Die Irren in Washington: Atomkrieg ist machbar, Herr Nachbar

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Ulrich Gellermann
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Die Irren in Washington: Atomkrieg ist machbar, Herr Nachbar
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Die Irren in Washington

Atomkrieg ist machbar, Herr Nachbar

Es war der gute alte, kalte Krieg, der das "Gleichgewicht des Schreckens" hervorgebracht hatte. Die USA und die Sowjetunion hatten so viele Atomwaffen in ihren Arsenalen, dass jede Macht die andere mehrfach zerstören konnte. Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter, war die Erkenntnis, der eine gewisse, makabre Vernunft zugrunde lag. Schon seit geraumer Zeit scheint die Logik, nach der Kriege geführt werden, um sie zu gewinnen, in den USA ausgesetzt zu sein. Kriege wie der im Irak oder in Libyen kennen keine klassischen Gewinner. Kein Landgewinn ist zu erkennen, kaum Rohstoffgewinne sind zu verzeichnen, kaputte Staaten sind die einzig messbaren Ergebnisse. Immerhin wurden diese Kaputtmach-Kriege bisher ohne Atomwaffen geführt. Das soll sich ändern. Das "Center for Strategic and International Studies" (⇒ Webseite des CSIS) in Washington hält in seinem Report PROJECT ATOM kleine Atomkriege "kontrollierte nukleare Angriffe" für möglich.
 


 

World nuclear forces, 2016  (Updated 15.04.2017)

 

Country

Year of first

nuclear test

Deployed warheads*

Other warheads

Total 2016 Total 2015

Total 2014

Total 2013 Total 2012 Total 2011 Total 2010

USA

1945

2080

5180

7000 7260

7300

7700 8000 8500 9600

Russia

1949

1780

 5720

7290 7500 

8000

8500 10 000 11 000 12 000

UK

1952

150

 65

215 215

225

225 225 225 225

France

1960

290

10

300 300

300

300 300 300 300

China

1964

 

260

260 260

250

250 240 240 240

India

1974

 

 90–110

100-120 90-110

90–110

90–110 80-110 80-110 60-80

Pakistan

1998

 

100–120

110-130 100-120

100–120

100–120 90-110 90-110 70-90

Israel

. .

 

80

80 80

80

80 80 80 80

North Korea**

2006

 

6–8

10 6-8

 

       

Total

 

4300

11 545

15 395 15 850

16 300

17 270 19 000 20 530 22 600

 

Source: SIPRI Yearbook 2016 - Stockholm,  Jan 2016 

* ‘Deployed’ means warheads placed on missiles or located on bases with operational forces.

** Based on public information about North Korea’s past plutonium production activities, it is estimated here that North Korea has built 10 nuclear weapons.

http://www.sipri.org/

 


 

Die CSIS-Denkfabrik liegt an der Rhode Island Avenue Washington. Das "National Geographic Museum" mit seinen wissenschaftlichen Beständen ist nicht weit entfernt. Und wer das "Kramerbooks & Afterwords Café" auf der nahegelegenen Connecticut Avenue mit ihren zweistöckigen Häusern besucht, der könnte glauben, er sei in Europa: Gute Bücher, gutes Essen, gute Leute prägen das Bild. So möchte man in Deutschland die USA sehen: Zivilisiert und berechenbar. Doch wer sich die Namen der Aufsichtsräte des CSIS anschaut - Henry Kissinger, Zbigniew Brzeziński, James R. Schlesinger sind darunter - der erkennt nicht nur den bedeutenden Einfluss der Institution auf die amerikanische Regierungspolitik, an den Namen lassen sich auch die Kriege der USA ablesen: Von Vietnam über Afghanistan bis zur Ukraine. Die Aufsichtsräte waren als Planer oder Administratoren immer und gern dabei.
 

Natürlich kommt auch die verrückteste Theorie nicht ohne den Anschein von Logik aus: "Die amerikanische Heimat wäre von einer Reaktion der USA auf einen atomaren Angriff auf einen regionalen Verbündeten nicht betroffen“, schreibt der CSIS-Report der US-Regierung ins Hirn. Man kann, so ist die Denke der wahnsinnigen Strategen, nette kleine Atomkriege führen, ohne das Leben der US-Bürger zu gefährden. Durch die „Stationierung robuster, zielgenauer nuklearer Reaktionsoptionen“ könnten die USA taktische Atomschläge „auf allen Stufen der nuklearen Eskalationsleiter führen“ will der Report glauben machen. Und senkt so die Schwelle für den atomar geführten Krieg: Wer zuerst schießt, so hoffen die Irren an der Rhode Island Avenue, könnte überleben.

Wer diese "robusten" und "zielgenauen" Atomschläge außerhalb der US-Grenzen führen möchte, der braucht Partner im Ausland. Es müssen Frauen und Männer sein, denen das eigene Land ziemlich gleichgültig ist. Oder auch solche, die auf eine schnelle, sichere Flucht hoffen. Denn nach den bisherigen Erfahrungen mit den USA und ihren räumlich begrenzten Kriegen ist das jeweilige Land nach dem kleinen Krieg ganz großartig kaputt. Auf der Suche nach den ultimativen Verrückten sind die USA in der Ukraine fündig geworden. Man braucht keine klinischen Untersuchungen, um den Grad der Hirndeformation ukrainischer Machthaber festzustellen: Wer schon vor Eintreffen von US-Truppen Teile seines Landes in Trümmer legt, um es von vermeintlichem Terror zu befreien, der ist schon eine Gefahr für sich und erst recht für andere.

Weil aber gerade der Verrückte dringend den Anstrich der Normalität braucht, gießt er, wenn er denn über ein ganzes Land zum Spielen verfügt, seine Wahn-Ideen gern in Gesetze. So kam es denn am 4. Juni 2015 in der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, zur Annahme des Gesetzes 2953. (⇒ Artikel bei SZ.de) Die ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN (⇒ siehe engl.-sprachige Version) teilt ihren schaudernden Kunden mit, dass es jetzt eine rechtliche Grundlage für den Aufenthalt ausländischer Truppen in der Ukraine gibt, wenn zum Beispiel die Europäische Union dies beschlossen habe. Und auch die "schnelle Stationierung von Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen" sein nun gesetzlich verankert. Zwar ist die Ukraine nicht Mitglied der EU, aber das Bisschen Souveränität gibt man augenscheinlich gern auf, wenn der kleine Atomkrieg möglich ist. Zudem haben Oligarchen genug Geld, um eine schnelle Flucht jederzeit zu ermöglichen.

Während die deutsche Öffentlichkeit - bis in die Massenmedien hinein - langsam den Glauben an den Verstand ukrainischer Politiker verloren hat, vertraut sie immer noch den Köpfen in der eigenen Regierung. Doch obwohl Geisteskrankheiten nicht ansteckend sein sollen: Auch deutsche Politiker sind von der "amerikanischen Krankheit" befallen. Wie sonst könnte man eine Regierung als "FREUND" bezeichnen, deren Außenpolitik in den letzten Jahren weitgehend von Kriegen bestimmt war und ist. Auch die Teilnahme von Bundeswehrsoldaten an einem NATO-Manöver (Exercise RAPID TRIDENT 2015) in der Ukraine (⇒ Artikel b. Hintergrund.de) unter Führung der USA weist nicht auf eine stabile geistige Gesundheit hin: In einem Land, das von Verrückten beherrscht wird, unter Führung eines Landes Krieg zu spielen, das begrenzte Atomkriege erwägt, ist kein Beweis für Vernunft. Welches Land die atomar-kontaminierten Merkel, von der Leyen oder Steinmeier im Konfliktfall aufnehmen wollte, ist unsicher. Sicher ist nur: Das Gleichgewicht des Schreckens ist durch eine neue US-Denkweise abgelöst worden: Atomkrieg ist machbar, Herr Nachbar.

Ulrich Gellermann, Berlin

         


: Bitte um Beachtung der 11 angehängten -Text-Dokumente weiter unten!!


► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel



Bild- und Grafikquellen:

1. Dr. John Hamre, Präsident und CEO der Denkfabrik "Center for Strategic and International Studies" (CSIS) im Gespräch mit Dr. Zbigniew Brzeziński, US-Globalstratege, Buchautor und Mitglied des CSIS-Aufsichtsrates. Foto: Ajswab. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

2. Früchte des Imperialismus - fruits of imperialism. Karikatur von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk wurde von seinem Urheber Carlos Latuff als gemeinfrei veröffentlicht. Dies gilt weltweit. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, dieses Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com

3. - 5. Titelfotos der von US-Stratege und Autor Brzeziński veröffentlichten Werke. Diese 3 Titel seiner wichtigsten Bücher, die jenem über die „Einzige Weltmacht“ folgten, sprechen für sich und lassen die weitere Entwicklung erkennen: „Second Chance. Three Presidents and the Crisis of American Superpower“, 2006; “Strategic Vision, America and the Crisis of Global Power”, 2013, beide bedauerlicher Weise nur auf Englisch.

AnhangGröße
PDF Icon CSIS Center for Strategic and International Studies - Project Atom - A Competitive Strategies Approach to Defining U.S. Nuclear Strategy and Posture for 2025–2050 - May 2015 - 158 pages.pdf3.14 MB
PDF Icon Atomwaffensperrvertrag aus dem Jahr 1968 - Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen - deutschspachige Übersetzung des Vertragstextes.pdf106.45 KB
PDF Icon Zbigniew Brzezinski - Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft - vierte Auflage 2001 - Originaltitel The Grand Chessboard - American Primacy and Its Geostrategic Imperatives 1997.pdf4.24 MB
PDF Icon SIPRI YEARBOOK 2015 Summary - Armaments, Disarmament and International Security - World nuclear forces - Stockholm International Peace Research Institute - 32 pages.pdf1.02 MB
PDF Icon SIPRI YEARBOOK 2014 Summary - Kurzfassung auf Deutsch - SIPRI, Friedrich Ebert Stiftung, Berghof Foundation - 28 Seiten.pdf504.76 KB
PDF Icon SIPRI YEARBOOK 2013 Summary - Kurzfassung auf Deutsch - SIPRI, Friedrich Ebert Stiftung, Berghof Foundation - 28 Seiten.pdf439.44 KB
PDF Icon Munich Security Report 2015 - Collapsing Order _ Reluctant Guardians - Published on the Occasion of the MSC 2015 - 72 pages.pdf7.52 MB
PDF Icon Neue Macht - Neue Verantwortung - Elemente einer deutschen Außen- und Sicherheitspolitik für eine Welt im Umbruch - Ein Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP und des German Marshall Fund of the United States.pdf258.55 KB
PDF Icon US Department of Defense - Base Structure Report Fiscal Year 2014 Baseline - As of 30 Sept 2013 - A Summary of the Real Property Inventory - 199 pages.pdf3.22 MB
Symbol für Office-Tabellenkalkulationen US Defense Manpower Data Center - datas for the Department of Defense - Total Military Personnel and Dependent End Strength - as of Dec 31, 2014.xls126.5 KB
PDF Icon US Department of Defense - Base Structure Report Fiscal Year 2013 Baseline - As of 30 Sept 2012 - A Summary of the Real Property Inventory - 214 pages.pdf3.48 MB