Apropos G7-Treffen auf Schloss Elmau

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Kai Ehlers
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Verbunden: 18.07.2014 - 21:31
Apropos G7-Treffen auf Schloss Elmau
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Apropos G7-Treffen auf Schloss Elmau

Ceterum Censeo Carthaginem esse delendam

„Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.“

Mit diesem Spruch ging der römische Feldherr, Geschichtsschreiber, Schriftsteller und Staatsmann Cato in die Geschichte ein. Mit ihm soll er über Jahre hinaus jede seiner Reden im römischen Senat mit der Forderung beendet haben, dass der letzte große Rivale, der Roms Vorherrschaft über den Mittelmeerraum im Wege stand, endgültig beseitigt werden müsse, nachdem man ihn in zwei sog. Punischen Kriegen noch nicht hatte bezwingen können. Ein Jahr vor Catos Tod, 150 vor Christi Geburt, [Anm. Admin: v. u. Z.] stimmte der Senat schließlich zu. Ergebnis war der 3. Punische Krieg. An seinem Ende war Karthago dem Boden gleichgemacht, Rom unbestrittener Herr des Mittelmeerraums.

Auf die Gegenwart bezogen scheinen wir es in letzter Zeit in zunehmendem Maße mit ähnlichen rhetorischen Figuren zu tun zu haben wie denen Catos im römischen Senat. So jetzt erst wieder beim Treffen der sog. „Gruppe der Sieben“ in Schloss Elmau vor ein paar Tagen [s. KN-Artikel hier und hier], an dem Russland und mit ihm die hinter ihm stehenden anderen BRICS-Staaten nicht teilnehmen durften. Unisono klang es aus den Reden der Elmauer Galarunde: „Und übrigens sind wir der Meinung, dass die Sanktionen gegen Russland verschärft werden müssen, wenn Russland die Bedingungen von Minsk nicht erfüllt.“ Ungenannt bleibt dabei, von welchen „Bedingungen“ außer einem Waffenstillstand die Rede ist.
 

 

Man könnte versucht sein, diese Auftritte als eine Art ins neuzeitlich Globale aufgeblasene Farce der römischen Situation ad acta zu legen, mit dem Hinweis auf den kleinen Unterschied allerdings, dass Rom sich derzeit im Aufstieg zu imperialer Macht befand, die im Elmauer Schloss versammelte Runde sich heute dagegen im Abstieg befindet.

Nun kann dies jedoch keine Beruhigung sein. Im Gegenteil: der drohende Abstieg macht die mögliche Erfüllung der Kriegsrhetorik eher zu einer existenziellen Bedrohung für alle, die von den „großen Sieben“, insbesondere dem Größten der Großen als Rivalen verstanden werden. Das sind eben die, die in Elmau nicht dabei sein durften: Russland, China, Indien, Brasilien, Südafrika und die dahinter Antretenden, die auf eine globale kooperative Neuordnung der Welt drängen.

Der Kriegsrhetorik kann nur mit einem eigenen „Ceterum Censeo“ all derer begegnet werden, die nicht die Rivalität, sondern die tatsächliche Lösung des Konfliktes in den Vordergrund stellen.

Dies „Ceterum Censeo“ lautet:


„Übrigens sind wir der Meinung, dass der Frieden in der Ukraine nur im direkten Dialog zwischen den ukrainischen Konfliktparteien herbeigeführt werden kann. Der direkte Dialog um die Frage der Autonomie zwischen Kiew und den um Autonomie kämpfenden Regionen Donezk, Lugansk und anderen Regionen der Ukraine und die Einbindung dieses Dialoges in die ukrainische Verfassungsreform ist das Kernstück der Minsker Vereinbarungen. Ohne diesen Dialog wird es keinen Frieden in der Ukraine geben.“


Kai Ehlers, www.kai-ehlers.de


Bild- und Grafikquellen:

1. Die G7 (Abkürzung für Gruppe der Sieben) ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Industrienationen der Welt in Form regelmäßiger Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs. Sie wurde erstmals 1975 etabliert und 1998 durch die Aufnahme Russlands zur G8 erweitert. Am 25. März 2014 schlossen die anderen Mitglieder Russland aufgrund seines angeblich völkerwiderrechtlichen Verhaltens in der Krimkrise wieder aus und kehrten zum Format der G7 zurück.

Urheber der G7 - KariKatur: DonkeyHoteyQuelle: Flickr.

Source Images: United Kingdom - Prime Minister David Cameron: CC ukhomeoffice's Flickr Photostream

Italy - Prime Minister Matteo Renzi (* 11. Januar 1975 in Florenz) ist ein italienischer Politiker des (PD) und seit Februar 2014 Ministerpräsident der Italienischen Republik. Face, CC BTO buy Tourism Online's Flickr.

Germany - Chancellor Angela Merkel, PD Ricardo Stuckert/PR from Agência Brasil, a public Brazilian news agency, via Wikimedia

Russia - President Vladimir Putin, CC World Economic Forum's Flickr Photostream

Japan - Prime Minister Shinzō Abe, PD Wikipedia/Wikimedia

France - President François Hollande, CC available via Wikimedia

Canada - Prime Minister Stephen Harper, CCWorld Economic Forum taken by Remy Steinegger and available via Wikimedia

United States - President Barack Obama, PD United States Air Force

NOTES: CC = Creative Commons licensed photo / PD = A photo in the public domain. Verbreitung des Gesamtwerkes (Kollage) mit CC-Lizenz Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)


2. Die BRICS-Staatenlenker in Fortaleza, Brasilien, wo das 6. Gipfeltreffen mit Gründung der Entwicklungsbank vom 15. bis 16. Juli 2014 stattfand. Wladimir Putin (Russland), Narendra Modi (seit 26. Mai 2014 neuer indischer Premierminister), Dilma Rousseff (Brasilien), Xi Jinping (China) und Jacob Zuma (Südafrika).  Foto: Presidential Press and Information Office / www.kremlin.ru. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei stammt von der Webseite des russischen Präsidenten und ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 3.0 Unported-Lizenz.

3. SANTA CLAUS PUTIN: "US DEFENSE BUDGET AFTER CRIMEA.", Urheber der KariKatur: DonkeyHoteyQuelle: Flickr