Das Kanzler-Duell, Hornberger Schießen mit 80 Millionen Betroffenen

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WiKa
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Verbunden: 16.10.2010 - 23:42
Das Kanzler-Duell, Hornberger Schießen mit 80 Millionen Betroffenen
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Merkel-Steinbrueck-Kanzler-Duell

Deutsch Absurdistan: Wollte man doch endlich in die Liga der großen präsidialen amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf-Schlamm-Schlachten vorstoßen, entpupte sich (richtig gelesen, denn es war nicht mehr als ein lauer Pups) das seit Monaten beworbene große Duell als eine seichte, von Langeweile getragene Veranstaltung der untersten Volksverblödungsklasse. Nirgends ein Sprengsatz, kein Handgemenge, nicht einmal ein anständiger Seitenhieb. Hätte man für diese „Ver-Sendung“ noch Werbung zugelassen, so wäre die vermutlich um ein vielfaches spannender ausgefallen als das Geseier der beiden Protagonisten und die Wahl des Produktes bestimmt eindeutiger.

Insoweit erübrigt sich schon eine groß angelegte weitere Bewertung des dort (nicht) Gesagten, denn auch in der Wertung nach Punkten kam nicht mehr als ein 0:0 dabei herum. Gäbe es Minuspunkte dabei, hätte es zwei strahlende Sieger gegeben. Wäre man Merkels Parole doch nur früher gefolgt, dann muss man glasklar bekennen, das hätten wir uns ernsthaft „SPAREN“ können. Den ganzen Aufwand für den Termin und die viele nutzlos verbrachte Zeit vor der Glotze, Zeitraub an Millionen Menschen. Will sagen, der volkswirtschaftliche Schaden dieser „Verunstaltung“ dürfte in die Millionen Euro gehen. Richtig schade um die Knete. Damit hätte man schon allerhand warme Mahlzeiten ausreichen können, an denen es künftig noch mehr mangeln wird, dank eben solcher Flachpfeifen.

Das alles wirft natürlich eine weitere Frage auf: Warum lässt man nur zwei Volldeppen im Studio auflaufen, wo doch jede Partei einen Kanzlerkasper zu bieten hat? Das stinkt gewaltig nach Meinungsverkürzung und selektiver Information. Ok, den Langweiligkeitsfaktor hätte man selbst mit Rainer Brüderle und Jürgen Trittin noch gewaltig ausbauen können. Aber damit, so dachte man sich, versaut man das Marketing für die Show. Hätte man darüber hinaus beispielsweise Gregor Gysi in der Runde gehabt, dann bestünde wenigstens eine kleine Chance auf echten Budenzauber. Aber die Planer der totalen Langeweile müssen das geahnt haben. Die dramatische Erhöhung der geforderten Einschlafquote vor der Glotze ließ sie dies geradezu billigend in Kauf nehmen. Um das Nichtereignis wenigstens psychologisch korrekt fürs Volk aufzuarbeiten, damit kein nachhaltiger Schaden durch ein Politik-Trauma zurückbleibt, muss man bei der Bewältigung des Spektakels in die Retrospektive gehen. Ursachen zu verstehen, hilft bei der Verarbeitung und ggf. auch bei einer richtigen Reaktion darauf, am 22. September 2013, wenn die beiden Protagonisten für die gezeigten Kunststückchen ihre „Leckerchen“ an der Urne abholen möchten.

▶ Die heldenhaft dramatisch geschürte Erwartung


Dazu oben das Titelbild und ewiges Werbeplakat für den Tag der Tage, die Stunde der Wahrheit. Der ganze bisherige Werberummel sollte den Menschen weismachen, dass es das „Erregnis“ des Jahres 2013 werden würde. Zwei Spitzenpolitiker, die jeweils bereit sein könnten, sich zum Wohle der Nation vor den schon seit Jahren dauernahenden hyperschnellen Krisenzug zu werfen. Sich zu opfern, zum Wohle der Menschheit, für Veränderung in der Gesellschaft und für eine bessere Zukunft. Also all das Geschwafel, welches sie höchst selbst ja schon über die teuren Wahlplakate auf die ahnungslose Kundschaft massenweise hernieder regnen lassen. Es sollte ein dramatischer Abend werden, an dessen Ende nur ein strahlender Sieger steht, der sich hernach den Problemmonstern zuwendet, um eines nach dem anderen zu schlachten. Aber es kam kein Prinz und keine Prinzessin dabei heraus. Nicht einmal ein Frosch, den das Volk hätte am Ende küssen können, um dem Polit-Märchen einen artgerechten Fortgang mit Volksbeteiligung zu verschaffen. Selbst das lauste Lüftchen blieb aus, wenn man die kleinen, kaum wahrnehmbaren Verbalfürze einmal außer Acht lässt.
 

▶ Die unausgesprochene stille Hoffnung / Ersatzbefriedigung


Merkel Steinbrueck Kanzlerduell Kanzlerduett Kanzlershow Billigprogramm kanzlerduellUnd wenn neben der Planung, die schon so elend versagte, auch die Duellanten noch der Feigheit erliegen und nicht auf einander schießen, da möchte es vielleicht noch die Hoffnung auf eine anständige Show geben dürfen. Wenigstens satte Unterhaltung fürs Geld und für die Zeit die man sich selber zu nehmen gewillt war, diese beiden Staatenlenker zu bewundern und wahrzunehmen. Da hätten sie doch wirklich einmal Harmonie versprühen können, Gleichklang und würdevolle Schönheit. Hätte doch nur der Steinbrück mal der Merkel beim Tanze ganz sacht in den Schritt gelangt. Hmm, ging nicht, weil Angela Hosenanzug falsch gekleidet war und auch niemand das Licht dimmen konnte. Eine passende Kapelle konnte man sich auch nicht mehr leisten, war schon alles fürs Marketing draufgegangen. Wohl wieder am falschen Ende gespart, wie es für CDU und SPD doch so typisch ist. Damit dann auch die letzte Hoffnung der Wähler und Voyeure verflogen, wenigstens ein lustiges Deutschland in Armut erleben zu dürfen. Klare Erkenntnis: eine völlige Fehlbesetzung nicht nur für diese Veranstaltung, die man besser Horst Schlemmer überlassen hätte, der kann Kanzler!

 

▶ Und nun das bleibende Ergebnis der jämmerlichen Darbietung


einigkeit_unrecht_unfreiheit_in_armut_deutschland_altersarmut_qpress Also transportieren wir jetzt die entscheidende Botschaft dieser Verunstaltung, als kleines elitäres Geheimnis, unters auserwählte Völkchen. Natürlich in erheblich bescheidenerem Rahmen und nur für verständige Insider, schließlich haben wir keinen Staatspropaganda-Apparat an der Hand, um allen Menschen in Deutschland diese schlimme Ernüchterung zu präsentieren. Ist ja auch nicht gewollt. Wie rechts im Bild gut zu sehen, das Ergebnis lautet: dank des unermüdlichen Einsatzes all unserer Systemparteien kann die Altersarmutsgrenze jetzt endlich weiter gesenkt werden. Nicht erst mit 67 in Armut leben, sondern schon im jugendlichen Alter beginnend. Denn genau dafür wird auch weiter die Eindimensionspolitik der beiden Nicht-Duellanten stehen. Feigheit vor dem Feind gibt es ja heute nicht mehr, weil wir doch alle Pazifisten sind.

Und die „Seichtigkeit des Seins“, des politischen, eben dieser beiden Lauschwätzer, lässt bereits heute den finalen Schluss zu: es wurde nicht scharf geschossen, es gab keinen Sieger, weil beide längst wissen, dass sie sich auch nach der Wahl, so oder so, in einem Bett wiederfinden werden. Und wie schon in den Jahren zuvor, gegen das Volk anschnarchen werden. Dies gilt aber auch für den Rest der Bagage im Bundestag, denn System ist, das System zu erhalten, um jeden Preis. Dass es marode, faul, nicht mehr tragfähig ist und der modernen Gesellschaft kaum mehr Rechnung trägt, diese Erkenntnis möchte man den Menschen erst nach dem Untergang vermitteln, solange soll auf der deutschen Großraum-Titanic das Orchester noch die heißen Rhythmen spielen.

Das kalte Wasser kommt schon noch früh genug. Feierstimmung bis in den Untergang, macht die Welt selbst bis zum letzten Atemzug noch schön. Nichts weiter wollten Merkel und Steinbrück da vermitteln. Im Endeffekt konnten sie nicht einmal das mit harten Fakten belegen, was sie bislang versprechen. Ok, erwischt, sie versprechen ja auch nichts, sondern halten Allgemeinplätze feil. Wie beispielsweise diese berühmte Wiederholnummer von Peer Steinbrück, einfach genial: „Hätte, hätte, hätte … Fahrradkette”, der absolute Abräumer in jedem Kindergarten den er in der letzten Zeit besuchte, um mal keinen intelligenten Vortrag halten zu müssen. So motiviert fühlte er sich wohl auch in dieser Show.

Doch, in einem Punkt waren sich beide absolut einig: es wird teuer. Aber nicht gesagt wurde, wer es bezahlen soll, weil das ja schon jeder weiß. Damit muss man ja nicht vor der Wahl nerven. Und ja, die Krise, die Krise, die Krise, die wird noch so manches Opfer fordern, aber „wir“ sind bereit für die Herausforderung und das Volk langsam reif dafür.

Neue Nationalhymne
Einigkeit unRecht unFreiheit für das deutsche Trauerland! Danach lasst sie alle sterben bürgerlich in Schmerz und Leid! Einigkeit unRecht unFreiheit
sind der Banken Unterpfand!
*** Refrain ***
Glüh im Glanze dieser Tücke, glühe, deutsches Bankenland!

Aber einen haben wir noch! Nach unbestätigten Angaben, aus völlig besoffenen Kreisen, die bei der Veranstaltung kräftig mitgesoffen haben, kam es nach Sendeschluss, hinter den Kulissen, noch zu einem gemeinsamen Abgesang der neuen deutschen Nationalhymne, die allerdings erst nach der Wahl dem Pöbel untergejubelt werden wird. Aber die Insider haben da schon mal kräftig geprobt und wir haben davon eine getreuliche Mitschrift der ersten Strophe des ganzen neuen Stolzes der täuschen Nation erhaschen können, rechts verewigt.

Viele Überraschungen wird es logischerweise erst nach der Wahl geben, so etwas hatte auch Merkel schon mehrfach angekündigt, O-Ton: „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was vor den Wahlen gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen gilt, und wir müssen damit rechnen, dass das in verschiedenen Weisen sich wiederholen kann“. Damit wollte sie ursächlich einmal die SPD schelten, hat aber die Gültigkeit ihrer Aussage selbst schon mehrfach für die CDU unter Beweis gestellt.

Und wer jetzt diese Veranstaltung korrekt entlohnen möchte, der sollte sparsam, fair und anständig gegenüber allen bleiben, auch gegenüber den ausgeladenen Parteien. „Ein Kreuz für alle“ tut es da vollends. Jede Wahl einer Partei kann nur verkehrt sein, denn es stützt das kaputte System.

Nicht zur Wahl gehen hat denselben Effekt. Um zu dokumentieren, dass man interessiert ist und aktiv teilnehmen will, nur leider nichts wählbares dabei vorfindet, bleibt das große Kreuz in Verbindung mit dem Wahlzettel der einzig plausible „Denkzettel”, jede andere Konstellation wird, wie eh und je, missbraucht werden.

Bundestagswahl Abwahl Wahlzettel 2013 mit Demokratie-Marker