Magna Carta wird 800 Jahre alt

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Magna Carta wird 800 Jahre alt
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Magna Carta wird 800 Jahre alt

Alles Gute zum Geburtstag

von Dr. Paul Craig Roberts

Am Montag 15. Juni 2015 ist der 800. Jahrestag der Magna Charta. In seinem Buch „Magna Carta - The Charter and its history. erwähnt James Clarke Holt, Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Cambridge, dass drei Kapitel dieses historischen Dokuments noch immer in der Englischen Gesetzessammlung zu finden sind, und dass so viel von dem, was von der Großen Charta noch lebt, „sich um individuelle Freiheit dreht,“ was „die Qualität der Originalfassung aus dem Jahr 1215 widerspiegelt.“
 

 

Im 17. Jahrhundert benützte Sir Edward Coke die Große Charta der Freiheiten, um die Vormachtstellung des Parlaments, der Vertretung des Volks, als den Ursprung des Rechts zu etablieren.

Eine Anzahl von Rechtsgelehrten haben die irrelevante Auffassung geäußert, dass die Magna Charta die Rechte der Kirche, des Adels und der Freien schützte, die nicht untertan waren, also eines kleinen Anteils der Bevölkerung im frühen 13. Jahrhundert. Wir hören dasselbe über die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, dass auch diese etwas sei, was die Reichen für sich selbst gemacht haben. Ich habe nichts übrig für diese Art von Entlarvung von menschlichen Errungenschaften, die letztendlich den einfachen Menschen Freiheit brachten.

Zu Runnymede hatte 1215 niemand außer den bewaffneten Baronen die Kraft und den Mut, König John dazu zu bringen, sich dem Gesetz zu unterwerfen. Der Rechtsstaat, nicht die Herrschaft des Fürsten oder des exekutiven Bereichs in Washington, der ein feiger und korrupter Kongress und Oberster Gerichtshof zugestimmt haben, ist eine menschliche Errungenschaft, die im Lauf der Jahrhunderte aus der Magna Charta herauswuchs, natürlich mit Höhen und Tiefen.
 

William Blackstones „Kommentare“ aus dem Jahr 1759 flossen in die amerikanische Revolution ein und gaben uns die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika und die „Bill of Rights“ (Katalog der Grundrechte).

Die Genfer Konventionen weitete den Rechtsstaat auf den internationalen Bereich aus.

Beginnend mit der Clinton-Administration und immer schneller unter den George W. Bush und Obama-Regimes und Tony Blair in England setzten sich die Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und des Vereinigten Königreichs über ihre Verantwortung gegenüber dem Recht hinweg.

Sowohl die Vereinigten Staaten von Amerika als auch das Vereinigte Königreich haben im 21. Jahrhundert zahlreiche Kriege begonnen, illegal nach dem Nürnberger Standard, der nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg von den USA und Großbritannien begründet und benützt wurde, um Deutsche wegen Kriegsverbrechen hinzurichten. Die USA und Großbritannien behaupten, dass sie im Gegensatz zu Deutschland gegenüber dem Internationalen Recht immun sind, das sie selbst etabliert hatten, um die besiegten Deutschen zu bestrafen. Washington und London dürfen bombardieren und morden, soviel sie wollen, Deutschland hingegen nicht.

Beide Regierungen spionieren illegal und gegen die Verfassung (das Vereinigte Königreich hat gar keine geschriebene Verfassung) ihre eigenen Bürger aus, und die Administrationen Bush und Obama haben unter Mitwirkung des Kongresses und der Bundesgerichte die Verfassung der Vereinigten Staaten bedeutungslos gemacht mit Ausnahme des Zweiten Zusatzartikels, die durch die starke Lobby der National Rifle Association beschützt wird. Wenn es nach den „Progressiven“ geht, die die Kontrolle der Schusswaffen verlangen, wird von der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika nichts mehr übrig sein.

Washington und seine europäischen Satelliten haben das Recht einer politischen und wirtschaftlichen hegemonischen Agenda untergeordnet. Wie einst in der Glanzperiode des Kolonialismus, als der Westen die nicht-weiße Welt ausplünderte, beutet der Westen heute seine eigene aus. Griechenland wird ausgeplündert wie Irland ausgeplündert wurde, und Italien und Spanien werden der Ausplünderung nicht entkommen, es sei denn, sie streiten ihre Schulden ab und verlassen die EU.

Der Kapitalismus des Westens ist ein Ausplünderungsmechanismus. Er beutet Arbeit aus. Er beutet die Umwelt aus, und mit den transpazifischen und transatlantischen „Partnerschaften“ - TTIP [hier und hier], CETA und TiSA [hier] - wird er das souveräne Recht der Länder ausbeuten. Zum Beispiel werden Frankreichs Gesetze gegen genmanipulierte Organismen zu „Handelseinschränkungen,“ was Frankreich Strafverfahren seitens Monsanto unterwirft. Wenn Frankreich Monsanto nicht die Schäden bezahlt, die Monsanto geltend macht, dann wird Frankreich zum Ziel von Strafsanktionen, wie Washington sie gegen Russland verhängt, wenn Russland nicht macht, was Washington will.
 

Vor unseren Augen wird eine neue Sklavenexistenz geschaffen, da das Recht aufhört, ein Schutzschild der Bürger zu sein und zu einer Waffe in den Händen der Regierung wird. Achthundert Jahre der Reform werden auf den Kopf gestellt, da Washington und seine Vasallen einmarschieren, bombardieren und Regierungen stürzen, die nicht Washingtons Agenda entsprechen. Ehemals eigenständige landwirtschaftliche Gemeinschaften werden zu Lohnsklaven von im internationalen Agrogeschäft tätigen Konzernen. Überall erheben sich Privilegien über das Gesetz, und die Gerechtigkeit geht verloren.

Die Konzentration von Reichtum und Macht erinnert an die aristokratische Ära und Rom unter den Cäsaren. Der Verfall des Rechtsstaats hat einfache Menschen der Sicherheit und Würde beraubt. Die Völker der Welt müssen sich selbst schützen, indem sie in Verteidigung des Prinzips der Magna Charta handeln, dass Regierungen verantwortlich gegenüber dem Gesetz sind. Regierungen, die dem Gesetz gegenüber nicht verantwortlich sind, sind Tyranneien, wie immer sie sich auch selbst bezeichnen mögen, ganz egal für wie exzeptionell und unentbehrlich sie sich selbst erklären.
 

Am Montag bildet sich in Westminster in London das "International Tribunal for Natural Justice", ITNJ (Internationales Tribunal für natürliche Gerechtigkeit). Wenn mein Verständnis dieses Werks der Humanitas richtig ist, dann haben wir einen Grund zur Hoffnung. Vielleicht wird das Tribunal die Verbrecher unserer Zeit verurteilen, von denen fast alle „Führer“ westlicher Regierungen sind, im Internet mit Geschworenen und Anklägern, damit die Menschen auf aller Welt das Böse erkennen können, das jede Regierung des Westens verkörpert.

Wenn erst einmal der Westen als die bösartige Macht begriffen wird, die er ist, dann wird er sich reformieren und sich wieder Edward Cokes Vision der Großen Charta aneignen müssen, oder zu einem bedeutungslosen verschlafenen Nest werden, während der Rest der Welt sich mit besserem beschäftigt. Die Welt ist gerettet, sobald die Welt aufhört, sich vor dem amerikanischen Cäsar zu verbeugen.

Dr. Paul Craig Roberts


Quelle:  erschienen am 12. Juni 2015 auf > Paul Craig Roberts Website > Artikel

Die Weiterverbreitung dieses Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.

Dr. Paul Craig Roberts wurde am 3. April 1939 in Atlanta, Georgia geboren. Er hat an der Georgia Tech, der University of Virginia, der University of California in Berkeley und der Oxford University studiert, wo er Mitglied des Merton College war. Er wurde von Präsident Ronald Reagan zum Assistant Secretary of the US Treasury for Economic Policy berufen.

Er war Mitarbeiter des US-Kongresses, Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal, Kolumnist bei Business Week, Scripps Howard News Service und Creators Syndicate sowie Senior Research Fellow der Hoover Institution und der Stanford University. Zudem hatte er den William E. Simon Chair in Political Economy am Center for Strategic and International Studies der Georgetown University inne.

Er ist Vorsitzender des Institute for Political Economy und Autor oder Koautor von zehn Büchern sowie zahlloser Artikel in wissenschaftlichen Journalen. Er hat vor dem US-Kongress in Kommissionen zu mehr als 30 Anlässen ausgesagt.

Prof. Roberts wurde mit dem Meritorious Service Award des US-Finanzministeriums für seine „herausragenden Beiträge zur Formulierung der Wirtschaftspolitik der USA“ und in Frankreich mit dem Legion of Honor als „Handwerker einer Erneuerung der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolititk nach einem halben Jahrhundert Staatsinterventionismus“ ausgezeichnet.

Klappentext des Buches "Amerikas Kriege[r]" - ISBN 978-3-906212-01-2, EUR 16.90 (DE), EUR 17.40 (AT), sfr 28.00 (freier Pr.)

Mit "Amerikas Kriege(r)" erscheint eine provokante und verstörende Sammlung von Kolumnen des US-amerikanischen Journalisten und Regierungsmitgliedes unter US-Präsident Ronald Reagan, Dr. Paul Craig Roberts.

Seit 2009 prangert Roberts die anhaltenden Kriegsverbrechen der US-amerikanischen Regierung und seiner Verbündeten an, die unersättliche Gier der Machthaber nach Profit und internationaler Hegemonie. Dabei reichen seine Betrachtungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zurück und entlarven mit gut recherchierten Fakten die verlogene Scheinheiligkeit der offiziellen Propaganda seitens der westlichen Regierungen...

"Amerikas Kriege(r)" bringt die wichtigsten von Roberts' Kolumnen von 2009 bis Mitte 2013 erstmals in deutscher Sprache in Buchform zusammen, sodass seine erschreckenden Ausführungen für jeden im deutschen Sprachraum zugänglich werden. Es mag beinahe ironisch erscheinen, dass mehrere von Roberts' Kritikpunkten, die die US-amerikanische Regierung allesamt abstreiten würde, durch den gegenwärtigen NSA-Skandal bestätigt werden. In dieser Angelegenheit werden noch einige Überraschungen zutage treten. So liefert die USA einem ihrer größten Kritiker unfreiwillig einen perfekten Zeitpunkt für die Veröffentlichung eines Buches, das die Vereinigten Staaten - einst Symbol für Freiheit und Demokratie - als einen von einer korrupten, kriegstreiberischen, machthungrigen, profitgierigen Regierung zerrütteten Staat entlarvt.

Roberts lässt sich nicht als einen wirren Verschwörungstheoretiker abstempeln und kleinreden. Stattdessen klärt er dem Leser den Blick für die Wahrheit, die, einmal entdeckt, nicht mehr ignoriert werden kann.

Bildquellen:

1. Ein Original der Magna Carta von 1215 (London, British Library, Cotton MS. Augustus II. 106. The Magna Carta (originally known as the Charter of Liberties) of 1215, written in iron gall ink on parchment in medieval Latin, using standard abbreviations of the period, authenticated with the Great Seal of King John. The original wax seal was lost over the centuries. This document is held at the British Library and is identified as "British Library Cotton MS Augustus II.106" One of four known surviving 1215 exemplars of Magna Carta.

Foto: Original authors were the barons and King John of England. Uploaded by Earthsound. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

2. König Johann unterschreibt die Magna Carta. Historisierende Darstellung. Urheber: James William Edmund Doyle (1822–1892). Quelle: in A Chronicle of England: B.C. 55 – A.D. 1485, London: Longman, Green, Longman, Roberts & Green. > Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

3. US-Imperialismus und geopolitischen Interessen kennen keine Grenzen. Die Vereinigten Staaten haben in mehr als 150 Staaten Soldaten stationiert. Karikatur gezeichnet von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, seine Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com

4. NEIN zu TTIP! Das Foto ist entstanden während der Demo "TTIP-stoppen" zum G7-Treffen (04.06.2015 in München). Fotograf: © Frederick Dietze > seine Webseite: www.southvibez.de > Facebook. Die Rechte verbleiben beim Fotograf! Herzlichen Dank für die freundliche Freigabe zur Veröffentlichung im KN.

5. Die Freiheitsstatue (englisch Statue of Liberty, offiziell Liberty Enlightening the World, auch Lady Liberty; französisch La Liberté éclairant le monde) ist eine von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffene neoklassizistische Kolossalstatue bei New York. Sie steht auf Liberty Island im New Yorker Hafen, wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht und ist ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten. Die Statue ist seit 1924 Teil des Statue of Liberty National Monument und seit 1984 als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert. Bildautor: Phillip Maiwald. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter den Creative-Commons-Lizenzen „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, „2.5 generisch“, „2.0 generisch“ und „1.0 generisch“ lizenziert.

6. Buchcover: AMERIKAS KRIEGE(R) von Paul Craig Roberts.