Lateinamerika nach dem Gipfel
Der argentinische Politikwissenschaftler Juan Manuel Karg zieht ein Resümee . .
. . des 7. Amerikagipfels in Panama
Von Juan Manuel Karg - Übersetzung: Eva Haule / amerika21
► Erste Schlussfolgerung:
Der Block der 33 Länder, die die CELAC [4] (Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten) bilden, ging gestärkt aus dem Treffen in Panama hervor. Ein Bild kann das bezeugen: Nachdem er Raúl Castro gehört hatte und bevor Cristina Fernández de Kirchner [5] und Nicolás Maduro [6] sprachen, zog sich Barack Obama aus der Versammlung der Staatschefs zurück. Ein sehr fragwürdiges Verhalten. Dieses Bild, das einige konservative Beobachter versuchten als eines der Niederlage der UNASUR [7]-Länder zu vermitteln, beinhaltet viel mehr das Gegenteil: Die USA konnten einen Raum nicht dirigieren, den sie zu eben diesem Zweck im Jahr 1994 geschaffen hatten, und dies wurde im Abgang Obamas deutlich. So hörte das Land, das in den vorangegangenen Jahrzehnten "Besitzer und Herr" dieser Art von Treffen war, in einer arroganten, aber auch defensiven Haltung nicht einmal die Ansprachen eines Großteils der Präsidenten der Region.
► Zweite Schlussfolgerung:
Wenn jemand von Castro einen "Light"-Diskurs in Panama als Ergebnis der Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit Washington erwartet hat, hat er sich getäuscht. Der Kubaner war überzeugend in seiner Ausführung über die Geschichte der Politik Washingtons gegenüber der Insel, weit über die bösartigen Verkürzungen hinaus, die verschiedene hegemoniale Medien der Region versucht haben. Er erinnerte daran, dass die USA in den Unabhängigkeitskrieg "als Verbündete eintraten und sich des Landes bemächtigten wie Besatzer". Später zeigte er auf, dass die Mängel, die die Blockade produziert, eine größere Unterstützung des politischen, ökonomischen und sozialen Modells hervorriefen, das auf der Insel seit 1959 in Kraft ist. So sagte er, dass "77 Prozent der Kubaner unter der Blockade geboren wurden. Aber die Feindseligkeit brachte mehr Revolution." Abschließend berichtete er über die Niederlage von ALCA [8], dem Vorschlag des Freihandels, der genau auf dem Amerikagipfel entworfen wurde, und sagte, dass "ALCA im Jahr 2005 in Mar del Plata unter der Führung von Chávez [9], Kirchner und Lula [10] unterging".
► Dritte Schlussfolgerung:
Die Kritik am Präsidialdekret von Obama, das Venezuela als Gefahr für Washington einstuft, bemächtigte sich eines Großteils der Ansprachen. Das heißt: Sie brachte eine Versammlung durcheinander, deren zentraler Punkt das Foto Obama-Castro gewesen wäre. Cristina Fernández de Kirchner war überwältigend: "Ich habe zuerst gelacht. Eine Bedrohung? Das ist unglaubwürdig", sagte sie zuerst, um anschließend zu bekräftigen: "Es ist bedauerlich, dass der Gipfel von dieser Entscheidung überschatten wird. Dieses Dekret muss außer acht gelassen werden." Später urteilte Maduro, der die elf Millionen Unterschriften zum Treffen brachte, dass "dieses Dekret sich in das interne Leben Venezuelas einmischt". Anschließend stellte er klar, dass er um eine diplomatische Lösung des Themas bemüht ist, und sagte: "Ich reiche Ihnen die Hand, Präsident Obama, damit wir das Thema ohne Einmischung in die inneren Angelegenheiten lösen."
CELAC-Mitgliedsstaaten (Quelle: Wikipedia)
Staat | Bevölkerung | Landfläche | Meeresfläche | Hauptstadt |
---|---|---|---|---|
[11] Antigua und Barbuda [11] | 87.883 | 443 km² | 114.217 km² | Saint John [12] |
[13] Argentinien [13] | 40.091.359 | 2.780.400 km² | 2.015.409 km² | Buenos Aires [14] |
[15] Bahamas [15] | 301.790 | 13.940 km² | 761.038 km² | Nassau [16] |
[17] Barbados [17] | 279.912 | 431 km² | 187.324 km² | Bridgetown [18] |
[19] Belize [20] | 372.000 | 22.966 km² | 48.529 km² | Belmopan [21] |
[22] Bolivien [23] | 10.426.160 | 1.098.581 km² | 0 km² | Sucre [24] und La Paz [25] |
[26] Brasilien [26] | 202.740.000 | 8.514.877 km² | 4.435.518 km² | Brasília [27] |
[28] Chile [29] | 17.094.275 | 756.096,3 km² | 3.928.226 km² | Santiago de Chile [30] |
[31] Costa Rica [32] | 4.579.000 | 51.100 km² | 594.310 km² | San José [33] |
[34] Dominica [35] | 69.278 | 754 km² | 29.644 km² | Roseau [36] |
[37] Dominikanische Republik [38] | 10.090.000 | 48.442 km² | 266.636 km² | Santo Domingo [39] |
[40] Ecuador [41] | 14.306.876 | 283.561 km² | 1.118.265 km² | Quito [42] |
[43] El Salvador [44] | 5.744.113 | 21.041 km² | 107.814 km² | San Salvador [45] |
[46] Grenada [47] | 89.502 | 344 km² | 29.663 km² | St. George’s [48] |
[49] Guatemala [50] | 14.700.000 | 108.889 km² | 128.592 km² | Guatemala-Stadt [51] |
[52] Guyana [53] | 759.000 | 214.970 km² | 188.343 km² | Georgetown [54] |
[55] Haiti [56] | 9.800.000 | 27.750 km² | 133.443 km² | Port-au-Prince [57] |
[58] Honduras [59] | 7.793.000 | 112.492 km² | 318.260 km² | Tegucigalpa [60] |
[61] Jamaika [62] | 2.735.520 | 10.991 km² | 267.939 km² | Kingston [63] |
[64] Kolumbien [64] | 45.656.937 | 1.141.748 km² | 861.849 km² | Bogotá [65] |
[66] Kuba [67] | 11.242.621 | 110.860 km² | 412.276 km² | Havanna [68] |
[69] Mexiko [69] | 112.322.757 | 1.972.550 km² | 3.596.695 km² | Mexiko-Stadt [70] |
[71] Nicaragua [72] | 5.465.100 | 129.494 km² | 194.755 km² | Managua [73] |
[74] Panama [75] | 3.405.813 | 78.200 km² | 389.050 km² | Panama-Stadt [76] |
[77] Paraguay [78] | 7.030.917 | 406.752 km² | 0 km² | Asunción [79] |
[80] Peru [81] | 29.885.340 | 1.285.215,6 km² | 897.915 km² | Lima [82] |
[83] St. Lucia [84] | 160.145 | 616 km² | 16.161 km² | Castries [85] |
[86] St. Kitts und Nevis [87] | 38.950 | 261 km² | 10.627 km² | Basseterre [88] |
[89] St. Vincent und die Grenadinen [90] | 104.000 | 389 km² | 37.863 km² | Kingstown [91] |
[92] Suriname [93] | 526.000 | 163.270 km² | 181.403 km² | Paramaribo [94] |
[95] Trinidad und Tobago [96] | 1.299.953 | 5.128 km² | 99.483 km² | Port of Spain [97] |
[98] Uruguay [99] | 3.424.595 | 176.215 km² | 217.493 km² | Montevideo [100] |
[101] Venezuela [102] | 30.102.382 | 916.445 km² | 1.328.716 km² | Caracas [103] |
► Vierte Schlussfolgerung:
Das Fehlen einer Abschlusserklärung zeigt die Unzufriedenheit der USA und Kanadas mit den zentralen Achsen des Treffens, ähnlich wie bei dem vorangegangenen in Cartagena de Indias (Kolumbien) im Jahr 2012. Auch wenn Obama das gemeinsame Foto mit Raúl Castro bekommen und die Tage zuvor dazu genutzt hat, sich mit den Karibikländern zu treffen, die in der CARICOM [104] zusammengeschlossen sind – um die venezolanische Hegemonie mittels Petrocaribe [105] in dem Gebiet zu schwächen –, können wir sagen, dass die Tatsache, dass kein Abschlussdokument existiert, die Unstimmigkeiten zwischen dem CELAC-Block und den Ländern Nordamerikas aufzeigt, die sich der Positionierung gegen das Dekret gegen Venezuela widersetzten. Zwei Gipfel in Folge ohne gemeinsame Positionierung beweisen die Grenzen eines derartigen Zusammentreffens von Ländern, die hinsichtlich der politischen und ökonomischen Orientierung sehr unterschiedlich sind.
Mehrere Fragezeichen bleiben nach dem panamaischen Treffen mit Blick auf die Zusammenkunft in Peru im Jahr 2018.
- Inwieweit wird der Amerikagipfel den Puls der regionalen Diskussionen aufzeigen, bedenkt man, dass der CELAC-Block zu diesen Treffen bereits mit vorab getroffenen Übereinstimmungen kommt?
- In welcher Form wird sich das regionale Szenario, in dem es aktuell eine Reihe postneoliberaler Regierungen gibt, mit Blick auf den kommenden Amerikagipfel ändern?
- Könnten die USA eine größere Affinität zu den Ländern der Karibik über die Caricom erreichen?
Wie auch immer, auch wenn sich jetzt eine Politik der historischen Feindschaft gegenüber Kuba ändert, bleibt das regionale Szenario für die USA sehr komplex. Schließlich bleibt der Amerikagipfel nach dem Auftauchen neuer Integrationsmechanismen – wie UNASUR, CELAC, ALBA und Petrocaribe – Erbe einer vorherigen Etappe der Region: der des "Konsenses von Washington", besiegt vor genau zehn Jahren in Mar del Plata [106]. Dieses Format zu modifizieren (oder nicht), davon hängt zum Großteil das Überleben dieser Instanz ab, die scheinbar gefangen bleibt in einem Wandel der Epoche Lateinamerikas.
Juan Manuel Karg - Übersetzung: Eva Haule / amerika21
► Quelle: Portal amerika21 [3] > Artikel [107]> Originalartikel > cubadebate [108]
► Interne Verweise:
- "Ein widerspenstiger Kontinent in Panama" -15.04.2015 - Hintergrund & Analyse von Aram Aharonian - weiter [109]
- "Raúl Castro lobt Barack Obama: 'Ein ehrlicher Mann' " - 12.04.2015 - Nachricht von Harald Neuber - weiter [110]
- "Was steht bei dem Amerika-Gipfel in Panama auf dem Spiel?" - 08.04.2015 - Hintergrund & Analyse von Juan Manuel Karg - weiter [111]
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[3]
► Bild- und Grafikquellen:
1. CEREMONIA DE INAUGURACIÓN, VII CUMBRE DE LAS AMÉRICAS, PANAMÁ, 10 ABRIL 2015 - CELAC [4] (Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten). Foto: Presidencia de la República del Ecuador. Quelle: Flickr. [114] Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0 [115])
2. CEREMONIA DE INAUGURACIÓN, VII CUMBRE DE LAS AMÉRICAS, PANAMÁ, 10 ABRIL 2015. Foto: Presidencia de la República del Ecuador. Quelle: Flickr [116]. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0 [115])
3. Raúl Castro und Barack Obama beim Treffen der CELAC-Staaten Panama am 11.04.2015. Foto: US Government. Quellen: Whitehouse.gov / Wikimedia Commons [117]. Dieses Werk ist in den Vereinigten Staaten gemeinfrei, da es von Mitarbeitern der US-amerikanischen Bundesregierung oder einem seiner Organe in Ausübung seiner dienstlichen Pflichten erstellt wurde und deshalb nach Titel 17, Kapitel 1, Sektion 105 des US Code [118] ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.