Die Freiheit von anderen aushalten!
Monsieur Voltaire und das Grundgesetz
Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com
Jetzt wird alles noch schöner und bunter. Nicht die Lebensformen. Vertun Sie sich da nicht. Wenn wir uns alle einmal vor den Spiegel stellen und uns ansehen, müssen wir leider zu dem Ergebnis kommen, dass von Diversität keine Rede sein kann. Im Alltag, der uns prägt, ist vom Dress Code bis hin zur Ernährung das meiste Massenware und recht einheitlich. Das sieht, wenn sich jetzt Widerspruch meldet, in anderen Ländern durchaus anders aus.
Wir hier, in Germanistan, stechen nicht so gerne hervor. Aus der großen Masse. Dass sich die Warenanbieter das zunutze machen, versteht sich von selbst. Zumal die Abweichung vom Standard heute noch an den Verdacht gekoppelt ist, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Nur an den verordneten Events, bei denen Diversität gefeiert wird, ist alles erlaubt. Aber wehe, dort hält sich niemand an den Dress Code!
Ja, es ist schwierig. Aber schlimmer noch als die Kleidung, die Art und Weise, wie man sich fortzubewegen gedenkt, was man isst oder trinkt, ist die Uniformität der Meinung. Nicht, dass es nicht erlaubt wäre, einen Blickwinkel öffentlich zu machen, der vom Gros der monopolisierten Meinungsmache abweicht. Das steht sogar im Grundgesetz, dessen Geburtstag gerade noch durch schreiende Reden derer gefeiert wurde, die noch vor kurzem Grundrechte einschränkten und heute ihre Motive hinter Druckerschwärze zu verbergen suchen. Du darfst alles sagen, du darfst das öffentlich machen, du darfst gehen, wohin du willst und du darfst dich verbünden, mit wem du willst.
Was nicht in diesem ehrwürdigen Schriftstück steht, ist die Notwendigkeit, die Freiheit von anderen aushalten zu müssen. Das ist sogar die Grundbedingung, damit so ein Gesetz wirken kann. Ein Voltaire wusste das bereits, als man die Ideen für eine neuzeitliche Demokratie verschriftlichte. Heute will man davon nichts mehr wissen. Das martialische Gekeife, das aufkommt, sobald einmal eine Meinung auftaucht, die der veröffentlichten Version von Wahrheit zuwiderläuft, dokumentiert eine andere Analyse, die ebenfalls von Voltaire stammt. Wenn du wissen willst, wer dich beherrscht, dann betrachte das, was du nicht sagen darfst.
Menschen, die gelernt haben, gesellschaftliche Prozesse zu analysieren, können mit dieser These etwas anfangen. Sie sammeln seit einiger Zeit alles, was momentan als demokratiefeindlich von Regierung wie Pressemonopol bezeichnet wird. Was dabei herauskommt, ist ein Bild, das die Form von Herrschaft umreißt, mit der wir es zur Zeit zu tun haben. Einer dieser Analytiker drehte das Bild vor kurzem in einer Publikation um. Er nannte, um aus den gegenwärtigen Dilemmata herauszukommen, drei strategische Ziele, die genau das beschreiben, was die gegenwärtig Herrschenden hassen wie den Leibhaftigen: Frieden, Souveränität und Wohlstand.
Das klingt harmlos, was es auch in Zeiten einer entspannt handelnden Zivilisation wäre. Es beschreibt jedoch genau das, was schmerzlich vermisst wird, wenn man an das gerade so gerne missbrauchte Grundgesetz denkt.
• Das steht nichts von Krieg, es sei denn zur Verteidigung.
• Da steht nichts davon, dass man die nationalen Interessen fremden Mächten unterordnen müsse.
• Da steht nichts von einer krassen Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich!
Lassen Sie sich das durch den Kopf gehen! Die Feinde der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (fdGO) sind unter uns. Und sie zeigen mit dem Finger auf alle, denen das bewusst wird und es auch noch laut sagen. Aber Vorsicht! Da sei noch einmal Monsieur Voltaire zitiert: „Alles was du sagst, sollte wahr sein, aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.“ >> bitte beachten: [1]
Gerhard Mersmann
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Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.
Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .
[1] Ergänzung von Helmut Schnug: Diese Aussage wird Voltaire (eigentlich François-Marie Arouet, * 21. November 1694 in Paris; † 30. Mai 1778 ebenda) zugeschrieben. Im Buch findet sich übersetzt diese Textstelle: "Nicht jede Wahrheit ist gut zu sagen! Aber obwohl alle vernünftigen Menschen so denken wie Sie, ist es nicht gut, dass das gemeine Volk so denkt!"
Es zirkulieren zahlreiche Zitate über Meinungsfreiheit und die Verteidigung der Meinungsfreiheit im Netz, die Voltaire zugeschrieben werden, aber seine eigentliche Aussage nicht oder nur bruchstückhaft wiedergeben. Zur Meinungsfreiheit äußerte sich Voltaire 1765 in seiner Publikation „Questions sur les miracles“, auch bekannt als „Lettres sur les Miracles“:
„Das Recht, zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist das Recht eines jeden freien Menschen, das nicht entzogen werden kann, ohne die abscheulichste Tyrannei auszuüben. Dieses Privileg ist … wesentlich für uns … und es wäre unangenehm, wenn diejenigen, denen die Souveränität zusteht, ihre Meinung nicht schriftlich äußern könnten.“
Voltaire – Der Sarkastische Denker der Aufklärung - Die Großen Denker (Dauer 11:47 Min.)
Voltaire, Pseudonym von François-Marie Arouet, war ein französischer Philosoph der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, berühmt für seinen Witz und seine Kritik am religiösen Fanatismus und an der Intoleranz. Sein Denken zeichnete sich durch Skeptizismus, Humanismus und Unterstützung der Meinungsfreiheit und der Trennung von Kirche und Staat aus. Autor zahlreicher Werke, darunter das berühmte "Candide oder der Optimismus", beeinflusste Voltaire das westliche Denken zutiefst und verteidigte Gerechtigkeit, bürgerliche Freiheit und die Reform der Gesellschaft.
► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 26. Mai 2024 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.
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1. Symbolbild: Mann betrachtet sich im Spiegel. Wenn wir uns alle einmal vor den Spiegel stellen und uns ansehen, müssen wir leider zu dem Ergebnis kommen, dass von Diversität keine Rede sein kann. Im Alltag, der uns prägt, ist vom Dress Code bis hin zur Ernährung das meiste Massenware und recht einheitlich.
Konformität oder Konformismus ist die Übereinstimmung einer Person mit den Normen eines gesellschaftlichen, inhaltlichen oder ethischen Kontextes. Konformität kann im inneren Bedürfnis nach einem Gefühl der Zugehörigkeit und der Sehnsucht nach Integration durch Assimilation wurzeln oder ein Ergebnis des äußeren Konformitätsdrucks der umgebenden Gesellschaft oder der Bezugsgruppe sein.
„Konformismus“ bezeichnet mit kritischem Beiklang eine Haltung, die sich im Lebensvollzug und in der Entscheidungsfindung überdurchschnittlich stark, unter Aufgabe eigener Individualität, an den Normen und Meinungen der Mehrheit der Gesellschaft beziehungsweise der Bezugsgruppe orientiert. Der Gegensatz dazu ist Nonkonformismus oder auch Individualismus. Hierbei strebt das Individuum vergleichsweise stark eigene selbständige Entscheidungen an. Individualismus ist dabei ein vielschichtiger Begriff, der neben der Bedeutung im Gegensatz zu Konformismus auch ein Gedankensystem bezeichnet, dessen Gegensatz Kollektivismus ist.
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2. outragée - empört. Das geflügelte Wort Voltaires, das besagt, nicht mit dem Gegenüber einer Meinung zu sein, aber alles dafür tun zu wollen, dass es das Recht behielte, diese kundzutun, wird nicht umsonst in diesen Tagen immer wieder zitiert. Es hat, um gleich zur Sache zu kommen, eine bittere Aktualität. Denn das, was die mittlerweile als inquisitorischer Hexenhammer etablierte Empörungskultur leistet, hat mit den individuellen Freiheiten, die die bürgerliche Demokratie zu gewährleisten vorgibt, nichts zu tun.
Obwohl auf der einen Seite von einer Individualisierung der Gesellschaft gesprochen wird, ist gerade das Recht, sich als Individuum zu entscheiden, als eine blasphemische Abart in Verruf gekommen. Foto: Joannis Nicolas, Moers. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der Creative Commons Urheberrechtslizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0) liznziert.
3. EILMELDUNG: Die bellizistische Wirtschafts- und Wohlstandszerstörungspartei Bündnis90/Die Grünen hat auf dem außerordentlichen Parteitag die Umbenennung ihrer Partei beschlossen. ALT: Bündnis90/Die Grünen. NEU: Partei der Totengräber. (PdT). Damit werden sie auch namentlich ihrem Krieg gegen das eigene Volk gerecht. Foto OHNE Textinet und durchgestrichenes Emblem: jtpatriot / Jarrett Tilford, Folsom/Sacramento (USA), (user_id:1734866). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Das Textinlet und das durchgestrichene Grünen-Emblem wurde von Helmut Schnug in das Bild eingearbeitet.