Charlie Hebdo: Mitverantwortung tragen wir alle. Aber…

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Helmut Müller
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Verbunden: 18.05.2015 - 20:39
Charlie Hebdo: Mitverantwortung tragen wir alle. Aber…
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Mitverantwortung tragen wir alle. Aber…


Nous sommes tous responsables. Mais…  We are all responsible. But…


von Helmut Müller, Wien


Von Jacques Bénigne Bossuet (1627-1704) stammt die Aussage, Gott lache über die Leute, die die Auswirkungen beweinen, deren Ursachen sie gehegt und gepflegt haben. Da fällt einen ein, daß zu Bossuets Zeit die Sage berichtete, daß Krokodile wie kleine Kinder weinten, um Opfer anzulocken und sie dann zu verschlingen.

Die anläßlich des Charlie Hebdo-Attentats in einer Pariser Nebengasse [1] vergossenen Krokodilstränen des tonangebenden politischen „Establishments“ haben eine weit über den aktuellen Anlaß hinausgehende nachhaltige Bedeutung Nicht nur im Hinblick auf die mit Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten erkaufte scheinbare Sicherheit oder die nächsten Urnengänge.

In dieser Zeit ohne besondere Eigenschaften, in der sich immerhin große Veränderungen ankündigen, ist das Geschehen in Paris allerdings nur eines von vielen, denen eine ähnliche der politischen Macht dienende Rolle zugeschrieben werden kann. Und wie einige andere, wirft auch dieses Pariser Verbrechen bei einigen die Frage nach Schuld und Verantwortung ganz allgemein auf.

Daß dieselbe Frage gerade im Fall von Charlie Hebdo weder von dem engen Kreis der obersten Pharisäer noch von der Masse der Mitläufer da und dort wahrheitsgemäß beantwortet werden wird, liegt auf der Hand. Für alle Vernünftigen und Ahnenden heißt es aber kühlen Kopf zu bewahren, die Dinge sachlich und unvoreingenommen zu hinterfragen und Krokodilstränen und Heuchelei an die Absender zu retounieren.

Auch wenn die unmittelbar Schuldigen eines Verbrechens, wie jenes in Paris, schnell ausgemacht sind, so bedarf die Frage der weiteren Verantwortlichkeit in dem erwähnten und in jedem anderen Fall jedenfalls eines gründlichen Nachdenkens um der Sache gerecht werden zu können. Kurz, man sollte auch hier hinter die Kulissen blicken, wo gelegentlich gruselige Dinge, dazu auch der 11. September 2001 gehört, ausgeheckt zu werden scheinen. Und wo zeitgleich mit dem jeweiligen Verbrechen auch schon die Schuldigen präsentiert werden.

Im Falle der Mörder von Charlie Hebdo-Leuten haben wir es, im Sinne Karl Jaspers, sowohl mit einer kriminellen und, selbst wenn die Tat ihnen befohlen wurde, auch mit einer moralischen Schuld zu tun. Die politische Schuld hingegen wird verdrängt werden. Sie besteht darin, daß durch politisch verantwortungsloses Handeln oder bewußtes nicht Handeln dieses von wem immer angeordnete Verbrechen ermöglicht wurde. Nicht allzu selten durch der Mehrheit Passivität begünstigt.
 

 

Daher sollte, ganz allgemein gesprochen, nicht übersehen werden, daß auch wir, als Volk, als Gesellschaft oder Wähler mitverantwortlich sind, wenn wir bei Erkennen einer unmoralischen Handlung oder eines absehbaren Verbrechens den Politikern nicht rechtzeitig in den Arm fallen, obwohl wir es könnten. Das gilt, zum Beispiel, auch dann, wenn wir Politikern nicht gleich die rote Karte zeigen, wenn sie die menschen- und völkerrechtswidrige israelische Politik gegenüber den Palästinensern gutheißen.

Dennoch, daß es keine Kollektivschuld geben kann, wie sie in unmoralischer, kalkulierender Weise im Falle des deutschen Volkes nach dem Zweiten Weltkriege postuliert wurde, sollte endlich in Stein gemeißelt sein. Gilt auch, so schwer es einen fällt, für die Politiker als Kollektiv. Einzelne oder Gruppen von Politikern haben sich aber längst dem Menschenrecht wie dem Völkerrecht nach strafbar gemacht oder moralisch rücktrittsreif erwiesen. Daß sie weiter auf ihren Sesseln kleben dürfen, spricht auch gegen ihre Wähler, die mitverantwortlich sind.

Und seien wir ehrlich: auch im Falle islamistischer Attentäter sollte eigentlich, obzwar ich es verstehen kann, nicht der ganze Islam, damit alle Muslime, für ein einzelnes Verbrechen schuldig gesprochen werden. Auch wenn Texte des Koran dazu Anlaß böten. Dann müßte man ja auch das Judentum insgesamt für die Verbrechen der Zionisten direkt schuldig sprechen, nur weil in dem vielen israelischen Verantwortungsträgern heiligen Talmud noch viel schlimmere Dinge stehen als im Koran. In metaphysischer Hinsicht, also vor dem eigenen Gewissen und vor Gott könnte man aber, nach Jaspers, da eine Verantwortlichkeit für eine Gemeinschaft erblicken.

Aber natürlich ist niemand vor Gefühlsaufwallungen gefeit. So passierte es sogar der von mir geschätzten kulturdeutschen Jüdin Hannah Arendt, als sie im Zuge des Eichmann-Prozesses, die Judenräte der NS-Zeit quasi kollektiv mitschuldig gesprochen hat am Schicksal der Juden. Obwohl sie ja sonst das individuelle Verhalten sowohl von Juden wie auch von Deutschen sehr differenziert und nuanciert beurteilte. Überhaupt bin ich aus moralischen und Vernunftgründen gegen Pauschalierungen, gelegentliche Ausrutscher dürfen als Ausnahme durchgehen.

Nun aber zurück zur Aktualität und zu den nachhaltigen Folgen: Wenn das Attentat von Paris bewirkt haben sollte, daß wieder mehr Zustimmung für die Verschaukelungsunion und die Mächtigen zu erwarten sein wird und mehr Bürger als bisher unter die Kontroll-Fittiche einer möglicherweise von Verantwortung freigesprochenen Obrigkeit schlüpfen möchten, dann haben die Attentäter “ihr” Ziel erreicht. Doch die Frage nach Verantwortung und Schuld ist damit nicht vom Tisch und betrifft immer mehr die Politik der Handlanger Washingtons und Tel Avivs.
 

Wer daher, obwohl er es könnte, noch immer nicht einsehen will, daß diese nicht reformierbare aus dem Hintergrund gesteuerte Europäische Union keine Islamisierung und auch kein Chaos verhindern wird (oder kann), macht sich später mitschuldig. Er ist in diesem Sinne aber mitverantwortlich schon jetzt. Ich hoffe aber doch, daß immer mehr Menschen die Augen geöffnet werden.

Hoffentlich nicht zu spät. Da ist es doch erfreulich, daß die österreichischen Gegner einer EU-Diktatur trotz Medien-Boykotts nun ihr EU-Austritts-Volksbegehren für die Woche vom 24. Juni bis 01. Juli 2015 ankündigen können (siehe Video unten). Zumindest diese mutigen, selbstlosen Menschen werden von ihren Nachfahren nicht eines Tages mit der Frage gepeinigt werden: „Warum habt ihr Euch nicht gewehrt?“.

Im Übrigen warte ich jetzt nur darauf, daß eine Allianz aus Spitzenpolitikern und Chefredakteuren endlich ihre Kampagne „Ich bin Conchita“ startet. Frau Merkel kann sich ja inzwischen schon einmal einen Bart wachsen lassen.



[1] Tatsächlich marschierte die Politprominenz nicht an der Spitze der großen Masse der Teilnehmer, wie offizielle Aufnahmen glauben lassen, sondern abgesondert und abgehoben in einer Pariser Nebengasse.

Helmut Müller, Wien
 



Erstveröffentlicht auf "Helmut Muellers Klartext" -Blog > Artikel

EU-Austritts-Volksbegehren 24. Juni - 1. Juli 2015 (Webseite zum Volksbegehren)



Bild- und Grafikquellen:

 

1. Krokodilstränen bei der Trauerkundgebung in einer Pariser Nebenstrasse anläßlich des Charlie Hebdo-Attentats. Vergossene Krokodilstränen des tonangebenden politischen „Establishments“ - einfach nur erbärmlich. Westliche und christliche Werte sollen verteidigt werden? Gerade die (Vorzeige-)Demokratien wie USA, Israel und andere NATO-Mitgliedsstaaten bomben andere Länder in die Steinzeit und zerstören Leben und die Infrastruktur.

Frau Merkel sollte ‚Je suis Charlie‘ sein wegen all der Toten in der Ost-Ukraine, die mit ihrer Billigung durch ihre Helfershelfer mit den blutigen Händen, Jazenjuk und Poroschenko, abgeschlachtet werden. Der Landraub und das Morden in Gaza gehen weiter, die (Angriffs-)Kriegseinsätze im Irak, in Afghanistan, Libyen, Syrien etc. bringen den Menschen dort weder Demokratie noch eine Verbesserung der Lebensumstände.

Foto: Guiri R. Reyes from Praia do Rosa, BRASIL! Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 2.0 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert.

2. Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken; † 25. August 1900 in Weimar) war ein deutscher klassischer Philologe, dessen Hauptwerk jedoch aus Schriften besteht, die ihn – allerdings erst postum – als Philosophen weltberühmt machten. Als Nebenwerke schuf er Dichtungen und musikalische Kompositionen. "Manchmal wollen Menschen die Wahrheit nicht hören, denn das würde ihre ganze Illusion zerstören." Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.de

3. Zionismus ist nicht völkisch-rassistisch, sondern kolonialistisch-rassistisch. Unterdrückung, Landraub und Siedlungsbau müssen gestoppt werden, sonst kann es keinen Frieden geben. Grafikersteller nicht eindeutig ermittelbar.

4. Zitat von Michel de Montaigne: "Wenn man die Form der Gerechtigkeit betrachtet, die uns regiert, so hat man . . . " Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.de