Kanadas Kindermassengräber:
Hoffnung auf juristische Aufarbeitung
von Daniela Gschweng für die Online-Zeitung INFOsperber
Hinweise auf Verbrechen an Kindern gab es schon lange, um Aufklärung bemüht haben sich weder Kanada noch der Vatikan.
Erst 751 Gräber, dann 251, zuletzt 160 – die Entdeckung von Hunderten Kindergräbern auf dem Gelände ehemaliger Internate entsetzt die kanadische Öffentlichkeit seit Wochen. Völlig aus heiterem Himmel kam diese Entdeckung allerdings nicht.
Von ungefähr 150’000 Kindern, die ab Anfang des 19. Jahrhunderts zwangsweise in die Missionsschulen eingewiesen wurden, kehrten viele nicht zurück. Schon vor Jahrzehnten gab es Hinweise auf Massengräber, denen die kanadische Regierung nicht nachging. Die Chancen, dass sie es jetzt tun wird, sind klein.
► Gewalt, Krankheiten und Unterernährung waren die Norm
Die Regierung holte Kinder indigener Kanadier zwangsweise aus den entlegensten Reservaten ab, auch die Kinder gemischter Paare. Später sorgte unter anderem Hunger dafür, dass die Kinder in die Internate geschickt wurden.
Mit Bildung hatten die kirchlich geführten Schulen wenig zu tun. Sie dienten der Missionierung und Assimilierung. Die Erziehung durch Mönche und Nonnen diente vor allem dem angeblichen Seelenheil der Anvertrauten und nicht ihrem Wohlergehen.
Alle Zeichen der eigenen Kultur galten als «Teufelswerk», Zwang als legitimes Mittel. Die Internate waren in der Regel abgelegen und unterfinanziert. Für ihren Unterhalt mussten die Kinder teils schwer arbeiten, ihre Ernährung war ungenügend, viele starben an Krankheiten. Schon für kleine Vergehen gab es schwere Strafen bis hin zu Folter. Psychische und sexuelle Gewalt waren die Norm. Auch deutsche und Schweizer Geistliche wirkten daran mit.
► Zehntausende traumatisierte Überlebende
Generationen von Kindern wurden so traumatisiert. Wie ein solches Trauma aussehen kann, beschreibt die Filmemacherin Doreen Manuel in einem Gespräch mit dem «Intercept»: «Vor über einem Jahr war ich beim Zahnarzt», erzählt sie. Der Zahnarztstuhl weckte ihre Erinnerung an ein schmerzhaftes Erlebnis in der Internatsschule. «Ich fing an zu weinen und konnte nicht mehr aufhören», berichtet Manuel. Sie überlegte, die Behandlung abzubrechen, und erklärte dem Zahnarzt, was mit ihr geschah. Er entschied, sie dennoch zu behandeln.
Menschen wie Doreen Manuel bezeichnen sich als «Survivors», Überlebende. Die Folgen der kolonialen Umerziehung für ihr Leben waren drastisch. Viele ehemalige Internatsschüler kämpften mit Alkoholismus oder anderen Substanzabhängigkeiten, wurden sozial auffällig oder kriminell. Die Suizidraten in den indigenen Gemeinschaften sind nach wie vor hoch.
► Kein Geld, kein Mandat
1996 schloss das letzte der Internate. 2008 setzte die kanadische Regierung eine Wahrheits- und Versöhnungskommission ein, die fast 7000 Einzelaussagen ehemaliger Schülerinnen und Schüler aufnahm. 2015 beendete sie ihre Arbeit mit einem mehr als 4000-seitigen Bericht. Die kanadische Regierung, die die Schulen finanziert hatte, erkannte den «kulturellen Genozid» an.
Strafrechtlich gesehen stellte sie sich aber blind und taub. Von Anfang an gab es Berichte über «verschwundene» Kinder. Ehemalige Schülerinnen und Schüler berichteten, dass eine große Zahl Toter in Massengräbern bestattet worden war.
Der Jurist und Politiker Murray Sinclair versuchte als Mitglied der Kommission zu erreichen, dass den Hinweisen nachgegangen wurde. «Die Kommission war nicht gegründet worden, um einen möglichen Massenmord aufzuklären», erklärt er. Das heißt, sie hatte kein Mandat. Ein Antrag auf 1,5 Millionen kanadische Dollar, um mögliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuklären, wurde 2009 abgelehnt.
Der Vatikan reagierte ähnlich wie auch bei anderen Vorwürfen. Der Papst drückte wiederholt «Bedauern» aus. Bis die «First Nations», wie die Indigenen in Kanada genannt werden, in Eigeninitiative nach den Gräbern der Toten suchten und im Mai 2021 fündig wurden, wurde niemand zur Rechenschaft gezogen. Die kirchlichen Einrichtungen oder deren Nachfolger haben ihre Unterlagen bis heute nicht vollständig zugänglich gemacht.
► Und immer wieder Schuhe
«Ich glaube heute: Wir kannten die Wahrheit», sagt Chief Dominique Rankin, der 1955 in eine Missionsschule gezwungen wurde, in einem Interview mit der «Zeit». Auch Rankin hatte Schulfreunde, die verschwanden. «Wir alle wurden schwer misshandelt», bestätigt er. Bis heute habe er deshalb gesundheitliche Probleme.
Rankin ist ein Führer seines Volkes, er ist gut vernetzt und hat mehrere Bücher geschrieben. Ein Mann, dem man zuhört, zumindest in der eigenen Community. Als er von den ersten Gräberfunden erfuhr, brauchte er psychologische Hilfe. Sie habe nichts ausgerichtet, sagt er. Erst ein Ritual, bei dem er Tabak und kleine Mokassins in Bäume hängte, habe Linderung gebracht.
Auch auf dem Gelände ehemaliger Schulen stehen als Zeichen der Trauer und des Entsetzens seit Wochen Kinderschuhe. Die indigenen Communities Kanadas reagierten nicht nur mit Erleichterung, dass ihnen endlich geglaubt wird, sondern auch mit Wut. Während am kanadischen Nationalfeiertag am 1. Juli die Flaggen auf Halbmast hingen, wurden mehrere Kirchen angezündet, Gruppen indigener Kanadier stürzten Statuen aus der Kolonialzeit. Die Retraumatisierung ist massiv. Über vielen englischsprachigen Artikeln zu den Gräberfunden befinden sich Triggerwarnungen, darunter die Telefonnummern von Beratungsstellen.
► Weitere Gräberfunde werden wahrscheinlich folgen
Weitere Gräberfunde werden sehr wahrscheinlich folgen. Sinclair glaubt, dass die Zahl der toten Kinder bis zu 15‘000 Personen umfassen könnte. Der Schlussreport der Wahrheits-Kommission ging von 4100 Toten aus. Auf dem Gelände vieler der 139 bekannten Internate dürften sich weitere «undokumentierte Grabstätten» befinden. Die «First Nations» und unabhängige Menschenrechtsexperten fordern eine Untersuchung darüber, wer die Toten waren, wann und woran sie gestorben sind.
Viele Kinder starben vermutlich an Tuberkulose oder Masern, andere infolge von Gewalt, an Unfällen, oder sie erfroren auf der Flucht. Getötet wurden nach Sinclairs Interviews auch Kinder von Schülerinnen, die von Priestern gezeugt worden waren. Nach Angabe mehrerer Medien wurden auf dem Gelände der 'Kamloops Indian Residential School' (>Wiki) Knochen gefunden, die so klein sind, dass sie zu Dreijährigen gehören müssen.
► Wo kein Kläger, da kein Richter
Entschuldigungen und Wiedergutmachungsversuche der kanadischen Regierung gab es im Laufe der Jahre bereits mehrere, es floß auch Geld für Wiedergutmachungsprogramme. Den Durchschnitts-Kanadier berührte es wenig. Das erklärt, warum die Gräberfunde die Nation so aufwühlen. Knochen sind schwer zu ignorieren.
Ob es jemals eine umfassende Untersuchung geben wird, ist fraglich. Das liegt an einigen Eigenheiten des kanadischen Rechtssystems.
Zeugen gäbe es genügend, Beweise eher wenig, sagt der Strafverteidiger Andrew Phypers aus der kanadischen Provinz British Columbia. Dokumente der Missionsschulen über Verstorbene sind nur teilweise bekannt, falls die Toten überhaupt dokumentiert wurden. Nach Angabe der Kirchen gegenüber der Wahrheitskommission seien viele Unterlagen zerstört worden oder verloren gegangen. Sinclair ist davon nicht überzeugt.
Bis 2016 identifizierten private Ermittler im Auftrag der kanadischen Regierung dennoch mehr als 5000 mutmaßliche Täter, angeklagt wurde keiner. Mehrere tausend weitere Personen lehnten eine freiwillige Befragung ab. Insgesamt wurden bisher weniger als 50 Personen für Verbrechen verurteilt, die in Zusammenhang mit den kanadischen Internaten stehen. Etwa 80’000 ehemalige Schüler und Schülerinnen leben noch, schätzt der Historiker und Buchautor Manuel Menrath von der Uni Luzern in einem Gespräch mit «Riffreporter».
► Das kanadische Recht und die schleppende Aufklärung
Das erste Hindernis bei der Aufklärung: Um einem Verbrechen nachzugehen, muss es zunächst eine Strafanzeige geben, zum Beispiel wegen Mordes oder sexueller Übergriffe. Anklage erheben könnte jeder Polizeibeamte in Kanada.
Wenn ein Beamter eine Person oder Institution jedoch wegen eines Verbrechens gemäß des «Gesetzes über Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen», zum Beispiel Völkermord, anklagen will, braucht er die Zustimmung des kanadischen Generalstaatsanwalts. Das heißt, die kanadische Regierung kann die Anklage blockieren. Bisher ging jedoch keine Anzeige ein.
Eine weitere offene Frage ist laut Phypers, ob föderale Behörden Verbrechen untersuchen können, die zumindest teilweise auf Anordnung der Regierung geschehen sind, die die Kinder in die Internate gezwungen hat. Die Ironie daran: Wären die Gräber auf privatem Grund gefunden worden und nicht auf dem Gelände ehemaliger Internate, würde längst ermittelt.
► Forderung nach unabhängiger Untersuchung
Vertreter der «First Nations» und auch einige Experten fordern eine Untersuchung durch eine unabhängige Organisation oder Einheit. Auch dem müßte der Generalstaatsanwalt David Lametti, der gleichzeitig seit dem 14. Januar 2019 Kanadas Justizminister ist, aber zustimmen. Gegenüber «Al Jazeera» ließ Lametti von seiner Pressesprecherin ausrichten, er könne selbst keine Untersuchung anstoßen und prüfe alle Optionen.
Das sei Unsinn, sagt der Anwalt Brendan Miller, Lametti könne einer unabhängigen Polizeieinheit die Aufgabe zuweisen, ein Verbrechen zu untersuchen. Phypers, Miller und einige andere wollen deshalb eine Anklage durch den Internationalen Strafgerichtshof erreichen. Aber auch dort stehen die Chancen nicht gut.
► Wenig Hoffnung auf den Internationalen Strafgerichtshof
Der Internationale Strafgerichtshof dürfe nur handeln, wenn es keinen Staat gebe, der diese Aufgabe übernehmen kann oder dieser nicht aktiv werde, erklärt die Politikwissenschaftlerin Kirsten J. Fischer von der Universität Saskatchewan, Kanada. Zwar gebe es Hinweise auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit, diese seien aber vor dem 1. Juli 2002 geschehen.
Für Geschehnisse vor diesem Datum ist der Internationale Strafgerichtshof nicht zuständig. Ein Land mit einer Erweiterung vor den Kopf zu stoßen, wäre politisch schwierig und könnte auch in anderen ehemaligen Kolonialstaaten Nervosität erzeugen. Die Methoden in Kanadas «Residential Schools» waren keinesfalls einzigartig. Ähnliche Programme führten Kolonialmächte und die Kirchen in Süd- und Mittelamerika, den heutigen USA, in Australien und in afrikanischen Ländern durch.
Unter anderem deshalb ist das Verhalten der katholischen Kirche wichtig. Ob es zu einer Strafverfolgung kommt oder nicht – Gerichtsverfahren, sagt Rankin, würden sein Volk nicht heilen. Chiefs wie er dringend auf eine volle Entschuldigung des Heiligen Stuhls. Dazu zitiert der ehemalige Internatsschüler ausgerechnet die Bibel: «Sprich nur ein Wort, und ich bin heil». Dieses Wort wolle sein Volk nun von der Kirche hören.
Daniela Gschweng, Lörrach >> Kontakt: dgschweng@web.de
Weiterführende Informationen:
«Stealing Children to Steal the Land», The Intercept >> weiter.
«Canada must reveal ‘undiscovered truths’ of residential schools to heal», The Guardian >> weiter.
«Will Canada face criminal charges for residential school abuses?», Al Jazeera >> weiter.
«Historiker zu Massengräbern in Kanada: „Es ist ein kultureller Genozid“», von Journalist und Buchautor Christian Schwägerl, RiffReporter.de >> weiter.
«Can justice in Kamloops come through the International Criminal Court?», Kirsten J. Fisher, Policy Options >> weiter.
«Indian residential schools: 5,300 alleged abusers located by Ottawa», Martha Troian, CBC News >> weiter.
► Buchtipp:
»Unter dem Nordlicht. Indianer aus Kanada erzählen von ihrem Land« Autor: Manuel Menrath. Verlag: Galiani-Berlin. Erscheinungstermin: August 2020. ISBN 978-3-86971-216-1. Seiten: 480. Preis für die gebundene Ausgabe: 26,00 €. Auch als E-Book erhältlich, ISBN: 978-3-462-32170-8. Preis: 22,99 €.
»Wir wurden nicht in Kanada geboren, sondern Kanada wurde auf unserem Land geboren.«
Bären an wilden Flüssen, Ahornsirup, Eishockey, nette Umgangsformen – unser Bild von Kanada ist von Klischees geprägt. Genauso romantisiert ist unsere Vorstellung von Indianern, die immerhin einen Großteil des Landes besiedeln: Lagerfeuer, Adlerfedern, Wildpferde und ein Leben im Einklang mit der Natur. Doch wie leben sie wirklich? Der Schweizer Historiker Manuel Menrath zeigt es uns in diesem Buch. Er machte sich auf in entlegene Gebiete im hohen Norden Kanadas, dorthin, wohin keine Straße führt, und traf Cree und Ojibwe in ihren Reservaten.
Und sie vertrauten ihm, dem Europäer – dem Wemistigosh (Holzbootmensch). Sie nahmen ihn mit zu ihren rituellen Festen und zur Jagd, er lebte unter ihnen. In über hundert Interviews erzählten sie ihm von ihrem Leben – ihrem Verhältnis zur Natur, ihren Vorfahren, ihrer Geschichte – und von dem Land, das sich heute »Kanada« nennt und dessen Entstehung für sie mit großem Leid verbunden ist. Sie erzählten von verschwundenen Tieren, alten Ritualen. Und von den Grausamkeiten in den Residential Schools, in denen ihre Kinder in die Gesellschaft der Weißen zwangsassimiliert wurden. Ihre Geschichten handeln von den sozialen wie seelischen Verwüstungen des kulturellen Völkermords, von Depression, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Allein im Cree-Dorf Attawapiskat gab es im Jahr 2016 über 100 Selbstmordversuche unter Jugendlichen – genau in dem Jahr, in dem Premier Justin Trudeau (viel zu spät) die Rechte der Indigenen anerkannte.
Manuel Menraths faszinierendes und tief beeindruckendes Buch berichtet vom Leben derer, die schon seit Jahrtausenden in Kanada leben – und lässt sie selbst zu Wort kommen.
»Dies ist ein wichtiges Buch, weil es unsere Stimmen enthält. Es ist gut, dass wir damit in Europa gehört werden. Denn unsere Geschichte wurde jahrhundertelang ignoriert.« Chief Stan Beardy, Grand Chief der Nishnawbe Aski Nation (2000-2012) und Chief von Ontario (2012-2015)
»Diese großartige Spurensuche in den entlegenen Cree- und Ojibwe-Reservaten Ontarios erzählt die Geschichte von Eroberung, Kolonisierung und fortdauernder Vernachlässigung aus indianischer Sicht – fundiert, überraschend und berührend zugleich.« Aram Mattioli, Verfasser von »Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700–1910«
Mehr Infos unter: https://unterdemnordlicht.de
► Quelle: Der Artikel von Daniela Gschweng wurde am 25. Juli 2021 erstveröffentlicht auf INFOsperber >> Artikel.
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1. Abgründe der Schwarzen Pädagogik. Schwarze Pädagogik ist ein negativ wertender Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten. Der Begriff wurde 1977 von der Soziologin Katharina Rutschky mit der Veröffentlichung eines Buches unter gleichem Titel eingeführt. Unausgesprochen diene die Schwarze Pädagogik der Rationalisierung von Sadismus und der Abwehr eigener Gefühle des Erziehers oder der Bezugsperson. Die Schwarze Pädagogik bediene sich dabei der Mittel des Initiationsritus (z. B. Introjektion einer Todesdrohung), der Hinzufügung von Schmerz (auch seelischem), der umfassenden Überwachung des Kindes (Körperkontrolle, strenger Verhaltenskodex, Forderung unbedingten Gehorsams), der Tabuisierung von Berührung, der Versagung grundlegender Bedürfnisse und eines übertriebenen Ordnungsdrills.
Bildidee: Helmut Schnug. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs (WiKa). Bei Verwendung bitte unbedingt Hinweis auf www.Kritisches-Netzwerk.de
2. Was war der religiöse oder ökonomische Treiber in Kirchen und Religionen? Diese Frage stellte sich der Mensch nicht, weil er stets an das glaubte, was einem die Welterklärer vorgaben. Mit Bildung hatten die kirchlich geführten Schulen wenig zu tun. Sie dienten der Missionierung und Assimilierung. Die Erziehung durch Mönche und Nonnen diente vor allem dem angeblichen Seelenheil der Anvertrauten und nicht ihrem Wohlergehen. Heutzutage sind insb. jüngere Menschen kritischer, vor allem die römisch-katholische Kirche verliert insgesamt an Einfluss - und das ist verdammt gut so!. Grafik/Quelle: pngguru.com (free Clipart).
3. Verbrechen an Schutzbefohlenen durch schwere Körperverletzung in Serie, Stockschläge, sexuelle Ausbeutung, Freiheitsberaubung, Nötigungen, Beleidigungen und Erniedrigungen. Kirchenkriminalität: in der katholischen Kirche erwiesenermaßen seit Jahrhunderten angewandte Methode durch zahllose verhaltenssgestörte Priester und Würdenträger. Das Bild wurde u.a. veröffentlicht in einem Artikel bei der NGO "The National Secular Society".
4. Kinderschuhe als Zeichen der Trauer und des Entsetzens: Gedenkfeier an der Alberta Legislative in Edmonton, der Hauptstadt Albertas und mehreren Schulen des Kanadas. Mahnwache zu Ehren der 215 Kinder der Kamloops Indian Residential School, deren sterbliche Überreste im Mai 2021 entdeckt wurden. Die indigenen Communities Kanadas reagierten nicht nur mit Erleichterung, dass ihnen endlich geglaubt wird, sondern auch mit Wut. Foto: Mack Male, Edmonton (AB), Kanada. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0) lizenziert.
5. KIRCHENZONE. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa). Diese Grafik ist nicht Bestandteil des Originalartikels und wurde von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt.
6. Buchcover: »Unter dem Nordlicht. Indianer aus Kanada erzählen von ihrem Land« Autor: Manuel Menrath. Verlag: Galiani-Berlin. Erscheinungstermin: August 2020. ISBN 978-3-86971-216-1. Seiten: 480. Preis für die gebundene Ausgabe: 26,00 €. Auch als E-Book erhältlich, ISBN: 978-3-462-32170-8. Preis: 22,99 €.
7. Täterorganisation Katholische Kirche und kirchliche Einrichtungen wie Missionarsschulen. Bildidee: Helmut Schnug. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs / QPress.de. Bei Verwendung bitte unbedingt Hinweis auf www.Kritisches-Netzwerk.de