Billiger Rubel lockt Touristen wieder nach Russland

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Lothar Deeg
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Billiger Rubel lockt Touristen wieder nach Russland
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Billiger Rubel lockt Touristen wieder nach Russland

 


Russland kann dank des niedrigen Rubelkurses mit einem Reiseboom aus dem Ausland rechnen: Die Flugbuchungen für den Sommer zu russischen Zielen liegen 30 Prozent höher als im Vorjahr. Bei Sparfüchsen auch populär: Pauschalreisen ab Moskau nach Südostasien.

Diese Nachricht schaffte es sogar bei der russischen Wirtschaftszeitung „Kommersant“ auf die Titelseite: Moskau, St. Petersburg und Sotschi – aber auch Sibirien – können in diesem Jahr mit deutlich mehr ausländischen Touristen rechnen als zuvor. Die Zahl der Buchungen von Russlandflügen durch Individualtouristen für die Sommermonate liegt momentan 30 Prozent höher als im Vorjahr, so eine Analyse des Buchungsportals Momondo. Auch Skyscanner vermeldet um 35 Prozent höhere Buchungszahlen in Richtung Russland.
 

 

Besonders scharf auf einen Russlandurlaub sind demnach die Briten (+144 Prozent) und die Norweger (+138 Prozent). Auch seitens deutscher Reisender ist der Wunsch, nach Russland zu kommen in dieser Saison um 35 Prozent stärker ausgeprägt als 2015.


Exklusivziel jetzt erschwinglich: Die „Perle Sibiriens“ lockt

Was die Zielorte angeht, so legen die Städtereisen-Klassiker Moskau (+27 Prozent) und St. Petersburg (+ 36 Prozent) eher moderat zu. Das mondän-olympische Sotschi lockt hingegen 58 mehr Gäste – wird aber getoppt vom Trendsetter der Saison, dem Baikalsee: Denn ins ostsibirische Irkutsk wollen 100 Prozent mehr ausländische Reisende fliegen als im Vorjahr!
 

 

Zweifellos spielt bei den Wachstumszahlen auch die politische Lage mit: 2014 brach aufgrund der Krim-Krise und des Kriegsausbruchs in der Ostukraine die Begeisterungsfähigkeit westeuropäischer Urlauber für einen Russlandaufenthalt deutlich ein. 2015 kamen dann zwar wieder mehr Besucher, aber das Misstrauen hielt ebenso an wie die gegenseitigen Sanktionen.
 

 

Inzwischen erscheint „Putins Reich“ nicht mehr so bedrohlich – schließlich werden die versöhnlichen Töne zwischen Ost und West wieder stärker, je länger es in der Ostukraine ruhig bleibt. Der Hauptgrund, warum Russland nun deutlich mehr Touristen anzieht als bisher, ist aber monetärer Natur: Es spricht sich herum, dass der Rubel aufgrund des dramatischen Ölpreisverfalls kräftig abgewertet hat. Auf die Ticketpreise der russischen Airlines wirkt sich das nicht allzu stark aus – aber sämtliche anderen Reisekosten für Unterkunft, Gastronomie, Eintrittskarten, Taxifahrten etc. sind in Euro, Dollar, Franken oder Pfund gerechnet jetzt drastisch billiger als vor zwei Jahren.

 


Da lacht die Reisekasse: Viele Rubel für wenig Euro

Schließlich bekommt man gegenwärtig für einen Euro 85 Rubel. Vor einem Jahr waren es 70, vor zwei Jahren 50 Rubel, vor drei Jahren 40. Zwar sind die Rubel-Preise jetzt höher als damals – aber eben nur im Rahmen der Inflationsrate von 10 bis 15 Prozent jährlich. Die Metropolen Moskau und St. Petersburg haben sich so für „Valuta-Ausländer“ von explizit teuren Reisezielen in überaus günstige Destinationen verwandelt. Denn Gastronomen und Hoteliers müssen für die einheimische Kundschaft preislich sehr attraktiv bleiben, um in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise überleben zu können.
 

 

Beispiele gefällig? Im schnieken Restaurant mit dem reiselustigen Namen „Schengen“, bei Tripadvisor immerhin momentan auf Platz 2 der über 9000 St. Petersburger Lokale, kostet ein Hauptgericht mit zusätzlicher Beilage gegenwärtig umgerechnet zwischen 6 und 9 Euro. Oder eine Taxifahrt, zehn Kilometer durchs Petersburger Stadtgebiet, operativ bestellt über eine Smartphone-App: macht weniger als 4 Euro. Kein Wunder, dass da der Osten wieder lockt wie ganz früher einmal – aber jetzt ohne Zwangsumtausch und mit einem völlig anderen Niveau bei Angebot, Qualität und Service.


Nach Thailand zu russischen Preisen

Besonders sparwütige Urlaubsplaner haben dabei noch eine andere Masche entdeckt: Wie der „Kommersant“ schreibt, spüren russische Reisebüros seit Jahresanfang ein heftig gestiegenes Interesse von Kunden aus Deutschland und den baltischen Staaten für Pauschalreisen nach Südostasien, vor allem Thailand – aber eben mit Abflug ab Moskau. Wer sich darauf dank Sprachkenntnissen und hinreichend Vertrauen ins russische Luftfahrt- und Tourismusgewerbe einlässt, kann seinen Urlaub an tropischen Gestaden auf diese Weise um 50 bis 100 Prozent billiger als im Westen buchen.

Lothar Deeg, Korrespondent in St. Petersburg
 



Quelle: veröffentlicht am 19.02.2016 bei russland.RU > Artikel.

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► Bild- und Grafikquellen:

 

1. Roter Platz in Moskau, Blickrichtung Nord von der Sankt Basil`s Kathedrale aus gesehen. Foto: Christophe Meneboeuf. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.X

2. Der Baikalsee (im Deutschen wie im Russischen oft nur Baikal genannt) ist ein See in Sibirien, Russland (Asien). Er ist mit 1642 Metern der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde. Der Baikalsee befindet sich in den Südsibirischen Gebirgen auf der Grenze zwischen der Oblast Irkutsk am westlichen und nördlichen Ufer und der Republik Burjatien am östlichen und südlichen Ufer. Sein Abfluss, die Angara, fließt über den Jenissei in die Karasee des Polarmeeres. Der See besitzt eine Uferlänge von rund 2125 km, ist vom Südwesten zum Nordosten 673 km lang (Mittellinie des Baikals) und maximal 82 km breit. Seine durchschnittliche Breite beträgt 48 km. 1996 wurde die Baikal-Region von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Foto: DMcreatividad. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).

3. Irkutsk (russisch Ирку́тск) ist die Hauptstadt der russischen Oblast Irkutsk am einzigen Abfluss des Baikalsees, der Angara. Sie ist eine Universitätsstadt mit 620.099 Einwohnern (Stand 2015, russ. Wikipedia) und liegt an der Transsibirischen Eisenbahn. Irkutsk liegt etwa 70 km entfernt vom südwestlichen Ende des Baikalsees. Östlich der Stadt erstrecken sich südwestliche Ausläufer des Baikalgebirges und südwestlich erheben sich Ausläufer des Ostsajan.

Foto: Sek Keung Lo / Hong Kong. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).

4. Der Gribojedow-Kanal (russisch Канал Грибоедова, Kanal Gribojedowa) wurde 1739 unter dem Namen Katharinenkanal gebaut. Er folgt dem Flusslauf der Kriwuscha und ist heute der mittlere von drei Hauptkanälen durch das Zentrum von Sankt Petersburg. Er wurde 1923 nach dem Schriftsteller und Diplomaten Alexander Gribojedow benannt, der von 1816 bis 1818 in einem der Häuser am Kanal wohnte.

Der Kanal ist fünf Kilometer lang, 32 Meter breit und verbindet die Moika in der Nähe des Marsfeldes mit der Fontanka nahe ihrer Mündung in die Newa. Den Gribojedow-Kanal überspannen 21 zum Teil sehr aufwendig gestaltete Brücken. Neben den sehr schmalen Fußgängerbrücken Greifen- und Löwenbrücke und schmalen Straßenbrücken wie der Italienischen Brücke gibt es auch aufwendigere und breitere Konstruktionen, wie zum Beispiel die am Anfang des Kanals an der Blutskirche gelegene Theaterbrücke oder die 95 Meter breite Kasaner Brücke in Höhe des Newski-Prospekts.

Foto: Златогорский Владимир. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

5. Der Winterpalast (beherbergt heute die Eremitage) vom Palastplatz in Sankt Petersburg aus aufgenommen. Foto: A. Savin. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter den Creative-Commons-Lizenzen „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, „2.5 generisch“, „2.0 generisch“ und „1.0 generisch“ lizenziert.

6. Buchcover: "St. Petersburg - Zeit für das Beste. Highlights – Geheimtipps – Wohlfühladressen." von Lothar Deeg und Oliver Meinhart (Fotos). Verlag Bruckmann. 288 Seiten; ISBN-13: 978-3-7654-6194;

St. Petersburg ist als frühere Hauptstadt des Zarenreiches reich an herausragender Architektur und wertvollen Kunstschätzen. Allein mit den Sammlungen der Eremitage ließe sich ein längerer Besuch gut füllen, aber es gibt so viel mehr zu entdecken. Neben der weitläufigen historischen Innenstadt mit ihren unzähligen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sollte man auch die prächtigen Zarenschlösser um Umland nicht verpassen, die so manches europäische Pendant blass aussehen lassen. Ein Reiseführer für alle, die sich Zeit für das Beste nehmen wollen.

Lothar Deeg ist Russland-Kenner und fühlt sich als "Petersbürger" - seit 1994 lebt und arbeitet er in St. Petersburg als Russland-Korrespondent. Russlands Kulturmetropole St. Petersburg kennt er als Autor zweier Reiseführer in allen Details - auch weil er immer wieder zu Fuß, per Fahrrad oder mit seinem Lada hier auf der Suche nach interessanten Orten.

7. Buchcover: "Russland auf eigene Faust" von Roland Bathon und Sandra Ravioli. Paperback, 120 Seiten, ISBN 978-3-8334-9869-5, VK € 8,90 [D]

Russland auf eigene Faust ...beginnt dieses Buch. Nicht touristische Sehenswürdigkeiten stehen im Mittelpunkt, sondern wichtige Tipps und Infos, um das Land auf eigene Faust zu erkunden. Das Buch bietet Informationen zu allen Reisearten und für jedes Budget, von der Unterkunft vor Ort, ueber Themen wie Versorgung bis zu den notwendigen Formalitäten. Zusätzlich gibt es viele Buchtipps, Adressen und Weblinks für die Planung der eigenen Traumreise nach Russland.

Roland Bathon hat zehn umfangreiche selbst organisierte Reisen seit dem Millennium nach Russland unternommen, die ihn in die verschiedensten Gegenden zwischen Ostsee und Sibirien führten, von Sankt Petersburg bis in das entlegenste Dorf im Ural. Seit fünf Jahren betreibt er im Internet mehrere führende Russland-Reiseseiten.

Sandra Ravioli lebt in Russland seit 1992 und ist als Privatdozentin für diverse Universität tätig. Sie arbeitet nebenher als Projektmanager für unterschiedliche Unternehmen. Sie betreibt als Hobby das Russlandnetz, einen selbst organisierten Service für Unternehmensberatung, Übersetzungen und Individualreisen, in dem Hochschuldozenten aus ganz Russland beratend tätig sind.

8. Buchcover: "Russland – Herzschlag einer Weltmacht. Russlands Rolle in der Kulturkrise" von Kai Ehlers, Hamburg.

Mit neuem Selbstbewusstsein kehrt Russland auf die Bühne der Weltpolitik zurück. Ein Land, das noch vor wenigen Jahren in Armut und Chaos versank, hat sich auf seine eigenen Kräfte besonnen. Muss der Westen das wieder erstarkte Russland fürchten? Wird er Russlands soziale und kulturelle Entwicklungskräfte erkennen und von ihnen profitieren, statt sie einzudämmen? Kann Russlands Fähigkeit, gestärkt aus Krisen hervorzugehen, Impulse für einen globalen Wandel geben?

Eine bescheidene Etagenwohnung in einem Moskauer Vorort ist Schauplatz eines Dialoges zwischen dem deutschen Russlandforscher Kai Ehlers und dem russischen Schriftsteller und Journalisten Jefim Berschin. Im Gedankenaustausch treffen Skepsis und Sympathie, Innen- und Außenperspektive aufeinander. Authentische Einblicke in Umwälzungen der nachsowjetischen Ära öffnen sich und Grundmotive russischer Mentalität, Geschichte und Kultur, geografischer und geopolitischer Besonderheiten werden sichtbar, die Russlands Entwicklung geprägt haben und sich nur auf seinem Boden entfalten konnten.

ISBN: 978-3-85636-213-3. Bei Interesse können Sie dieses Buch beim Autor KAI EHLERS selbst bestellen - weiter.