

Massenhafte Verwendung des Begriffs Populismus
Populismus und seichte Kumpanei
Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com
Ein weiterer Begriff, der sich in den letzten Jahren im politischen Diskurs durchgesetzt hat und der als so unzweifelhaft gilt, dass er bei der Bezeichnung bestimmter Kräfte in den Nachrichten nicht mehr fehlen darf, ist der des Populismus. Die massenhafte Anwendung in Bezug auf das, was als die 'NEUE RECHTE' oder 'RADIKALE RECHTE' bezeichnet wird, täuscht über die eigentliche Definition hinweg. Analog zu den Oligarchen sollen Populisten nur in Lagern zu finden sein, die als feindlich angesehen werden. Ein Blick auf Nachschlagewerke vom Duden bis hin zur Encyclopaedia of Democracy zeigt jedoch, dass die massenhafte Verwendung des Begriffs auf eine politische Richtung seinem genuinen Sinn nicht entspricht.
Im Duden wird Populismus beschrieben als eine „von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen [..] zu gewinnen.“ Und in der Encyclopaedia of Democracy wird Populismus charakterisiert als eine „politische Bewegung, die die Interessen, kulturellen Wesenszüge und spontane Empfindungen der einfachen Bevölkerung hervorhebt, im Gegensatz zu denen einer privilegierten Elite“.
Beide Definitionen sollten für sich schon einer Betrachtung unterzogen werden, weil sie die Existenz einer Demokratie-unmündigen Kohorte voraussetzen. Darüber zu streiten ist insofern müßig, als dass die Lexika, die in einer gewissen Zeit entstehen, nie von denen geschrieben werden, die dem „Plebs“ zuzurechnen sind.
Bevor der allgegenwärtige Wokismus die allgemeine Begriffsfähigkeit noch nicht verdunkelt hatte, hätte man sich nicht eines neuen Terminus bedienen müssen, um ein Phänomen zu beschreiben, das ebenso bekannt war wie beschrieben. Der schlichte Begriff der Bauernfängerei hat genau das bezeichnet, worum es bei dem Begriff des Populismus geht. Vereinfachung von Wirkungszusammenhängen, das verantwortlich Machen von bestimmten sündigen Zeitgenossen und das Vorgaukeln einfacher Lösungen.
»Robert Habeck denkt nicht richtig nach, sondern hört auf sein Bauchgefühl.
Damit ist er bis jetzt immer und immer wieder krachend gescheitert.«
(Helmut Schnug)
Genau betrachtet ist diese Methode eine, die es seit der Existenz eines politischen Diskurses gibt. Von der Antike über Shakespeare bis zu Bert Brecht ist das Phänomen illuster verdinglicht und durchleuchtet worden. Nichts Neues unter der Sonne, es sei denn, man legt sich ein neues Besteck zu, mit dem man glaubt, sich eigene Vorteile verschaffen zu wollen.
Nicht, dass man in dem politischen Lager, das man mit dem Begriff des Populismus belegt, nicht auch den Kern der Definition träfe. Allein monothematisch vorgetragene Lösungsansätze eignen sich nicht, um globale Krisenerscheinungen ein für alle mal lösen zu können. Die Slogans sind jedoch genauso hirnrissig wie die aus dem politischen Lager, das gegen den Populismus Front macht und sich dabei seiner selbst bemächtigt. Weder Immigranten/Asylsuchende/Einwanderer sind des Übels Kollektivursache wie auf der anderen Seite Putin/der Russe. Was beide Fraktionen gemein haben, ist die die Vereinfachung, die Stigmatisierung und die Exkulpierung der eigenen Fehlbarkeit.
Wenn wir von Populismus sprechen, so wie er in den Nachschlagewerken definiert ist, und die Auffassung teilen, dass seine Anwendung als politisches Instrument ungeeignet ist, da er die Täuschung zum System erhebt, dann sollten wir konsequent sein und ihn generell aus der Debatte verbannen. Das wäre, ja, der Hinweis ermüdet mittlerweile, ein schönes Betätigungsfeld für Journalisten, wenn sie die Vertreter der politischen Profession bei jedem populistischen Versuch damit konfrontierten. Den einseitigen Gebrauch als Beschreibung nur eines Lagers zu übernehmen, ist allenfalls ein Indiz für seichte Kumpanei.
Gerhard Mersmann
Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.
Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .
► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 14. Januar 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.
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1. Den sogenannten Populisten wird immer wieder vorgeworfen, Themen zuzuspitzen und dabei völlig zu überzeichnen. Alles, um den Wähler zu beeinflussen und zweifelhafte politische Ziele zu verfolgen. Unsere selbsternannten "Qualitätsmedien" werfen der „Alternative für Deutschland“ (AfD) Populismus vor, allerdings durchdringt der Populismus auch andere Kreise, zu denen man insbesondere die Kartell- und Blockparten zählen muss, allen voran die „Grünen“ und die „Linken“, nebst Organisationen wie „Greenpeace“, „Correctiv“, den Anwaltsverein „Deutsche Umwelthilfe e.V.“ und viele mehr. Die Leit- bzw. Konzernmedien betreiben einen erbärmlichen Hetzjournalismus, dem sich die meisten Menschen kaum entziehen können oder wollen.
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2. Robert Habeck, Erklärbär der deutschen Politik. Wir erklären euch die Welt! »Wie soll er denn wissen, was er denkt, bevor er nicht gehört hat, was er sagt? Robert Habeck denkt nicht richtig nach, sondern hört auf sein Bauchgefühl. Damit ist er bis jetzt immer und immer wieder krachend gescheitert.« (-Helmut Schnug).
Robert Habeck auf der re:publica 24 - Tag 3, 29. Mai 2024 in der STATION Berlin. Foto OHNE Textinlet: Anne Barth/re:publica / republica GmbH. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0). Der Text wurde von Helmut Schnug nachträglich in das Foto eingearbeitet. Die Lizenz bleibt natürlich bestehen.
3. Für den Begriff Populismus (lat.: populus, „Volk“) gibt es keine eindeutige Definition. In der politischen Debatte ist Populismus oder populistisch ein häufiger Vorwurf, den sich Vertreter unterschiedlicher Richtungen gegenseitig machen, wenn sie die Aussagen der Gegenrichtung für populär, aber nachteilig halten. Dem Begriff Populismus werden von den Sozialwissenschaften mehrere Phänomene zugeordnet. Einerseits handelt es sich um einen spezifischen Politikstil, eine Form der politischen Rhetorik, andererseits wird Populismus in der Forschung auch als Ideologie eingestuft.
Die massenhafte Anwendung in Bezug auf das, was als die 'NEUE RECHTE' oder 'RADIKALE RECHTE' bezeichnet wird, täuscht über die eigentliche Definition hinweg. Analog zu den Oligarchen sollen Populisten nur in Lagern zu finden sein, die als feindlich angesehen werden. Ein Blick auf Nachschlagewerke vom Duden bis hin zur Encyclopaedia of Democracy zeigt jedoch, dass die massenhafte Verwendung des Begriffs auf eine politische Richtung seinem genuinen Sinn nicht entspricht. Foto: Dr Case. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).