vorgeschoben", sagt Hunko.

Bei SPD und Grünen waren die Reihen dagegen relativ dicht besetzt. Von Union und FDP waren mit Ausnahme einzelner Fraktionsmitglieder, die entschuldigt fehlten, alle Abgeordneten anwesend - dieses Verhalten impliziert die Praktiken eines Fraktionszwanges.

Der Papst wendet sich bereits im Vorfeld seines Bundestagsantritts ans Volk In seiner ersten Ansprache am Vormittag beklagt der Papst eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Religion. Notwendig sei aber die Religion als Grundlage für ein gelingendes Miteinander in der Gesellschaft. Im Garten von Schloss Bellevue zitiert er den Sozialreformer Wilhelm von Ketteler mit den Worten: „Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion.“ "Freiheit braucht die Rückbindung an eine höhere Instanz".


Und auch wenn seine Reise ein offizieller Besuch der Bundesrepublik sei, so meinte Benedikt XVI.: "Ich bin nicht in erster Linie nach Deutschland gekommen, um bestimmte politische oder wirtschaftliche Ziele zu verfolgen, sondern um den Menschen zu begegnen und über Gott zu sprechen". Der Papst tut hier so, als ob Freiheit ohne institutionelle Religion nicht machbar sei. Letztendlich unterstelle ich ihm, daß er dem römischen Katholizismus einen Alleinvertretungsanspruch verleihen möchte. Oder sollte er z. B. den Islam mit einbezogen haben, als er davon sprach, Freiheit bedürfe der Religion? Wenn ich diese Worte auf meine Weise interpretiere, dann stellen sie eine Beleidigung aller humanistische gesinnten Menschen dar, die ebenfalls christliche Grundwerte respektieren, aber formelle Religionen ablehnen oder sie kritisch betrachten.


"Kirche ist keine Parallelgesellschaft. Sie lebt mitten in dieser Gesellschaft, mitten in dieser Welt und mitten in dieser Zeit.“ Bundespräsident Christian Wulff darf bei der Zitatensammlung natürlich nicht fehlen, denn er ist immer für eine Stilblüte gut. Diesen Satz formulierte er anläßlich der Begrüßung des Papstes am Donnerstag.


Nach meinem Verständnis treffen wir bei der katholischen Kirche aber durchaus auf eine Parallelgesellschaft reinster Prägung, da sie autoritär hierarchisch strukturiert ist und sie Mitbestimmung von Laien – nicht einmal des einfachen Klerus – verbietet. Sie lebt auch nicht mitten in dieser Welt und dieser Zeit, denn sie ist anachronistisch und hinter unserer Zeit weit zurück.


zur Rede des Papstes im Deutschen Bundestag:


Ich zitiere im folgenden einige originale Textpassagen aus der Papstrede, die mir aufgefallen sind und die ich für einen Kommentar wert halte:


„Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit. „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt. Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind.“


Das erwähnte berechtigte Zitat von Augustinus ist prägnant und es war sehr geschickt, dies in diesem Zusammenhang zu bringen, aber  die ausschließliche Bezugnahme auf die Verhältnisse im III. Reich stellt eine reine Verschleierungstaktik dar. Wenn man sich die heutige politische Praxis anschaut, dann stehe ich auf dem Standpunkt, daß viele unsere Politiker mit dem Etikett „Räuberbande“ ebenfalls zu recht ausgezeichnet würden.


„Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jemand sich bei den Skythen befände, die gottlose Gesetze haben, und gezwungen wäre, bei ihnen zu leben …, dann würde er wohl sehr vernünftig handeln, wenn er im Namen des Gesetzes der Wahrheit, das bei den Skythen ja Gesetzwidrigkeit ist, zusammen mit Gleichgesinnten auch entgegen der bei jenen bestehenden Ordnung Vereinigungen bilden würde …“


Dieses Beispiel ist wieder einmal typisch für Benedikt. Er verwendet die angeblich gottlosen Zustände in einem Reitervolk der Spätantike, über das man so gut wie keine Informationen besitzt, um eine Revolte gegen die Obrigkeit zu legitimieren. Dabei kann man davon ausgehen, daß auch die Skythen wie andere Völker über ein eigenes Recht verfügten, das ihr Zusammenleben regelte und das nach ihren Vorstellungen angemessen war. Der wesentliche Punkt der Kritik ist der, daß er wiederum „gottlos“ mit „gesetz- oder moralwidrig“ gleichsetzt. Grundsätzlich kann ich ihm nicht widersprechen, wenn er die Problematik anspricht zu erkennen, was gut und böse, was recht und was unrecht ist.


„Wie erkennt man, was recht ist? In der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, nie eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen – auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt.“


Die Vorgabe von Natur und Vernunft als Vorgabe der Kirche für die Rechtsquellen der jeweiligen Herrscher ist eine reine Lüge, wenn man sich die (Kirchen-)Geschichte ansieht. Die römische Kirche als Nachfolgeorganisation des imperialistischen römischen Reiches (Imperium Romanum) stand fast 2000 Jahre stets auf Seiten der Herrschenden und hat mit dazu beigetragen, daß das Volk psychisch und physisch unterjocht und mißhandelt wurde. Sie ist verantwortlich für eine Reihe von Genoziden und hat unendliches Leid über die Menschheit gebracht. Mit der Inquisition hat sie Andersdenkende und insbesondere Frauen verfolgt und die unmenschlichsten Praktiken angewendet. Ergo sind solche Passagen wie „Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes“ ausgesprochenes geheucheltes philosophisch-theologisches Geschwafel.


Gerade monotheistische Religionen sind sehr anfällig für Ideologien. Wenn sich dann noch wie im Falle des Christentums Jenseitsversprechungen in Zusammenhang mit der Denunzierung des Lebens als Jammertal dazu gesellen, dann stellen sich für Diktatoren, Feudalherrscher und Demagogen jeglicher Couleur die idealsten Voraussetzungen ein, um Religion und Gott gegen die Menschen zu instrumentalisieren. Und dies ist genau das, was sich seit Menschengedenken im Einflußbereich der römischen Kirche ereignet hat.


„Die christlichen Theologen haben sich damit einer philosophischen und juristischen Bewegung angeschlossen, die sich seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gebildet hatte. In der ersten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts kam es zu einer Begegnung zwischen dem von stoischen Philosophen entwickelten sozialen Naturrecht und verantwortlichen Lehrern des römischen Rechts. In dieser Berührung ist die abendländische Rechtskultur geboren worden, die für die Rechtskultur der Menschheit von entscheidender Bedeutung war und ist. Von dieser vorchristlichen Verbindung von Recht und Philosophie geht der Weg über das christliche Mittelalter in die Rechtsentfaltung der Aufklärungszeit bis hin zur Erklärung der Menschenrechte und bis zu unserem deutschen Grundgesetz, mit dem sich unser Volk 1949 zu den „unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ bekannt hat.“


Hier handelt es sich um bloßes Wunschdenken. Die sog. abendländische Rechtskultur, die auf römischem Recht basiert, hat uns eine Ausprägung des Patriarchats unter Geringschätzung der Frau gebracht. Die Auffassung des Eigentumsrechts sowie die polarisierende römische Weltsicht als Schwarz-Weiß/Gut-Böse-Denken ohne Vorhandensein von anderen Alternativen, beeinflußt noch bis heute die Rechtsordnungen und die Normen der westlichen Länder, deren verhängnisvolle Auswirkungen sich auf globaler Ebene breit gemacht haben. Kolonialismus, Intoleranz, Rassismus, Habgier, Machtgier und Kriegstreiberei sind die Resultate dieser sog. abendländischen Kultur. Der im Zeitalter der Aufklärung aufkommende Humanismus hatte seinen Nährboden beileibe nicht in der römischen Kirche.


„Das positivistische Konzept von Natur und Vernunft, die positivistische Weltsicht als Ganzes ist ein großartiger Teil menschlichen Erkennens und menschlichen Könnens, auf die wir keinesfalls verzichten dürfen. Aber es ist nicht selbst als Ganzes eine dem Menschsein in seiner Weite entsprechende und genügende Kultur. Wo die positivistische Vernunft sich allein als die genügende Kultur ansieht und alle anderen kulturellen Realitäten in den Status der Subkultur verbannt, da verkleinert sie den Menschen, ja sie bedroht seine Menschlichkeit.“


Offensichtlich meint der Papst mit seiner verschwurbelten Ausdrucksweise damit, daß Menschen, die sich keiner von ihm gebilligten Religion angeschlossen haben – trotz ethischer Grundhaltung auf der Basis eines evolutionären Humanismus, sogar mit spirituellen Glauben und metaphysischer Überzeugung ausgestattet, als Abschaum zu behandeln sind und „die Menschheit bedrohen“.


„Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen. Und dabei können wir uns doch nicht verbergen, dass wir in dieser selbstgemachten Welt im Stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten. Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.“


Er wäre ein guter Märchenerzähler geworden.

„Erlauben Sie mir, bitte, dass ich noch einen Augenblick bei diesem Punkt bleibe. Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten. Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt noch ansprechen, der nach wie vor weitgehend ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.“


Hier gebe ich dem (fast) größten Denker und Philosophen unserer Zeit ausnahmsweise einmal recht. Er hat nur vergessen zu erwähnen, daß dem Menschen von Gott auch ein freier Wille zugestanden wurde, mit dem er sich auch gegen Gott wenden kann, ohne gleich in die Hölle verdammt zu werden. Außerdem scheint unserem großen Theoretiker auch entgangen zu sein, daß menschliche Freiheit immer erkämpft werden muß – gegen sich selbst und gegen äußere Gegner, die einem die Freiheit beschneiden wollen. Es reicht nicht, nur sich selbst zu sein und sich anzunehmen in seiner Naturzugehörigkeit, denn ohne den freien Willen, sich auf moralischer Ebene zu entscheiden und ständig jeden Tag zu hinterfragen, den „rechten“ Weg zu suchen, Veränderungen zu wagen und auch Fehler zu begehen, ist man nicht frei.


„An dieser Stelle müsste uns das kulturelle Erbe Europas zu Hilfe kommen. Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden. Diese Erkenntnisse der Vernunft bilden unser kulturelles Gedächtnis.“


Diese Aussage bildet höchstens eine Halbwahrheit. Die Ideen der Aufklärung, der Menschenrechte etc. sind – wie bereits oben von mir ausgeführt – von den Humanisten in die westliche Welt gesetzt worden. Dabei ist nicht auszuschließen, daß auch ein Teil dieser Humanisten an Gott geglaubt hat, und ich bin der festen Überzeugung, daß sich der Glaube an Gott, die Evolutionstheorie sowie die Verwirklichung der Menschenrechte nicht widersprechen. Aber gegen eines muß ich entschieden Veto einlegen: gegen die unterschwellige Behauptung, daß ausschließlich der Glaube an einen Schöpfergott die Voraussetzung für die Umsetzung der Menschenrechte sowie die Bildung von Vernunft und Kultur darstellen.


Es wird dabei aber allzu leichtfertig übergangen, daß es in der Geschichte durchaus Beispiele und Perioden gab, in denen Toleranz und solidarisches Verhalten gepflegt wurden, die außerhalb des von Benedikt favorisieren Kulturkreises lagen. So will ich nur die sehr tolerante uralte Religion des Mazdaismus nennen, deren heiliges Buch, die Awesta, wesentlich liberaler und menschenfreundlicher als das Alte Testament ausgerichtet war.  Natürlich darf das Keltentum nicht fehlen – jeder, der mich kennt, wird das verstehen – in dem ein äußerst soziales Recht existierte, das sogar den Frauen Gleichberechtigung einräumte.


„Es zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas.“


Da kann ich nur eines sagen: leider! Wie ich schon beklagt habe, kann man nicht unbedingt von einem Segen für Europa ausgehen, wenn man die Effizienz dieser aufgezählten kulturellen Wurzeln berücksichtigt. Die jüdisch-griechisch-römische Kultur hat uns das duale Denken gebracht und mit seinem egoistischen Eigentumsrecht die Grundlage für ewige Zwistigkeiten gelegt. Meine These ist – die ich aber nicht beweisen kann – daß ein Europa mit keltischem Rechtsverständnis besser gefahren wäre, uns ein finsteres Mittelalter, das die wertvollen kulturellen Zeugnisse der Antike weitgehend zerstört hat, erspart hätte und den Menschen ein friedliebenderes Zusammenleben ermöglicht hätte.


Was ich jetzt über das Judentum aussage, bitte ich, nicht als antisemitisch zu bewerten. Fakt ist jedenfalls, daß das Christentum als eine jüdische Sekte entstanden ist und seine Wurzeln somit im Orient und dessen Mentalität anzusiedeln ist. Für mich baut das Christentum auf einer Wüstenkultur mit ihren eigenen Gesetzen, Normen und Regeln auf, die außerdem tausende von Jahren zurück liegen und mit unserer westeuropäischen Tradition nicht viel gemein hat. Nur indem es Elemente aus den traditionellen westeuropäischen Religionen  germanischer und keltischer Herkunft integriert hat, wurde es für uns lebbar und verständlich. Es sollte uns zu denken geben, daß große Teile Europas bereits im 5./6. Jhdt. von irischen Mönchen mit keltischen Wurzeln christianisiert wurden. Trotzdem enthält das Christentum immer noch viel zu viele anachronistische und wesensfremde Elemente.


„Dem jungen König Salomon ist in der Stunde seiner Amtsübernahme eine Bitte freigestellt worden. Wie wäre es, wenn uns, den Gesetzgebern von heute, eine Bitte freigestellt würde? Was würden wir erbitten? Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!“

 

Amen!


Pressestimmen:

 

Deutschlandradio (Dradio.de) - Hans-Christian Ströbele im Gespräch mit Friedbert Meurer

„…was der Bundesinnenminister da gerade gesagt hat, das glaubt er doch selber nicht, dass der Papst als Repräsentant des Vatikan-Staates dort redet. Der Vatikanstaat besteht, glaube ich, aus weniger als tausend Leuten, der Papst ist nicht mal demokratisch gewählt, und dann soll ihm die große Ehre zuteilwerden, im Deutschen Bundestag reden zu dürfen aus diesem Grunde. Nein!“ und weiter auf Meurer’s Frage „ Der Innenminister hat aber auch gesagt, weil er das Oberhaupt von Hunderten Millionen Katholiken ist, redet er.“ antwortet Ströbele: „Ja, weil er der Heilige Vater ist, und der Heilige Vater, dieser Heilige Vater, vertritt leider politische Auffassungen, die überhaupt nicht meine sind und die ich für falsch und gefährlich halte. Also etwa,

  • wenn er geschiedenen Paaren, die dann wieder heiraten, die dann andere Partner wieder heiraten,
  • oder Homosexuellen vorwirft, sie leben in Sünde.
  • oder wenn er den afrikanischen Ländern Familienplanung und die Nutzung von Kondomen verbieten will.
  • oder wenn er die Kirche der Befreiung in Lateinamerika, die dort Wichtiges für die Armen geleistet hat, behindert und ihre Arbeit unmöglich macht.

Das sind alles Punkte, die ich ihm nicht nachsehen kann. Er ist ja sogar einer, der nach wie vor für die Teufelsaustreibung ist, eine fürchterliche Zeremonie. Also diesen Mann dort im Deutschen Bundestag besonders zu ehren, halte ich für nicht vertretbar.“

Ströbele: "Ja, aber wir haben einen Papst, der jetzt hier auch eingeladen wird. Der kann auch in Deutschland Messen feiern wo er will, auf der Wiese, in einer Kirche oder auch im Olympiastadion, aber nicht im Deutschen Bundestag reden. Weil das ist doch gedacht als ganz besondere Ehrung dieser Person, dieses Heiligen Vaters, und der vertritt Auffassungen, die völlig unmöglich sind. Er hat ja selbst den Holocaust-Leugner wieder in die Kirche aufgenommen oder akzeptiert und rehabilitiert. Das sind Verhaltensweisen, die kritisiert werden, und das ist ja nicht nur in Deutschland so, das ist in Spanien so, einem ganz katholischen Land, das ist auch in vielen anderen Ländern der Welt so.

Dieses Signal möchte ich gerne senden, genauso wie ich das Signal gesendet habe, als Putin, der lupenreine Demokrat, der angebliche, im Deutschen Bundestag geredet hat, oder als der Präsident Bush, der nun mal einen Angriffskrieg angefangen hat, im Deutschen Bundestag geredet hat, da bin ich auch rausgegangen, das wollte ich mir nicht antun."


RBB-online.de

  • Forschungsministerin Schavan (CDU) sprach von einer „großen Rede“. Die CSU-Landesgruppenvorsitzende Hasselfeld nannte den Auftritt einen der "größten Momente der deutschen Parlamentsgeschichte". SPD-Generalsekretärin Nahles zeigte sich "sehr angetan" von dem Auftritt des Papstes. FDP-Chef Rösler sagte, der Papst habe im Bundestag „ein denkwürdiges Bekenntnis zu den unveräußerlichen Menschen- und Freiheitsrechten“ abgelegt.
  • Die Rede von Papst Benedikt XVI. vor dem Bundestag hat überwiegend positive Reaktionen ausgelöst. Auch Grünen-Chefin Roth lobte die Rede. Benedikt XVI. habe sich darin als „ziemlich grün“ dargestellt.
  • Kritik äußerte der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gysi. Er habe zwei Punkte vermisst: „die Auseinandersetzung mit den Themen Krieg sowie die wachsende Armut weltweit.“

Die Einschätzungen von Schavan „große Rede“, Hasselfeld „einer der größten Momente der deutschen Parlamentsgeschichte“ und Rösler „Ablegung eines denkwürdigen Bekenntnisses zu den unveräußerlichen Menschen- und Freiheitsrechten“ schießen – gelinde gesagt – weit über das Ziel hinaus. Sie sind schönfärberisch und haben mit der Realität so gut wie nichts gemein.


Nachrichtenfernsehen GmbH (NTV.de)

  • Missbrauchsopfer haben enttäuscht auf die Rede des Papstes im Bundestag reagiert. Der Papst habe über Macht und Recht gesprochen, sei aber auf seine Rolle als Mächtiger nicht eingegangen, kritisierte Matthias Katsch, Sprecher der Organisation „Eckiger Tisch“, in dem sich Mißbrauchsopfer aus Jesuitenschulen zusammengeschlossen haben. „Es hat beim Papst keinen Hauch des Selbstzweifels gegeben“ sagte Katsch. „Er hat nur über andere gesprochen und ihnen Ratschläge erteilt. Das ist typisch katholische Kirche.“ Da werde der Splitter im Auge des anderen gesehen, aber nicht der Balken vor dem eigenen.
  • Ehemalige Jesuitenschulen, die den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ins Rollen brachten, hatten sich vom Papst beim Deutschlandbesuch eine Übernahme von Verantwortung für das Fehlverhalten von Geistlichen gewünscht.

Was will man von diesem Papst auch anderes erwarten. Er hat zu Zeiten, als er noch Leiter der Glaubenskongregation war, ein Dekret herausgegeben, daß Kleriker, die Fälle von Mißbrauch direkt an die Staatsorgane gemeldet haben, mit der Exkommunikation bestraft wurden. Benedikt hat zwar vor kurzem versucht, sich mit einer billigen Entschuldigung aus der Affäre zu ziehen, aber das Dekret hat er bis heute noch nicht zurückgezogen.


Stuttgarter Zeitung

  • Nach Ansicht der Stuttgarter Zeitung gab Benedikt XVI. mit seiner Mahnung zu mehr Gelassenheit "die richtige Antwort auf die Proteste mehrerer tausend Menschen gegen den Besuch des Oberhauptes der katholischen Kirche in Deutschland“. Mit seiner "zurückhaltenden Rede, in der er sich zu seinem Heimatland bekannte", so die Kommentatoren aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt, habe der Papst "Gespür für die hiesigen Befindlichkeiten" bewiesen: "Seine Ausführungen über das Verhältnis von Glauben und Vernunft, Recht und Natur gerieten allerdings sehr akademisch. Hier redete kein Menschenfischer, sondern ein Theologieprofessor. Das mag manche im Publikum enttäuschen. Doch was Benedikt grundsätzlich über die Identität Europas sagt und wie er seine Argumente vorbringt, wäre es wert, bedacht zu werden.

Mit ihrer Stellungnahme schießt die Stuttgarter Zeitung wirklich den Vogel ab. Ich frage mich, ob man bei dieser Zeitung mit Äußerungen wie
• mit seiner Mahnung zu mehr Gelassenheit gab der Papst "die richtige Antwort auf die Proteste mehrerer tausend Menschen“
• mit seiner "zurückhaltenden Rede, in der er sich zu seinem Heimatland bekannte, habe der Papst Gespür für die hiesigen Befindlichkeiten" bewiesen
noch alle Tassen im Schrank hat und sämtliche Bezüge zur Realität verloren hat.

 

Süddeutsche.de

In einem Kommentar vom 25.09. zur Bilanz des Besuches von Papst Benedikt XVI. schreibt Matthias Drobinski:

  • „Vergesst Gott nicht! Mit dieser Botschaft ist Benedikt XVI. vier Tage durch Deutschland gereist. Als Gelehrter hat er dabei überzeugt - als Papst jedoch enttäuscht. Nicht nur die Protestanten, sondern vor allem die Anhänger seiner Konfession. Der Besuch wird die Gräben in der katholischen Kirche des Landes vertiefen“.
  • „Vergesst Gott nicht - das heißt für den Papst aber auch: Um der Wahrheit willen darf es keine Änderung der katholischen Lehre geben, nicht, wenn es um eine mögliche Annäherung der Kirchen geht, nicht, wenn es um die Reformwünsche vieler Katholiken geht. Diese verlustängstliche Seite des Papstes hat sich umso stärker gezeigt, je länger die Pilgerfahrt dauerte. Der Verlust des festen Glaubens führt in Egoismus und Relativismus, der Relativismus in den Abgrund. Diese Denkfigur war dem Papst in diesen vier Tagen so nahe wie sein allgegenwärtiger Sekretär Georg Gänswein“.
  • „Doch zu sagen: Glaubt nur fest an das, was so von Rom kommt, dann braucht ihr keine Reformdebatte und keinen Dialog - das nimmt die realen Probleme einer Kirche nicht ernst, der im vergangenen Jahr die Mitglieder abhanden gekommen sind wie selten, die darum ringt, wie sie einen Weg zwischen Tradition und Erneuerung finden kann“.

Der Papst beweist sich wieder einmal als einsamer Bewahrer von Denkweisen, die die römische Kirche vom imperialistischen römischen Imperium übernommen hat. Das lateinische Wort PAX=Friede (auch das Lehnwort Pakt stammt davon ab), das von der Kirche übernommen wurde, bedeutet im römischen Handlungssinne nichts anderes als ein erzwungener Friedensschluß, wobei die Bedingungen einseitig vom Imperator festgelegt und auch wieder aufgekündigt werden können.

Mit anderen Worten: die Kirche – und die ist mit dem Papst gleichzusetzen – diktiert die Art des Glaubens und wer es wagt, andere Interpretationen vorzubringen, der wird – zumindest unausgesprochen – wie in früheren Zeiten als Ketzer und Häretiker eingestuft, weil er vom „rechten“ Weg abgekommen sind. Als ehemaliger Leiter der Glaubenskongregation (Nachfolgeinstitution der Inquisition) besitzt der jetzige Regent viel Erfahrung und Routine in Sachen Indoktrination und Gottesurteil.


Frankfurter Rundschau (fr-online.de)

In einem Artikel mit dem Titel >Wo der Papst ist, da ist Zukunft< vom 25.09. schreibt Dirk Pilz: (einige Auszüge)

  • „Der Papst bleibt sich treu. Das hat sich auch während seiner Deutschlandreise gezeigt: Benedikt XVI. ist ein Papst unumstößlicher Prinzipien. Insofern wissen die Katholische Kirche wie die nichtkatholische Welt stets, was sie an ihm haben – und nicht haben. Nie agiert er als ein Politiker, der sein Handeln an Stimmungslagen oder Umfragewerten orientiert, stets tritt er als das geistliche Oberhaupt einer Weltkirche von 1,1 Milliarden Katholiken auf, deren Einheit ihm wichtigstes Ziel ist. Immer spricht – oder schweigt – er dabei als ein Theologe, der glaubt, dass nur eine geeinte katholische Kirche Heil und Zukunft versprechen. Die politische und außerkirchlich moralische Bedeutung seines Wirkens ist für ihn nachgeordnet – er begreift sich als Oberhirte in einer Welt, die ihm zufolge nur als katholische eine gute ist“.
  • „Natürlich weiß er, dass diese seine Kirche in einer schweren Krise steckt. Die eigentliche Krise aber, so der Papst jetzt, sei eine „Krise des Glaubens“, die eigentliche Gefahr gehe von „lauen Christen“ aus. Was es brauche, sei eine „Erneuerung des Glaubens“. Mehr „glühende Heilige“, mehr „Geist“, mehr Katholische Kirche: „Selbstgemachter Glaube ist wertlos.“ Bei „selbstgemacht“ denkt er an Protestanten und die Reformkatholiken in den eigenen Reihen. Dieser Papst glaubt trotz aller Krisen felsenfest an seine Kirche, und die Kirche seines Pontifikats ist vor allem eine Papstkirche. Dass er gerade mit dieser papistischen Einengung der Katholischen Kirche vielen Gläubigen den Weg zu Geist und Kirche verstellt, ist ihm ein gänzlich fremder Gedanke“.
  • „Diese Entwicklung durchzieht sein gesamtes Pontifikat: Er mauert sich und seine Kirche ein, er verkleinert den Dialog mit säkularer Welt und den anderen Religionsgemeinschaften zum bloßen Gestentausch. Die Katholische Kirche wird damit zu jener fensterlosen Betonklotzwelt, die der Papst in der Bundestagsrede an einer nur materialistisch ausgerichteten Politik mit Recht beklagt hat“.

Chapeau für den Begriff „fensterlose Betonklotzwelt“! Der Nachfolger römischer Cäsaren ist ein Dogmatiker reinster Ausprägung und ein Prinzipienreiter allererster Güte. Er versteht sich nicht nur als Heilsbringer sondern auch als Heilsdefenierer. In diesem Zusammenhang fällt mir das Märchen vom Rattenfänger ein.

Gläubige Christen, die ihr Leben, ihren Lebensinhalt, ihren Glauben und auch die Institution Kirche in einem positiven kreativen Sinne weiter entwickeln wollen, werden als „lau“ abgestempelt. Welche grandiose Überheblichkeit!


Frankfurter Rundschau (fr-online.de)

In einem Analyse-Beitrag >Der Papst führt einen Scheindialog< vom 26.09. schreibt Joachim Frank: (einige Auszüge)

  • „Dennoch hat Benedikt von Station zu Station deutlicher werden lassen, dass sein Verständnis von Begegnung die Rendezvous-Verbindung auf ICE-Bahnhöfen ist: Zwei Züge brausen aus verschiedenen Richtungen heran, halten kurz nebeneinander und fahren dann weiter. Zwar öffnet Zugchef Benedikt die Türen, um Passagiere des anderen Zuges aufzunehmen. Er hindert auch niemanden daran, auszusteigen. Aber der Netzbetrieb, der Verkehr auf anderen Gleisen, das ist für ihn irrelevant. Abweichungen von seinem Fahrplan, Richtungsänderungen gar kommen ihm nicht in den Sinn“.
  • „So konnte es geschehen, dass die wechselnden Gesprächspartner nacheinander ihre Wünsche und Reformanliegen – eigentlich permanent dieselben – vortrugen, ohne je auf Resonanz zu stoßen, schon gar nicht auf positive. Das Verlesen vorgefertigter Manuskripte geriet damit zu einer ans Absurde grenzenden Scheinkommunikation, das Ideal der „hörenden Kirche“ verkam zur Parole „Ohren auf Durchzug“.
  • „Sorgen wegen des Vertrauensverlusts der Kirche oder der zunehmenden pastoralen Probleme aufgrund des Priestermangels überging der Papst komplett. Stattdessen geißelte er die Gottferne kirchlicher Apparatschiks sowie materielle und strukturelle Verfettung“.
  • „Andere strittige Positionen der Kirche, etwa die Sexualmoral, gehören überhaupt nicht zum Glaubenskern und beeinflussen doch erheblich das Leben des Christen und die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Botschaft. Die von Benedikt propagierte Distanz zur Welt droht hier in Weltfremdheit umzuschlagen. Eine solche Kirche mag nach innen fest geschlossen stehen, für Nicht-Christen und die säkulare Gesellschaft wird sie immer weniger anschlussfähig".
  • "Das Gespräch über all das hat der Papst für sachfremd erklärt, ins Läppische gezogen oder komplett verweigert. Ein Stück Autismus. Und das an der Spitze eines Kommunikationsunternehmens“.

Der Zugchef Benedikt braust auf eingefahrenen Gleisen der Zukunft entgegen, wobei die Begegnung und Kommunikation mit den Reisenden sich auf ein huldvolles Winken beschränkt. Ein wirklich gelungener Vergleich!

Dieser Papst besitzt einen wahrhaft autoritären Führungsstil. Ebenso ist sein ausgeprägter Narzißmus schon legendär, mit dem die Gläubigen zu willenlosen Schafen degradiert werden und selbst Gott nur als persönlicher Rechtfertigungsgrund für die selbst ausgedachte Theologie und Instrumentalisierungsinstrument dient.

Benedikt XVI. ist ein wahrer Meister der Realitätsverdrängung, der anscheinend nur das eine Motto kennt: Wenn die Wirklichkeit nicht meinen Maßstäben entspricht, dann hat sie Pech gehabt!


Spiegel Online (Spiegel.de)

Jakob Augstein schreibt in einem Artikel „Papa ist der Beste“ vom 22.09.:

  • „Die Kirche verdient unseren Respekt, und der Protest gegen Benedikt XVI. ist pubertär, meint Jakob Augstein. Wir haben alle etwas vom Papst, Katholiken und Nicht-Katholiken - aus einem wichtigen Grund: Ethik ist in der Politik nicht gut aufgehoben“
  • „Wer sich da jetzt, in und außerhalb des Parlaments, in aller Selbstgerechtigkeit seinem rechtschaffenem Protest gegen den Papst hingeben will, sollte sich daran erinnern, dass die Kirchengeschichte älter ist als die Abtreibungsdebatte und das Mysterium der menschlichen Existenz tiefer als die Frage nach der Homo-Ehe“.

Jakob Augstein präsentiert wieder die alte Mär von der Kirche als abendländischem Schoß. Aber Lügen werden auch dann nicht wahrer, wenn man sie tausendmal wiederholt!

Was ist das für ein Verständnis eines Verlegers und Journalisten mit dem Anspruch von Humanismus und Aufklärung? Die Kirche verdiene nur alleine aus dem Grunde, daß sie die angeblich älteste Institution der Welt sei, schon Respekt? Und wer es wagt, gegen diesen Dinosaurier demokratisch legitimierten Protest vorzubringen, der sei pubertär? Ich glaube – ich muß mich übergeben ….!

 

Peter A. Weber