Der IWF, die FAZ und die Lüge vom „Grexit“. Meinungsmache im Interesse der Finanzelite

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Ernst Wolff
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Verbunden: 17.02.2015 - 23:40
Der IWF, die FAZ und die Lüge vom „Grexit“. Meinungsmache im Interesse der Finanzelite
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Der IWF, die FAZ und die Lüge vom „Grexit“

Meinungsmache im Interesse der Finanzelite

Am 30. Mai veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) einen Artikel unter der Überschrift „IWF schließt einen Grexit nicht aus“. Der Text enthielt unter anderem Auszüge aus einem Gespräch mit IWF-Chefin Christine Lagarde. Wie aus einer Fußnote des Artikels hervorgeht, hat sich der Internationale Währungsfonds (IWF; englisch International Monetary Fund, IMF; auch bekannt als Weltwährungsfonds) vor der Veröffentlichung an die Redaktion der FAZ gewandt und um die Änderung einer Formulierung gebeten.
 

 

Hintergrund ist die Tatsache, dass der IWF die Äußerungen seiner führenden Mitglieder bei Interviews grundsätzlich „autorisiert“. So hatte er in diesem Fall Christine Lagardes Satz „Der Austritt Griechenlands ist eine Möglichkeit“ freigegeben.  

In der Fußnote der FAZ heißt es: „Als die Finanzmärkte auf dieses Zitat nervös reagierten, bat der IWF darum, die autorisierte deutsche Version anders zu formulieren. Deshalb wurde aus dem autorisierten Zitat, es handle sich bei dem Grexit um eine Möglichkeit, die Version, dass „niemand den Europäern einen Grexit wünscht.“
 

 

Obwohl nur vier Zeilen lang, verrät diese Fußnote mehr über die mächtigste Finanzorganisation der Welt und die Rolle, die die FAZ und die Mainstream-Medien im Konflikt um Griechenland spielen, als so manch langes politisches Traktat.


1. Aus der Reaktion des IWF geht hervor, dass Formulierungen seiner führenden Vertreter die Finanzmärkte keinesfalls „nervös machen“ dürfen. Gibt es einen deutlicheren Beweis dafür, wessen Interessen das Handeln des IWF bestimmen?

2. Schafft es der IWF trotzdem, die Finanzmärkte mittels einer Äußerung „nervös zu machen“, so zögert seine PR-Abteilung anschließend ganz offensichtlich nicht, die Medien hinter dem Rücken der Öffentlichkeit zu manipulieren. Braucht man einen klareren Beweis dafür, dass eine Organisation ihren wahren Charakter vor den Augen der Welt zu verschleiern versucht?

3. Der IWF bittet darum, die Formulierung „Der Austritt Griechenlands ist eine Möglichkeit“ durch die Formulierung „Niemand wünscht den Europäern einen Grexit“ zu ersetzen. Kann man Griechenland zynischer diskreditieren und die europäische Bevölkerung auf perfidere Weise unter Druck setzen, als ihr gegenüber Mitleid mit einem „Grexit“ zu heucheln...?


Die Veröffentlichung wirft aber nicht nur ein bezeichnendes Licht auf die Methoden des IWF. Sie zeigt auch auf eindrucksvolle Weise das wahre Gesicht der FAZ. Deren Redaktion versucht zwar, den Anschein der Seriosität zu wahren, indem sie den groben Verstoß des IWF gegen die grundlegenden Prinzipien eines objektiven Journalismus nicht verschweigt und an der selbstgewählten Überschrift des Artikels festhält.

Sie bemüht sich damit aber keinesfalls um die objektive Wahrheit, sondern verfolgt ganz einfach die Interessen des deutschen Finanzkapitals, als deren Sprachrohr sie sich seit langem betätigt. Wie die übrigen deutschen Mainstream-Medien verbreitet die FAZ in dem Artikel nämlich eine Lüge, mit der das deutsche bzw. das europäische Finanzkapital einerseits und das amerikanische Finanzkapital andererseits sich derzeit gegenseitig unter Druck zu setzen und dabei die Öffentlichkeit zu täuschen versuchen: die Lüge vom angeblich möglichen „Grexit“.

Um es klar und deutlich zu sagen: Ein solcher Grexit ist absolut ausgeschlossen. Die EU kann Griechenland nicht aus der Eurozone werfen, ohne dabei finanzielle, ökonomische und soziale Folgen zu riskieren, die die Eurozone zerstören würden. Griechenland wiederum kann den Staatsbankrott nicht erklären, ohne das Weltfinanzsystem mit in den Abgrund zu reißen. Grund dafür sind Kreditausfallversicherungen, die bei den größten US-Banken und bei der Deutschen Bank in Frankfurt lagern und die den Augen der Öffentlichkeit seit Jahren vorenthalten werden.

Warum aber wird dieser Grexit trotz dieses Tatbestands immer wieder in die Diskussion gebracht? Um diese Frage zu beantworten, sollte man zunächst die Antwort auf folgende Frage suchen:

  • Wieso engagiert sich der IWF überhaupt in Griechenland?
  • Interessiert ihn das Schicksal arbeitsloser Jugendlicher, hungernder Rentner oder verzweifelter Kranker, die ihre Medikamente nicht mehr bezahlen können?
  • Ist er daran interessiert, seinen europäischen „Partnern“ in schwierigen Zeiten unter die Arme zu greifen, um ihnen aus einer Notlage zu helfen?

Ganz gewiss nicht. Der IWF ist nur aus einem Grund als Teil der Troika in Griechenland unterwegs: Weil er dort die Interessen amerikanischer Finanzinstitutionen wie JP Morgan Chase & Co., der Bank of America Corporation, Goldman Sachs Group, Inc. oder der City Group vertritt. Er muss mit allen Mitteln dafür sorgen, dass deren ausstehende Kredite zurückgezahlt werden und diese Institutionen sich auch weiter am Niedergang des Landes bereichern können. Zu diesem Zweck muss er um jeden Preis verhindern, dass es zu einem griechischen Staatsbankrott kommt.

 

 

Dieses Ziel zu erreichen, wird allerdings immer schwieriger und vor allem immer kostspieliger. Deshalb versuchen sowohl der IWF, als auch die über den Europäische Stabilitätsmechanismus (kurz ESM, englisch European Stability Mechanism für viele Milliarden bürgende EU (und innerhalb der EU vor allem das mit der größten Summe beteiligte Deutschland), sich gegenseitig den Löwenanteil der notwendigen Zahlungen zur Vermeidung eines griechischen Staatsbankrotts zuzuschieben. Genau hierzu dienen die Äußerungen der USA, es könne zu einem ungeordneten Staatsbankrott kommen, während die EU damit pokert, ein solcher Grexit sei verkraftbar.
 

 

Es ist einzig und allein dieser Konflikt zwischen den USA (vertreten durch den IWF) und der EU (vertreten durch EU-Kommission und Europäische Zentralbank, EZB), der derzeit das Verhalten beider Seiten bestimmt. Es ist ein rücksichtsloser Machtkampf, der sich vor allem durch zwei Merkmale auszeichnet:

  • Dass er die Öffentlichkeit durch die Vorspiegelung falscher Tatsachen hinters Licht führt und . .
  • dass er zudem auf dem Rücken der Betroffenen, nämlich der griechischen Bevölkerung, ausgetragen wird.

Das Schicksal von Menschen,

  • deren Lebensstandard durch sechs Sparprogramme drastisch gesenkt wurde,
  • von denen viele ohne Arbeit und unversichert in eine unsichere Zukunft blicken,
  • deren Lebensabend durch Rentenkürzungen zerstört wurde,
  • deren Schwächste ohne medizinische Hilfe auskommen müssen,

ist den Beteiligten aus Hochfinanz und Politik dabei vollkommen gleichgültig. In den Augen des IWF, der EU und auch der Medien sind diese Opfer der Krise nichts anderes als eine anonyme Manövriermasse, deren Zukunft der Gier von Bankern und der Geltungssucht von Politikern unterzuordnen ist.
 

 

Wie der FAZ-Artikel belegt, besteht die Rolle der Mainstream-Medien in erster Linie darin, diese Kräfte zu unterstützen und die wahren Hintergründe des Konfliktes zu verschleiern, indem sie die Öffentlichkeit gezielt durch das Aufbauschen eines in Wirklichkeit ausgeschlossenen „Grexit“ desinformieren.

Ernst Wolff

: Bitte um Beachtung der nachfolgenden 8 Lesetipps und der 12 angehängten -Text-Dokumente weiter unten!!


 

Lesetipps:

Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Wolffs Interview für Geopolitika - weiter

Griechenland: die tickende Zeitbombe - weiter

⇒ Kooperation statt Konfrontation: die Syriza-Regierung und die Troika
- weiter

Der IWF bereitet sich auf das Ende der US-Dollar-Ära vor - weiter

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Wolfgang Berger: Wie sich der Finanzsektor die Welt unterwirft - weiter

KenFM im Gespräch mit: Ernst Wolff - "Weltmacht IWF" - weiter

Ein Bail-In bei der Hypo Alpe Adria? Alarmstufe rot fürs globale Finanzsystem! - weiter


Bild- und Grafikquellen:

1. International Monetary Fund Managing Director Christine Lagarde listens to Germany's Finance Minister Wolfgang Schäuble during IMFC governors family photo at IMF headquarters in Washington, October 12, 2013. Foto: Yuri Gripas / International Monetary Fund. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0)

2. Die Akropolis in Athen (. . heißt „die Oberstadt von Athen“) ist die wohl bekannteste Vertreterin der als Akropolis bezeichneten Stadtfestungen des antiken Griechenlands. Die Athener Akropolis mit ihren bemerkenswerten Gebäuden wird deshalb oft einfach „die Akropolis“ genannt.

Den ältesten Teil der Stadt Athen ließ Perikles nach der Zerstörung durch die Perser unter Leitung des berühmten Bildhauers Phidias von den Architekten Iktinos und Kallikrates sowie Mnesikles neu bebauen. Auf einem flachen, 156 Meter hohen Felsen stehen die zwischen 467 v. Chr. und 406 v. Chr. erbauten Propyläen, das Erechtheion, der Niketempel und der Parthenon-Tempel, in dem eine Statue der Göttin Athene stand. Eine Kopie derselben steht im Archäologischen Nationalmuseum in Athen. Die Akropolis in Athen ist seit 1986 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. (Text: Wikipedia)

Foto: Duncan Rawlinson, www.PhotographyIcon.com or Duncan.co. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).

3. Mark Twain: "Es ist leichter die Menschen zu täuschen, als davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind." Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress

4. Troika ist eine Kooperation von Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission. Die Troika bzw. ihre Repräsentanten verhandeln mit Mitgliedsländern der Eurozone, deren Staatshaushalt in Schieflage geraten ist. Besondere Bekanntheit erlangte die Troika im Zuge der seit Herbst 2009 öffentlich bekannten griechischen Staatsschuldenkrise. Nach der Parlamentswahl in Griechenland am 25. Januar 2015 wurde Alexis Tsipras griechischer Ministerpräsident. Eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen war bzw. ist es, Griechenland vom angeblichen bzw. vermeintlichen Spardiktat der Troika zu befreien. Möglicherweise wird – im Zuge von hochrangigen Verhandlungen um einen Grexit – der Begriff 'Troika' im offiziellen Sprachgebrauch der EU durch einen anderen, neutraleren Begriff (z. B. „Die Institutionen“) ersetzt. Grafikbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.de.

5. GREXIT statistice with ZEUS Grafik: "Net Claims of National Central Banks within the Eurosystem". Foto: Tjebbe van Tijen, Amsterdam / Netherlands. (Harsticke bedankt Tjebbe, H.S.). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0)

6. Altes Ehepaar, aufgenommen in Rethymno, Insel Kreta, Griechenland. Foto: Spyros Papaspyropoulos (Web/SEO Specialist and Awarded Web Designer, passionate about Photography, especially Street Photography). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).

7. Cover: "WELTMACHT IWF - Chronik eines Raubzugs" von Ernst Wolff.

8. Buchcover "Das Geld-Syndrom 2012 – Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung". Aktualisierte Neuausgabe. ISBN 10: 3-8107-0140-8, ISBN 13: 978-3-8107-0140-4, Druck&Verlagshaus Mainz, Wissenschaftsverlag, Aachen, Euro 16,80
 

AnhangGröße
PDF Icon Ernst Wolff - Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs - Tectum Wissenschaftsverlag - Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Leseprobe.pdf790.78 KB
PDF Icon Ernst Wolff - Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs - Interview durch Ken Jebsen_KenFM als Textversion.pdf1.09 MB
PDF Icon Thomas Piketty - Das Kapital im 21. Jahrhundert - Vollständige Einleitung als Leseprobe - 46 Seiten - Beck, München 2014.pdf1.23 MB
PDF Icon Thomas Piketty und die Verteilungsfrage - Analysen, Bewertungen und wirtschaftspolitische Implikationen für Deutschland - SE Publishing März 2015 - Verteilungsfrage_org.pdf2.86 MB
PDF Icon John Perkins - Bekenntnisse eines Economic Hit Man - Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia - ISBN 978-3-442-15424-1 - Leseprobe.pdf438.9 KB
PDF Icon Jochen Weiss - Mammon - Eine Motivgeschichte zur Religiosität des Geldes - Dissertation Feb 2004, Universität Mannheim.pdf3.17 MB
PDF Icon Silvio Gesell - Die Natürliche Wirtschaftsordnung (1916).pdf1.23 MB
PDF Icon Tobias Plettenbacher - Neues Geld - Neue Welt - Die drohende Wirtschaftskrise - Ursachen und Auswege _ Exponentielles Wachstum - Zinseszins-Effekt - Geldsystem - Kollaps.pdf3.99 MB
PDF Icon Oekosozialismus oder Barbarei - Eine zeitgemäße Kapitalismuskritik - 40seitige Broschüre von Saral Sarkar und Bruno Kern.pdf209.22 KB
PDF Icon IMF April 2015 - Global Financial Stability Report (GFSR) - Navigating Monetary Policy Challenges and Managing Risks - 162 pages.pdf4.35 MB
PDF Icon IMF April 2015 - World Economic Outlook (WEO) - Uneven Growth - Short- and Long-Term Factors - 230 pages.pdf11.06 MB
PDF Icon IMF October 2014 - Global Financial Stability Report (GFSR) - Risk Taking, Liquidity, and Shadow Banking - Curbing Excess while Promoting Growth - 191 pages.pdf4.7 MB