Entrüstung über die Pariser Attacken verdeckt unseren Rassismus

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Entrüstung über die Pariser Attacken verdeckt unseren Rassismus
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Entrüstung über die Pariser Attacken verdeckt unseren Rassismus

von Jonathan Cook

Ein Artikel in der australischen Publikation New Matilda über die Attacken in Paris in der vergangenen Nacht bringt es auf den Punkt – auf einen Punkt, über den niemand reden will. Was Bewohner des Westens jetzt fühlen, ist eine sehr mächtige und sehr selektive Entrüstung, die sich mit dem Leiden von Menschen „wie wir“ identifiziert. Wir trauern über die Toten in Paris, während wir diejenigen, die einen Tag früher im Libanon und fast sicher von denselben Fanatikern, die die Attacken in Frankreich durchgeführt haben, getötet wurden, nicht einmal wahrnehmen.

Viele Westbewohner tun derlei Beobachtungen gern als „Wortklauberei“ ab. Sie sagen, dass es natürlich ist, wenn wir uns mehr um Leute kümmern, die wir kennen und die uns ähnlich sind. Diese reflexartige Reaktion mag vielleicht tröstlich sein, ist aber genau das Problem.

Was steht denn letztlich hinter unserer selektiven Empörung, wenn nicht selektives Mitgefühl? Aber unser selektives Mitgefühl ist das, was uns überhaupt in diese missliche Lage gebracht hat. Als Europäer haben wir uns immer als vollwertige Menschen betrachtet, diejenigen im Mittleren Osten und dem Großteil des Restes der Welt jedoch als etwas weniger als Menschen und nicht so unserer Sympathie würdig. Derlei Gefühle erlauben es Europa, braune Menschen zu kolonialisieren, zu quälen und auszubeuten.

Der historische Rassismus, den wir Europäer jetzt nur zu bereitwillig eingestehen, und der, wie wir verstehen, den westlichen Kolonialismus am Leben hielt, ist kein Ding der Vergangenheit. Er gedeiht noch immer tief in unseren Seelen. Wo wir einst des weißen Mannes Bürde fühlten, fühlen wir jetzt seine Empörung. Beide beruhen auf derselben Arroganz und derselben Zuschreibung von weniger menschlichen Qualitäten an diejenigen, die wir als verschieden von uns betrachten.

Wir versuchen noch immer, braune Menschen zu zivilisieren. Wir glauben noch immer, dass wir das Recht haben, sie zu ändern, sie unserem Willen zu unterwerfen, sie mit Gewalt zu verbessern. Wir wollen sie noch immer belehren, verurteilen, bedrohen, wollen ihre Wahlen umstoßen, ihre unterdrückerischen Führer bewaffnen und ihre Ressourcen plündern.
 

Rassendiskriminierung-Rassismus-Sozialrassismus-Kulturrassismus-AfD-Apartheid-Faschismus-Fremdenfeindlichkeit-Fremdenfurcht-Diskriminierung-Kritisches-Netzwerk

Und nachdem wir ihre Gesellschaften zerstört haben, erwarten wir in der Lage zu sein, unsere Grenzen vor ihnen zu schließen, wenn sie verzweifelte Reisen unternehmen, um etwas Frieden zu finden, etwas Sicherheit weg von den Kriegszonen in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und woanders, wo wir solche entweder direkt schufen oder mit unserem Geld und Waffen unterstützten.

Unser Rassismus hat sich nicht geändert. Er ist am Leben und schafft Tag für Tag neue Rechtfertigungen für unser Mitgefühl.

Was sich geändert hat, ist dass technologische Fortschritte es leichter gemacht haben, Waffen des Todes und der Zerstörung immer leichter und billiger zu bekommen. Diejenigen, die wir einst straflos und weit entfernt außer Sichtweite von unseren Wohnorten unterdrückt haben, können uns jetzt finden und uns eine Kostprobe unserer eigenen Medizin verabreichen.

Wenn wir die Attacken stoppen und vermeiden wollen, dass sich unsere Gesellschaften in die repressiven Diktaturen verwandeln, die wir in einem großen Teil des Restes des Erdballs unterstützt haben, dann müssen wir aufhören, uns einzumischen, zu plündern, zu manipulieren und zu missbrauchen. Und wir müssen damit beginnen, indem wir uns weigern, uns selbst zuzugestehen, dass wir uns mehr mit den Opfern in Paris identifizieren als mit denen in Beirut. Wenn wir wirklich so ziviliert wären, wie wir glauben, dann würden wir verstehen, dass beide gleichermaßen unser Mitgefühl verdienen.

Jonathan Cook


Quelle:  erschienen am 14. November 2015 auf > Jonathan Cook: The Blog from Nazareth > Artikel.

Infos über den Autor Jonathan Cook - weiter

Die Weiterverbreitung des Artikels ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Bild- und Grafikquellen:

1. HANDS OF HARMONY. Unser Rassismus hat sich nicht geändert. Er ist am Leben und schafft Tag für Tag neue Rechtfertigungen für unser Mitgefühl. Foto: Paul Hocksenar. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).

2. "RACISM IS TAUGHT . . . BREAK THE CIRCLE!" Foto: Jamie Skinner / jamieskinner00. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)

3. Jonathan Cook - Photograph by Katie Ramadan

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Marie-Luise Volk
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Verbunden: 28.10.2010 - 13:29
Retourkutsche in Form von Terror-Anschlägen


Retourkutsche in Form von Terror-Anschlägen


Nach jahrelanger Destabilisierung fast des gesamten Nahen Ostens durch die US-Regierung und deren NATO-Verbündeter, ist jetzt wohl die Retourkutsche in Form von Terror-Anschlägen in Europa angekommen.
 
Der Irak-Krieg, angezettelt durch faustdicke Lügen der USA, die Ermordung des libyschen Präsidenten Muammar al-Gaddafi bei gleichzeitiger Destabilisierung des arabischen Staates Libyen - unter Beteiligung von Frankreich und Großbritannien - sind nur einige der haarsträubendsten Verbrechen, die von Seiten des Westens der arabischen Welt angetan wurden. Da durch Waffengeschäfte es immer etwas zu verdienen gab, hat sich Deutschland gleichfalls schuldig gemacht, weil auch die deutsche Seite von der Kriegsmaschinerie ordentlich profitieren wollte – siehe Waffen- und Panzerlieferungen.
 
Und jetzt ist das eingetreten, was immer zu befürchten war: IS-Sympathisanten haben mit den Anschlägen in Frankreich den Startschuss zu Unruhen im europäischen Raum gegeben. Eigentlich müssen die USA als Drahtzieher angesehen werden. Die US-amerikanische Administration, also die Marionetten der Finanzindustrie, benutzen zwecks Selbstvermehrung ihrer Kapitalien die schmutzigste Variante aller Varianten der Geldvermehrung, nämlich das Aufeinanderhetzen von Bürgern gegen Bürger. Nur so kann effektiv die lukrative Kriegsmaschinerie und alle im Sinne der Kapitalanleger weiteren günstigen Maschinerien am Laufen gehalten werden.
 
Da klingt es wie Hohn, wenn Angela Merkel sagt: “Wir werden mit Ihnen gemeinsam den Kampf gegen die führen, die Ihnen so etwas Unfassbares angetan haben.” (DWN 14.11.2015) Dabei müsste sie jetzt endlich sagen: USA es reicht – Wir machen jetzt nicht mehr mit! Ihre zur Show getragene Menschlichkeit ist nichts mehr als ein abgekartetes Spiel. Sie spielt ihre Vasallen-Rolle mit ausgeklügelter Raffinesse. (Siehe Sendung “Was nun, Frau Merkel”, mit Bettina Schausten und Peter Frey vom 13.11.2015) Sie macht ganz auf “humanitär”, dabei vertritt sie aber eiskalt die Interessen der Wirtschaft, die auf billige Arbeitskräfte und neue Konsumenten hofft.
 
Es ist zu befürchten, dass jetzt noch mehr auf die arabische Welt eingeschlagen wird, mit der Folge, dass noch mehr Menschen vor der Gewalt fliehen müssen. Und dass noch mehr Terrorakte verübt werden. Unsereiner muss sich auf unangenehme Begleiterscheinungen einstellen: Es ist zu befürchten, dass jetzt noch mehr überwacht, noch mehr ausgespäht, noch mehr reglementiert und noch mehr bestraft wird. Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit  - wie lange noch? Die political correctness wird in Höchstform auflaufen – weh dem, der es wagen wird, die veröffentlichte Meinung der Leitmedien der Lüge zu bezichtigen.
 
Wie gehen wir als Bürger mit dieser Situation um? Was können wir tun, damit wir nicht in die Hände derer spielen, die genau auf das setzen, was wir nicht wollen können: Die Aufgabe sämtlicher demokratischer Rechte und die weitere Spaltung der Gesellschaft. Diese Spaltung der Gesellschaft wurde bisher aktiv durch alle Parteien des Landes vorangetrieben.
 
Jetzt erst recht sollte es unser Begehren sein, die Neuordnung unseres Geldsystems einzufordern. Nämlich ein Geldsystem was – auf der einen Seite ein Fließfunktionsmodul bekommt (durch Umlaufsicherung) und auf der anderen Seite ein Besteuerungsmodul, welches ein weiteres Ansteigen von Geldvermögen verhindert. Die Zeit ist jetzt reif!  Wenn uns das nämlich nicht gelingt, wird das, was wir heute in Frankreich zu sehen bekommen haben, nur ein laues Lüftchen sein. 85 Personen, also so viel, wie in einen Londoner Doppeldeckerbus hineinpassen, besitzen bereits die Hälfte des gesamten Weltvermögens. Und diese Personen haben nur eines im Sinn: 1. Die Vermehrung und 2. Die Unantastbarkeit ihres Geldvermögens. Dafür opfern sie sämtliche Volksgesellschaften. Sie sind förmlich immun für das Leid eines jeden Opfers.
 
Die politische Kaste mit ihren Politikdarstellern wird mit Hilfe der Leitmedien versuchen, die nächsten Tage zu nutzen, um uns ins Labyrinth zu schicken. Wir sollen uns verirren. Aber das Blinde-Kuh-Spiel muss ein Ende haben. Es ist allerhöchste Eisenbahn. Wir, die Bürger dieses Landes, haben keine Zeit mehr zu verlieren. Frau Merkel, das Spiel ist aus.
 
Marie-Luise Volk

 

Das Geld-Syndrom 2012 – Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung
Aktualisierte Neuausgabe. ISBN 13: 978-3-8107-0140-4, Druck&Verlagshaus Mainz, Wissenschaftsverlag, Aachen, Euro 16,80

 

 

 

 

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