Die Zeit VOR, WÄHREND und NACH Umbrüchen

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Die Zeit VOR, WÄHREND und NACH Umbrüchen
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Die Zeit VOR, WÄHREND und NACH Umbrüchen

Das Gros der Gesellschaft muss kämpfen.

Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com

Wenn die großen Umbrüche stattfinden, dann bleibt nichts so, wie es einmal war. In der Erinnerung verklären sich die Bilder. Vielen Menschen erscheint es so, als hätten sie in goldenen Zeiten gelebt und alles, was an Neuem entstanden ist, kann unter diesen Eindrücken nicht mehr imponieren. Nichts ist trügerischer als diese Art von Erinnerung. Sie liegt unter einem Schleier, der alles verdeckt, was in der Vergangenheit an Dreck, an Unrat, an Schmerz und an Verzweiflung existierte. Die so genannte gute, alte Zeit, entpuppt sich, wenn der realistische Blick die Oberhand gewinnt, als eine Fata Morgana. Zumindest für diejenigen, die sich erfolgreich aus ihr heraus gekämpft haben.

Umbruch_Umbruchgesellschaft_Umbrueche_Epochenbruch_Erneuerung_Erneuerungsprozess_Veraenderung_Neuordnung_Paradigmenwechsel_Weiterentwicklung_Kritisches-Netzwerk

Diejenigen, denen das nicht gelungen ist, sind längst nicht mehr unter den Lebenden. Und, sollten sie es dennoch sein, dann haben sie keine Stimme mehr. Die einzige Gruppe, die zu recht über die goldene Vergangenheit sprechen kann, sind die ehemaligen Gewinner, die sich in Ruhm und Reichtum sonnen konnten, bis das alles zusammenbrach. Doch sie sind in einer verschwindenden Minderheit - wie immer. Das Gros der Gesellschaft muss kämpfen. Das war so in der verklärten Vergangenheit, das ist so während der Zeiten der großen Umbrüche und das wird so sein, wenn sich alles neu sortiert hat.

Proteste-Wutentfaltung-Unmut-Unzufriedenheit-Widerstand-Massenprotest-Aufbegehren-Unterdrueckung-Kritisches-Netzwerk-Abgehaengte-ziviler-Ungehorsam

► Umbrüche hat es immer gegeben. 

Auf der Oberfläche lassen sie sich als etwas beschreiben, das die Dominanz der Kräfte, die für ein bestimmtes Zeitmaß die Entwicklung maßgeblich bestimmt haben, an einem gewissen Zeitpunkt den Zenit erreicht hat. Dann lassen sich neue Kräfte beobachten, die innovativer sind, die mehr Dynamik besitzen und die andere Interessen verfolgen und die sich zum Angriff auf das Bestehende formieren. Zunächst erscheinen die herrschenden Verhältnisse dann als nicht mehr so gut wie allgemein dargestellt, vieles bekommt das Attribut „marode“ und die Eliten vermitteln ein Bild, als seien sie sich des Ernstes der Lage gar nicht bewusst.

Es ist wie eine Wiederholung der Kapitel in den Geschichtsbüchern, in denen die späte Dekadenz von Gesellschaften beschrieben wird.

Da steht nur noch das eigene, in Verschwendung und Unmaß badende Wohlergehen im eigenen Fokus,

da wird nichts mehr investiert,

da findet keine Erneuerung mehr statt,

da werden Probleme verdrängt

und es wird ein Lied angestimmt, in dem die eigene Glorie auf Ewigkeit besungen wird, obwohl sie längst am Abgrund steht.

Die späte Dekadenz am Ende einer Epoche ist das verlässlichste Zeichen für einen gravierenden Umbruch.

Während dieses Lärms, der durch die Sattheit und Verschwendung hier wie der wachsenden Not und dem Überdruss gegenüber dem Alten dort verursacht wird, wirken bereits die Kräfte des Wandels.

Sie nutzen den Alltag, um die Routinen zu Fall zu bringen;

sie erneuern alles,

sie reden nicht viel

und sie haben mit dem, was auf der großen Bühne passiert, nicht viel im Sinn, weil sie mit der Veränderung des Profanen alle Hände voll zu tun haben.

Wenn diese Vertreter einer neuen Ordnung die Bühne betreten, dann ist bereits alles vorbei – für die alte Zeit und deren Prinzipien. Sie kann sich dann verklären lassen, von denen, die damals das Sagen hatten und denen, die an den Schmerz nicht mehr erinnert werden wollen.

Ende_Anfang_Miguel_de_Unamuno_y_Jugo_Erneuerung_Erneuerungsprozess_Neuanfang_Nostalgie_Epochenbruch_Umbruch_Verklaerung_des_Vergangenen_Zeitenwende_Kritisches-Netzwerk

Die neuen Kräfte hingegen werden sich mit dem Neuen selbst, das oft technischer und wirtschaftlicher Natur ist, auseinanderzusetzen haben und dann daran gehen müssen, politisch ihre Interessen zu vertreten, um eine neue soziale Ordnung zu etablieren. In Zeiten des Umbruchs, wenn er in vollem Gange ist, bleibt für diejenigen, die ihn betreiben, keine Zeit, in der Verklärung des Vergangenen zu verharren.

Und wer bei der hiesigen Beschreibung bestimmte Bezüge zum Zeitgeschehen gewittert hat, verfügt über eine gute Nase.

Gerhard Mersmann

»Fortschritt bedeutet nicht, fortgeschritten zu sein, sondern fortzuschreiten.
Insofern ist die Atomisierung der Gesellschaft, wie wir sie derzeit erleben,
das größte Rollback seit Beginn der Moderne.
Unter technisch exzellenten Voraussetzungen versteht sich.

Interessant ist auch, dass man aus der Ferne begonnen hat, sich
zurückzulehnen und Wetten abzuschließen, wie lange eine Gesellschaft
eine solche Entwicklung (Spaltung / Zersetzung) wohl aushält.
Ob sie weiter den Weg beschreitet, der im Fiasko endet oder ob es Kräfte gibt,
die in der Lage sind, das Ruder noch einmal herumzureißen.«

(-Dr. Gerhard Mersmann, im Mai 2021)

Gesellschaftsspaltung-Atomisierung-Spaltung-Gesellschaft-Ewiggestrige-Ewiggestrigkeit-soziale-Isolation-Teilhabe-Kritisches-Netzwerk-Individualisierung-Zusammenleben

»Es wird viel geklagt zur Zeit. Warum? Weil die vermeintlich gute alte Zeit endgültig der Vergangenheit angehört. Doch wir wären nicht das, was wir sind, wenn wir uns nicht kritisch mit den Erscheinungen der Vergangenheit auseinandergesetzt hätten. Alles, was uns in diesen Zeiten ermächtigte, um Veränderungen herbeizuführen, nämlich die Fähigkeit zu identifizieren, was als eine gemeinsame Basis betrachtet werden konnte, um sich auf den Weg zu neuen Ufern zu machen, hat sich in Luft aufgelöst. Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige!« (-Gerhard Mersmann, Mai 2021)


Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.

Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .


► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 15. Februar 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.

ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. Wenn die großen Umbrüche stattfinden, dann bleibt nichts so, wie es einmal war. In der Erinnerung verklären sich die Bilder. Vielen Menschen erscheint es so, als hätten sie in goldenen Zeiten gelebt und alles, was an Neuem entstanden ist, kann unter diesen Eindrücken nicht mehr imponieren. Nichts ist trügerischer als diese Art von Erinnerung. Sie liegt unter einem Schleier, der alles verdeckt, was in der Vergangenheit an Dreck, an Unrat, an Schmerz und an Verzweiflung existierte. Die so genannte gute, alte Zeit, entpuppt sich, wenn der realistische Blick die Oberhand gewinnt, als eine Fata Morgana. Zumindest für diejenigen, die sich erfolgreich aus ihr heraus gekämpft haben.

Foto: freepik (detaillierter Urhebername nicht benannt!) . Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (Freepik) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto.

2. Widerstand durch Massenprotest: Was machen diejenigen, die keine Stimme mehr haben? Die sehen, dass vieles in eine Richtung läuft, die sie nicht als eine sehen, die ihren Interessen entspräche? Wir müssen uns engagieren und wehren. Und wir tun es nicht ausschließlich aus Eigeninteresse, sondern weil uns dieses Land am Herzen liegt, auch wenn wir zu ihm ein ambivalentes Verhältnis haben - nicht erst seit Corona, aber erst recht seit Corona. Ziviler Ungehorsam und Widerstand werden Pflicht.

Das Gros der Gesellschaft muss kämpfen. Das war so in der verklärten Vergangenheit, das ist so während der Zeiten der großen Umbrüche und das wird so sein, wenn sich alles neu sortiert hat. Foto: Sarah_Loetscher / Sarah Lötscher, Zürich/Schweiz. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.

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3. 'In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.' Miguel de Unamuno y Jugo (* 29. September 1864 in Bilbao; † 31. Dezember 1936 in Salamanca) war ein spanischer Philosoph und Schriftsteller. Unamuno war auch Dichter, Romancier, Dramatiker und Literaturkritiker. Er gehörte der Generación del 98 an, die versuchte, die nach der Niederlage gegen die USA und dem Verlust seiner letzten Kolonien erschütterte Identität Spaniens im kulturellen Raum zu bewahren bzw. wiederzugewinnen. >> Wikipedia

Foto OHNE Textinlet: Tama66 / Peter Herrmann, Leverkusen (user_id:1032521). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Foto eingearbeitet.

Einige Aussagen von Miguel de Unamuno y Jugo:

"Der Mensch arbeitet, um Arbeit zu vermeiden, er arbeitet, um nicht zu arbeiten. Es ist unglaublich, welche Arbeiten der Mensch auf sich nimmt, nur um nicht arbeiten zu müssen." - Plädoyer des Müßiggangs.

"Eine gewisse Anzahl von Müßiggängern ist notwendig zur Entwicklung einer höheren Kultur." - Plädoyer des Müßiggangs.

"In jedem Ende liegt ein neuer Anfang." - Plädoyer des Müßiggangs.

"In einem Volk, bei dem viel gearbeitet wird, ist die Arbeit meist schlecht verteilt; dort gibt es mehr Leute, die viel arbeiten, damit die anderen faulenzen können." - Plädoyer des Müßiggangs.

"Der Verstand einigt uns und die Wahrheiten trennen uns." - Wie man einen Roman macht.

"Ein Problem setzt nicht so sehr eine Lösung voraus, im analytischen oder auflösenden Sinne, als vielmehr eine Konstruktion, eine Kreation. Es löst sich im Tun." - Wie man einen Roman macht.

Die Essays aus "Plädoyer des Müßiggangs" stammen aus den Jahren 1908 bis 1916 und zeigen den Autor als Träumer und Spaziergänger, der seinem Hang zur streitbaren Polemik nur selten nachgibt, wie z. B. in dem Essay 'Die Pflicht und die Pflichten', wo er nahezu wütend mit Tugenden wie Dogmatismus, Intoleranz und blindem Gehorsam aufräumt. Unamuno 'ist eine Herausforderung, die auch Jahrzehnte nach seinem Tod nichts von ihrer Radikalität verloren hat. Ein Autor, der sich Auseinandersetzung und Widerspruch geradezu verdient hat, will man ihm in seiner Heterodoxie gerecht werden, aber auch ein Autor, der nach wie vor und immer wieder mit großem Genuß zu lesen ist.

4. Gesellschaftliche Regression:

»Fortschritt, Fortschritt bedeutet nicht, fortgeschritten zu sein, sondern fortzuschreiten. Insofern ist die Atomisierung der Gesellschaft, wie wir sie momentan erleben können, das größte Rollback seit Beginn der Moderne. Unter technisch exzellenten Voraussetzungen versteht sich.

Es wird viel geklagt zur Zeit. Warum? Weil die vermeintlich gute alte Zeit endgültig der Vergangenheit angehört. Doch wir wären nicht das, was wir sind, wenn wir uns nicht kritisch mit den Erscheinungen der Vergangenheit auseinandergesetzt hätten. Alles, was uns in diesen Zeiten ermächtigte, um Veränderungen herbeizuführen, nämlich die Fähigkeit zu identifizieren, was als eine gemeinsame Basis betrachtet werden konnte, um sich auf den Weg zu neuen Ufern zu machen, hat sich in Luft aufgelöst. Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige!

Interessant ist auch, dass man aus der Ferne begonnen hat, sich zurückzulehnen und Wetten abzuschließen, wie lange eine Gesellschaft eine solche Entwicklung (Spaltung / Zersetzung) wohl aushält. Ob sie weiter den Weg beschreitet, der im Fiasko endet oder ob es Kräfte gibt, die in der Lage sind, das Ruder noch einmal herumzureißen.« (Dr. Gerhard Mersmann).

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