Entstand das Patriarchat mit der Sesshaftwerdung?
Gesellschaft ist kein soziales Konstrukt, sondern ein soziales Produkt.
Genderdebatte goes Steinzeit
von Aischa Schluter | ANSAGE.org
Es ist auch so ein leidiges Thema, was in der Gender- und Geschlechterdebatte immer mal wieder hochpoppt: Waren Frauen nur Sammler, keine Jäger? Skandal! Welch eine skandalös-patriarchale Sicht auf die Menschheitsgeschichte!
Die Historikerin und Journalistin Leonie Schöler schreibt etwa dies: „Am Beispiel der Jäger und Sammler zeigt sich der sogenannte Gender Bias. Dass wir mit dem Verständnis unserer heutigen Geschlechterrollen auch in die Vergangenheit blicken.”
Es ist eine dieser typischen Gender-Geisterdebatten, bei denen zeitgeistige verirrte Sichtweisen auf das “Geschlecht als Konstrukt” und Geschlechterrollen einfach auf frühere Epochen der Zivilisationsgeschichte aufgepfropft werden. Katrin Keller schrieb dazu auf Facebook:
“Natürlich bekamen aufgrund der Glaubenslage auch Frauen Waffen mit und auch mal Pferde. Was hätte man denen denn mit ins Grab legen sollen? Kochlöffel und Stricknadeln? Kämpfen und Jagen waren zu der Zeit (Kämpfen ist es immer noch), gefährliche Tätigkeiten. Die wurden nicht von Männern ausgeführt, um die Frauen zu unterdrücken, sondern weil man schon wusste, dass zur Arterhaltung immer mehr weibliche Exemplare nötig sind, als männliche!
Auf ein Männchen kann man immer mal verzichten, auch in der Hühner oder Kaninchenzucht. Das macht dann ein anderes Männchen. Ein Weibchen kann immer nur einmal zur Zeit Mutter werden, ein Männchen aber mehrfach Vater. Frauen haben bei der Jagd, je nach Gruppengröße oder weil Männer ausfielen, natürlich geholfen, aber meist als Treiber. Das belegen auch erhaltene Höhlenmalereien oder Abbildungen auf Gefäßen.
Dass die Zeiten sich geändert haben und es auch in vielen Bereichen gut so ist, steht außer Frage, aber wegen der derzeitigen Political Correctness und dem Woke-Ideologen-Gerede nun zu versuchen, die Vergangenheit an die heutigen Maßstäbe oder Ideologien anzupassen, ist kompletter Blödsinn.
Ich frage mich, warum gebildete Frauen sich dafür hergeben.”
► Unhaltbarer Mythos
Die Paläoanthropologin Marylène Patou-Mathis “rüttelt in einem neuen Buch an den verstaubten Vorstellungen ihrer Disziplin”, berichtete Ende 2021 der “Tagesspiegel” (TS) unter dem Zitattitel “So weiblich war die Steinzeit – Männer waren Jäger, Frauen nur Sammler: das sind überholte Klischees“. >> TS-Artikel.
Sinngemäß behauptete sie, dass steinzeitlichen Frauen von der bisherigen Geschichtswissenschaft unterstellt werde, sie seien vor allem oder lediglich fürs Sammeln von Beeren, Früchten, Pilzen und Wurzeln zuständig gewesen und hätten “am Feuer in der Höhle… auf den Mann, den Jäger mit der Beute” gewartet. Dies sei ein unhaltbarer Mythos, denn in Wahrheit seien sie ebenso zur Jagd und in den Kampf aufgebrochen. Der TS-Beitrag veranlasste mich damals zu einem Kommentar auf meinem persönlichen Blog, den ich nachfolgend in leicht veränderter Form nochmals wiedergebe.
Wie immer wird offengelassen, wer diese “überholten Klischees” wirklich je in dieser Totalität geäußert hat. Aber okay, selbst wenn… “Frauen waren nur Sammler“: Diese Aussage ist missverständlich und ambivalent. Man kann sie so auffassen, dass das “nur” für “ausschließlich” steht. Niemand hat jemals behauptet, dass keine Frau in der Steinzeit auch mal gejagt hat. So wie übrigens auch niemand behauptet hat, dass Männer nie sammelten.
Nur weil man Tendenzen und Muster erkennt und benennt, kann man Menschen nicht auf diese grobe Einteilung reduzieren und konsequent behaupten „ALLE sind so!“. Dies ist eine typische Unterstellung, eine Strohpuppe, mit deren allzu leichter Bekämpfung man glaubt, die Argumentation für sich entschieden zu haben.
► Friedrich Engels führt weiter
Man kann die Aussage aber auch so auffassen, dass das “nur” im Sinne von “lediglich“, also qualitativ abwertend für die Tätigkeit der damaligen Frauen, steht. Aber niemand hat jemals behauptet, das Sammlertum sei eine dem Jägertum untergeordnete Tätigkeit. Sammeln ist genauso wichtig wie Jagen, und durch die tendenzielle Aufgabenverteilung haben beide Geschlechter seit jeher zum bestmöglichen Überleben beigetragen.
Die Unterstellung, das derjenige, der sowohl Tendenzen und auch Muster erkennt, die Arbeit von Gesellschaftsgruppen mit dieser Einteilung abwerten würde, ist ebenfalls eine typische Unterstellung und eine Strohpuppe, mit dessen sehr leichter Bekämpfung man – siehe oben – glaubt, die Argumentation gewonnen zu haben. Schlimmer noch: Sie schlägt in die gleiche Kerbe wie: “Ach – Du bist nur Mutter?” Als wäre es Frevel an der gleichberechtigten Gesellschaft, dass das Muttersein eine Frau erfüllen könne.
Friedrich Engels (* 28. November 1820 in Barmen; † 5. August 1895 in London), der neben seinen sozialistischen Umtrieben auch ein bemerkenswerter Historiker war, führt in seinem brillanten Buch „Die Entstehung der Familie des Privateigentums und des Staates“ aus, dass zur Zeit der „Jäger und Sammler“ die soziale Macht höchstwahrscheinlich komplett bei den Frauen lag, da diese sich um die Vorratshaltung kümmerten und die Männer ohnehin ständig auf der Jagd starben. >> das Buch online lesen.
Hinzu kommt, dass die Menschen noch in Gruppenehen oder Haremstrukturen und Clan-Lineages [Abstammungsgruppe; H.S.] lebten, es also keine einzelnen Paarbeziehungen gab, sondern innerhalb der Familienverbände praktisch jeder jedes Geschwister und Partner zugleich war.
Im 19. Jahrhundert, als Engels seine Gedanken niederschrieb, gab es auf Erden noch zahlreiche Völker, die noch immer in dieser urtümlichen Gesellschaftsform lebten.
► Entstand das Patriarchat mit der Sesshaftwerdung?
In den abrahamitischen Religionen, etwa durch Adam und Eva, wird der Eindruck vermittelt, die Einzelehe wäre quasi der Urzustand der Menschheit gewesen. Das war er aber nicht. Die Nachkommen konnten nur der Mutter genau zugeordnet werden, was zu weiterer Konzentration der Macht bei Frauen führt – wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „Macht“ sprechen sollte, denn letztendlich ist es eine Form organisierter sozialer Kooperation, was die „FeministX“ der Gegenwart mit ihrer Kampfideologie wohl niemals begreifen werden.
Die Gesellschaft ist kein soziales Konstrukt, sondern ein soziales Produkt. Friedrich Engels wagt in seinem Buch den Schluss, dass das Patriarchat mit der Sesshaftigkeit und der damit verbundenen Entstehung von Privatbesitz verbunden sei. Salopp formuliert: Da Papa nun seinem Sohnemann gerne seinen Supi-Dupi-Acker vererben möchte, muss die Nachfahrenschaft auch über den Vater eindeutig zu klären sein. Dies führt zur Entstehung der Einzelehe und in deren Folge auch zu einem Besitzanspruch der Männer (die Vermeidung inzestbedingter Missbildungen spielte wohl nur eine untergeordnete Rolle).
Engels sagte das zwar nicht explizit – aber meine These ist, dass die eindeutige Bestimmung der Nachkommen auch einen entscheidenden Einfluss auf frühen Gesetzestexte, also religiöse Kodizes hatte, von der Ächtung des Ehebruchs bis hin zum Jungfräulichkeitswahn: Die Männer wollen sich eben sicher sein, dass sie keine Kuckuckskinder groß ziehen.
Und wie das in der Geschichte eben so ist, entwickelt ein Trend eine fatale Eigendynamik, die dann zu einer generationenübergreifenden Verdammung und Tabuisiserung weiblicher Sexualität führt – bis hin zur Beschneidung von Frauen, um ihnen jegliche Lust zu nehmen, oder auch zur Vollverschleierung.
Niemand bestreitet, dass Frauen von Männern über Jahrtausende hinweg systematisch unterdrückt wurden. Doch beim modernen Feminismus frage ich mich zuweilen, ob man heute, nach der de-facto-Erkämpfung der Gleichberechtigung, nun umso verzweifelter nach neuen Daseinsberechtigungen sucht. Nicht, dass es keine Bereiche gäbe, in denen noch Ungleichheiten existieren und Feminismus nicht immer noch gebraucht würde…
Aber sowas? C´mon! (Komm schon!)
Aischa Schluter [bitte auch den nachfolgenden Kommentar von Peter Weber lesen! H.S.]
► Quelle: Der Artikel von Aischa Schluter wurde am 09. Juli 2024 unter dem Titel »Genderdebatte goes Steinzeit« erstveröffentlicht auf ANSAGE.org >> Artikel. HINWEIS: Der Gründer dieser Seite, Daniel Matissek, gewährte auf Anfrage in einem Email vom 22. Juni 2022 sein Einverständnis und die Freigabe, gelegentlich auf ANSAGE.org veröffentlichte Artikel in Kritisches-Netzwerk.de übernehmen zu dürfen. Dafür herzlichen Dank. Das Urheberrecht (©) an diesem und aller weiteren Artikel verbleibt selbstverständlich bei den jeweiligen Autoren und ANSAGE.org.
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► Bild- und Grafikquellen:
1. Steinzeitleute (Sippe, Sippschaft, Familienverbände): In Europa sind Spuren der ersten anatomisch modernen Menschen – bezeichnet als Cro-Magnon-Menschen – seit nahezu 45.000 Jahren archäologisch belegt. Damals, am Beginn des Jungpaläolithikums, lebten Neandertaler und anatomisch moderner Mensch einige Jahrtausende nebeneinander. Vor etwa 39.000 Jahren starb der Neandertaler aus und überließ die Erde allein dem Homo sapiens, dem Träger aller nachfolgenden Kulturen.
Nahrungsquelle der Jäger und Sammler war lange Zeit alles, was sie in ihrem natürlichen Umfeld fanden: Pflanzen, Früchte, Samen, Wurzeln, Pilze genauso wie Honig, Eier, Fleisch, Fisch und Weichtiere. Sie kamen vor der Domestizierung von Weidetieren nicht an Milch. Es gab noch keine Zuchtformen von Obst, Gemüse und Getreide; diese wurden später zu Hauptnahrungsquellen.
Die Menschen lebten in kleinen Sippen, die mit ihrer Jagdbeute im jahreszeitlichen Wechsel herumzogen. Moderne Untersuchungen haben ergeben, dass die steinzeitlichen Menschen etwa zwei Drittel ihrer Energie aus tierischer Nahrung bezogen und nur ein Drittel aus pflanzlicher Quelle.
Foto: Franz26 / Franz Bachinger, Schildorn (Oberösterreich) / Austria (user_id:1553839). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
2. Die Höhlenmalerei bezeichnet eine Art der Malerei, bei dem Felsbilder an Wände von Höhlen oder Abris aufgebracht wurden. Derartige Bilder auf Felswänden innerhalb und außerhalb von Höhlen werden als Parietalkunst (frz. art pariétal „zur Wand gehörige Kunst“, von lat. paries „Wand“) bezeichnet. Die europäischen Höhlenmalereien stammen zumeist aus dem Jungpaläolithikum, von anatomisch modernen Menschen (Cro-Magnon-Mensch).
Die ältesten Höhlenmalereien Europas befinden sich in der spanischen El-Castillo-Höhle (ca. 40.000 Jahre BP, frühes Aurignacien) und in dem eingestürzten Abri Castanet in Frankreich (Département Dordogne). Die Malereien aus der Chauvet-Höhle (Département Ardèche) werden auf ein Alter von etwa 32.000 Jahren datiert, die Petroglyphen aus der Grotte von Pair-non-Pair (Département Gironde) auf etwa 30.000 Jahre. (Text: Wikipedia-Artikel).
Am Ende der letzten Eiszeit wandelte sich das Faunenbild Europas stark: Die bisher als Jagdbeute verfolgten großen Tiere wie Mammuts, Wollnashörner und Waldelefanten starben aus. Kleinere Tiere wie Hirsche, Wildrinder, Pferde und Wildschweine bildeten von da an die wichtigsten Beutetierarten. Bereits in der Mittelsteinzeit wurden die ersten dieser Tierarten bei den nun ortsfester werdenden Behausungen gehalten. Pflanzliche Nahrung bekam nach und nach einen immer größeren Stellenwert, weil wegen des wärmeren Klimas mehr derartige Nahrung wuchs.
Foto: Asatira / Astrid, Berlin (user_id:828014). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
3. Symbolfoto: Steinzeitfrau (steinzeitliche Frau, Hoehlenfrau). Foto: Vika_Glitter / Victoria, Russia (user_id:6314823). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
4. Friedrich Engels (* 28. November 1820 in Barmen; † 5. August 1895 in London) war ein deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist und kommunistischer Revolutionär. Er entwickelte gemeinsam mit Karl Marx die heute als Marxismus bezeichnete Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie. Darüber hinaus war er ein erfolgreicher Unternehmer in der Textilindustrie.
Portrait von Friedrich Engels, 1891. Der Fotograf ist lt. Wiki unbekannt. Das Foto wurde von Alvaro Marques Hijazo in Farbe gesetzt. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei wird unter der Creative-Commons-Lizenz „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“ zur Verfügung gestellt.
5. Karikatur: Paradiesisches Gender Mainstreaming. Bildunterschrift: "Frau ... Gott ... Mann ... das sind doch alles nur anerzogene Rollenmuster! Beiß ab - ich weiß, was ich tue!"
Karikatur: Copyright ©️ Götz Wiedenroth. Zur Person: Götz Wiedenroth wird 1965 in Bremen geboren, beginnt seine berufliche Laufbahn als Industrie- und Diplomkaufmann. Kaufmännische Ausbildung bei der Daimler-Benz AG, Niederlassung Hamburg. Studium der Wirtschaftswissenschaften / Betriebswirtschaftslehre an der Nordischen Universität Flensburg und der Universität Kiel, Abschluß dortselbst 1995. Beschäftigt sich während des Studiums als Kleinunternehmer mit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kunst, organisiert Seminare, Ausstellungen und Kongresse zum Thema Kulturmanagement auf Schloß Glücksburg in Glücksburg. Arbeitet in Flensburg seit 1995 als freier Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner.
Seine ersten Karikaturveröffentlichungen erscheinen 1989 in der Flensburger Tagespresse. Von 1995 bis 2001 zeichnet er täglich für den Karikaturendienst von news aktuell, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg. Von 1996 bis 2016 erscheinen landes- und lokalpolitische Karikaturen aus seiner Feder in den Tageszeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, Flensburg.
Der von Kindheit an passionierte Zeichner erhält 1997, 2001 und 2008 Auszeichnungsurkunden des "Deutschen Preises für die politische Karikatur", verliehen durch die Akademie für Kommunikation in Baden-Württemberg, Stuttgart. >> weiterlesen. Herzlichen Dank für die Freigabe zur Veröffentlichung Ihrer Arbeiten im Kritischen Netzwerk. Quelle: Flickr (für Flickr zensiert) und HIER.
⇒ Götz Wiedenroth (Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner): wiedenroth-karikatur.de/.
6. Vaterfreuden (Vaterliebe): Kuckuckskind bezeichnet ein Kind, dessen Vater nicht sein biologischer Vater ist, weil die Mutter es mit einem anderen Mann zeugte und das Kind und seinen sozialen Vater im Glauben ließ, miteinander blutsverwandt zu sein. Der Ausdruck ist abgeleitet vom Kuckucksvogel, der seine Eier in fremde Nester legt (Brutparasitismus). Zwischen dem Kind und seinem Scheinvater besteht keine rechtliche Verwandtschaft, im Falle der Ehe nur eine Schwägerschaft: Das Kind ist ein Stiefkind des Ehemannes. Wenn die Mutter mit dem Erzeuger nicht verheiratet ist und ihre Kenntnis über die tatsächliche biologische Abstammung dem Scheinvater – und meist auch dem Kind – verschweigt, liegt rechtlich ein Fall von Personenstandsfälschung vor.
Die umgangssprachlich abwertende Bezeichnung als Kuckuckskind beinhaltet eine Kritik an der Mutter, die ihrem (Ehe-)Partner ein mit einem anderen Mann gezeugtes Kind „unterschiebt“; von dem betroffenen Kind kann diese Bezeichnung als stigmatisierend empfunden werden. (Textquelle: Wikipedia-Artikel).
Foto: ratucette (user_id:2554813). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
7. Wozu denn Genderstudies? Leute, entspannt euch! Es gibt kein Problem, das man nicht durch Reden, Weinen, Sex, Pizza, Alkohol, Erpressung oder einen Auftragskiller beheben könnte. Foto OHNE Textinlet: KELLEPICS / Stefan Keller (user_id:4893063) >> https://www.kellerwelten.com/. Quelle der Illustration: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration. Der Text wurde von Helmut Schnug nachträglich in das Bild eingearbeitet.
Wann entstand das Patriarchat?
Der Mythos vom Mann als alleiniger Jäger und Ernährer
in der Steinzeitgesellschaft ist brüchig geworden.
Die Vorstellung vom männlichen Keulenschwinger in der Steinzeit, der als Alleinunterhalter bei unseren steinzeitlichen Vorfahren die absolut dominierende Rolle gespielt hat, ist bis heute nicht tot zu kriegen. Sowohl die Genderdebatte, dessen Vorläufer in diesem Beitrag in die Steinzeit transportiert wurden, als auch die Rolle der Frau in unserer Vorgeschichte sind allemal eine Recherche wert und damit auch für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft von Relevanz.
Was die konkrete Thematik angeht, so habe ich TV-Dokus aufmerksam verfolgt, die diesen Faden aufgegriffen haben. Wenn wir uns die Animationen von Fred Feuerstein (Flintstones) ansehen, wird uns dieses Vorurteil männlicher Dominanz von Beginn der Menschheit an vorgeführt. Aber das alles hat mit der Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun. Wie neueste anthropologische Forschungen eindeutig beweisen, war die Realität in der Steinzeit ganz anders gelagert, wie es uns immer erzählt wurde.
Die bis zum Ende der letzten Eiszeit als Jagdbeute verfolgten großen Tiere wie Mammuts, Wollnashörner und Waldelefanten starben aus. Der männliche Jäger, der nun auf Großwildjagd ging (Bisons, Hirsche, Wildrinder und Wildschweine), konnte nur sporadisch die Ernährung des Stammes sichern. Die Jagd findet auf Standwild statt, da die großen Herden der Altsteinzeit wie Rentiere, Saigas und Wildpferde abgewandert waren. Das Beutespektrum der Mittleren Steinzeit besteht vorwiegend aus Waldbewohnern wie Rothirsch, Reh und Wildschwein.
Die realistische Rolle, welche die Frau in unserer Vorzeit gespielt hat, ist mindestens eine gleichberechtigte wenn nicht sogar eine führende. Ohne die Aktivitäten der Frauen wären die steinzeitliche Gesellschaft und damit auch wir lange ausgestorben. Frauen beteiligten sich auch an der Jagd, nämlich an der nach Vögeln, Fischen und Kleintieren - diese bildeten von da an die wichtigsten Beutetierarten, die die tägliche Nahrungsversorgung gewährleisteten. Bereits in der Mittelsteinzeit wurden die ersten dieser Tierarten bei den nun ortsfester werdenden Behausungen gehalten. Pflanzliche Nahrung bekam nach und nach einen immer größeren Stellenwert, weil wegen des wärmeren Klimas mehr derartige Nahrung wuchs.
Darüber hinaus waren die Frauen verantwortlich für die Sammelwirtschaft von Produkten, die von der Natur angeboten wurden. Dazu gehörten auch die Kräuter und pflanzlichen Erzeugnisse, die medizinisch verwertet wurden und für die Gesundheit und das Überleben der Gruppe von existenzieller Bedeutung waren. Nicht zuletzt wird auch das künstlerische Potenzial der Steinzeitmenschen total unterschätzt – bei der Erstellung der Höhlenmalereien und von Kunstgegenständen waren Frauen allerdings beteiligt.
Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass in den Malereien Männer ihre Jagderfahrungen künstlerisch umgesetzt hatten, doch gab es dafür keine Beweise. Der Archäologe Dean Snow von der Pennsylvania State University analysierte Handabdrücke aus acht französischen und spanischen Steinzeithöhlen, darunter der El-Castillo-Höhle, und fand heraus: Etwa drei Viertel aller farbigen Hände stammen von Frauen, und es finden sich auch zahlreiche Handabdrücke von Kindern und Jugendlichen.
Die damaligen Lebensgemeinschaften konnten nur überleben, wenn sie auf die Zusammenarbeit der Generationen setzten. Es gab bereits Kenntnisse in der Schwangerschafts-Verhütung, welche die Sippe vor Versorgungsprobleme zu viel Kleinkindern schützte. Mütter brauchten zum Existenzkampf Zeiten, die sie von der Kinderversorgung freistellten. Diese bedeutsame Rolle übernahmen Großmütter, ohne die diese Überlebensstrategie niemals funktioniert hätte.
Die grundlegend für diesen Essay vorausgeschickte Frage, ob das Patriachat zwangsläufig mit der Sesshaftwerdung in Verbindung gebracht werden kann, ist zu bejahen. Denn die Verstädterung begünstigte die Bildung von machohaften, kriegerischen und patriarchalischen Strukturen, die Eigentum und egomanen Vorstellungen Vorschub leisteten. Es entstanden feudalistische Kleinstaaten und größere Reiche, in denen bereits in der frühen Antike imperialistisches und kolonialistisches Machtstreben die Überhand gewonnen hat.
Insofern kann kann man durchaus schlussfolgern, dass der Sieg des personifizierten Eigentums über die alten Werte des Gemeingutes und in dessen heutigen Interpretation des kapitalistisch-neoliberalen Systems den Sieg des Patriarchats besiegelt haben. Dabei spielt es keine Rolle, wenn in der Siegerriege auch Frauen integriert sind.
Für mich als keltisch orientierter und identifizierter Mensch ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Rechte der Frau, wie sie vor 2.500 Jahren in den keltischen Gesellschaften rechtlich festgeschrieben und praktiziert wurden, auch heute noch Gültigkeit besitzen sollten. Nach wie vor gibt es jedoch auch weiterhin extreme patriarchalische Vorrechte, die nicht ausgerottet wurden. Siehe Länder der arabischen Welt!
Peter A. Weber, Klotten b. Cochem
ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Familie Feuerstein (englisch The Flintstones; wörtlich übersetzt: Die Feuersteins) ist eine US-amerikanische, von William Hanna und Joseph Barbera produzierte Zeichentrickserie. Lange Zeit galt sie als die erfolgreichste Zeichentrickserie, bis sie 1997 von den Simpsons eingeholt wurde. Die Serie spielt in der steinzeitlichen Stadt Steintal (in den neuen Synchronfassungen Felsental), deren Gesellschaft mit der amerikanischen Mittelschicht des 20. Jahrhunderts vergleichbar sein soll.
Fred Feuerstein (auf dem Stein sitzend) und Wilma Feuerstein, Barney und Betty Geröllheimer, die Zwillinge (Pebbles) Flintstone und DINO. Foto: peggyespinosa / Peggy Espinosa, Bogota DC/Colombia (user_id:3000465). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
2. Symbolbild: Neantertalfrau mit Baby. Zur Arterhaltung sind immer mehr weibliche Exemplare nötig, als männliche! Auf ein Männchen kann man immer mal verzichten, auch in der Hühner oder Kaninchenzucht. Das macht dann ein anderes Männchen. Ein Weibchen kann immer nur einmal zur Zeit Mutter werden, ein Männchen aber mehrfach Vater.
Die damaligen Lebensgemeinschaften konnten nur überleben, wenn sie auf die Zusammenarbeit der Generationen setzten. Es gab bereits Kenntnisse in der Schwangerschafts-Verhütung, welche die Sippe vor Versorgungsprobleme zu viel Kleinkindern schützte. Mütter brauchten zum Existenzkampf Zeiten, die sie von der Kinderversorgung freistellten. Diese bedeutsame Rolle übernahmen Großmütter, ohne die diese Überlebensstrategie niemals funktioniert hätte.
Foto: Jaroslav A. Polák from Brno, Czech Republic. Quelle: Flickr. Kein Urheberrechtsschutz - auch genannt Public Domain (CC0 1.0 Universell). Sie dürfen das Werk kopieren, verändern, verbreiten und aufführen, sogar zu kommerziellen Zwecken, ohne um weitere Erlaubnis bitten zu müssen.