EWASH warnt vor unmittelbar bevorstehender Wasserkrise in Gaza

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EWASH warnt vor unmittelbar bevorstehender Wasserkrise in Gaza
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EWASH warnt vor unmittelbar bevorstehender Wasserkrise in Gaza

von "Emergency Water Sanitation and Hygiene" (EWASH)


Seit Beginn des verbrecherischen Überfalls Israels auf Gaza am 8. Juli 2014 wurden die Trinkwasser- und Abwasser-Infrastruktur in Gaza schwer durch israelische Luftangriffe beeinträchtigt. Die Hauptwasserversorgung und das Abwassersystem wurden getroffen und in der Folge waren Wasserversorgung oder Abwasserdienste für 1,2 Millionen Menschen (das sind zwei Drittel der Gesamtbevölkerung von Gaza) abgeschnitten oder ernstlich unterbrochen. Der Angriff auf zivile Einrichtungen im Rahmen von Kampfhandlungen ist nach dem Humanitären Völkerrecht verboten und stellt ein Kriegsverbrechen dar.

Schäden an den Hauptwasserleitungen und an einem Wasserreservoir betreffen die Bevölkerung im gesamten Gazastreifen, Verbindungen zwischen den Häusern sind beschädigt infolge von Luftangriffen auf Wohnhäuser in dem Gebiet. Abwasserkanäle, eine Kläranlage und Abwasser-Pumpstationen wurden getroffen, was zu Abwasser-Überschwemmungen in einigen Gebieten geführt hat. Mangel an elektrischem Strom und Treibstoff verschlimmern die Situation, weil dadurch Entsalzungsanlagen und Kläranlagen, Grundwasserpumpen und Pumpstationen für Abwässer außer Betrieb gesetzt sind, was die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung unmöglich macht.

Der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser, der Mangel an Wasser für Reinigungszwecke wie größere Schäden an Abwassersystemen steigern das Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten und damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren.

Die Wasserwerke sind nicht imstande, Reparaturen und Routinearbeiten durchzuführen, nachdem vier Wassertechniker mit Luftangriffen getötet worden sind. Eine Wasserverteilung mit Tankwagen, auf die die Mehrheit der Bevölkerung angewiesen ist, wird ebenfalls durch derlei Sicherheitsrisiken beeinträchtigt. Die Auswirkungen auf die Wasser- und Abwasser-Infrastruktur reichen weit über die Gebiete hinaus, die direkt durch Luftangriffe betroffen sind.

Einige Gemeinwesen haben jeglichen Zugang zu Wasser und Lagermöglichkeiten verloren. Schäden an Abwassersystemen und darauffolgende Überflutungen mit Abwässern führen zu erhöhtem Risiko der Verschmutzung von Trinkwasser, wenn diese in Grundwasser, Quellen und ins Leitungssystem gelangen. Die Vertreibung von hunderttausenden Menschen stellt die Wasserversorger gleichfalls vor große Herausforderungen. Weitere und fortgesetzte Unterbrechungen der Wasser- und Abwasserdienste werden die Menschen in Gaza einem großen Gesundheitsrisiko aussetzen.

Bereits lange vor der derzeitigen Situation litt Gaza schon an einer Krise der Wasserversorgung, verursacht durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Wasserressourcen, Treibstoff und die von Israel seit 2007 verhängte Blockade. Die einzige Wasserressource für Gaza ist die küstennahe Grundwasserschicht, die laut UNO 2016 unbrauchbar werden könnte, da zuviel Wasser entnommen wird. Über 90% des aus der küstennahen Grundwasserschicht entnommenen Wassers ist salzig und unsicher für den menschlichen Konsum, nur 15-25% der Haushalte bekommen täglich Fließwasser und 75-90% der Palästinenser in Gaza sind abhängig von privaten Wasserverkäufern und auf die Trinkwasserversorgung mit Tanks.

90 Millionen Liter nicht oder nur teilweise gereinigte Abwässer fließen täglich in das Mittelmeer, nachdem Bauprojekte für eine grundlegende Infrastruktur aufgrund der israelischen Restriktionen für die Einfuhr von Baumaterialien stillgelegt sind. In der Folge leidet Gaza unter schwerer Verschmutzung der Umwelt und Risken für die Öffentliche Gesundheit.

EWASH fordert ein unverzügliches Ende dieses Angriffs und fordert alle Parteien auf, sich an die Regeln des Humanitären Völkerrechts zu halten, besonders jene betreffend den Schutz der Zivilbevölkerung, der Wasser- und Abwasser-Infrastruktur, der entsprechenden Dienste und deren Bediensteter vor jeglichem Schaden.

EWASH fordert von der Internationalen Gemeinschaft:

  • Mit der Regierung Israels effektiv daran zu arbeiten, dass sichergestellt ist, dass die zivile und besonders die Wasser- und Abwasser-Infrastruktur nicht angegriffen wird und dass Schutz garantiert wird für Versorgungsdienste, Wasserverkäufer und weiteres Personal, um die Durchführung lebenswichtiger Arbeiten und Reparaturen an kritischen WASH-Einrichtungen zu ermöglichen.
  • Eine tragfähige Lösung für die Krise der Wasserversorgung Gazas zu gewährleisten, indem Israel, die okkupierende Macht in den besetzten palästinensischen Territorien, die in erster Linie für das Wohlergehen der hier ansässigen palästinensischen Bevölkerung verantwortlich ist, zur Verantwortung gezogen wird.
  • Druck auf Israel auszuüben, die Blockade aufzuheben, um die Einfuhr von lebenswichtigem Baumaterial für die Wasser-Infrastruktur zu ermöglichen, wie auch eine nachhaltige und ausreichende Versorgung mit elektrischem Strom und Treibstoff zu gewährleisten, um die Arbeit der Pumpen für Wasser und Abwasser sicherzustellen.

The Emergency Water Sanitation and Hygiene (EWASH)
 



Quelle:  erschienen am 3. Juli 2014 auf > EWASH.ORG > Artikel

The Emergency Water Sanitation and Hygiene (EWASH) ist eine Gruppe von 30 humanitären Einrichtungen, die zusammenarbeiten, um Interventionen zu koordinieren, auf Bedürfnisse zu reagieren, Informationen auszutauschen und Vertreter zu sein für den Sektor Wasser und Abwasser in den okkupierten palästinensischen Territorien. Unter den Mitgliedern sind lokale und internationale NGOs und UNO-Behörden.

Die Weiterverbreitung dieses Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Bild- und Grafikquellen:


1. Bedrohliche Probleme mit der Wasserversorgung in der West Bank und in Gaza. Photo caption from source: "Boy draws water from cistern in the village of Khirbet Jenbah, South Hebron Hills, which is not hooked up to water grid." Foto: Sharon Azran, B’Tselem. Quellen: B’Tselem - The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories. / Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0 international“.

2. Private Wasserkäufer. Photo caption from source: "Village of a-Duqaiqah, South Hebron Hills, not hooked up to water grid; villagers purchase water from water-trucks, paying 4 times as much as the average water tariff for private use in Israel." Foto: Nasser Nawaj'ah, B’Tselem. Quellen: B’Tselem - The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories. / Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0 international“.

3. Die Trinkwasserbeschaffung ist beschwerlich und nicht immer gewährleistet. Foto: Muhammad Sabah, B’Tselem. Quellen: B’Tselem - The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories. / Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0 international“.

4. Plakat: "Stoppt Israels Terror gegen Palästinenser!" Grafik: Wolfgang Blaschka (WOB)