Europa hat die Wahl: Lossagen von den USA oder Konflikt mit Russland

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Helmut S. - ADMIN
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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Europa hat die Wahl: Lossagen von den USA oder Konflikt mit Russland
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Europa hat die Wahl


von Dr. Paul Craig Roberts


Washington fährt fort, Europa in Richtung eines der beiden am ehesten wahrscheinlichen Ergebnisse des orchestrierten Konflikts mit Russland zu treiben. Entweder wird Europa oder die Regierung eines Mitgliedslands der Europäischen Union sich von Washington aufgrund der Sanktionen gegen Russland lossagen und dadurch die EU vom Pfad des Konflikts mit Russland loszwingen, oder Europa wird in einen militärischen Konflikt mit Russland gestossen werden.

Im Juni laufen die Sanktionen gegen Russland aus, wenn nicht alle Regierungen der EU für die Weiterführung der Sanktionen stimmen. Einige Regierungen haben sich gegen eine Fortsetzung ausgesprochen. Zum Beispiel haben die Regierungen der Tschechischen Republik und Griechenlands ihre Unzufriedenheit mit den Sanktionen zum Ausdruck gebracht.

Der Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, John Kerry, räumte ein, dass der Widerstand gegen die Sanktionen unter einigen europäischen Regierungen zunimmt. Unter Einsatz der drei Werkzeuge der US-Außenpolitik – Drohungen, Bestechungen und Zwang – warnte er Europa, die Sanktionen zu erneuern, andernfalls werde es Vergeltung geben. Im Juni werden wir sehen, ob Washington die Rebellion unterdrückt hat.

Europa muss sich zwischen Washingtons Drohung mit Vergeltung und den Kosten eines anhaltenden und schlimmer werdenden Konflikts mit Russland entscheiden. Dieser Konflikt liegt nicht im wirtschaftlichen oder politischen Interesse Europas, und der Konflikt birgt das Risiko eines Kriegs in sich, der Europa zerstören würde.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die Europäer daran gewöhnt, Washingtons Führung zu folgen. Eine Zeit lang ging Frankreich seinen eigenen Weg, und es gab einige politische Parteien in Deutschland und Italien, die Washington als gleich große Bedrohung für die Unabhängigkeit Europas betrachteten wie die Sowjetunion. Im Lauf der Zeit drängte Washington mit Hilfe von Geld und Operationen unter falscher Flagge wie etwa der Operation Gladio Politiker und politische Parteien an den Rand, die Washingtons Führung nicht folgten.

Das Gespenst eines militärischen Konflikts mit Russland, welches Washington aufbaut, könnte Washingtons Griff lockern, in dem es Europa hält. Durch das Aufbauschen einer „russischen Gefahr“ hofft Washington, Europa unter Washingtons schützendem Flügel zu halten. Die „Gefahr“ wird allerdings übertrieben bis zu dem Punkt, an dem einige Europäer kapiert haben, dass Europa auf den Weg in einen Krieg getrieben wird.

Kriegsgeiles Gerede vom Chef des Generalstabs, von John McCain, von den Neokonservativen und vom NATO-Oberbefehlshaber Philip Breedlove machen die Europäer kopfscheu. In einem Techtelmechtel vor kurzem zwischen Breedlove und dem Armeeausschuss des Senats unter dem Vorsitz von John McCain sprach Breedlove sich dafür aus, das ukrainische Militär, dessen Rückgrat die Nazimilizen zu sein scheinen, mit schweren amerikanischen Waffen aufzurüsten, um die „kritische Menge auf dem Boden“ zu verschieben und die abtrünnigen Republiken fertigzumachen, die sich dem Washingtoner Hampelregime in Kiew widersetzen.

Breedlove sagte dem Senatsausschuss, dass seine Kräfte nicht reichten, um einer russischen Aggression zu widerstehen und dass er mehr Kräfte an Russlands Grenzen benötige, um den “Alliierten Mut zu machen.“

Die Europäer müssen sich entscheiden, ob die Gefahr aus Washington oder aus Russland kommt. Die europäische Presse, die wie Udo Ulfkottes in seinem Buch "Gekaufte Journalisten" berichtet, aus CIA-Leuten besteht, hat hart daran gearbeitet, die Europäer zu überzeugen, dass ein „revanchistisches Russland“ drauf und dran ist, das sowjetische Imperium wiederherzustellen. Washingtons Staatsstreich in der Ukraine ist in der Versenkung verschwunden. An seine Stelle hat Washington eine „russische Invasion“ gesetzt, groß aufgebauscht zu Putins erstem Schritt zur Wiederherstellung des sowjetischen Reichs.

So wie es keine Beweise für russisches Militär in der Ukraine gibt, gibt es keine Beweise dafür, dass russische Streitkräfte Europa bedrohen, oder für irgendeine Diskussion oder Befürwortung des sowjetischen Imperiums unter politischen oder militärischen Anführern in Russland. Im Gegensatz dazu hat Washington die Wolfowitz-Doktrin, die sich ausdrücklich gegen Russland richtet, wobei der "Council on Foreign Relations" (CFR - Rat für außenpolitische Beziehungen) jetzt China als ein Ziel der Wolfowitz-Doktrin hinzugefügt hat [⇒ siehe den kompletten CFR-Report "Revising US Grand Strategy Toward China" unten als PdF-Anhang].

Der CFR-Bericht sagt, dass China eine wachsende Macht und dadurch eine Gefahr für die Welthegemonie der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Chinas Wachstum muss eingegrenzt werden, damit Washington der Boss im asiatischen Teil des Pazific bleiben kann. Es läuft darauf hinaus: China ist eine Bedrohung, weil China nicht seinen eigenen Aufschwung verhindern wird. Das macht China zu einer Gefahr für „die internationale Ordnung.“ Diese „internationale Ordnung“ ist natürlich die von Washington festgelegte Ordnung. Anders gesagt, gerade so wie es keine russische Einflusssphäre geben darf, darf es keine chinesische Einflusssphäre geben. Der CFR-Bericht nennt das die Welt „von hegemonialer Kontrolle“ freihalten – außer der durch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Nicht anders als General Breedlove, der höhere Militärausgaben fordert, um „der russischen Gefahr“ entgegenzutreten, will der CFR höhere Militärausgaben, um „der chinesischen Gefahr“ zu begegnen. Der Bericht kommt zu dem Schluss: „Der Kongress soll die Budgetbeschränkungen aufheben und das Verteidigungsbudget der Vereinigten Staaten von Amerika wesentlich erhöhen.“

Klarerweise hat Washington keine Absicht, seine Position als einzige imperiale Macht zu ändern. Bei der Verteidigung seiner Macht wird Washington die Welt in einen Atomkrieg hineinziehen. Europa kann diesem Krieg dadurch vorbeugen, dass es seine Unabhängigkeit behauptet und sich vom Imperium absetzt.

Dr. Paul Craig Roberts

 


           
Quelle:  erschienen am 23. November auf > Paul Craig Roberts Website > Artikel

Die Weiterverbreitung dieses Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Dr. Paul Craig Roberts wurde am 3. April 1939 in Atlanta, Georgia geboren. Er hat an der Georgia Tech, der University of Virginia, der University of California in Berkeley und der Oxford University studiert, wo er Mitglied des Merton College war. Er wurde von Präsident Ronald Reagan zum Assistant Secretary of the US Treasury for Economic Policy berufen.

Er war Mitarbeiter des US-Kongresses, Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal, Kolumnist bei Business Week, Scripps Howard News Service und Creators Syndicate sowie Senior Research Fellow der Hoover Institution und der Stanford University. Zudem hatte er den William E. Simon Chair in Political Economy am Center for Strategic and International Studies der Georgetown University inne.

Er ist Vorsitzender des Institute for Political Economy und Autor oder Koautor von zehn Büchern sowie zahlloser Artikel in wissenschaftlichen Journalen. Er hat vor dem US-Kongress in Kommissionen zu mehr als 30 Anlässen ausgesagt.

Prof. Roberts wurde mit dem Meritorious Service Award des US-Finanzministeriums für seine „herausragenden Beiträge zur Formulierung der Wirtschaftspolitik der USA“ und in Frankreich mit dem Legion of Honor als „Handwerker einer Erneuerung der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolititk nach einem halben Jahrhundert Staatsinterventionismus“ ausgezeichnet.

Klappentext des Buches "Amerikas Kriege[r]" - ISBN 978-3-906212-01-2, EUR 16.90 (DE), EUR 17.40 (AT), sfr 28.00 (freier Pr.)

Mit "Amerikas Kriege(r)" erscheint eine provokante und verstörende Sammlung von Kolumnen des US-amerikanischen Journalisten und Regierungsmitgliedes unter US-Präsident Ronald Reagan, Dr. Paul Craig Roberts.

Seit 2009 prangert Roberts die anhaltenden Kriegsverbrechen der US-amerikanischen Regierung und seiner Verbündeten an, die unersättliche Gier der Machthaber nach Profit und internationaler Hegemonie. Dabei reichen seine Betrachtungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zurück und entlarven mit gut recherchierten Fakten die verlogene Scheinheiligkeit der offiziellen Propaganda seitens der westlichen Regierungen...

"Amerikas Kriege(r)" bringt die wichtigsten von Roberts' Kolumnen von 2009 bis Mitte 2013 erstmals in deutscher Sprache in Buchform zusammen, sodass seine erschreckenden Ausführungen für jeden im deutschen Sprachraum zugänglich werden. Es mag beinahe ironisch erscheinen, dass mehrere von Roberts' Kritikpunkten, die die US-amerikanische Regierung allesamt abstreiten würde, durch den gegenwärtigen NSA-Skandal bestätigt werden. In dieser Angelegenheit werden noch einige Überraschungen zutage treten. So liefert die USA einem ihrer größten Kritiker unfreiwillig einen perfekten Zeitpunkt für die Veröffentlichung eines Buches, das die Vereinigten Staaten - einst Symbol für Freiheit und Demokratie - als einen von einer korrupten, kriegstreiberischen, machthungrigen, profitgierigen Regierung zerrütteten Staat entlarvt.

Roberts lässt sich nicht als einen wirren Verschwörungstheoretiker abstempeln und kleinreden. Stattdessen klärt er dem Leser den Blick für die Wahrheit, die, einmal entdeckt, nicht mehr ignoriert werden kann.

Bildquellen:

 

1. Texttafel (violett): Grafik: Wolfgang (WOB) Blaschka, München.

2. John Sidney McCain III (* 29. August 1936 auf der US-Militärbasis Coco Solo in der Panamakanalzone) ist ein US-amerikanischer Politiker (Republikanische Partei) und seit 1987 Senator für den Bundesstaat Arizona. Er war Kandidat seiner Partei für die Präsidentschaftswahl 2008, bei der er Barack Obama unterlag. Bereits im Jahr 2000 hatte er sich um das Amt des US-Präsidenten beworben, war in der Vorwahl jedoch am späteren Sieger George W. Bush gescheitert. McCain kämpfte als Jagdbomberpilot der United States Navy im Vietnamkrieg, wurde abgeschossen und geriet in mehrjährige Kriegsgefangenschaft.

McCain befürwortet die Todesstrafe, im Juni 2008 sprach er sich dafür aus, bis zum Jahre 2030 in den USA 45 neue Atomkraftwerke zu bauen. Die Politik Russlands seit Wladimir Putins Präsidentschaft kritisiert er gleichzeitig scharf, bezeichnet das Land als „revanchistisch“ und schlug den Ausschluss Russlands aus dem Kreis der G8-Staaten vor, was 2014 auch umgesetzt wurde.

McCain-Karikatur. Urheber: DonkeyHotey. The source image for this caricature of Senator John McCain is Creative Commons licensed photo from Marc Nozell's Flickr photostream. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

3. Philip Mark Breedlove (* 2. September 1955 in Forest Park, Georgia in den Vereinigten Staaten) ist ein US-amerikanischer Luftwaffengeneral. Er dient seit Mai 2013 als 17. Supreme Allied Commander Europe (SACEUR). Zuvor war er Kommandeur der United States Air Forces in Europe, der United States Air Forces Africa, des Air Component Command in Ramstein sowie Direktor des Joint Air Power Competence Center.

Foto-Urheber: NATO. Quelle: NATO SACEUR / Wikimedia Commons. Dieses Werk ist in den Vereinigten Staaten gemeinfrei, da es von Mitarbeitern der US-amerikanischen Bundesregierung oder einem seiner Organe in Ausübung seiner dienstlichen Pflichten erstellt wurde und deshalb nach Titel 17, Kapitel 1, Sektion 105 des US Code ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.


4. Buchcover: AMERIKAS KRIEGE(R) von Paul Craig Roberts.