Lateinamerika nach dem 7. Amerikagipfel in Panama

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Helmut S. - ADMIN
Helmut S. - ADMIN
Offline
Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Lateinamerika nach dem 7. Amerikagipfel in Panama
DruckversionPDF version

Lateinamerika nach dem Gipfel


Der argentinische Politikwissenschaftler Juan Manuel Karg zieht ein Resümee . .

. . des 7. Amerikagipfels in Panama



Von Juan Manuel Karg - Übersetzung: Eva Haule / amerika21


Erste Schlussfolgerung:

Der Block der 33 Länder, die die CELAC (Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten) bilden, ging gestärkt aus dem Treffen in Panama hervor. Ein Bild kann das bezeugen: Nachdem er Raúl Castro gehört hatte und bevor Cristina Fernández de Kirchner und Nicolás Maduro sprachen, zog sich Barack Obama aus der Versammlung der Staatschefs zurück. Ein sehr fragwürdiges Verhalten. Dieses Bild, das einige konservative Beobachter versuchten als eines der Niederlage der UNASUR-Länder zu vermitteln, beinhaltet viel mehr das Gegenteil: Die USA konnten einen Raum nicht dirigieren, den sie zu eben diesem Zweck im Jahr 1994 geschaffen hatten, und dies wurde im Abgang Obamas deutlich. So hörte das Land, das in den vorangegangenen Jahrzehnten "Besitzer und Herr" dieser Art von Treffen war, in einer arroganten, aber auch defensiven Haltung nicht einmal die Ansprachen eines Großteils der Präsidenten der Region.

 


Zweite Schlussfolgerung:

Wenn jemand von Castro einen "Light"-Diskurs in Panama als Ergebnis der Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit Washington erwartet hat, hat er sich getäuscht. Der Kubaner war überzeugend in seiner Ausführung über die Geschichte der Politik Washingtons gegenüber der Insel, weit über die bösartigen Verkürzungen hinaus, die verschiedene hegemoniale Medien der Region versucht haben. Er erinnerte daran, dass die USA in den Unabhängigkeitskrieg "als Verbündete eintraten und sich des Landes bemächtigten wie Besatzer". Später zeigte er auf, dass die Mängel, die die Blockade produziert, eine größere Unterstützung des politischen, ökonomischen und sozialen Modells hervorriefen, das auf der Insel seit 1959 in Kraft ist. So sagte er, dass "77 Prozent der Kubaner unter der Blockade geboren wurden. Aber die Feindseligkeit brachte mehr Revolution." Abschließend berichtete er über die Niederlage von ALCA, dem Vorschlag des Freihandels, der genau auf dem Amerikagipfel entworfen wurde, und sagte, dass "ALCA im Jahr 2005 in Mar del Plata unter der Führung von Chávez, Kirchner und Lula unterging".

 


Dritte Schlussfolgerung:

Die Kritik am Präsidialdekret von Obama, das Venezuela als Gefahr für Washington einstuft, bemächtigte sich eines Großteils der Ansprachen. Das heißt: Sie brachte eine Versammlung durcheinander, deren zentraler Punkt das Foto Obama-Castro gewesen wäre. Cristina Fernández de Kirchner war überwältigend: "Ich habe zuerst gelacht. Eine Bedrohung? Das ist unglaubwürdig", sagte sie zuerst, um anschließend zu bekräftigen: "Es ist bedauerlich, dass der Gipfel von dieser Entscheidung überschatten wird. Dieses Dekret muss außer acht gelassen werden." Später urteilte Maduro, der die elf Millionen Unterschriften zum Treffen brachte, dass "dieses Dekret sich in das interne Leben Venezuelas einmischt". Anschließend stellte er klar, dass er um eine diplomatische Lösung des Themas bemüht ist, und sagte: "Ich reiche Ihnen die Hand, Präsident Obama, damit wir das Thema ohne Einmischung in die inneren Angelegenheiten lösen."

 

CELAC-Mitgliedsstaaten  (Quelle: Wikipedia)

 

Staat Bevölkerung Landfläche Meeresfläche Hauptstadt
Antigua und Barbuda Antigua und Barbuda 87.883 443 km² 114.217 km² Saint John
Argentinien Argentinien 40.091.359 2.780.400 km² 2.015.409 km² Buenos Aires
Bahamas Bahamas 301.790 13.940 km² 761.038 km² Nassau
Barbados Barbados 279.912 431 km² 187.324 km² Bridgetown
Belize Belize 372.000 22.966 km² 48.529 km² Belmopan
Bolivien Bolivien 10.426.160 1.098.581 km² 0 km² Sucre und La Paz
Brasilien Brasilien 202.740.000 8.514.877 km² 4.435.518 km² Brasília
Chile Chile 17.094.275 756.096,3 km² 3.928.226 km² Santiago de Chile
Costa Rica Costa Rica 4.579.000 51.100 km² 594.310 km² San José
Dominica Dominica 69.278 754 km² 29.644 km² Roseau
Dominikanische Republik Dominikanische Republik 10.090.000 48.442 km² 266.636 km² Santo Domingo
Ecuador Ecuador 14.306.876 283.561 km² 1.118.265 km² Quito
El Salvador El Salvador 5.744.113 21.041 km² 107.814 km² San Salvador
Grenada Grenada 89.502 344 km² 29.663 km² St. George’s
Guatemala Guatemala 14.700.000 108.889 km² 128.592 km² Guatemala-Stadt
Guyana Guyana 759.000 214.970 km² 188.343 km² Georgetown
Haiti Haiti 9.800.000 27.750 km² 133.443 km² Port-au-Prince
Honduras Honduras 7.793.000 112.492 km² 318.260 km² Tegucigalpa
Jamaika Jamaika 2.735.520 10.991 km² 267.939 km² Kingston
Kolumbien Kolumbien 45.656.937 1.141.748 km² 861.849 km² Bogotá
Kuba Kuba 11.242.621 110.860 km² 412.276 km² Havanna
Mexiko Mexiko 112.322.757 1.972.550 km² 3.596.695 km² Mexiko-Stadt
Nicaragua Nicaragua 5.465.100 129.494 km² 194.755 km² Managua
Panama Panama 3.405.813 78.200 km² 389.050 km² Panama-Stadt
Paraguay Paraguay 7.030.917 406.752 km² 0 km² Asunción
Peru Peru 29.885.340 1.285.215,6 km² 897.915 km² Lima
St. Lucia St. Lucia 160.145 616 km² 16.161 km² Castries
St. Kitts und Nevis St. Kitts und Nevis 38.950 261 km² 10.627 km² Basseterre
St. Vincent und die Grenadinen St. Vincent und die Grenadinen 104.000 389 km² 37.863 km² Kingstown
Suriname Suriname 526.000 163.270 km² 181.403 km² Paramaribo
Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago 1.299.953 5.128 km² 99.483 km² Port of Spain
Uruguay Uruguay 3.424.595 176.215 km² 217.493 km² Montevideo
Venezuela Venezuela 30.102.382 916.445 km² 1.328.716 km² Caracas


Vierte Schlussfolgerung:

Das Fehlen einer Abschlusserklärung zeigt die Unzufriedenheit der USA und Kanadas mit den zentralen Achsen des Treffens, ähnlich wie bei dem vorangegangenen in Cartagena de Indias (Kolumbien) im Jahr 2012. Auch wenn Obama das gemeinsame Foto mit Raúl Castro bekommen und die Tage zuvor dazu genutzt hat, sich mit den Karibikländern zu treffen, die in der CARICOM zusammengeschlossen sind – um die venezolanische Hegemonie mittels Petrocaribe in dem Gebiet zu schwächen –, können wir sagen, dass die Tatsache, dass kein Abschlussdokument existiert, die Unstimmigkeiten zwischen dem CELAC-Block und den Ländern Nordamerikas aufzeigt, die sich der Positionierung gegen das Dekret gegen Venezuela widersetzten. Zwei Gipfel in Folge ohne gemeinsame Positionierung beweisen die Grenzen eines derartigen Zusammentreffens von Ländern, die hinsichtlich der politischen und ökonomischen Orientierung sehr unterschiedlich sind.

Mehrere Fragezeichen bleiben nach dem panamaischen Treffen mit Blick auf die Zusammenkunft in Peru im Jahr 2018.

  • Inwieweit wird der Amerikagipfel den Puls der regionalen Diskussionen aufzeigen, bedenkt man, dass der CELAC-Block zu diesen Treffen bereits mit vorab getroffenen Übereinstimmungen kommt?
  • In welcher Form wird sich das regionale Szenario, in dem es aktuell eine Reihe postneoliberaler Regierungen gibt, mit Blick auf den kommenden Amerikagipfel ändern?
  • Könnten die USA eine größere Affinität zu den Ländern der Karibik über die Caricom erreichen?

Wie auch immer, auch wenn sich jetzt eine Politik der historischen Feindschaft gegenüber Kuba ändert, bleibt das regionale Szenario für die USA sehr komplex. Schließlich bleibt der Amerikagipfel nach dem Auftauchen neuer Integrationsmechanismen – wie UNASUR, CELAC, ALBA und Petrocaribe – Erbe einer vorherigen Etappe der Region: der des "Konsenses von Washington", besiegt vor genau zehn Jahren in Mar del Plata. Dieses Format zu modifizieren (oder nicht), davon hängt zum Großteil das Überleben dieser Instanz ab, die scheinbar gefangen bleibt in einem Wandel der Epoche Lateinamerikas.

Juan Manuel Karg - Übersetzung: Eva Haule / amerika21


 

Quelle: Portal amerika21 > Artikel > Originalartikel > cubadebate

Interne Verweise:

  • "Ein widerspenstiger Kontinent in Panama" -15.04.2015 Hintergrund & Analyse von Aram Aharonian - weiter
  • "Raúl Castro lobt Barack Obama: 'Ein ehrlicher Mann' " - 12.04.2015 - Nachricht von Harald Neuber  - weiter
  • "Was steht bei dem Amerika-Gipfel in Panama auf dem Spiel?" - 08.04.2015 - Hintergrund & Analyse von Juan Manuel Karg - weiter

Unterstützt bitte die unabhängige Berichterstattung und werdet Mitglied des Förderkreises von amerika21.de oder spendet, damit die Betreiber ihre Arbeit fortsetzen könnenweiter


Bild- und Grafikquellen:

 

1. CEREMONIA DE INAUGURACIÓN, VII CUMBRE DE LAS AMÉRICAS, PANAMÁ, 10 ABRIL 2015 - CELAC (Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten). Foto: Mauricio Muñoz / Presidencia de la República del Ecuador. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)

2. CEREMONIA DE INAUGURACIÓN, VII CUMBRE DE LAS AMÉRICAS, PANAMÁ, 10 ABRIL 2015. Foto: Mauricio Muñoz / Presidencia de la República del Ecuador. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)

3. Raúl Castro und Barack Obama beim Treffen der CELAC-Staaten Panama am 11.04.2015. Foto: US Government. Quellen: Whitehouse.gov / Wikimedia Commons. Dieses Werk ist in den Vereinigten Staaten gemeinfrei, da es von Mitarbeitern der US-amerikanischen Bundesregierung oder einem seiner Organe in Ausübung seiner dienstlichen Pflichten erstellt wurde und deshalb nach Titel 17, Kapitel 1, Sektion 105 des US Code ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.