Seehofers Beichte: Wallfahrt zum Heiligen Berg

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Wolfgang Blaschka
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Seehofers Beichte: Wallfahrt zum Heiligen Berg
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  Seehofers Beichte    
     
Wallfahrt zum Heiligen Berg

von Wolfgang Blaschka


Kaum dass die Knospen austreiben und der Frühling ins Blaukraut schießt, brechen auch schon die Pickel auf, und die Eiterbeulen platzen, junge und jüngste Skandale drängen wie Spargel ans Licht, und aus dem vermoderten Herbstlaub vergangener Jahre wuchern die alten, die längst beurlaubt geglaubten wieder hervor. Kein schönes Frühlingserwachen diesmal für die CSU jedenfalls, das Amigo-Gestrüpp wieder aufblühen zu sehen. Das macht sich gar nicht gut. In solchen Situationen empfiehlt sich dringend Buße zu tun, Kerzen zu stiften und Wallfahrten zu gehen. Die Währung einer Partei ist neben dem sündigen Personal ihr Wahlprogramm. Damit wollen sie hausieren gehen und den Boden bereiten für künftige Erfolge. Hoffnungsvolle Versprechen mit möglichst wenig Versprechern in klingende Münze verwandeln. Das Klimpergeld wollen sie umrubeln in Wählerstimmen, denn am Wahltag ist Zahltag, wie man so schön sagt. Selbst der dümmste Bauer weiß, dass er im Herbst nur das ernten kann, was er im Frühjahr ausgesät hat.

Deshalb hat sich die bauernschlaue Christlich Demokratische Union eine Frühjahrskur verordnet, entsorgt diese oder jene unerträgliche, weil untragbare Personalie und lässt sich ihr Programm absegnen, am besten nicht nur von Delegierten oder Parteivorständen, sondern gleich von ganz oben: Am Heiligen Berg, im Kloster Andechs, wo es nebenbei noch ein süffiges Bier gibt, am Friedhof neben der Kirche das Grab von Carl Orff und obendrein einen schönen Ausblick über den Ammersee. Dennoch kein leichter Gang für die kalt erwischte Amigo-Gang.

 

© Karikaturist Kostas Koufogiorgos, Stuttgart - http://www.koufogiorgos.de/


Zwar ist der Schüttelschorsch schon abgeschüttelt, aber der Ruch der Vetternwirtschaft bleibt haften wie Spinnweb. Georg Schmid, der immer so gern Hände geschüttelt hatte, war einmal (sollte er nicht aus den Geschichtsbüchern getilgt werden) der Fraktionsvorsitzende der CSU, bis vor wenigen Tagen. Er hatte seine Frau für sich arbeiten lassen. Das allein unterscheidet ihn nicht sonderlich von den meisten Familienvätern wie auch von vielen Abgeordneten. Das Vergehen allerdings war: Er hat sie bezahlt, üppig sogar. Das ging nun gar nicht. 5600 Euro im Monat von den 7000 Euro seiner Aufwandsentschädigung, die zusätzlich zu seinem Abgeordneten-Salär und zum Fraktionsvorsitzenden-Entgelt zur Bestreitung des Bürobetriebs zur Verfügung standen, hat er seiner Ehefrau zugeschustert, und nochmal 1000 und einen 400-Euro-Job an Praktikanten vergeben. Voll ausgeschöpft! Nur nichts verkommen lassen! Das mit der Beschäftigung Verwandter ersten Grades und engster Familienangehöriger war eindeutig illegal. Das muss ihm wohl irgendwie gedämmert haben, und so war er auf die Idee einer Firmengründung verfallen. Er deklarierte sie als Angestellte dieser Service-Firma, quasi outgesourst. Sehr neoliberal durchdacht. Es half nicht, als es ruchbar wurde. Es war zu durchsichtig. Es stank zum Himmel.

Was aber macht ein ertappter Schummler an der Spitze einer familienfreundlichen Volkspartei? Er versucht sich vor dem Wahlvolk möglichst verständnisheischend zu rechtfertigen, und redet sich damit noch tiefer in den familiären Sumpf: Die hohe Summe sei gerechtfertigt, weil die Frau doch fast rund um die Uhr für ihn gearbeitet habe. Aha! Interessant! Also scheinselbständig! Keine Sozialabgaben bezahlt! Jetzt hat er ein Betrugsverfahren an der Backe. Er hatte wohl gedacht, die Ehefrau sei mitversichert. Der Schutz der Familie stehe doch im Parteiprogramm. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Aber die Partei-Familie lässt sich selbst in Zeiten der Quoten-Zoten nicht so dümmlich beschmutzen. Sozialbetrug wird nun bei den Christlich-Sozialen nicht (mehr) geduldet. Es gibt auch keine Ausnahmen für Dummheit. Da wird neuerdings hart durchgegriffen und eiskalt zurückgetreten. Vor der Wahl blieb da keine Wahl.

Dabei war der Schüttelschorsch aus Donauwörth nicht der einzige Sünder. Von 79 Fällen im bayerischen Landtag ist bislang die Rede, die meisten seitens der CSU, darunter auch Minister und Staatssekretäre. In einem dieser Selbstbedienungsfälle wurden im Winter 2000 sogar die damals 13- und 14-jährigen Söhne angestellt, um die Büropauschale fürs Familienwohl abzukrallen und eventuell etwas Feuerholz zukaufen zu können. Kinderarbeit also nicht nur in Indien oder in Bangladesh! Ob sich da jetzt das Jugendamt einschalten muss, um die missbrauchten Heranwachsenden aus der Fron ihrer raffgierigen Eltern zu befreien? Dem wurde schon mal vorgebaut: Die Kleinen hätten nur leichte Tätigkeiten verrichten dürfen wie Botengänge, nicht aber Wartungsarbeiten am Computer. Jugendliche mögen das freilich genau andersherum sehen. Indes muss sich ihr Papa, der Chef des Haushaltsausschusses Georg Winter jetzt tatsächlich warm anziehen. Dass seine Söhne Verwandte ersten Grades seien, wird er nicht abstreiten können. Bliebe nur noch, seine Vaterschaft abzustreiten. Eine harte Prüfung.

Prominent und bundespolitisch relevant auch der Fall der stellvertretenden CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär, speziell lebenspartnerschaftlich brisant die Kündigung ihres Verlobten Oliver Ende Januar 2006, um ihn im darauffolgenden Monat am 12. Februar zu heiraten. Wielange sie vorher mit ihm zusammen gewesen sei, wolle sie nicht verraten, das sei doch ihre Privatsache. Es muss Liebe auf den 365-tausendsten Blick gewesen sein, oder eine plötzliche massive Persönlichkeitsveränderung des Bräutigams, den sie nicht mehr wiedererkannte, und schon nach zwei Wochen Hochzeit mit dem "neuen" Alten! Ist das nicht romantisch?! Daneben versorgte sie in ihrem Berliner Bundestagsbüro auch noch die Lebensgefährtin ihres Vaters mit einem Midi-Job, angeblich Lektorats- und Recherche-Arbeiten. Vielleicht um herauszufinden, ob ihre Anstellung auch rechtens sei. Aus Unionskreisen verlautete indes, dass die Frau zwar Geld von der unterfränkischen Nachwuchshoffnung der CSU bekommen, jedoch nie für sie gearbeitet habe. Ja, arbeiten wir denn nicht alle irgendwie für uns selbst?

Der CSU-Abgeordnete Martin Neumeyer katapultierte sich auf höchstes verwandtschaftspraktisches Niveau, als er seine Aussage, er habe einen Vetter beschäftigt, zurückzog und stattdessen richtig stellte, es sei der Großneffe gewesen. Nur damit Seehofer Recht behalten kann, wenn er behauptet, es gebe in Bayern keine Vetternwirtschaft. Der legendäre BVP-Abgeordnete eines Ludwig Thoma, dieser schrullige Josef Filser aus Miesbach hätte es nicht treuherziger umschreiben können: Es ist halt eine Großneffenwirtschaft in Bayern.

Der Fall von Uli Hoeneß ist zwar nicht direkt der CSU zuzurechnen, strahlt aber gewaltig aus. Die Bilder von Steuerhinterzieher und oberstem Steuermann im besten Bayern/Bayern-Einvernehmen würde man am liebsten aus dem Verkehr ziehen. Es ist schon ein Kreuz mit solchen Freunden nach Aufkommen derer Sündenfälle. Man möchte besser nie mit ihnen zusammen gesehen worden sein. Man möchte auch ungern an die Spezlwirtschaftszeiten eines FJ Strauß erinnert werden. Gott hab' ihn selig, und der Teufel ein Erbarmen mit ihm! Jetzt hilft anscheinend nur noch beten. Und beichten. In Klausur gehen. Hinter dicke Klostermauern also zur Vorstandsklausur.

Oberhalb Herrschings grünt der Hügel mit dem Zwiebelturm, der bayerischer kaum zu malen wäre als mit diesem weißblauen Himmel, der ihn überwölbt. Dort fühlt sich die CSU dem Allerhöchsten näher als selbst in Altötting, dem Gnadenort, wo man sich je nach Körpergröße ein passendes Holzkreuz ausleihen und die Kapelle zehnmal auf Knieen umrunden könnte, bis der Orthopäde Einhalt gebietet: Genug gerutscht, bitte wieder aufrichten, sonst kriegen Sie Kreuzschmerzen und Rückgrat-Probleme. Man könnte eine Votivtafel aufhängen zu Ehren der Schwarzen Madonna: "Uns hilft nix mehr. Bitt' für uns!" Aber die müsste dann schon so groß sein, dass die dichtbestückten Wände nicht mehr ausreichen und ein kompletter Neubau ins Auge gefasst werden müsste. Das vertrüge sich nicht mit der Tradition. Der alte Bau ist allerdings ziemlich stickig und duster. Also doch lieber Andechs, dem Himmel deutlich näher!

Dort oben will der Horst mitsamt seinen Mannern und Frauen den Segen abholen, damit es ihnen gelänge: Die dicksten Kartoffeln einfahren. Den fettesten Segen über Land und Leute ausgießen. Sich selber die absolute Mehrheit sichern. Nur, wie soll das gehen mit dem vielen Dreck am Stecken? Der Abt steht huldvoll zur Begrüßung der zerknirschten Wallfahrer parat. Seehofer, von unten gegen weiße Wolken fotografiert, gesteht weltentrückt im Gloriolenschein, dass er nun erst einmal zum Abt gehen und beichten wolle. Der Abt steht schon die ganze Zeit neben ihm und sekundiert: "Das wird aber länger dauern". Schmerzlicher Lacher. Demut ist angesagt, Zerknirschung wird erwartet. Nicht nur mäkelnde Journalisten haben sich eingefunden, sondern auch grollendes Volk. Schon zur Begrüßung hört der reuige Ministerpräsident nur Verwünschungen, Fragen, Vorwürfe. Das kann ja heiter werden! Anstand, Recht und Ordnung sind beim Teufel. Das neue Saubermann-Image befleckt! Komischerweise sagt heute niemand mehr halb anerkennend, halb neidisch: "Aber Hund' sans scho!" Eher Häme. Eine grauhaarige Frau angesichts des Limousinen-Corsos: "Ich wollte ihn fragen, ob er mich anstellt". Wenn die so gut zahlen! Was andere Biergartenbesucher mit dem Schmidt Schorsch anstellen wollten, wurde allerdings nicht detailliert überliefert. Scheint nicht zitabel gewesen zu sein. Das Zuverdienstmodell "Schorsch und Gerti" jedenfalls wird wohl kaum Eingang finden können ins Regierungsprogramm. Es wäre geradezu parteischädigend.

Dabei war alles so schön eingefädelt: Erst mal zwei Tage Selbstbeweihräucherung, und dann am dritten Tag die Offenbarung, das Wahlprogramm! Vielleicht noch eine Abschiedsmesse mitsamt der Bayernhymne und Schluss-Segen vom Abt himself, und dann die erlösende Entlassungsformel: "Gehet hin in Frieden". So war das von der Regie wohl geplant, und dann könnte die Gemeinde murmeln: "Gott sei Dank!". Aber das murrende Wahlvolk grummelt, die Presse motzt. Frieden in den Reihen der Partei-Führungsriege könnte erst wieder einkehren, falls wir das alle gründlich vergessen haben sollten. Damit kein Gras drüber wächst, sei es hier aufgeschrieben, auf dass es nicht verdrängt werde. Weil am Wahltag ist schließlich Zahltag. Für Bestechungsgelder an alle Wahlberechtigten reicht's dann selbst bei der gut im Saft stehenden CSU nicht.

Bayern ist keine "g'mahde Wiesn" mehr für die Nachfolgerin der Bayerischen Volkspartei, die unter Strauß so rechts stand, dass sie die NPD mühelos marginalisierte. Da nützt auch der hellgrün-blaue Anstrich nichts und der menschelnde Slogan: "Näher am Menschen". Meint wohl, nahe an den menschlichen Abgründen. Plötzlich geht, was bisher als unanständig galt: Bayern wird sich wieder am Ankauf von Steuer-CDs beteiligen. Der Steuerknaller, den sich Söder für den Herbst ausgedacht hatte, steht nun allerdings auf dem Prüfstand: Er wollte einen vom Bund abgekoppelten "Bayern-Tarif" mit regionalisierter, sprich halbierter Erbschaftssteuer und einem prozentualen "Fleiß-Bonus" für die bayerischen Einkommenssteuerzahler, was einen Einnahme-Verzicht auf über eine Milliarde bedeutet hätte. Man könnte sich's ja leisten. Söders "Bayern für Reiche" wäre somit zum Steuerparadies der Bundesrepublik geworden. Schon heute bleiben freistaatsweit rund 40 Prozent der Steuerprüfer-Stellen unbesetzt. Das geht in Richtung Steuerfreistaat. Beinahe schon griechische Verhältnisse, wie für Reeder gemacht. Schade, dass das bayerische Meer, der Chiemsee, so abseits der Ozeane liegt! Doch wozu denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?!

Apropos Söder: Er gilt mittlerweile als der Humorbolzen der CSU. Beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus hatte er zur Begrüßung seinem nicht anwesenden Regierungschef eine Biersorte namens "eiskalt gehopfter Hallodri" anempfohlen, und auch sonst recht derbe Sprüche gerissen. Dem Hubert Aiwanger von den Freien Wählern sagte er im Falle eines Wechsels zur CSU eine glänzende Karriere voraus: "Mit Populismus, inhaltlichen Schwächen und diktatorischem Verhalten" habe er "echte Aufstiegchancen in der CSU". Man wollte den Vielredner schon für mutig halten ob solch gewagter Selbstderbleckerei. Der traut sich was, dachten viele. Denkste! Der Markus war kreuzbrav und hat sich seine aufmüpfigen Scherze auf Kosten des Ministerpräsidenten von diesem selber vorher abnicken lassen. Das hat Seehofer nun am Rande der Klausur nicht insgeheim dem Abt gebeichtet, sondern gleich freimütig vor der Presse. Söder habe ihn gefragt, ob er diese Gags so bringen könne, "und ich habe gesagt: Ja". Er wollte den Tagesablauf "etwas humorvoll" gestaltet wissen. Politik und Politiker als Lachnummer, das verkauft sich. Wenn schon schlechte Nachrichten, dann doch wenigstens mit Galgenhumor präsentiert. Allerdings stichelte er sogleich gegen den heimlichen Konkurrenten von Django Asül: "Was müssen sich die Leute im Ministerium angestrengt haben, um solche Formulierungen zu finden!" Man fragt sich überhaupt, was Söder im Finanzministerium noch zu tun hat. Läuft doch alles prächtig, wenngleich etwas aus dem Ruder.

Wolfgang Blaschka, München

 

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Beichte in Bayern noch hoch im Kurs

 

Beichte in Bayern noch hoch im Kurs - CSU und Hoeneß im Gleichschritt


Die Beichte ist doch ein praktisches Instrumentarium. Wenn sie von der römischen Kirche nicht erfunden worden wäre, dann müßte man sie schnellstens einführen. Es läßt sich ungehemmt und unbekümmert sündigen, wenn es nur einer Beichte bedarf, einer rhetorischen Reue und der Zusage, ein paar läppische Gebete zu rezitieren, um wieder eine weiße Weste zu erhalten. Vergebung ist schließlich die höchste Tugend, so daß auch das Wahlvolk, das sowieso mit Vergeßlichkeit gesegnet ist, die armen reuigen Sünder wieder in die Arme nimmt.


Man kann es Seehofer nicht verübeln, daß er sich an der Quelle bedient, denn die CSU besitzt ja schließlich gute Beziehungen noch oben. Die Amigofraktion befindet sich doch schließlich in bester Gesellschaft der SPD, die sich auch nicht hat lumpen lassen. Nur die FDP steht als Musterschüler da und gebärdet sich als Moralapostel. Sie vergißt nur zu erwähnen, daß sie zur fraglichen Zeit nicht im Landtag vertreten war und es ihr leider verwehrt war, an die Fleischtöpfe heranzukommen.


Auch der Hoeneß gibt neuerdings den reuigen Sünder ab – Gottseidank gehört er ebenfalls zu den katholischen Gutmenschen (und natürlich zum Umfeld der CSU) und kann sich daher eine Privatmoral leisten. Er tut mir schon richtig leid, der Uli, wie er nun erbarmungslos in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, das er sonst stets gescheut hat. Daß nun ausgerechnet er das Pech hat, aufgefallen zu sein und zum Schwarzen Peter verdonnert zu werden, ist doch sehr ungerecht.


Nun ja – außer dem Beichtvater gibt es ja noch so eine Institution wie die ZEIT, der Hoeneß vor einigen Tagen ein Interview gewährt hat und die als Beichtstuhlersatz herhalten mußte. Er outet sich als Zocker und Spielsüchtiger. Dabei kamen Sätze wie die folgenden heraus:

  • "Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will."
  • "Ich mache mir natürlich riesige Vorwürfe. Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch."
  •  "Sie glauben gar nicht, was ich alles spüre. Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist. Ich schlafe sehr schlecht, ich schwitze sehr viel in der Nacht, was ich eigentlich gar nicht kenne."
  • "Ich denke Tag und Nacht an meinen Fehler und an das,"was ich meiner Familie angetan habe. Ich kann diesen Gedanken nicht zulassen."
  • "Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann die Gelegenheit bekäme, der Bundeskanzlerin in einem persönlichen Gespräch zu erklären, wie es so weit kommen konnte, der ganze Mist."
  • Von der Tatsache, dass seine Selbstanzeige öffentlich wurde, sei er vollkommen überrascht worden: "Es gab bislang Tausende von Selbstanzeigen, ich hatte noch von keiner gehört, die öffentlich wurde."
  • Und wenn sich herausstellen sollte, dass die Selbstanzeige nicht ganz korrekt formuliert war, ja, dann kann er doch nichts dafür: „Sollte es Fehler gegeben haben, dann kann ich doch nichts dafür.“
  • „Ich habe mich ausdrücklich gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln ausgesprochen. Das finde ich skandalös, wenn auf dem Rücken hungernder Menschen beispielsweise der Reispreis hochgetrieben wird.“

Ist das nicht zum Weinen? Da könnte ich ihm fast seine selbstgerechten neoliberalen Sprüche der Vergangenheit verzeihen, mit denen er die Privilegien seiner elitären Leistungsgesellschaft verteidigt hat. Aber wer so schön wie er zur Beichte geht, sich selbst die Absolution erteilt und obendrein dann noch eigenmächtig auf die Kanzel steigt und gegen die böse Unmoral der Nahrungsmittelspekulation wettert, der hat schon das Herz auf dem rechten Fleck. Dem kann man einfach nichts übel nehmen!

Peter A. Weber

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Ludwig der Träumer
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Verbunden: 13.12.2012 - 16:25
Die Gruft der Fürsten


Außer Sarkasmus fällt mir zum Thema Hoeneß nicht mehr viel ein. Peter Weber hat es bereits auf den Punkt gebracht.

„Ich habe einen Fehler gemacht für den ich nichts kann, weil es mein anderes Ich war. Ich habe mich schon immer ausdrücklich gegen mein anderes Ich ausgesprochen.“  Dieser Satz fehlt noch in seinem Interview. Wenn ich als Kind bei etwas Unguten erwischt wurde, habe ich stets behauptet: das war nicht ich, das war der Ludwig. Ist es die frühkindliche Naivität, die ab einem gewissen Alter wieder durchbricht oder Kalkül als neue Art der Vorwärtsverteidigung? Eher Kalkül das aufgeht, vermute ich. Oder es kommt ganz anders.

Christian Friedrich Daniel Schubart, nachdem die Schule benannt ist, die Hoeneß besuchte, hat zum Thema Fürsten / Elite ein passendes Gedicht geschrieben: Die Gruft der Fürsten - weiterlesen

In der Deutschstunde, in der dieses Gedicht behandelt wurde, hatte Hoeneß vermutlich frei zum Fußball spielen.

 

Die Hölle ist überwindbar. (Hermann Hesse)

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