Japan lädt alle Atomkraftbefürworter zum Supergau nach Fukushima ein

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WiKa
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Verbunden: 16.10.2010 - 23:42
Japan lädt alle Atomkraftbefürworter zum Supergau nach Fukushima ein
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Japan lädt alle Atomkraftbefürworter zum Supergau nach Fukushima ein

Fukushima: Japan hat einen Hilferuf an die Welt entsandt. Man kommt mit den strahlenden Ereignissen im Lande nicht mehr allein zurecht. Das ist schon ein absolutes Novum und höchstes Alarmsignal, weil es als ultimatives Eingeständnis des eigenen Versagens zu werten ist.

Derlei Entblößung ist den Japanern fremd. Eher machen sie Harakiri als zuzugeben, dass ihnen etwas völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Daraus sollte die Weltgemeinschaft ernstlich schließen, dass die Situation bedrohlicher ist als jemals zuvor und alle Indizien deuten darauf hin, dass die Superkatastrophe kaum mehr abzuwenden ist.

Wir wagen dennoch die freundlichere Interpretation des weltweiten Aufrufs und verstehen es als wohlwollende Einladung an alle Atomkraftbefürworter und Atomkraftprofiteure, sich doch jetzt endlich in Fukushima einzufinden, um dort gemeinsam mit der japanischen Bevölkerung die Früchte ihrer atomaren Obsession zu genießen.

Wer hierzu einen kritischen Abriss sucht, der die Katastrophe schon über mehr als zwei Jahre dokumentiert, der wird hier fündig, da geht es um die Verleihung des TEPCO-Schmähpreises, der alsbald seine eigene Rechtfertigung nachliefern könnte. Initiiert von der Stiftung Ethik & Ökonomie Ethecon (hier deren Facebook-Seite), wo auch aktuellere Informationen nachgeschoben werden.

Die unabwendbare Katastrophe

In den Mainstream-Medien kommt das Ereignis zwar jetzt wieder vor, aber dennoch sehr verhalten und überwiegend nur mit dem Hilferuf als Aufhänger. Der Aufschrei ist an sich schon wieder verhallt, da dominieren ganz andere Sorgen. Bei uns die Regierungsbildung und in den USA der Streit um eine neue Schuldenobergrenze. Selbst die Vernichtung des syrischen Giftgases scheint derzeit noch wichtiger zu sein, obgleich in Japan ein millionenfaches Potential an Gift auf uns wartet.

Man muss also in den Weiten des Netzes suchen, um mehr Informationen zum drohenden Supergau zu finden. Das Kernproblem in Japan ist, dass man die Atomruinen nicht gesichert bekommt und andauernd radioaktiv kontaminiertes Wasser aus der Anlage entweicht. Sogar vor der amerikanischen Westküste wird schon verstrahlter Fisch gefangen. Somit kommen immer mehr Menschen, im wahrsten Sinne des Wortes, in den Genuss unserer nuklearen Errungenschaften.

Neben den schon vor geraumer Zeit eingetretenen Kernschmelzen in den zerstörten Reaktoren ist das deutlich größere Problem derzeit am sogenannten Block 4 zu finden. Dort lagern in 30 Metern Höhe in einer ziemlich angeschlagenen Konstruktion eine große Menge an Brennstäben, die nicht gesichert werden können. Kommen diese mit Luft in Berührung, dann ist der Supergau perfekt. Die Netzfrauen haben auf Ihrem Blog eine hervorragende Zusammenfassung gebracht, weshalb und warum es aktuell so bedrohlich ist. Und genau das ist derzeit die größte Sorge in Japan. Darüber hinaus drängt die Zeit. Sturm oder Erdbeben, die kleinste Kleinigkeit kann dort jederzeit das unvorstellbare Drama auslösen.

Die Unwilligen aus aller Welt

Darüber hinaus bemüht man sich in Japan, die teilweise bereits wahrnehmbaren Folgen für die Menschen, so gut es geht zu verbergen. Macht es doch einen schlechten Eindruck und schadet dem Ansehen der Atomindustrie, wenn man sich mit den gesundheitlichen Folgen dieser unrühmlichen Geschichte befasst. Natürlich möchte man auch niemanden von den eingeladenen Atomkraftfetischisten abschrecken Fukushima zu besuchen. Alle sind herzlichst willkommen.

Blöd nur, dass sich eben jene Klientel dort eine blutige Nase holen könnte und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Genau darüber, über Nasenbluten, klagen immer mehr Menschen in der Region. Dumm nur, dass solche Ausfallerscheinungen auch in die Nähe der sogenannten Strahlenkrankheit zu rücken sind. Insbesondere das massenhafte Auftreten von Nasenbluten deutet darauf hin, dass die Betroffenen nicht nur mächtig verschnupft sind. Gott sei Dank ist ja die Seuche (noch) weit weg.

Und so wird wohl auch der japanische Hilferuf aus mehrerlei Gründen ohne Echo in der Welt verhallen, denn niemand möchte dort jetzt in eine „Sinnlos-Aktion” investieren. Die Rettung der Menschheit war noch nie besonders profitabel (Rüstungsindustrie ausgenommen), sonst hätten sich schon längst Retter gefunden. Und wenn lang anhaltend und bösartig über das Thema geredet wird, könnte selbst das bestehende Investment der Atomfreunde noch in Gefahr geraten. Wer sollte das wollen? Die finanzielle Katastrophe wird offenbar für schlimmer erachtet als die kostenlose Überschüttung der Menschheit mit Radioaktivität.

Erst wenn für die anstehende Rettungsaktion anständige Renditen ausgelobt und vertraglich zugesichert werden, dann kommen auch die Investoren wieder in Scharen nachsehen und überlegen sich, mit „anzupacken”. Bis dahin wird wohl Japan auf verlorenem Posten stehen und wir alsbald in den kostenfreien und massenhaften Genuss radioaktiver japanischer Exporte kommen. Wenn wir jetzt besonders viel Glück haben, dann wird entweder der Zusammenbruch des Dollar oder irgendein Krieg dieses blöde Ereignis noch überstrahlen können, sodass es uns nicht so sehr belasten muss. Die Kernschmelze humaner Wertmaßstäbe haben wir offenbar schon weit hinter uns gelassen … und scheinbar überlebt!

Wilfried Kahrs


► Quelle:   dieser Beitrag erschien erstmals auf meinem Blog  qpress.de > Artikel

   die 4/2 Wahrheiten